Musica femina münchen

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Der Verein musica femina münchen e. V. (mfm) ist eine gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung und Präsenz von Komponistinnen in Konzertleben und Musikkultur im Münchener Raum. Der Verein wird unterstützt vom Kulturreferat der Stadt München, von der Stiftung Bayerischer Musikfonds und in der Vergangenheit auch vom Bayerischen Kultusministerium bzw. Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.

Logo des Vereins musica femina münchen e. V.

Im Frühsommer 1987 beschlossen Münchner Musikerinnen und Journalistinnen „Wenn sich niemand um die Werke von Komponistinnen kümmert, sie ausgräbt, einstudiert und aufführt, müssen wir das selbst in die Hand nehmen“, um auf die prekäre Situation von musikschaffenden Frauen aufmerksam zu machen. Am 10. Dezember 1988 wurde dieser Zusammenschluss zum Verein (eingetragen im Juni 1989). Bis heute befinden sich Musikwissenschaftlerinnen, eine Dirigentin, ausübende Musikerinnen und weitere organisatorische Fachfrauen in Vorstand und Beirat.

1995 gründete sich aus der ehrenamtlichen Arbeit von mfm das Komponistinnen-Archiv München (KAM). Darin wurden alle erreichbaren Daten über Komponistinnen und die Fundorte ihrer Werke in München (Noten, Biographisches, Tonträger, Bilder, Programmhefte) aus den mfm-Beständen sowie aus den Münchner Bibliotheken erfasst. Im Dezember 2001 wurde das KAM an das Archiv Frau und Musik des Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik e. V. in Frankfurt am Main übergeben, dort als Sondersammlung eingepflegt und zugänglich gemacht.[1]

Am 3. März 2013 beging der Verein seine 25-Jahr-Feier im Münchner Gasteig mit vier Uraufführungen von Dijana Boskovic (Lichtspiele I | Spiegelungen-Finsternis und Lichtspiele II | Feuertänze), Dorothee Eberhardt (Neon), Elina Goto (Die Schatzsuche, Suite für Violoncello und Marimba Nr. 2), Helga Pogatschar (almost jazz) und einer Expertinnen-Runde zur Lage von Komponistinnen in Vergangenheit und Gegenwart.[2]

2018 feierte der Verein am 29. April 2018 sein 30-jähriges Bestehen mit Werken von Dijana Boskovic, Michaela Dietl, Barbara Heller, Narine Khatschatryan, Laura Konjetzky, Katharina Schmauder, Julia Schwartz, Katrin Schweiger, Diana Syrse und Violeta Dinescu.[3] Unter dem Titel „30 Jahre musica femina münchen: ’Wir möchten uns arbeitslos machen’“ wies der Bayrische Rundfunk in einem dreiminütigen Beitrag auf die eigentliche Intention des Vereins hin.[4]

Der Verein hat das Ziel, Komponistinnen der Vergangenheit ans Licht zu holen und Komponistinnen der Gegenwart in ihrer Arbeit zu unterstützen und ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken – und zwar so lange, bis die Musik von Frauen im etablierten Konzertbetrieb gleichberechtigt neben der Musik von Männern gespielt wird.

Gründungsmitglieder und Vorstand

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  • 1988: Initiatorin Margaret Minker, Dr. Helga Kästner, Inge Köhle, Anni Kraus, Renate Lettenbauer, Elisabeth Prossel, Bettina Rumpler
  • 1989: Margaret Minker (1. Vors.), Bettina Rumpler (2. Vors.), Renate Lettenbauer (3. Vors.), Anni Kraus (Schatzmeisterin)
  • seit 2012: Marie-Pierre Beckius, Elina Goto, Anne Holler-Kuthe, Andrea Lässig, Susanne Wosnitzka

Das erste Konzert fand am 8. März 1988 im Carl-Orff-Saal im Münchner Gasteig unter Schirmherrschaft des OB Georg Kronawitter statt, Sponsor war das Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Rund 400 Zuhörer besuchten das Vier-Stunden-Programm.

