Peter Kempermann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Peter Franz Kempermann, aus: The Sydney Mail, 17. November 1900, S. 1182

Peter Franz Kempermann (* 1. März 1845 in Krefeld; † 6. November 1900 in Sydney) war ein deutscher Jurist, Diplomat, Dolmetscher, Ostasienkundler und Forschungsreisender.

Der am 1. März 1845 in Krefeld geborene Peter Franz Kempermann besuchte das Gymnasium in Münster und studierte danach in Berlin Philosophie, Jura und Staatswissenschaften.[1] sowie Ostasienkunde. Er war anscheinend promoviert.[2] Kempermann erlernte die japanische Sprache offenbar auf dem Seminar für Orientalische Sprachen in Berlin.[3] Kempermanns diplomatische Laufbahn begann im Dezember 1866 im Dolmetscherdienst beim Norddeutschen General-Konsulat und der späteren Kaiserlich Deutschen Gesandtschaft in Japan, wo er seine japanischen Sprachkenntnisse weiter verbesserte.[4] Ab Juni 1867 war Kempermann im preußischen Konsulat eingesetzt. Sein Dienstsitz war zuerst in Yokohama und ab Januar 1869 in Tokio. Sein Dienst in Japan endete 1879. In dieser Zeit leitete er zeitweilig die deutschen Konsulate von Hyogo und Yokohama.[5] Kempermann war Sekretär von Max von Brandt[6] der nach der Unterzeichnung eines Japanisch-Preußischen Handelsvertrags am 24. Januar 1861 ab 1. Januar 1863 zunächst Konsul, später Generalkonsul des Norddeutschen Bundes und nach Gründung des Deutschen Reiches, seit 1872, deutscher Ministerresident in Japan war.

Kempermann engagierte sich in der 1873 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (Ostasiengesellschaft; OAG). Auf der ordentlichen Generalversammlung der OAG in Yokohama am 19. Januar 1878 wurde er zu deren stellvertretendem Vorsitzenden gewählt.[7] Kempermann wurde später fünfter Vorsitzender der OAG.[8]

Kempermann unternahm ausgedehnte Reisen in Japan. Seine Reiseberichte[9], insbesondere über seine Reise in der heutigen Präfektur Shimane im Jahr 1877, vermitteln einen guten Überblick über Menschen, Geografie, Natur, Erzeugnisse usw. im Japan des letzten Viertels des 19. Jahrhunderts. Besonders interessiert war Kempermann am Shintoismus. Aus diesem Grund besuchte er auch die berühmten Shinto-Schreine Izumo-Taisha und Hinomisaki.[10]

Kempermann begleitete den österreichischen Diplomaten Graf Alexander von Hübner auf eine Exkursion zum Fuji.[11] Der Geograph Johannes Justus Rein erwähnt Kempermann mehrfach in seinen „Briefen eines deutschen Geographen aus Japan 1873–1875“.[12] Auch der k.u.k. Legationsrat J. Camille Samson erwähnt Kempermann in seinem Bericht „Meine Reise nach Siam 1888-1889“.[13]

Ein jüngerer Bruder von Peter Kempermann war Kaufmann in Kobe.[14] T. H. [Th.] Kempermann kam 1872 im Auftrag der Handels- und Versicherungsgesellschaft Gutschow & Co. nach Japan und wurde in Yokohama eingesetzt. Im Jahr 1875 wurde er Leiter der Filiale in Kobe. Bereits 1880 ging die Firma Gutschow & Co. in Konkurs und wurde von Frederick Christopher Boyes (1850–1900) übernommen. T. H. Kempermann hat Japan verlassen.[15]

Im Jahr 1872 wurde Kempermann zum Ritter des österreichischen Leopolds-Ordens ernannt.[16]

Am 29. Januar 1879 wurde Peter Kempermann zum deutschen Vizekonsul in der britischen Kronkolonie Hongkong berufen und trat dort am 29. April 1879 seinen Dienst an.[17]

Seine weiteren diplomatischen Einsätze waren 1881 bis 1886 als Ministerresident in Manila (Philippinen), 1886 bis 1887 in Seoul (Korea), 1888 bis 1897 in Bangkok (Thailand) und zuletzt als Geheimer Legationsrat und Generalkonsul in Sydney (Australien).[18]

In seiner Zeit am Konsulat in Manila machte Kempermann im Karolininenstreit mit Spanien dem Deutschen Reich den Vorschlag, die philippinische Insel Mindanao, damals in spanischem Besitz, zu annektieren, sein Vorschlag blieb jedoch unbeachtet.[19]

