Mercur Privat-Stadtbrief-Expedition
Die Mercur Privat-Stadtbrief-Expedition war ein Postunternehmen in Hannover.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 2. November 1886 gründete die Firma Selly Hein & Co. in Hannover das private Briefbeförderungs-Unternehmen Mercur. Grundlage bildete das Gesetz über das Postwesen des Deutschen Reiches von 1871, wonach die Beförderung von Postgut innerhalb von Ortschaften auch von privaten Anbietern erfolgen durfte.[1]
Seine erste Geschäftsstelle betrieb der Mercur im Gebäude Große Packhofstraße 28. Zehn Jahre später konnte 1896 ein eigenes Gebäude auf dem Eckgrundstück Artilleriestraße (ab 1953 Kurt-Schumacher-Straße[2]) / Andreaestraße bezogen werden.[1]
Zum 1. September 1896 wurde die damals selbständige Stadt Linden ebenfalls in das Postgebiet aufgenommen.[1]
„Zur Feier des 10-jährigen Bestehens“ gab die Firma 1896 auch eine besondere Jubiläumskarte heraus, mit der sie zugleich die gewachsene Belegschaft von anfangs 15 „Beamten“ (gemeint sind fest Angestellte) auf nunmehr 85 Beamte dokumentierte. Auf der „Mercur-Karte“ zu diesem Ereignis bildete das vergrößerte, private Stadtpost-Unternehmen zugleich fünf Briefmarken ab mit unterschiedlichen Motiven, neben dem geflügelten Merkur und dem Niedersachsenross auch Hermann Rasch und Ferdinand Haltenhoff, die beide Stadtdirektoren von Hannover waren.[3]
Nachdem zum 1. April 1900 das Reichs-Postmonopol die Schließung sämtlicher deutschen Privatpostanstalten zur Folge hatte, wurde der Mercur in Hannover gegen eine Entschädigung von 262.000 Mark geschlossen.[1]
Erst nach der Postreform wurde 1998 mit der Citipost in Hannover wieder ein privates Briefpost-Unternehmen gegründet.[1]
Postwertzeichen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mercur war Herausgeber verschiedener Postwertzeichen. Die Briefmarken der unter Sammlern „Privatpost“ genannten Marken waren einzeln in verschiedenen Wertstufen erhältlich. Zusätzlich gab es vorgedruckte Ganzsachen als Postkarte oder als Briefumschlag.
Mercur entwertete die Briefmarken mit eigenen Stempeln. Die Marken trugen verschiedene Motive: Geläufig war ein Hermeskopf, es kamen aber auch Sondermarken zum Einsatz, zum Beispiel Porträts von Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben von Hannover, wie etwa Stadtdirektor Heinrich Tramm. Bekannt sind auch Jubiläums- und Schmuckpostkarten, beispielsweise mit Abbildungen zum Geburtstag von Kaiser Wilhelm I.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- W. Wescher: Die Privat-Stadtpost-Expedition „Mercur“ zu Hannover. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge, Band 27 (1973), S. 269–296.
- Rainer Ertel: Mercur Privat-Stadtbrief-Expedition. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 438 f.
- diverse Artikel in: Merkur, Zeitschrift der Privat-Postwertzeichen-Sammler. (ab 1949)
- Privatpost, Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft Privatpost-Merkur im BDPh e.V.
- Horst Müller: Michel-Spezial-Katalog der deutschen Privatpostmarken. Neue Ausgabe, Schwaneberger Verlag, München 1990, ISBN 3-87858-444-X.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f Rainer Ertel: Mercur .... In: Stadtlexikon Hannover. S. 438 f.
- ↑ Helmut Zimmermann: Kurt-Schumacher-Straße. In: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 152.
- ↑ Künstlerkarte
Koordinaten: 52° 22′ 36,3″ N, 9° 44′ 13″ O