Milaneo

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Milaneo
Milaneo
Nördlicher Gebäudeteil des Milaneos, von der Stadtbibliothek aus
Basisdaten
Standort: Stuttgart-Mitte
Eröffnung: 9. Oktober 2014
Verkaufsfläche: 43.000
Geschäfte: 200
Betreiber: ECE Projektmanagement
Website: www.milaneo.com
Verkehrsanbindung
Bahnhof: Stuttgart Hauptbahnhof
Haltestellen: Stadtbibliothek, Budapester Platz
U-Bahn: U5 U6 U7 U12 U15
Omnibus: 44
Autostraßen: B 27
Sonstige: Wolframstraße
Parkplätze: 1.700
Technische Daten
Bauzeit: September 2012–Oktober 2014
Architekten: RKW Rhode Kellermann Wawrowsky Architektur + Städtebau
Baustil: Modern
Baustoff: u. a. Stahlbeton, Jura-Kalkstein, Holz, Glas
Baukosten: 550 Mio. Euro
(Investitionsvolumen des Betreibers)
Lage des Einkaufszentrums
Koordinaten: 48° 47′ 28,7″ N, 9° 10′ 56,7″ OKoordinaten: 48° 47′ 28,7″ N, 9° 10′ 56,7″ O
Milaneo (Baden-Württemberg)
Milaneo (Baden-Württemberg)
Mittlerer Gebäudeteil
Südlicher Gebäudeteil

Das Milaneo ist ein dreiteiliger Gebäudekomplex in Stuttgart. Hauptbestandteil ist ein Einkaufszentrum auf rund 43.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, das am 9. Oktober 2014 eröffnete, außerdem gibt es Mietwohnungen, Büros und ein Hotel.

Es gilt als das größte Einkaufszentrum im Südwesten Deutschlands.[1]

Das Milaneo liegt rund 800 Meter nördlich des Stuttgarter Hauptbahnhofs, zwischen der Heilbronner Straße, der Wolframstraße und der Stadtbibliothek am Mailänder Platz.

Mit 43.000 m² Fläche für Geschäfte und Gaststätten ist das Milaneo das größte Einkaufszentrum der Region.[2] Das Gebäude enthält mehr als 200 Läden und Gastronomiebetriebe, außerdem entstehen 417 Mietwohnungen, ein Hotel und Büros.[2] Die Miete für Ladenflächen liegt bei 39,50 Euro pro Quadratmeter und Monat, für große Geschäfte mit mehr als 1.000 m² Fläche liegt eine Monatsmiete bei 17,90 Euro je Quadratmeter.[3] Die Mieteinnahmen aus dem Einkaufszentrum sollen jährlich 22,83 Millionen Euro betragen.

Das Aloft-Hotel im Milaneo umfasst 165 Zimmer.[4]

Die Projektträger ECE Projektmanagement, Strabag und Bayerische Hausbau (die das Dach bebaute[4]) investierten zusammen rund 550 Millionen Euro in das Projekt.[2] Über den geschlossenen Immobilienfonds Hamburg Trust konnten sich Anleger mit einer Mindesteinlage von 10.000 Euro an dem Komplex beteiligen.[3] Der Immobilieninvestor Hamburg Trust ist mit 78 Prozent an dem Einkaufszentrum beteiligt.[1] 22 Prozent hält die Familie Otto, der ECE gehört.[5]

1998 beschloss die Stadt den Bebauungsplan[6] für das damals brach liegende Gelände. Dem zugrunde liegt der Rahmenplan Stuttgart 21.[7] Nach kontroverser öffentlicher Diskussion[6] reichten die drei Projektträgergesellschaften am 2. Juli 2010 die Bauvoranfrage ein.[8]

Die Stadt Stuttgart setzte eine Verkaufsfläche von maximal 20.000 Quadratmetern durch. Dafür wurde eine Mischnutzung mit 415 Wohnungen eingeführt. Die Zahl der Parkplätze wurde von 3000, wie noch Ende der 1990er Jahre geplant, auf 1600 abgesenkt.[9] Die zwei bis fünf Zimmer umfassenden Wohnungen entstanden in insgesamt 17 der 19 zwei- bis siebenstöckigen Einzelbauten auf dem Dach des Einkaufszentrums.[4]