In den ersten Jahren stellten die Konzertprogramme des Vereins eine ausgewogene Mischung aus älteren Kompositionen vor, vor allem aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Trotz ihres Alters waren diese Kompositionen von Frauen teilweise Uraufführungen oder deutsche und Münchner Erstaufführungen. 1992 wurde erstmals ein Konzert ausschließlich mit zwei zeitgenössischen Komponistinnen bestritten. Eine Spezialität der mfm-Konzerte sind ihre Anlage als Gesprächskonzerte, häufig unter persönlicher Anwesenheit der Komponistinnen.

Von 1988 bis 2001 veranstaltete der Verein in einer eigenen Reihe Komponistinnen jährlich zwei Konzerte in München und Umgebung und gestaltete auf Einladung anderer Organisationen Musikbeiträge zu Veranstaltungen. Nach 25 Komponistinnen-Konzerten in 13 Jahren mit Werken ausschließlich von Frauen hatte sich mfm entschlossen, mit einer neuen Strategie die Ziele des Vereins umzusetzen. Die Konzerte der Reihe Komponistinnen werden in begrenztem Rahmen weitergeführt, ab der Saison 2002/2003 wird aber zusätzlich alle zwei Jahre ein Kompositionsauftrag vergeben.

Kompositionsauftrag

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Uraufführung von „bandes dessinées“ von Helena Winkelman mit dem Münchner Kammerorchester am 13. Dezember 2012 im Münchner Prinzregententheater als Auftragswerk von mfm

Seit 2003 werden von mfm durch eine Fachjury in zweijährigem Rhythmus Kompositionsaufträge an zeitgenössische Komponistinnen vergeben, die mit 7.500 € dotiert sind. Diese Werke werden vom Münchener Kammerorchester (MKO) seit der Spielzeit 2003/2004 im Rahmen eines Abonnementkonzerts unter der Leitung von Christoph Poppen und in seiner Nachfolge von Alexander Liebreich uraufgeführt.

Von Verein aufgeführte Komponistinnen

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Weitere Projekte und Unterstützungen

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  • Aktion ChorKomponistinnen hören: 300 Chöre in München wurden eingeladen, im Jahr 2013 Chorwerke von Frauen aufzuführen. Als Hilfestellung gab der Verein ein Recherchedokument mit Kompositionsvorschlägen für mehrere Schwierigkeitsstufen an die Chorleiter, da eine gezielte Suche nach Komponistinnen und ihren Werken durch technische Einstellungen von Suchmaschinen schwierig ist.
  • Im Mai 2013 unterstützte der Verein die erstmals in einer deutschen Stadt stattfindende Street-Piano-Aktion Play Me, I'm Yours des Künstlers Luke Jerram. Insgesamt 19 gebrauchte Klaviere wurden von Münchner Künstlern gestaltet, eines davon durch die Grafikdesignerin Irmgard Voigt im Auftrag von mfm, die ein Komponistinnen-Klavier schuf, das 10 Tage lang auf dem Hohenzollernplatz stand. Mit Hilfe des Archivs Frau und Musik wurden dafür rund 40 Namen von aktiven Komponistinnen aus dem Münchner Raum ausfindig gemacht und verwendet. Dieses Klavier wurde von einem mfm-Mitglied ersteigert und soll als Wanderkunstwerk an Münchner Schulen v. a. Kinder für Komponistinnen sensibilisieren.[9]
  • Frauenorchesterprojekt Süd: es werden Werke von Komponistinnen durch Laienmusikerinnen (Männer willkommen) aufgeführt.
  • Musikberatung, Vorträge und Forschungsaufgaben für die große Ausstellung Ab nach München! – Künstlerinnen um 1900 des Münchner Stadtmuseums (11. September 2014 bis Ende Februar 2015) mit umfangreichem, auch musikalischem Rahmenprogramm.
  • Konferenz Und sie komponieren, dirigieren doch! (31. Januar/1. Februar 2016) in Kooperation mit dem Archiv Frau und Musik Frankfurt/Main und musikerlebnis (Tonicale Event GmbH)
  • Zum 10-jährigen Bestehen wurde der Verein am 8. März 1998 für seine „einzigartige Pionierarbeit in der unbekannten Welt des künstlerischen Schaffens von Frauen in der Musik“ von der Stadt München mit dem Anita-Augspurg-Preis für 1997 ausgezeichnet.[10]
  • 2004 erhielt musica femina münchen für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz. Die Ehrung wurde nach dem Senioritätsprinzip stellvertretend von Dr. Helga Kästner entgegengenommen.

