Menhir von Weilheim
Der Menhir von Weilheim, auch Weilheimer Stele genannt, ist ein 1985 im Ortsteil Weilheim von Tübingen in Baden-Württemberg im Erdreich entdeckter Menhir aus der frühen Bronzezeit.
Fundsituation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beim Bau eines Hauses am Herrenweg wurden in einem Kanalisationsgraben mehrere Teile eines ursprünglich etwa 4,5 m hohen, 80–90 cm dicken Monolithen aus Stubensandstein gefunden. Die Bruchstücke lagen in etwa 1,5 m Tiefe, in einer dunklen, tonigen Schicht, wohl einer ehemaligen Bodenoberfläche. Das deckende Erdmaterial wurde vom südlich gelegenen Höhenzug Rammert abgeschwemmt. Von dort stammt auch der Sandstein.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf der Vorderseite des Menhirs sind fünf Dolchklingen mit kurzem Schaft in Flachrelief dargestellt, sogenannte Stabdolche. Daneben ist eine ovale Scheibe (Sonne), und eine hängende Mondsichel zu erkennen. Das Relief wurde aus der Oberfläche des Steins herausgearbeitet und teilweise überschliffen. Auf der Rückseite des Menhirs zeigen sich in scheinbar regelloser Anordnung näpfchenförmige Vertiefungen und Rillen.
Kontext
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Verzierung des Menhirs von Weilheim ist nördlich der Alpen nahezu ohne Gegenstück, während südlich der Alpen verwandte Stücke, Statuen- oder Figurenmenhire gefunden wurden. Aufgrund des Stabdolch-Motivs kann der Menhir in das beginnende 2. Jahrtausend v. Chr. datiert werden. Stabdolche dienten als Herrschafts- oder Würdezeichen. Für die Aufstellung verantwortlich zeichnet hier die sogenannte Neckar-Gruppe, eine frühbronzezeitliche Regionalgruppe im Bereich Baden-Württembergs, die Rüdiger Krause 1988 so benannte.
Eine exakte Nachbildung wurde als archäologisches Denkmal etwa 50 m östlich des Fundortes an einer Wegegabel am Herrenweg etwas außerhalb von Weilheim aufgestellt. Das Original befindet sich im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johannes Groht: Menhire in Deutschland. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) 2013, ISBN 978-3-943904-18-5, S. 93.
- Martin Kuckenberg: Kultstätten und Opferplätze in Deutschland – Von der Steinzeit bis zum Mittelalter. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-2076-6, S. 34
- Hartmann Reim: Der frühbronzezeitliche Menhir von Weilheim, Stadt Tübingen. In: J. Reischmann (Hrsg.): 900 Jahre Weilheim. Ein Heimatbuch. Verwaltungsstelle Tübingen-Weilheim, Tübingen 1991, S. 55 ff.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 48° 29′ 33,7″ N, 9° 1′ 50,4″ O