Am 28. September 2012 wurde in einer offiziellen Feier der Grundstein gelegt. Der damalige Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster warb mit einer Rede für das Projekt, nannte es „das spannendste und attraktivste Projekt nicht nur in Stuttgart, sondern in Deutschland und mit 550 Millionen Euro bundesweit die größte Einzelinvestition“.[10] Im Herbst 2011 entschied sich eine Jury für den Namen Milaneo – nach Sichtung von Bürger-Vorschlägen, die über eine Website des Projekts oder per Postkarte eingereicht werden konnten.[11] Die Eröffnung fand am 9. Oktober 2014 statt.[12] Ausgeführt wurden die Arbeiten durch die Bauunternehmung Ed. Züblin AG mit Sitz in Stuttgart.[13]

Die durchschnittliche Kaltmiete wurde Mitte 2015 mit 14 Euro angegeben. Im August 2015 war der Großteil der Wohnungen laut Betreiberangaben vermietet.[4]

Das Hotel und die Büroflächen wurden im Februar 2017 von der Real I.S. AG, einer Tochter der Bayerischen Landesbank erworben.[14]

Ende Juli 2020 bestanden Mietrückstände von etwa 7,1 Millionen Euro. Im November 2020 standen etwa zehn Prozent der 200 Ladenflächen leer. Für 2019 sollen die Anleger auf eine Auszahlung verzichten.[5]

In einer Tiefgarage unter dem Gebäudekomplex befinden sich 1680 Pkw-Stellplätze.[3] Die Zufahrt erfolgt über den eigens gebauten Tunnel Wagenladungsstraße. Ferner gibt es mehr als 1500 Fahrradstellplätze rund um das Gelände, ein Carsharing-Angebot und eine Ladestation für Elektrofahrzeuge.[15]

Die Stadt Stuttgart erwartete, dass der Verkehr auf der Heilbronner Straße um 25 % und auf der Wolframstraße um 41 % zunehmen wird. Von 2013 bis 2014 wurde der Kreuzungsbereich Heilbronner Straße / Wolframstraße für 6,6 Millionen Euro ausgebaut, um den zusätzlichen Verkehr aufnehmen zu können.[16]

Das Milaneo ist über die Stadtbahn-Haltestellen Budapester Platz und Stadtbibliothek (ehemals Türlenstraße) erreichbar.

Auch nach Baubeginn und Fertigstellung wird das Projekt in der öffentlichen Diskussion kontrovers bewertet. Während die ECE als Projektbetreiber damit wirbt, das attraktive Einkaufszentrum ziehe Käufer aus dem Umland an, befürchten Einzelhändler in der Stuttgarter Innenstadt einen Verdrängungswettbewerb zu ihren Lasten. Auch die Stuttgarter Industrie- und Handelskammer sieht das Projekt kritisch.[3]

Durch das Milaneo und weitere Einkaufszentren wie das Gerber wird sich bis 2016 die Stuttgarter Einkaufsfläche um 160.000 m² auf rund eine Million m² erhöhen. Dass die Kaufkraft der Bürger entsprechend anwächst, ist nicht zu erwarten. Die Ökonomin Monika Walther untersuchte die Auswirkungen innerstädtischer Einkaufszentren und kam zu dem Ergebnis, dass gewachsene Geschäftslagen in Innenstädten erhebliche Verluste erlitten, wenn ihr Angebot fast vollständig im Center erhältlich ist.[17]

Auch in städtebaulicher Hinsicht ist das Projekt umstritten. Auf der Immobilienmesse Mipim in Cannes gewann das Projekt den Preis als Best Futura Mega Project.[18] Der Journalist Erik Raidt hingegen kritisierte in einer Glosse das Konzept als gewöhnlich und provinziell und spottete über die Trostlosigkeit der Umgebung im entstehenden sogenannten Europaviertel.[19]

Die Kontroverse zieht sich quer durch die Stadtverwaltung: Während der Pressesprecher der Stadt, Andreas Scharf, und die Referentin für Wirtschaftsförderung, Ines Aufrecht, die „wichtigste Auszeichnung der Immoblienbranche“ feiern, vertrat Oberbürgermeister Fritz Kuhn bereits in seinem Wahlkampf die Auffassung, dass solche Projekte die Stadt zerstören und vor allem den Effekt hätten, mehr Verkehr in die Stadt zu ziehen.[18]

