Mellingburger Schleuse

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Die Mellingburger Schleuse (nach Wilhelm Melhop[1] als Mellenburger Schleuse bezeichnet) befindet sich an der oberen Alster in Hamburg-Sasel und dient heute der Regulierung des Wasserstandes der Alster am unteren Schleusentor.

Schleusenbecken und unteres Schleusentor, links davon die nicht mehr funktionsfähige Fischtreppe und weiter links der Auslauf des Schleusenumlaufs.

Vom 15. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts war sie erst als Stauschleuse mit einem Wehr und wenig später als Kammerschleuse mit zwei Wehren Teil des Schifffahrtweges der Alster, der für die Stadtentwicklung Hamburgs von großer Bedeutung war.

14. bis 18. Jahrhundert

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Ehemaliges Schleusenmeisterhaus der Mellingburger Schleuse
Blick vom unteren Schleusentor auf die Schleusenkammer der Mellingburger Schleuse, im Vordergrund die Schüttenwinde
Offenes obere Schleusentor (Baujahr 1855), längs zur Brücke die Schüttenwinde
Oberes Schleusentor, Erdwinde zum Öffnen des Schleusentores

Im Jahr 1365 ging die Alster nebst ihrem Ufer in ihrer Nutzung aus dem Besitz der Holsteiner dauerhaft in das Eigentum der Hamburger über. Die Besonderheit zum Besitz der Ufer ergab sich dadurch, dass die Alster nicht schiffbar, sondern nur flößbar war und damit nicht den kaiserlichen zustehenden Rechten an schiffbaren Strömen unterlag.[1][2]

1446 schlossen die Stadt Hamburg mit Herzog Adolf von Schleswig-Holstein, Stormarn und Schauenburg einen Vertrag, eine Schiffsverbindung zwischen Lübeck und Hamburg, den Alster-Trave-Kanal (auch als Alster-Beste-Kanal bezeichnet), zu bauen. 1448 begannen die Arbeiten zur Kanalisierung des Flusslaufes und zum Bau diverser Schleusen zur Regulierung der Wasserstände des Wasserweges. Wie die Mellingburger Schleuse waren sie einfache aufziehbare Wehre (Stauschleusen). Beim Öffnen der Schleuse glitten die Schiffe auf der Flutwelle zur nächsten Schleuse. Während des Schleusenvorganges floss stetig das Wasser aus dem Oberlauf über das aufgezogene Wehr ab, was mit viel Wasserverlust verbunden war. Aufgrund großer Schwierigkeiten beim Ausbau des Kanals längs des Nienwohlder Moores wurde die Arbeiten zur Schiffsverbindung zwischen Lübeck und Hamburg eingestellt.

Davon unbenommen setzte Hamburg den Ausbau der Alster und den Bau der Schleusen von Bargfeld-Stegen abwärts fort. Der Transport von Holz und Segeberger Kalk nach Hamburg sollte dadurch erleichtert werden. Der Abschnitt von Wohldorf über die Mellingburger Schleuse bis nach Hamburg dauerten mehr als ein Jahrzehnt. Der flussaufwärts liegende Abschnitt von Bargfeld-Stegen wurde erst 1465 fertiggestellt.

Das Mellingburger Schleusenmeisterhaus wurde 1520 vom Hamburger Senat im Zusammenhang mit dem Bau der Schleuse errichtet. Der Schleusenmeister stand im Dienst des Hamburger Senats, wie auch der Schleusenbetrieb der Hamburger Gerichtsbarkeit unterlag. Die Alster mit seinen Schleusen lagen im Hamburger Einschlussgebiet innerhalb des holsteinischen Gebiets. Die Schiffbarkeit der Alster und der Schleusenbetrieb wurde vom Hamburger Senat unterhalten. 1525 wurde der Plan, einen Schifffahrtsweg zwischen Lübeck und Hamburg herzustellen, wieder aufgegriffen. Die ursprünglich als einfache Stauschleuse gebaute Mellingburger Schleuse wurde von 1528 bis 1529 als Doppelschleuse gebaut, um die nötige Wassertiefe für die Schiffe herzustellen, auch der Wasserverlust beim Schleusenvorgang wurde damit deutlich gesenkt.

Das Schleusenbecken zwischen den beiden Schleusentoren war 77,4 m lang und 48,7 m breit. Es konnte damit etwa 20 Alsterschiffe aufnehmen. Das obere Schleusentor staute das Wasser mittels zweier übereinanderstehender Schütten auf 2,50 m, entsprechend einem Wasserstand von + 15,95. Das untere Schleusentor war nur mit einer Schütte von 5 Fuß (1,43 m) ausgeführt, das einem Wasserstand (Schlagschwelle) von + 13,38 m ergab. Für Wartungsarbeiten der Schleuse wurde ein Schleusenumlauf angelegt.[3]

