Paarungsbiss

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Zauneidechsen Männchen (grün), fixiert das Weibchen (braun) mittels eines Paarungsbisses

Beim Paarungsbiss beißt sich das Männchen in der Flanke oder im Nacken (Nackenbiss) des Weibchens fest, um ein Fortlaufen der Partnerin bei der beabsichtigten Begattung zu unterbinden.

Der Biss selbst ist Teil des Paarungsverhaltens. Die Zähne dringen dabei oft nicht ein, sondern üben meist einen stimulierenden Reiz aus, da das Männchen in aller Regel nicht die volle Kraft der Kiefermuskulatur einsetzt. Dennoch kann es zu Verletzungen kommen, diese verlaufen jedoch in den meisten Fällen glimpflich und beschränken sich in der Regel auf kleinere Verletzungen des Gewebes.[1][2] Gerade bei Raubtieren oder mangels Fluchtmöglichkeiten können die Verletzungen aber auch tödlich verlaufen.[3]

Einen Paarungsbiss gibt es bei einigen Reptilien- und Säugetierarten.

Bei Reptilien führt das Männchen den Paarungsbiss oft als Flankenbiss aus. Anschließend wird der hintere Teil des Weibchens durch den Kopf des Männchens angehoben, erst hierdurch kann die Paarung erfolgen.[4]

Der Paarungsbiss als Flankenbiss kommt im Paarungsverhalten vieler Schlangen vor,[1] z. B. bei italienischen Äskulapnattern.

Schuppenkriechtiere

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Viele Schuppenkriechtiere wie Eidechsen oder Agamen nutzen den Flankenbiss in ihrem Paarungsverhalten.[2][5]

Nackenbiss bei Paarung von Löwen (Ngorongoro Conservation Area, 2007)

Bei Säugetieren dominiert die Form des Nackenbisses als Paarungsbiss. Er wird manchmal vom körperlich stärkeren Männchen unabhängig von der Paarungsbereitschaft des Weibchens praktiziert.[6] Dies trifft besonders auf Raubtiere zu:

Der Nackenbiss kommt häufig vor im Paarungsverhalten der Katzenartigen, darunter auch bei Jaguarundi (Puma yagouaroundi) und Löwen.

Unter den Hundeartigen zeigt beispielsweise der Kleine Panda (Ailurus fulgens) ein ähnliches Verhalten.

Auch bei Robben wie den Stellerschen Seelöwen, Nördlichen[3] oder Südlichen See-Elefanten ist der Nackenbiss Teil des Paarungsverhaltens.

Bei den Pferden (Equidae) wie den Zebras fixiert der Hengst die Stute mittels eines Nackenbisses.

Nackenbiss außerhalb des Paarungsverhaltens

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Innerartliche Auseinandersetzungen

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Nackenbisse können auch ohne Paarungsabsichten, dann aber möglicherweise weniger behutsam, durch Männchen an Weibchen ausgeübt werden, z. B. bei Pavianen.[7]

Bei dem Beuteltier Doppelkamm-Beutelmaus werden innerartliche Kämpfe in der freien Natur sehr ritualisiert ausgeführt, sodass diese selten ernste Verletzungen zur Folge haben. Bei Mangel an Fluchtmöglichkeiten in Gefangenschaft können Auseinandersetzungen mit tödlichen Nackenbissen enden.[8]

Viele Katzen- und Hundeartige wie Füchse tragen ihre Welpen mit Hilfe eines Nackenbisses. Dies übt gleichzeitig eine Signalwirkung auf das Jungtier aus, seine Muskulatur zu entspannen.

Oft üben Katzen gegenüber kleineren Beutetieren einen kraftvollen Nackenbiss (dorsal) aus, während sie bei größerer Beute oft einen Kehlbiss setzen.[9] Auch Hundeartige praktizieren in ihrem Jagdverhalten Nackenbisse.[10]

Oft ist bei Jungtieren der Raubtiere wie Katzen die Unterscheidung schwer oder unmöglich, ob ein Paarungsbiss oder ein Jagdbiss oder ein innerartliches Aggressionsmuster spielerisch erprobt wird.

Bären wie heranwachsende Amerikanische Schwarzbären praktizieren den Nackenbiss und dessen Abwehr in ihrem Spielverhalten.[11]

Bereits sechs Wochen alte Stellersche Seelöwen üben geschlechtsspezifisch den Paarungsbiss in ihrem Spielverhalten.[12]

Einzelnachweise

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  1. a b Paarungsbiss bei Schlangen
  2. a b Paarunsgbiss bei Bartagamen
  3. a b Burney J. Le Boeuf, Sarah Mesnick: Sexual behavior of male northern elephant seals: I. Lethal injuries to adult females. In: Behaviour 1991, S. 143–162.
    • Sarah L. Mesnick, Burney J. Le Boeuf: Sexual behavior of male northern elephant seals: II. Female response to potentially injurious encounters. In: Behaviour 117, Nr. 3–4, 1991, S. 262–280.
  4. Astrid Falk: Grundkurs Terraristik. Eugen Ulmer GmbH & Co., 2004, ISBN 3-8001-4785-8.
  5. ladwyn Kingsley Noble, Helen T. Bradley: The mating behavior of lizards; its bearing on the theory of sexual selection. In: Annals of the New York Academy of Sciences 35, Nr. 1, 1933, S. 25–100, doi:10.1111/j.1749-6632.1933.tb55365.x.
    • Llewellyn Thomas Evans: Winter mating and fighting behavior of Anolis carolinensis as induced by pituitary injections. In: Copeia 1935, Nr. 1, 1935, S. 3–6.
    • Bhagyarekha N. Pandav, Bhagyashri A. Shanbhag, Srinivas K. Saidapur: Ethogram of courtship and mating behaviour of garden lizard, Calotes versicolor. In: Current Science 93, Nr. 8, 2007, S. 1164–1167.
  6. Cathleen R. Cox, Burney J. Le Boeuf: Female incitation of male competition: a mechanism in sexual selection. In: American Naturalist 1977, S. 317–335.
  7. Hans Kummer, Fred Kurt: Social units of a free-living population of hamadryas baboons. In: Folia Primatologica 1, Nr. 1, 1963, S. 4–19, doi:10.1159/000164877.
  8. Heather Aslin: The behaviour of Dasyuroides byrnei (Marsupialia) in captivity. In: Zeitschrift für Tierpsychologie. Band 35, Nr. 2, 1974, S. 187–208, doi:10.1111/j.1439-0310.1974.tb00443.x.
  9. Larry D. Martin: Functional morphology and the evolution of cats. In: Transactions of the Nebraska Academy of Sciences, VIII, 1980, S. 141–154.
  10. Rajesh R. Gandhi et al.: Dog bite injuries in children: a preliminary survey. In: The American Surgeon 65, Nr. 9, 1999, S. 863–864, PMID 10484090.
  11. J. D. Henry, S. M. Herrero: Social play in the American black bear: its similarity to canid social play and an examination of its identifying characteristics. In: American Zoologist 14, Nr. 1, 1974, S. 371–389.
  12. Roger L. Gentry: The development of social behavior through play in the Steller sea lion. In: American Zoologist 14, Nr. 1, 1974, S. 391–403, doi:10.1093/icb/14.1.391.