In der Bürgerumfrage 2015 der Stadt Stuttgart gaben 41 Prozent der Befragten an, eine schlechte oder sehr schlechte Meinung von dem Einkaufszentrum zu haben.[20] Die Kundschaft kommt überwiegend nicht aus Stuttgart, sondern aus der Region.[21] Laut Angaben von Oktober 2015 kommen 32 % aus der Stadt, 30 % aus einem definierten Einzugsgebiet bis Pforzheim, Heilbronn, Göppingen, Reutlingen, Tübingen und 30 % (an Samstagen 40 %) darüber hinaus.[22]

In einer bundesweiten Zufriedenheitsbefragung von Händlern in 269 Einkaufszentren erreichte das Milaneo den 210. Platz.[23]

Wirtschaftliche Entwicklung

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Innenhof

Ende 2012 waren laut Darstellung der Hamburg Trust 45 % der Ladenflächen vermietet. Nach einem Medienbericht sollte Apple zu den Mietern zählen, sowie die Textilmarken Tommy Hilfiger, H&M, Hollister, Peek & Cloppenburg, Gerry Weber, Mango, Esprit, Lacoste und Zara, außerdem werde eine Reihe von Unternehmen der Douglas Holding in das Einkaufszentrum einziehen.[3] Im April 2014 wurde bekannt, dass Apple nicht zu den Mietern gehört und stattdessen weiter einen Standort in der Stuttgarter Innenstadt sucht. Hauptmieter ist stattdessen die umstrittene irische Modekette Primark.[24] Modegeschäfte machten 2015 einen Anteil vom 60 Prozent des Einkaufszentrums aus.[22]

Im Eröffnungsquartal besuchten täglich etwa 40.000 Menschen das Einkaufszentrum.[25] Von rund 7000 Quadratmetern Büroflächen oberhalb des Einkaufszentrums waren im Mai 2015 laut einem Pressebericht 500 Quadratmeter vermietet.[26] Im August 2015 sei ein Viertel der für durchschnittlich 18,20 Euro je Quadratmeter vermieteten Gewerbeflächen vermietet gewesen.[4]

Laut Angaben des Managements liegen die Umsätze der Mieter im Bereich der Erwartungen.[25] Im Herbst 2015 zählte das Einkaufszentrum 28.000 bis 30.000 Besucher pro Tag, in Spitzenzeiten bis zu 100.000 Menschen. Bis November 2015 wurden etwa 10 Millionen Besucher gezählt.[27] Etwa ein Drittel der Kunden sind Stuttgarter, davon kommen 60 Prozent mit der Bahn. 60 Prozent der Kunden sind zwischen 20 und 39 Jahre alt.[25] Das Durchschnittsalter beträgt 34 Jahre.[27] Ankermieter ist die Textilkette Primark.[25] Laut Medienberichten soll sie weltweit eine der profitabelsten Primark-Filialen sein. Demgegenüber sind die Besucherzahlen in der traditionellen Einkaufsmeile Königstraße rückläufig. Rangierte sie bisher unter den Top-Einkaufsstraßen Deutschlands auf Rang 5, so rangierte sie Anfang 2015 nach einer Studie von BNP Paribas nach gemessenen Besucherzahlen auf Platz 22.[28] Das konkurrierende, kleinere Gerber am südlichen Ende der Stuttgarter Innenstadt konnte sich gegenüber dem Milaneo nicht behaupten und kämpft um ein Erfolgskonzept.[29]

Der durchschnittliche Jahresumsatz je Quadratmeter Verkaufsfläche wurde 2015 mit 4500 Euro angegeben, der Jahresumsatz mit etwa 193,5 Millionen Euro.[22]