In seiner Zeit als deutscher Ministerresident in Bangkok, am 2. Mai 1891, gründete Kempermann dort den Deutschen Klub.[20]

Am 11. Februar 1888 heiratete Peter Kempermann Martha Kähler († August 1899[21]) aus Hamburg,[22] eine Tochter des Hamburger Senators Alexander Kähler.[23] Das Paar hatte fünf Kinder, Emma Hildegard (* 3. Juli 1889), Anna Gertrud (* 22. Juli 1890), Alexander Wilhelm (* 9. Juli 1891), Martha Luise (* 19. Januar 1894) und Hedwig Josefine (* 22. Juli 1897).[24]

Peter Kempermann starb am 6. November 1900 im Alter von nur 55 Jahren in Sydney an einem Leber-Leiden.[25]

Ein Bruder Peter Kempermanns lebte als Arzt in Witten an der Ruhr.[26]

Die fünf Kinder von Peter Franz und Martha Kempermann wurden durch den frühen Tod ihrer Eltern 1899 und 1900 zu Vollwaisen, als das älteste von ihnen, Emma Hildegard Kempermann, erst elf Jahre alt war.[27]

Veröffentlichungen von Peter Kempermann

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Kempermann, Peter, Reise durch die Central-Provinzen Japans, Mittheilungen der Deutschen Gesellschaft für die Natur- und Völkerkunde Ostasiens, Band II (1876–1880), Heft 14, S. 121–145, https://oag.jp/books/band-ii-1876-1880-heft-14/
  • Kempermann, Peter, Die Kami yo no Modji oder Götterschrift, Mittheilungen der Deutschen Gesellschaft für die Natur- und Völkerkunde Ostasiens, Band II (1876–1880), Heft 13, S. 85–93, https://oag.jp/books/band-ii-1876-1880-heft-13/
  • Kempermann, Peter, Die von Iyeyassu hinterlassenen und in der Schatzkammer niedergelegten Hundert-Gesetze (Fortsetzung), Mittheilungen der Deutschen Gesellschaft für die Natur- und Völkerkunde Ostasiens, Band I (1873–1876), Heft 2, S. 2–8, https://oag.jp/books/band-i-1873-1876-heft-2/

