Peter Anton von Arnim

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Peter Anton von Arnim 1978 in Samy´s Tattoo Studio FfM

Peter Anton von Arnim (* 12. August 1937 Gut Zernikow/Oberhavel;† 19. August 2009 in Gransee) war ein deutscher Privatgelehrter, Islamwissenschaftler und Übersetzer; er ist ein Ur-Urenkel der Bettina von Arnim und Ur-Urgroßkind des Achim von Arnim.

Peter Anton von Arnim, von seinen Freunden PAvA genannt, wurde als viertes von sechs Kindern des Friedmund Ernst Freiherr von Arnim (1897–1946) und seiner Frau Clara geboren und wuchs in Zernikow auf. Er gehört der 7. Generation der Linie Friedmund von Arnim an; Bettina von Arnim war seine Ur-Urgroßmutter und Achim von Arnim sein Ururgroßvater. Nach dem Abitur begann er ein Studium der Literatur in Tübingen, das er jedoch „zum Leidwesen seiner adeligen Verwandtschaft“ abbrach.[1]

Eine eigene Familie gründete er nie; er war zwischenzeitlich „Mitglied des SDS“; „an Universitäten hat er ... nie gelehrt“, bestenfalls als Lehrer und Studienberater.[2]

Er begann in einer Buchhandlung in Frankfurt a. M. zu arbeiten und betreute die Institute der Universität. Um 1977 lernte er den Frankfurter Tätowierer Horst Streckenbach kennen und begleitete ihn auf mehreren Reisen, u. a. zur Fifth World Tattoo Convention des North American Tattoo Club 1978 in Sacramento.[3] Er arbeitete auch als Hochzeitsfotograf, später im Sudan mit eigenem Studio.[1]

Peter Anton von Arnim übersiedelte 1980 in den Sudan. Dort unterstützte er den Aufbau eines Hilfsprojektes namens «Association for Amputees»[4], das während der Unruhen im Lande verstümmelte Menschen mit Prothesen versorgte.[5] In Omdurman wurde "in den Räumen des deutschen Photographen Peter von Arnim ihr provisorisches Hauptquartier eingerichtet".[6] Fundamentalisten denunzierten ihn und er entzog sich 1987 einer Ausweisung und verließ das Land.

Nach der Wende kehrte er in seine Heimat nach Zernikow zurück.[1] In den 1990er Jahren hielt von Arnim Vorträge für verschiedene Institutionen wie z. B. für die Internationale Arnim-Gesellschaft, den Freundeskreis Schloß Wiepersdorf und die Initiative Zernikow, die sein jüngster Bruder Wolf Hermann von Arnim finanziell unterstützte.[7][8] Erneut engagierte sich PAvA für Afrika, diesmal für Germanistikstudenten im Senegal.[1]

Im Jahr 2004 erlitt er einen Schlaganfall. Es folgten längere Krankenhausaufenthalte, mehrere OPs und dann ein Leben im Rollstuhl. 2007 fasste er den Entschluss in den Senegal auszuwandern. Er ließ seine Bücher verschiffen und brach im August 2007 auf. Auf dem Flug bekam er eine Thrombose und musste die Reise abbrechen. Zunächst kam er in ein Krankenhaus und anschließend in die Seniorenresidenz Gransee, wo er am 19. August 2009 verstarb.[9] Die Beerdigung erfolgte am 27. August 2009 auf dem Friedhof von Zernikow. Sein Bruder Wolf-Hermann von Arnim (1942–2013) führte aus: „Er hatte bis zu seinem Tod schreckliche Schmerzen. Ich denke, sein Tod kam einer Erlösung gleich.“[1]

Bibliografie (Auswahl)

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  • West-östlicher Divan; J. W. Goethe. The West-east Divan: Poems, with “Notes and Essays”: Goethe’s Intercultural Dialogues. Übersetzung, Einführung und Anmerkungen von Martin Bidney; Übersetzung der „Noten und Abhandlungen“ in Zusammenarbeit mit Peter Anton von Arnim. Albany, New York: State University of New York Press, 2010.
  • Frantz Fanon : L’an V de la révolution Algérienne. Maspero, Paris 1959. (neu herausgegeben unter dem Titel Sociologie d’une révolution. Maspero, Paris 1968). Deutsch (Neuausgabe): Aspekte der algerischen Revolution (= st. Bd. 337). Übersetzt von Peter-Anton von Arnim, mit einem Nachwort von Armin Scheil. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1969.
  • Henri Lefebvre: Sociologie de Marx. PUF, Paris 1974 (Nachdr. d. EA Paris 1966). Deutsch (Neuausgabe) Soziologie nach Marx. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1972 (übersetzt von Beate Rehschuh und Peter Anton von Arnim).
  • Peter-Anton von Arnim: Der Nachlass des Dichterpaars Achim und Bettina von Arnim. Kulturbericht 2/99 des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute e. V. (ASKI)
  • Katharina Mommsen: Goethe und der Islam. Hrsg. und mit einem Nachw. vers. von Peter Anton von Arnim. Insel-Taschenbuch ISBN 978-3-4583-4350-9.[10]
  • Clara von Arnim, Peter-Anton von Arnim: Der grüne Baum des Lebens. Lebensstationen einer märkischen Gutsfrau in unserem Jahrhundert, Scherz Verlag, Bern-München-Wien 1989, ISBN 3-5021-8011-3.
  • Der Nachlass des Dichterpaars Achim und Bettina von Arnim. Zur Maecenas-Ehrung von Clara von Arnim. Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute e.V., Bonn 1999
  • Mit Clara von Arnim: Zur Erinnerung an Friedmund Ernst Freiherr von Arnim 1897-1946. Aus Anlaß seines 100. Geburtstages Buch: Zur Erinnerung an Friedmund Ernst Freiherr von Arnim 1897-1946.
  • Bettine und Goethe. In: Andreas und Paul Remmel (Hrsg.): Goethe-Blätter. Band IV 1. Auflage, S. 105ff. Bernstein Verlag 2008, ISBN 978-3-9809762-4-4.