Commons: Milaneo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Milaneo und Umgebung. In: Stuttgarter Nachrichten. Band 72, 9. November 2016, S. 15.
  2. a b c Milaneo soll bereits 2014 eröffnen. Stuttgarter Zeitung online, 3. März 2013, abgerufen am 21. März 2013.
  3. a b c d e Konstantin Schwarz: Apple und Hollister ziehen ins Milaneo, Stuttgarter Nachrichten online, 28. Dezember 2012, abgerufen am 21. März 2013.
  4. a b c d e Wohnen und arbeiten auf dem Dach. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 21. August 2015, ISSN 0174-4909, S. l1.
  5. a b Martin Haar: Weniger Kunden im Milaneo. In: Stuttgarter Nachrichten. Band 75, 7. November 2020.
  6. a b Thomas Borgmann: „Hat Stuttgart dieses Projekt nötig?“ Stuttgarter Zeitung online, 7. Juli 2010, abgerufen am 22. März 2013
  7. Hitzige Debatte über das neue Quartier am Hauptbahnhof, Stuttgarter Zeitung, 26. November 1997
  8. Hildegund Oßwald: Einkaufszentrum soll 2012 gebaut werden, Stuttgarter Zeitung online, 3. Juli 2010, abgerufen am 22. März 2013.
  9. Thomas Braun, Wolfgang Schulz-Braunschmidt: 'Das Milaneo habe ich mir kleiner gewünscht’. In: Stuttgarter Zeitung. Nr. 134, 15. Juni 2015, S. 16 (online).
  10. Hildegund Oßwald: Vorschusslorbeeren für das Großprojekt Milaneo. In: Stuttgarter Zeitung, 29. September 2012, S. 21 (ähnliche Fassung online)
  11. Informationsseite der Stadt Stuttgart im Internet (Memento des Originals vom 6. April 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stuttgart.de, abgerufen am 22. März 2013
  12. Milaneo bringt über 70 neue Konzepte nach Stuttgart (Memento des Originals vom 8. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ece.de. Pressemitteilung von ece vom 7. April 2014.
  13. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 27. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/stuttgart.zueblin.de
  14. Real IS erwirbt Büroobjekt und innovative Hotelimmobilie im Europaviertel in Stuttgart (Memento des Originals vom 7. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.realisag.de. Pressemitteilung vom 7. Februar 2017.
  15. Hildegund Oßwald: Mobilitätskonzept ohne Dynamik, Stuttgarter Zeitung online, 15. November 2012, abgerufen am 21. März 2013.
  16. Thomas Braun: Breitere Straßen für das Milaneo. Stuttgarter Zeitung online, 20. März 2013, abgerufen am 21. März 2013.
  17. Verena Mayer: Best Future Mega Projekt. Stuttgarter Zeitung online, 16. Februar 2013, abgerufen am 21. März 2013.
  18. a b Jörg Nauke: Widerspruch bei der Bewertung des Milaneo. Stuttgarter Zeitung online, 19. März 2013, abgerufen am 21. März 2013.
  19. Erik Raidt: Liebes Milaneo! Stuttgarter Zeitung online, 21. März 2013, abgerufen am 21. März 2013.
  20. Konstantin Schwarz: Milaneo weniger beliebt als Stuttgart 21. In: Stuttgarter Nachrichten. Nr. 201, 1. September 2015, S. 1.
  21. Konstantin Schwarz: S 21 gibt rote Laterne an Milaneo ab. In: Stuttgarter Nachrichten. Nr. 201, 1. September 2015, S. 15.
  22. a b c Sven Hahn: Die Kritik am Einkaufszentrum wächst. In: Stuttgarter Zeitung. 20. Oktober 2015, S. 17 (Kurzfassung unter anderem Titel online).
  23. Schlechtes Zeugnis für Shopping-Zentren. In: Stuttgarter Zeitung. Band 72, Nr. 269, 19. November 2016, S. 21.
  24. Primark zieht ins Milaneo ein: Umstrittene Billigmodekette als Zugpferd in: Stuttgarter Zeitung vom 8. April 2014
  25. a b c d Martin Haar: Das Milaneo steuert auf fabelhafte Einjahres-Bilanz zu. In: Stuttgarter Nachrichten. Nr. 181, 8. August 2015, S. 19 (online).
  26. Sven Hahn: Bürobau im Europaviertel. In: Stuttgarter Zeitung. Nr. 121, 29. Mai 2015, S. 19 (online).
  27. a b Ulrike Felger: Milaneo investiert in die Infrastruktur des Centers. In: Lebensmittel Zeitung. Nr. 46, 13. November 2015, ISSN 0947-7527, ZDB-ID 529785-0, S. 50.
  28. Sven Hahn: Weniger Kunden auf der Königstraße. In: Stuttgarter Zeitung. 8. August 2015, abgerufen am 9. August 2015.
  29. Sven Hahn: Fluxus-Macher übernimmt Gerber-Etage. In: Stuttgarter Zeitung. 17. Juli 2015, abgerufen am 9. August 2015.