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bernd Lepach, Meji-Portraits, „KEMPERMANN, Peter K.“, http://www.meiji-portraits.de/meiji_portraits_k.html
  2. siehe: Direktor Prof. Dr. Justus Brinkmann, Museum für Kunst und Gewerbe, Bericht für das Jahr 1905, Ankäufe und Schenkungen im Jahr 1905, Japanische Bücher, ab S. 265, S. 333/ 334, in: Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten, XXIII (23.) Jahrgang 1905, Kommissionsverlag von Lucas Gräfe & Sillem, Hamburg 1906, https://archive.org/details/jahrbuchderhambu231905hamb/page/334/mode/2up?q=Kempermann : „Diese Sammlung befand sich früher im Besitz des Herrn Dr. Kempermann, der als Diplomat im Dienste des Deutschen Reiches in Korea und Japan, später während acht Jahre als Ministerresident in Bangkok und endlich als Geheimer Legationsrat und Generalkonsul für Australien in Sidney gelebt hat.“
  3. siehe: Meissner, Kurt; Schinzinger, Robert (Hrsg.), „Deutsche in Japan 1639-1960“, Supplementband XXVI, 1961, S. 62/63, https://oag.jp/img/1961/01/oag-mitteilung-sup-Bd-26-deutsche-in-japan-komplett-1639-1960.pdf : „Unter den übrigen in der Gesandtschaft und in den Konsulaten arbeitenden Beamten waren die aus der Dolmetscherkarriere hervorgegangenen Konsuln, Generalkonsuln und Gesandtschaftsräte am innigsten mit der deutschen Gemeinde verbunden. Vor dem 1. Weltkriege kamen nämlich von Zeit zu Zeit junge, auf dem Orientalischen Seminar in Berlin sprachlich vorgebildete Juristen nach Japan, die dauernd in Japan blieben und die nach und nach vom Dolmetschereleven bis zum Generalkonsul oder Botschaftsrat aufrückten. Einige erstrangige Japankenner, wie der fünfte O.A.G.-Vorsitzende Kempermann, der spätere Generalkonsul in Schanghai F. Thiel [Fritz August Thiel (Diplomat) (1863–1931)] und der spätere Generalkonsul Emil Ohrt (1893-1934), sind aus dieser Dolmetscherkarriere hervorgegangen. Ihr Wirken war besonders erfolgreich. Nebenher haben sie durch die Veröffentlichung einer Reihe guter Arbeiten viel dafür getan, daß die Kenntnis über Japan in Deutschland wuchs.“ (= S. 75/76 der PDF-Datei).
  4. Boguslawski, Georg Heinrich von/ Reiss, Wilhelm/ Güssfeldt, Paul et al. (Hrsg.), Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 1900, Nr. 9 und 10, Sitzung vom 8. Dezember 1900, Vorsitzender: Freiherr von Richthofen, S. 471 ff., S. 475, https://archive.org/details/bub_gb_kJZIAAAAYAAJ/page/n493/mode/2up
  5. Bernd Lepach, Meji-Portraits, „KEMPERMANN, Peter K.“, http://www.meiji-portraits.de/meiji_portraits_k.html
  6. Matthias Koch, Sebastian Conrad (Hg.), „Johannes Justus Rein – Briefe eines deutschen Geographen aus Japan 1873–1875“, Monographien, Herausgegeben vom Deutschen Institut für Japanstudien, Band 40, 2006, Brief Nr. 43, Kofu in Koshiu (Kai), den 30. Aug. 1874, S. 273, https://www.dijtokyo.org/wp-content/uploads/2016/09/DIJ-Mono_40_Koch_Conrad.pdf
  7. siehe: Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, 14. Heft, Sitzungsberichte, Ordentliche Generalversammlung in Yokohama am 19ten Januar 1878, S. 156, https://archive.org/details/bub_gb_FCxPAAAAYAAJ/page/n303/mode/2up
  8. Matthias Koch, Sebastian Conrad (Hg.), „Johannes Justus Rein – Briefe eines deutschen Geographen aus Japan 1873–1875“, Monographien, Herausgegeben vom Deutschen Institut für Japanstudien, Band 40, 2006, Brief Nr. 11. Deutsche Legation, Yedo [=Tokyo], den 26/12/73, S. 147, Fn. 50, https://www.dijtokyo.org/wp-content/uploads/2016/09/DIJ-Mono_40_Koch_Conrad.pdf
  9. insbes.: „Reise durch die Central-Provinzen Japans“, in: Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, Nr. 14, April 1878, S. 121–145, https://oag.jp/books/band-ii-1876-1880-heft-14/
  10. Bernd Lepach, Meji-Portraits, „KEMPERMANN, Peter K.“, http://www.meiji-portraits.de/meiji_portraits_k.html
  11. Alexander Graf von Hübner, Ein Spaziergang um die Welt: [Amerika, Japan, China]. 7. Auflage, Leipzig 1891, Verlag T. O. Weigel Nachfolger, S. 262: »(3. August) Der niederländische Gesandte Herr van der Hoeven hatte mir vorgeschlagen, mich ihm auf einem Ausfluge nach dem Fujiyama anzuschließen. Eine kostbare Gelegenheit, die noch wenig bekannten Gegenden im Norden und Osten des Vulkans zu besuchen. Wir sind sechs Reisegefährten, darunter Herr Kempermann, ein vortrefflicher Japanologe und Dolmetsch bei der Gesandtschaft des Norddeutschen Bundes.«, https://archive.org/details/einspaziergangu00hbgoog/page/n281/mode/2up
