Nico Lange
Nico Lange (* 23. März 1975 in Berlin)[1] ist ein deutscher Politikberater, Politikwissenschaftler und Publizist. Er war von 2012 bis 2017 in Leitungspositionen für die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), anschließend in der saarländischen Staatskanzlei und in der Zentrale der CDU tätig. Er war bis 2022 Leiter des Leitungsstabs im Bundesministerium der Verteidigung. Er arbeitet seit Juli 2022 als Senior Fellow für die Zeitenwende-Initiative bei der Münchner Sicherheitskonferenz.[2][3]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bundeswehr und Studium
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1993 bis 2000 war Lange Soldat auf Zeit der Bundeswehr, diente in NATO-Stäben in Deutschland, Dänemark und Polen[4] und nahm freiwillig an Einsätzen in Bosnien und Herzegowina und im Kosovo teil.[5] Im Anschluss studierte er an der Universität Greifswald Politik- und Kommunikationswissenschaften sowie Informatik.[6] Das Studium schloss er mit einem Magister ab.[7]
Referent und akademische Tätigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nico Lange arbeitete als Referent der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag.[8] Zudem unterrichtete er internationale Politik an der Universität Greifswald und wirkte von 2004 bis 2006 an der Fakultät für internationale Beziehungen der Staatlichen Universität Sankt Petersburg. Seine Forschungs- und Lehrtätigkeit in Sankt Petersburg wurde mit einem Stipendium der Robert Bosch Stiftung gefördert.[4][7]
Tätigkeiten für die Konrad-Adenauer-Stiftung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von September 2006 bis April 2012 leitete Lange das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Ukraine.[9] Als Interviewpartner[10] oder Autor[11] nahm er dabei Stellung zu aktuellen Fragen der ukrainischen Politik. Nach öffentlicher Kritik an der Regierung von Wiktor Janukowytsch wurde Lange im Juni 2010 bei der Wiedereinreise in die Ukraine kurzzeitig festgenommen.[12] Erst nach Interventionen aus Berlin und Brüssel wurde seine Einreise gestattet.[13]
Von 2012 bis 2016 bekleidete Lange die Position des stellvertretenden Leiters der KAS-Hauptabteilung Politik und Beratung. Er befasste sich mit politischer Planung und Strategie, Analyse und Beratung politischer Parteien sowie mit Fragen des Populismus.[8] Er leitete unter anderem eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Reform von Volksparteien befasste und 2015 dazu ein Thesenpapier vorlegte.[14] Lange war zudem Mitglied der Kommission „Meine CDU 2017“,[15] einer Kommission der CDU auf Bundesebene zur Parteireform.[16] Auch in Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren außerhalb der KAS beschäftigte er sich mit Parteireformfragen.[17]
Er leitete von 2017 bis 2018 das Auslandsbüro USA der Konrad-Adenauer-Stiftung in Washington, D.C.[8] Er befasste sich mit Donald Trump und wirkte für die KAS bei der Durchführung der „DisinfoWeek“ mit, die digitale Desinformation als wachsende Gefahr für die Demokratie thematisierte.[18][19]
Zusammenarbeit mit Annegret Kramp-Karrenbauer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Landtag des Saarlandes beschloss am 4. Dezember 2017 mit den Stimmen von CDU und SPD die Schaffung der Funktion eines Bevollmächtigten für Innovation und Strategie in der Staatskanzlei. Diese Position besetzte Lange ab Februar des Folgejahres[20] und begann die Zusammenarbeit mit Annegret Kramp-Karrenbauer, damals Ministerpräsidentin des Saarlandes. Der Autor und Journalist Robin Alexander meint, die Ministerpräsidentin habe Lange ausgewählt aufgrund seiner „Kenntnisse des deutschen Hauptstadtbetriebes“, Lange habe an der „intellektuellen Schnittstelle“ von KAS und CDU gearbeitet.[21] Die Zusammenarbeit setzte sich fort, als Kramp-Karrenbauer Generalsekretärin der CDU geworden war; Lange ging mit nach Berlin. Er wurde Leiter der Abteilung „Planung“ (unter anderem zuständig für Strategie, Demoskopie, Redenschreiben und die Beobachtung der politischen Gegner)[22] und stellvertretender Bundesgeschäftsführer der CDU.[23] Am 18. Juni 2019 berichteten Medien, dass Lange Klaus Schüler im Amt des Bundesgeschäftsführers folgen sollte,[24] wovon die Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer später allerdings wieder abrückte.[25][5] Im August 2019 folgte Lange Kramp-Karrenbauer ins Bundesministerium der Verteidigung und übernahm dort die Leitung des Leitungsstabs.[26]
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Reihe von Medien bezeichneten Lange als engen politischen Vertrauten von Annegret Kramp-Karrenbauer.[27][28][25][29]
Laut einem Bericht im Magazin Der Spiegel im April 2021 brachte Lange die CDU-Parteizentrale, das Bundeskanzleramt, das Auswärtige Amt, die Junge Union, mehrere Unions-Ministerpräsidenten und das Verteidigungsministerium bei unterschiedlichen Anlässen gegen sich auf.[30]
Konrad Schuller (FAZ) schrieb im April 2024, Lange sei einer der besten deutschen Kenner der militärischen Situation in der Ukraine, die seit dem 24. Februar 2022 von russischen Streitkräften angegriffen wird.[31]
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Aber die NATO! – 10 populäre Mythen über Putins Krieg gegen die Ukraine. Münchner Sicherheitskonferenz, Initiative „Zeitenwende“, 2024 (online).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website von Nico Lange
- Liste mit Veröffentlichungen von Nico Lange (Archiv)
- Angaben über Nico Lange auf der Website der Konrad-Adenauer-Stiftung
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Nico Lange. In: Neue Presse, 3. Juni 2019.
