Mondfinsternis vom 14./15. September 591 v. Chr.
Beobachtungseinzelheiten der Mondfinsternis vom 14./15. September 591 v. Chr.[1]
(-590 nach astronomischer Zeitrechnung, Sarosperiode 47) wurden von einem babylonischen Astronom auf einer Keilschrifttafel protokolliert. Die zu der Gattung der ACT-Texte gehörende Aufzeichnung (BM 32234) befindet sich gegenwärtig im British Museum zu London. Der im julianischen Kalendersystem angegebene 14./15. September 591 v. Chr. entspricht in Umrechnung auf den heutigen gregorianischen Kalender dem 8./9. September 591 v. Chr.[1]
Besondere Bedeutung erlangte diese Aufzeichnung unter anderem durch den Bezug auf den babylonischen König Nebukadnezar II. Die Mondfinsternis konnte in Babylonien nicht beobachtet werden, da sie dort in den Morgenstunden begann. Die babylonischen Astronomen berechneten den Beginn aufgrund ihrer Erfahrungswerte.[2]
Erste Übersetzungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Assyriologe Johann Strassmaier sowie die Astronomen Josef Epping und Franz-Xaver Kugler begannen zuerst mit der Übersetzung des babylonisch-astronomischen Keilschrifttextes.
Die damaligen herausragenden Forschungsleistungen wurden unter anderem von Otto Neugebauer fortgeführt. 1955 erschien das dreibändige Standardwerk Astronomical cuneiform Texts - Babylonian ephemerides of the Seleucid period for the motion of the sun, the moon, and the planets, das bis heute noch immer die Grundlage der babylonischen Astronomiegeschichte bildet.
Babylonischer Text BM 32234 (LBAT 1419)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei dem erwähnten astronomischen Ereignis handelte es sich um eine totale Mondfinsternis, die aufgrund der Angaben im Keilschrifttext genau zu datieren war. Durch Überprüfung mit anderen historischen Finsternissen wurde festgestellt, dass die historischen Datierungen von den zurückgerechneten Werten abweichen. Die entsprechende Zeitdifferenz wird als „ΔT“ bezeichnet.
Unter Berücksichtigung des ΔT[3] begann in Babylonien die partielle Phase der Mondfinsternis etwa um 5:35 Uhr des 15. September 591 v. Chr.[1] und erreichte gegen etwa 7:40 Uhr ihr Maximum. Die Hochrechnung weist eine große Genauigkeit bezüglich des tatsächlichen Eintritts der Mondfinsternis auf:
„Nebukadnezar II. 14. Jahr: [13. Ululu] gegen...[...], [Mond verfinsterte sich] mit dem Sonnenaufgang...[4]“
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Josef Epping, Johann-Nepomuk Strassmeier: Astronomisches aus Babylon oder das Wissen der Chaldäer über den gestirnten Himmel. Herder, Freiburg 1889, (Stimmen aus Maria-Laach Ergänzungshefte 44).
- Franz-Xaver Kugler: Sternkunde und Sterndienst in Babel. Band 1: Entwicklung der babylonischen Planetenkunde von ihren Anfängen bis auf Christus. Nach zumeist ungedruckten Quellen des Britischen Museums. Aschendorff, Münster 1907.
- Otto Neugebauer: The exact sciences in antiquity. Unabridged, slightly corrected reprint of the 2. edition, Brown University Press, 1957. Dover Publications, New York NY 2004, ISBN 0-486-22332-9, (Dover classics of science and mathematics).
- Otto Neugebauer (Hrsg.): Astronomical cuneiform Texts. Babylonian ephemerides of the Seleucid period for the motion of the sun, the moon, and the planets. Reprint edition. 3 Bände. Springer, New York NY u. a. 1983, ISBN 0-387-90812-9, (Sources in the history of mathematics and physical sciences 5), (die Originalausgabe erschien: Humphries, London 1955).
- Abraham J. Sachs: Astronomical Diaries and related Texts from Babylonia. Band 5: Hermann Hunger (Hrsg.): Lunar and Planetary Texts. Including materials by Abraham J. Sachs. With an appendix by John M. Steele. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2001, ISBN 3-7001-3028-7, (Österreichische Akademie der Wissenschaften - Philosophisch-Historische Klasse - Denkschriften 299).
- Francis Richard Stephenson: Historical Eclipses and Earth’s rotation. Cambridge University Press, Cambridge 1997, ISBN 0-521-46194-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Datumsangabe im julianischen Kalender; im gregorianischen Kalender sind 6 Tage vom julianischen Datum abzuziehen. Datierungsgrundlage sind die NASA-Angaben ( vom 23. März 2008 im Internet Archive) unter Berücksichtigung des T-Deltas. Für Babylonien ist gegenüber der Universal Time (UT) der Zeitzonenzuschlag von 3 Stunden zu berücksichtigen; gemäß Jean Meeus: Astronomische Algorithmen - Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5 -, Barth, Leipzig 2000 für: Ephemeris Tool 4,5 nach Jean Meeus, Umrechnungsprogramm, 2001.
- ↑ a b Hermann Hunger: Lunar and Planetary Texts. S. 395.
- ↑ 5 Stunden und 9 Minuten.
- ↑ Der Sonnenaufgang erfolgte etwa gegen 5:40 Uhr Ortszeit.