  12. Matthias Koch, Sebastian Conrad (Hg.), Johannes Justus Rein – Briefe eines deutschen Geographen aus Japan 1873–1875, Monographien, Herausgegeben vom Deutschen Institut für Japanstudien, Band 40, 2006, https://www.dijtokyo.org/wp-content/uploads/2016/09/DIJ-Mono_40_Koch_Conrad.pdf
  13. Verlag: Holzhausen [1901 als Manuskript gedruckt], Wien, 1901, https://www.gutenberg.org/files/48374/48374-h/48374-h.htm
  14. Matthias Koch / Sebastian Conrad (Hg.), Johannes Justus Rein – Briefe eines deutschen Geographen aus Japan 1873–1875, Monographien, herausgegeben vom Deutschen Institut für Japanstudien, Band 40, Iudicum Verlag München 2006, S. 343, https://www.dijtokyo.org/wp-content/uploads/2016/09/DIJ-Mono_40_Koch_Conrad.pdf
  15. Bernd Lepach, Meji-Portraits, „KEMPERMANN, T. H. [Th.]“, http://www.meiji-portraits.de/meiji_portraits_k.html
  16. s. Hof- und Staats-Handbuch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie: für das Jahr 1882 nach amtlichen Quellen zusammengestellt, Druck und Verlag der K.K. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1882, I. Theil, Ritter-Orden. Ritter. Vom Jahr 1872, S. 179, https://books.google.de/books?id=UPpfLKAsvTEC&pg=PA179&lpg=PA179
  17. Bernd Lepach, Meji-Portraits, „KEMPERMANN, Peter K.“, http://www.meiji-portraits.de/meiji_portraits_k.html
  18. Bernd Lepach, Meji-Portraits, „KEMPERMANN, Peter K.“, http://www.meiji-portraits.de/meiji_portraits_k.html
  19. Angel Velasco Shaw / Luis H. Francia (Eds.), Vestiges of war – the Philippine-American War and the aftermath of an imperial dream, 1899–1999, New York University Press, New York 2002, S. 23, https://archive.org/details/vestigesofwarphi0000unse?q=Kempermann »The first serious considerations of a possible German acquisition of Philippine territory can be dated to 1885, when Germany and Spain were engaged in a dispute over the Carolines. Anticipating a possible escalation of German-Spanish tension, Peter Kempermann, the German consul in Manila, dispatched a proposal for the annexiation of Mindanao to Berlin. Kempermann's suggestion, however, seems to have been ignored, and it was only in the 1890s, a decade during which German foreign policy was at its most expansionist, that the Philippines reemerged on the agenda of German foreign policy.«
  20. Alois Payer, Chronik Thailands 1891 (Rama V.), „1891-05-02 Bangkok: Der deutsche Ministerresident Peter F. Kempermann (1845-1900) gründet den Deutschen Klub.“, http://www.payer.de/thailandchronik/chronik1891.htm
  21. siehe „The Late Herr Kempermann“, in: The Sydney Mail and New South Wales Advertiser, 17. November 1900, S. 1181, https://trove.nla.gov.au/newspaper/article/163694373 :„A year ago Frau Kempermann died, …“
  22. Bernd Lepach, Meji-Portraits, „KEMPERMANN, Peter K.“, http://www.meiji-portraits.de/meiji_portraits_k.html
  23. siehe Direktor Prof. Dr. Justus Brinkmann, Museum für Kunst und Gewerbe, Bericht für das Jahr 1905, Ankäufe und Schenkungen im Jahr 1905, Japanische Bücher, ab S. 265, S. 333/ 334, in: Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten, XXIII (23.) Jahrgang 1905, Kommissionsverlag von Lucas Gräfe & Sillem, Hamburg 1906, https://archive.org/details/jahrbuchderhambu231905hamb/page/334/mode/2up : „Seit seinem und seiner Frau im Jahre 1900 an der letzten Stätte seiner amtlichen Tätigkeit erfolgten Ableben befand sich seine japanische Bibliothek im Gewahrsam seines Schwiegervaters, des Senators Herrn Alexander Kähler zu Hamburg.“
  24. Bernd Lepach, Meji-Portraits, „KEMPERMANN, Peter K.“, http://www.meiji-portraits.de/meiji_portraits_k.html
  25. „The Late Herr Kempermann“, in: The Sydney Mail and New South Wales Advertiser, 17. November 1900, S. 1181; https://trove.nla.gov.au/newspaper/article/163694373
  26. Direktor Prof. Dr. Justus Brinkmann, Museum für Kunst und Gewerbe, Bericht für das Jahr 1905, Ankäufe und Schenkungen im Jahr 1905, Japanische Bücher, ab S. 265, S. 333/ 334, in: Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten, XXIII (23.) Jahrgang 1905, Kommissionsverlag von Lucas Gräfe & Sillem, Hamburg 1906, https://archive.org/details/jahrbuchderhambu231905hamb/page/334/mode/2up?q=Kempermann
  27. siehe „The Late Herr Kempermann“, in: The Sydney Mail and New South Wales Advertiser, 17. November 1900, S. 1181, https://trove.nla.gov.au/newspaper/article/163694373 :„A year ago Frau Kempermann died, leaving five children, and these little ones — the eldest is 11 — are now fully orphaned.“
VorgängerAmtNachfolger
Hermann BudlerBotschafter des Deutschen Reiches in Korea
1886–1887
Ferdinand Krien