Im Jahr 2014 verfassten Horst Stukenberg und Mouhamadou Moustapha Sow das Werk Peter Anton von Arnim - ein biographisches Lesebuch. Sow lernte Peter Anton von Arnim 1983 über das UNICEF- und Pfadfinder-Projekt „Wasser für den Sudan“ kennen und wurde später zu einem engen und vertrauten Freund der Familie von Arnim. Mit dem Buch wollten die Herausgeber „dazu beitragen, Peter Anton von Arnim noch einmal zu Wort kommen zu lassen und seiner zu gedenken“ (S. 7). Auf S. 157 erfährt man aus einem Brief von Horst Stukenberg an Abdoulaya (den Adoptivsohn von PAvA!), dass das Buch „PAvA zu Ehren“ herausgegeben werden und dem jüngeren Bruder Wolf Herman von Arnim (* 31. August 1942 Gut Zernikow/Oberhavel; † 1. Dezember 2013 Eugisheim/Elsaß) zum 70. Geburtstag geschenkt werden soll.

„Außerdem schildern die – allerdings weit über 100 – Beiträge die beeindruckende, abwechslungsreiche, bewundernswerte, aber auch m. E. tragische und ambivalente Lebensgeschichte des Peter Anton von Arnim (1937- 2009)“

Hartmut M. Griese 2014.[11]

„...er war Wortgewandt genug, um eine der Koryphäen in der Analyse von Goethes Werken und des Islam zu werden.“

Daniel Dzienian[12]
  • Horst Stukenberg, Mouhamadou Moustapha Sow (Hrsg.): Peter Anton von Arnim - ein biographisches Lesebuch. Roderer, Regensburg 2014, ISBN 978-3-89783-791-1
  • Neue Zeitung für Einsiedler, Mitteilungen der Internationalen Arnim-Gesellschaft, Jahrgang 8/9 (2008/2009), Herausgegeben von Walter Pape Köln 2010
  • Roswitha Burwick, Heinz Härtl: Frische Jugend, reich an Hoffen. Der junge Arnim: Zernikower Kolloquium der Internationalen Arnim-Gesellschaft, (Max Niemeyer Verlag, Berlin, Boston 2015) De Gruyter 2001, ISBN 978-3-484-10820-2.
  • Peter-Anton von Arnim: Apartheidsstaat Sudan und die Rolle der Scharia-Gesetzgebung seit Numeiri. Pogrom Nr.178 Zeitschrift für bedrohte Völker, Göttingen 1994, S.20-23.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Horst Stukenberg, Mouhamadou Moustapha Sow (Hrsg.): Peter Anton von Arnim – ein biographisches Lesebuch. Roderer, Regensburg 2014, S. 71, 78, 110–111.
  2. Walter Pape (Hrsg.). In: Zeitung für Einsiedler. Mitteilungen der Internationalen Arnim-Gesellschaft. Jahrgang 8/9 (2008/2009), Köln 2010. Nachrufe S. 138
  3. Institut für deutsche Tätowiergeschichte (IDTG) Wedemark, Fotoarchiv NHS-MK-019; 040 und 069.
  4. Die TAZ führt „September Amputees Union“ an.
  5. Sheila Rule: LIFE OF SHAME OF AMPUTEES IN THE SUDAN The New York Times vom 16. Juni 1986.
  6. Francois Missner: Amputierte: Die Opfer der Sharia im Sudan taz. die tageszeitung vom 20. Oktober 1986, S.8.
  7. Zernikower Gutshaus – Die Wiederherstellung des Gartensaals initiative-zernikow.de
  8. Neue Zeitung für Einsiedler. Mitteilungen der Internationalen Arnim-Gesellschaft Jahrgang 8/9 (2008/2009) S. 127 ff.
  9. Traueranzeige. In: Westfälischer Anzeiger vom 22. August 2009.
  10. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Peter Anton von Arnim. perlentaucher.de
  11. Hartmut M. Griese. Rezension vom 15.09.2014 zu: Horst F. W. Stukenberg, Mouhamadou M. Sow (Hrsg.): Peter Anton von Arnim - ein biographisches Lesebuch. Erinnerungen an den Privatgelehrten, Islamwissenschaftler und Mensch. Roderer Verlag (Regensburg) 2014. ISBN 978-3-89783-791-1. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/17378.php, Datum des Zugriffs 20.07.2024.
  12. Daniel Dzienian: Über den Tellerrand hinweg gekletter - Peter Anton von Arnim. In: Horst F. W. Stukenberg, Mouhamadou M. Sow (Hrsg.): Peter Anton von Arnim - ein biographisches Lesebuch. Erinnerungen an den Privatgelehrten, Islamwissenschaftler und Mensch. S. 111.