Der gesamte Kanalbau zwischen Lübeck und Hamburg mit den Treidelwegen, Brücken und Schleusenwärterhäusern wurde Mitte 1529 fertiggestellt. Schon im August 1529 erreichten die ersten vier mit Kaufmannsgütern voll beladenen Lastschiffe aus Lübeck – die Mellingburger Schleuse passierend – Hamburg. Bereits 20 Jahre später wurde dieser Schifffahrtsweg aus technischen und finanziellen Gründen wieder aufgegeben. Der Schiffsverkehr auf der Oberalster bis nach Hamburg blieb dagegen erhalten. Zum Einsatz kamen hölzerne Kähne, die sogenannten Alsterböcke, die 15 bis 24 Meter lang und 3,5 bis 5 Meter breit waren. Für den Häuserbau benötigte die Stadt Hamburg viel Bauholz, das aus dem noch waldreichen Alstertal transportiert oder auch geflößt wurde. Zusätzlich wurden auch große Mengen an Torf, Feldsteine, Ziegel, Segeberger Kalk und Getreide transportiert. Nach dem Hamburger Brand im Mai 1842 war zum Wiederaufbau der zu einem großen Teil zerstörten Stadt dieser Transportweg zur Beschaffung von Baumaterialien von großer Bedeutung.

1573 erfolgte ein Neubau der Mellingburger Schleuse. Die Kosten für die Instandhaltung, den Betrieb und Neubau trugen die Stadt Hamburg als Eigentümer der Schleusen. Als Nutzungsgebühr wurde von jedem Alsterschiff 1 Taler erhoben. Schiffe mit einer Holzladung mussten dem Schleusenmeister ein oder zwei Kloben Holz liefern. Neben den allgemeinen Aufgaben der Schleusenmeister, musste der Mellingburger Schleusenmeister dem Bergstedter Pastor Lebensmittel liefern. Spätere Erneuerungen der Schleuse sind erst wieder im 19. Jahrhundert vermerkt.[1][4]

19. und 20. Jahrhundert

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In den Jahren 1835 und 1855 wurden die aus Ziegeln bestehenden Bauwerke des unteren bzw. oberen Wehres der Mellingburger Schleuse erneuert. Der verwendete Romanzement erwies sich als nicht haltbar und musste 1855 durch Portlandzement ersetzt werden. Die Einfassung der Schleusenkammer mit Spundwänden, Steinböschungen, Anschlussvorsetzen sowie mit Treppen und Stegen längs der Ostseite erfolgte im Jahr 1869. 1910 wurden bei der Schleuse Rampenanlagen für das Überziehen von Ruder- und Paddelbooten geschaffen, wofür ein zunehmender Bedarf auf der Alster bestand. Auf der Westseite der Schleuse befindet sich das 1717 errichtete Schleusenmeisterhaus, das heute Teil der dortigen Hotelanlage ist.

Den Schleusenmeisterdienst der Mellingburger Schleuse führten seit dem 17. bis Anfang des 20. Jahrhunderts nahezu durchgehend Mitglieder der Familie Timmermann aus, die selbst im Besitz größerer Ländereien im Alstertal waren. Der Schleusenmeister besaß auch das Schankrecht, womit das Schleusenmeisterhaus auch als Wirtshaus den – bei den Schleusungen wartenden – Alsterschiffern diente.

1998 wurden das untere Schleusentor (Unterhaupt) und die Holzbrücke über das obere Schleusentor (Oberhaupt) der Schleuse erneuert.[5]

21. Jahrhundert

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Die Mellingburger Schleuse in ihrer heutigen Form besteht seit ihrer Errichtung in den Jahren 1854/55. Heute reguliert die Schleuse nur noch den Wasserstand der Alster.

Für die unter Denkmalschutz stehende Schleusenanlage[6] besteht seit mehreren Jahren ein Sanierungsbedarf, der auch 2016 zu einer entsprechenden Anfrage an den Hamburger Senat geführt hat, ohne dass bislang eine Sanierung erfolgte.[7][8]

Commons: Mellingburger Schleuse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Wilhelm Melhop: Die Alster – Geschichtlich, urkundlich und flußbautechnisch beschrieben, Kap. 13: Der Alster-Trave-Kanal von 1448 und die Schiffbarmachung der Alster (Seiten 102–106), Kap. 14: Der Alster-Trave-Kanal von 1525 (Seiten 107–128), Kap. 30: Die Mellenburger Schleuse, Kap. 31: Das Mellenburger Schleusenmeisterhaus (Seiten 193 – 198), P. Hartung, 1932.
  2. Stromregal, 2024 Mittelalter - Alltag, Leben und Sterben.
  3. Heike Ziesche, Ferdinand Ziesche: Hamburg-Sasel, Sutton Verlag GmbH, 2011, 121–127 Seiten (Mit historischen Abbildungen von der Mellingburger Schleuse sowie dem Schleusenneubau von 1912).
  4. Volker Looks: Hamburgs Rechte an der Alster. In: Jahrbuch des Alstervereins. 2018, 91. Jahrgang, Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, ISSN 1432-1661 (viewer.deutsche-digitale-bibliothek.de).
  5. Matthias Damm: Mellingburger Schleuse ist marode, Heimatecho, 2. Dezember 2020.
  6. Denkmalliste Hamburg, Auszug für den Bezirk Wandsbek Stand: 03.04.2024.
  7. Verfall der Mellingburger Schleuse, Denkmalverein Hamburg.
  8. Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dennis Thering (CDU) vom 06.11.17 und Antwort des Senats, Drucksache 21/10865.

Koordinaten: 53° 40′ 12,7″ N, 10° 5′ 55,2″ O