Kritiken (Auswahl)

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  • Julian Nida-Rümelin 1998 (als Kulturreferent der Landeshauptstadt München): „musica femina münchen, inzwischen zu einer festen Einrichtung im Kulturleben der Landeshauptstadt geworden, hat in den vergangenen zehn Jahren wesentlich dazu beigetragen, daß komponierende Frauen mehr in das Bewusstsein der Musikveranstalter und der Öffentlichkeit gerückt sind. Dies ist ein vorbildlicher Beitrag zur Förderung der Gleichberechtigung von Frauen.“
  • Hans Zehetmair 1998 (als Bayerischer Staatsminister für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Sport): „Mit Spürsinn, fachlicher Kompetenz und starkem persönlichen Einsatz haben sie eine Fülle von Werken von Komponistinnen der Vergangenheit ausfindig gemacht, diese für die Aufführungen aufgearbeitet und in einer dafür eigens ins Leben gerufenen Konzertreihe einem größeren Publikum vorgestellt. […] Anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens kann musica femina münchen auf beachtliche Erfolge zurückblicken. Ein großes Repertoire bisher unbekannter Musik von Komponistinnen der Vergangenheit wurde erschlossen und in Konzerten einer wachsenden Zuhörerzahl vorgestellt. Zahlreichen Komponistinnen der Gegenwart wurde die Möglichkeit eröffnet, in Porträtkonzerten sich und ihr Werk vorzustellen.“[11]

Einzelnachweise

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  1. Vgl. musica-femina-muenchen.de (Memento vom 2. November 2013 im Internet Archive) (Stand: 24. Oktober 2013).
  2. 7-minütiges Podcast des BR (Memento vom 2. November 2013 im Internet Archive)
  3. Programmrückschau. musica femina münchen e.V., abgerufen am 12. November 2018 (deutsch).
  4. BR Podcast - 30 Jahre musica femina münchen: "Wir möchten uns arbeitslos machen". Bayerischer Rundfunk, abgerufen am 12. November 2018.
  5. Preis für Bestes Konzertprogramm an Münchener Kammerorchester verliehen (Stand: 23. Oktober 2013).
  6. Susanne Wosnitzka: Fressen und gefressen werden – Helena Winkelman im Gespräch, in: Archiv Frau und Musik/Internationaler Arbeitskreis Frau und Musik e.V. (Hg.), VivaVoce, Nr. 95 (Frühjahr 2013), S. 7–12.
  7. Lisa Streich neue Auftragskomponistin 2018. musica femina münchen e.V., abgerufen am 12. November 2018 (deutsch).
  8. Kompositionsauftrag musica femina münchen 2019 an Justė Janulytė. In: nmz - neue musikzeitung. Abgerufen am 9. März 2021.
  9. Vgl. Irmgard Voigt/Susanne Wosnitzka: Das Komponistinnen-Klavier – eine heitere Begegnung in Fem-Dur, in: Archiv Frau und Musik/Internationaler Arbeitskreis Frau und Musik e.V. (Hg.), VivaVoce, Nr. 96 (Sommer 2013), S. 25f.
  10. Auszug aus der Verleihungsurkunde bzw. der Festrede.
  11. Programmheft zum 10-jährigen Jubiläum von mfm 1998.