Margret Zeerleder-Lutz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Glückselige Freyheit, entgegen gestellt der beschwehrlichen Dienstbarkeit. Oder: Einfältige Hertzens- und Erfahrungs-Lehr / einer durch die Wahrheit frey gemachten schweitzerischen Frauen [...], 1743 in Bern erschienen.

Margret Zeerleder-Lutz (* 1674 in Kirchdorf; † 4. September 1750 in Bern) war eine Schweizer Pietistin.

Margret Zeerleder-Lutz war die Tochter des Pfarrers Emanuel Lutz (* 13. Mai 1627 in Spiez; † 24. September 1713 in Kirchdorf)[1] und dessen Ehefrau Johanna Rosina, Tochter des Politikers Johann Rudolf Wurstemberger (1608–1693);[2] sie war eine Cousine zweiten Grades des Pfarrers Samuel Lutz.

1698 heiratete sie den Apotheker Johann Jakob Zeerleder (* 25. August 1675 in Kirchberg; † 15. August 1737 in Bern),[3] Sohn des Pfarrers Niklaus Zeerleder (1628–1691). Gemeinsam hatten sie vier Kinder, von denen eines noch im Kindesalter verstarb. Zu ihren Töchtern gehörte auch Maria Elisabeth (* 19. September 1707 in Bern; † 5. Mai 1771 ebenda), die verheiratet war mit Victor Fischer (1709–1750), dem Berner Postpächter, der auch die Campagne Oberried in Belp erbauen liess; sein Vater war Beat Rudolf Fischer (1668–1714),[4] Gesandter zum Reichstag nach Regensburg.

Ihre drei verheirateten Töchter schlossen sich später alle der Herrnhuter Brüdergemeine in Bern an.

Pietistisches Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1692/1693 hatte sie ein Erweckungserlebnis und war seitdem Teil der pietistischen Bewegung in Bern; ihr Haus wurde ein Treffpunkt für religiöse Nonkonformisten. Sie stand mit Pietisten aus dem In- und Ausland in Kontakt, zu diesen gehörten Samuel König, Hieronymus Annoni und Nikolaus Ludwig von Zinzendorf.

Ihr Haus wurde zu einer zentralen Adresse der Pietisten und sie nahm dort unter anderem Charles Hector de Saint George Marquis de Marsay, Hieronymus Annoni, Johann Adam Gruber (1693–1763), der später Mitglied der Community of True Inspiration in Germantown in Pennsylvania wurde und als Prophet galt, sowie Johann Friedrich Rock auf.[5]

Sie war auch schriftstellerisch tätig und ihre religiöse Autobiografie und Andachtsbuch Glückselige Freyheit, die allerdings nicht unter ihrem Namen erschien, enthielt unter anderem ihren Lebens-Lauff. Die zentrale Kategorie ihrer Hertzens-Lehr war die eigene Erfahrung.

Schriften (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Glückselige Freyheit, Entgegen gestellt Der beschwerlichen Dienstbarkeit. Oder: Einfältige Hertzens- Und Erfahrungs-Lehr, Einer Durch die Wahrheit frey gemachten Schweitzerischen Frauen. Neuwied 1740 und Bern 1743. (Digitalisat).[6]
  • Jan-Andrea Bernhard, Judith Engeler (Hrsg.): «Dass das Blut der heiligen Wunden mich durchgehet alle Stunden.» Frauen und ihre Lektüre im Pietismus. Theologischer Verlag Zürich, Zürich 2019. (digit.)
  • Simon Bosshard: Margret Zeerleder-Lutz. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Simon Bosshard: Die Berner Pietistin Margret Zeerleder-Lutz (1674–1750) und ihr Lebens-Lauff. 1999. (Liz.-Arbeit Univ. Zürich, 1999/2000).
  • Rudolf Dellsperger: Erfahrung als Grund des Glaubens im radikalen Pietismus und in der Aufklärung: Margret Zeerleder-Lutz, Charles Hector de Marsay, Gottfried Arnold und Albrecht von Haller. In: Aus Gottes Wort und eigener Erfahrung gezeiget. Band 1. Verlag der Franckeschen Stiftungen, Halle 2012, S. 163–183.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Karin Marti-Weissenbach: Emanuel Lutz. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. April 2007, abgerufen am 15. September 2020.
  2. Hans Braun: Johann Rudolf Wurstemberger. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. November 2016, abgerufen am 15. September 2020.
  3. Historisches Familienlexikon der Schweiz - Personen. Abgerufen am 15. September 2020.
  4. Barbara Braun-Bucher: Beat Rudolf Fischer. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 6. April 2004, abgerufen am 15. September 2020.
  5. Rudolf Dellsperger: Zwischen Offenbarung und Erfahrung: Gesammelte Aufsätze zur Historischen Theologie. Theologischer Verlag Zürich, 2015, ISBN 978-3-290-17842-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 15. September 2020]).
  6. Isabelle Noth: Ekstatischer Pietismus: die Inspirationsgemeinden und ihre Prophetin Ursula Meyer (1682–1743). Vandenhoeck & Ruprecht, 2005, ISBN 3-525-55831-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).