- ↑ Frieden schaffen mit deutschen Waffen | Internationale Politik. Abgerufen am 20. September 2022.
- ↑ Über Nico Lange. Abgerufen am 6. Mai 2024.
- ↑ a b Nico Lange. In: kiev-dialogue.org. Archiviert vom am 3. Dezember 2013; abgerufen am 23. November 2021. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b Alexander Marguier: Der Maschinist. In: Cicero, 25. Juli 2019.
- ↑ Eckart Lohse: Er soll für die CDU das Netz verstehen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24. Juni 2019, abgerufen am 23. November 2021.
- ↑ a b Angaben auf der Website von Nico Lange. Abgerufen am 23. November 2021.
- ↑ a b c Angaben über Nico Lange auf der Website der Konrad-Adenauer-Stiftung. Abgerufen am 23. November 2021.
- ↑ Jan Hildebrand: Der (Partei)Soldat. In: Handelsblatt, 14. August 2019.
- ↑ Zum Beispiel Dr. Eisenfaust steigt wieder in den Polit-Ring. In: Aachener Nachrichten, 5. Februar 2010. Tiefe Gaspreise führen zu mehr Abhängigkeit. Ukraine: Experten halten das neuerliche Auftauchen eines Zwischenhändlers im Gashandel für möglich. In: Wirtschaftsblatt, 16. Februar 2010.
- ↑ Zum Beispiel: Alte Machtpolitik hinter verbindlichen Kiewer Fassaden. In: Die Presse, 3. November 2010. Europäische Politiker drohen mit EM-Boykott. In: Die Presse, 28. April 2012.
- ↑ Kritische Äußerungen: Ukraine hält deutschen Stiftungschef stundenlang fest. In: Spiegel online. 27. Juni 2010, abgerufen am 12. Februar 2014.
- ↑ Claudia von Salzen: Beim Besuch des ukrainischen Präsidenten in Berlin ging es um Kiews Kurs – und die Meinungsfreiheit. In: Der Tagesspiegel, 31. August 2010.
- ↑ Mehr Experimente! Zwölf Thesen zur Reform der Volksparteien. Arbeitsgruppe „Zukunft der Volksparteien“ (der Konrad-Adenauer-Stiftung), April 2015, abgerufen am 23. November 2021.
- ↑ Der Referent, die Fakten. In: Westdeutsche Zeitung, Ausgabe Krefeld, 27. Juni 2015.
- ↑ Diana Kinnert: Eine Anleitung für neue Konservative. In: Wirtschaftswoche, 3. August 2018.
- ↑ Hanno Burmester, Philipp Sälhoff, Marie Wachinger: Präsentation der Ergebnisse des Parteireform-Projekts. In: Progressives Zentrum. 17. September 2015, abgerufen am 23. November 2021.
- ↑ #DisinfoWeek Events Address the Global Threat of False Information. In: atlanticcouncil.org. 16. Juni 2017, abgerufen am 24. November 2021 (englisch, Pressemeldung des Atlantic Council).
- ↑ Nico Lange: Francis Fukuyama on fake news: Rebuilding trust is much harder than shooting down a false story. In: kas.de. 1. August 2017, abgerufen am 24. November 2021 (englisch).
- ↑ Neuer Bevollmächtigter für Innovation und Strategie. In: SR.de (Saarländischer Rundfunk). 4. Dezember 2017, archiviert vom am 5. November 2019; abgerufen am 3. September 2021.
- ↑ Robin Alexander: Machtverfall. Merkels Ende und das Drama der deutschen Politik. Ein Report. Siedler, München 2021, S. 75, ISBN 978-3-8275-0141-7.
- ↑ Robert Roßmann: Kramp-Karrenbauer baut CDU-Zentrale um. In: Süddeutsche Zeitung. 6. April 2018, abgerufen am 10. April 2018.
- ↑ Florian Gathmann: Die Macher hinter den Kandidaten. In: Spiegel online. 9. November 2018, abgerufen am 23. November 2021.
- ↑ Florian Gathmann, Ralf Neukirch: Nico Lange soll CDU-Bundesgeschäftsführer werden. In: Spiegel online. 18. Juni 2019, abgerufen am 19. Juni 2019.
- ↑ a b Robert Roßmann: Kramp-Karrenbauer verzichtet auf Beförderung ihres engsten Vertrauten. In: Süddeutsche Zeitung. 24. Juni 2019, abgerufen am 25. Juni 2019.
- ↑ Robin Alexander: Kramp-Karrenbauer holt Vertraute ins Verteidigungsministerium. Die Welt, 13. August 2019, abgerufen am 24. November 2021.
- ↑ Kerstin Münstermann: Die Einflüsterer der Kandidaten. In: Berliner Morgenpost, 18. November 2018.
- ↑ Daniela Vates: Der zweite Mann in Kramp-Karrenbauers Leben. In: Frankfurter Rundschau, 3. Juni 2019.
- ↑ Robin Alexander: Was kommt nach dem Abgang? In: Welt am Sonntag, 31. Oktober 2021.
- ↑ Konstantin von Hammerstein, Matthias Gebauer: „Management by Jeans – an den entscheidenden Stellen Nieten“. In: Der Spiegel. Abgerufen am 10. April 2021.
- ↑ Konrad Schuller: „Du musst beschließen, dass du gestorben bist“. In: Frankfurter Allgemeine (faz.net), 15. April 2024.
Personendaten | |
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NAME | Lange, Nico |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politologe, Publizist und Politik-Berater |
GEBURTSDATUM | 23. März 1975 |
GEBURTSORT | Berlin |