Ovalkirche
Als Ovalkirche wird ein christlicher Sakralbau mit ovalem Grundriss bezeichnet.
Als früheste eigentümliche Ausformung einer Ovalkirche gilt die romanische Kölner Kirche St. Gereon, ein Konchenovalbau aus dem 4. Jahrhundert. Zu einem prägenden Stilelement in der Kirchbaugeschichte wird die ovale Grundrissform jedoch viel später. Sie findet sich vornehmlich bei evangelischen Kirchenbauten des Barocks und des Klassizismus, aber auch vereinzelt bei postmodernen Bauwerken. In der evangelischen Bautradition war die Wahl dieser Grundrissform oft verbunden mit dem Streben nach der Überwindung der Längskirche zugunsten eines Predigtsaals.
Evangelisch-Reformierte Tradition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach den Lehren Huldrych Zwinglis und Jean Calvins soll die Wortpredigt den Mittelpunkt des Gottesdienstes bilden. Die katholische Messe und mit ihr die Altäre, wurden von diesen Reformatoren abgelehnt. Dies brachte in der evangelisch-reformierten Kirchenbautradition einige neue Grundrissformen hervor, etwa die Querkirche und damit, maßgeblich von den französischen Hugenotten beeinflusst, auch den querovalen Predigtraum. Beispiele:
Deutschland
- Französische Friedrichstadtkirche, 1701–05 von Jean Louis Cayart
- Petrikirche Minden, 1739–43
- Französische Kirche Potsdam, 1752–53 von Jan Bouman
- Französisch-reformierte Kirche Frankfurt am Main-Bockenheim, 1769
- St.-Jakobs-Kirche Frankfurt am Main-Bockenheim, spätes 18. Jahrhundert
Frankreich
- Temple de Paradis[1] in Lyon, 1564 von Jean Perissin[2]
Schweiz
- Kirche Chêne-Pâquier, 1667 von Abraham Dünz
- Reformierte Kirche Oron-la-Ville, 1678 von Abraham Dünz
- Reformierte Kirche Chêne-Bougeries, 1756–58 von Jean-Louis Calandrini
- Reformierte Kirche Embrach, 1779–80 von David Vogel
- Reformierte Kirche Horgen, 1780–82 von Johann Jakob Haltiner
- Reformierte Kirche La Chaux-de-Fonds, 1794–96 von Moïse Perret-Gentil
- Reformierte Kirche Schwerzenbach, 1812–13 von Hans Conrad Bluntschi
- Reformierte Kirche Seengen, 1820–21 von Jost Kopp
- Reformierte Kirche Meisterschwanden, 1820–22 von Jost Kopp
- Reformierte Kirche St. Sulplice NE, 1821
- Temple St. Jean in La Chaux-de-Fonds, 1969–72 von Daniel Grataloup
- Kirche Allmendingen bei Thun, 1996
Evangelisch-Lutherische Tradition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der lutherischen Tradition bilden Ovalkirchen eine Seltenheit.
Dänemark
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Strandby Kirke, 1966 von Jacob Blegvad
Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Frankfurter Paulskirche, 1789–1833
- Kirche Grünberg, Grünberg (Brüssow) (Uckermark), 1793
- Johannes-Kirche, Bodenmais 1963
- Neue Kirche, Bad Endbach-Wommelshausen, 1965 von R. Schuhmacher, eiförmiger Grundriss
Österreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kreuzkirche Hirschegg, 1952–53 von Gustav Gsaenger, eiförmiger Grundriss
Polen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dreifaltigkeitskirche (Rudziczka)
- Erlöserkirche (Wałbrzych)
- Evangelische Kirche in Żeliszów, Schlesien
Weitere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Litauische Kirche (Tilsit), abgegangen
Katholische Tradition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im katholischen Kirchenbau sind Ovalkirchen vor allem im Barock entstanden. Die Gründe für die Grundrissform liegen hier jedoch nicht in liturgischen Erwägungen, sondern vielmehr in der nach Originalität strebenden verspielten Architektur des katholischen Barock. Bei moderneren Bauten spielen hingegen öfter auch liturgische Überlegungen eine Rolle. Beispiele:
Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wallfahrtskirche Steinhausen, 1728–33 von Dominikus Zimmermann
- Lexenrieder Kapelle, 1772
- St. Marienkirche in Berlin-Wilmersdorf, 1913–25 von Christoph Hehl und Carl Kühn
- Kapelle von Haus Heidhorn in Münster-Hiltrup, 1960er Jahre
- St. Konrad in Mannheim, 1962–64 von Heinz Heß
- Franz-von-Sales-Kirche Düsseldorf, 1969–71 von Hans Schwippert eiförmiger Grundriss
- St. Anton von Padua in Reischach, 1695–1699 von Mathias Weidtinger
- Maria-Eich-Kapelle, Mühldorf am Inn
- Kapelle zum Heiligen Kreuz, Bonlanden, Berkheim
- Dorfkapelle Adelshofen, Bad Wurzach, 1760–1770
- St. Andreas (Untersaal), circa 1730
Italien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sant’Andrea al Quirinale in Rom, 1658–70 von Gian Lorenzo Bernini
- San Pietro in Ischia, 1781
- Sant’Anna dei Palafrenieri, Rom
Österreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- St. Theresienkirche in Linz-Keferfeld, 1959–62 von Rudolf Schwarz
- Zur Unbefleckten Empfängnis (Linz)
- Pfarrkirche Sankt Ägydius Hollenegg
- Wallfahrtskirche hl. Peter, Liedering
- Pfarrkirche Bregenz-Mariahilf
Schweiz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- San Giovanni Battista in Mogno, 1992–96 von Mario Botta
Spanien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Niederlande
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Klosterkirche Nijmegen, 2011
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- K. Speich/ H. R. Schläpfer: Kirchen und Klöster in der Schweiz. Ex Libris Verlag Zürich, 1978.
- H. Schneider: Entdeckungsreise – Reformierter Kirchenbau in der Schweiz. Stäubli Verlag Zürich, 2000.
- Kunstführer durch die Schweiz – Band 1. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK Bern, 2005.
- Kulturführer Schweiz. Ex Libris Verlag Zürich, 1982.
- Knaurs Kulturführer Deutsche Demokratische Republik. Theodor Knaur Verlag München, 1989.
- Knaurs Kulturführer Italien. Theodor Knaur Verlag München, 1978.