Plattfuß
Klassifikation nach ICD-10 | |
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M21.4 | Plattfuß [Pes planus] (erworben) |
Q66.5 | Pes planus congenitus |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Der Plattfuß (lat. pes planus) ist eine angeborene oder erworbene Fußfehlstellung, bei der das Längsgewölbe (die Wölbung von der Ferse zum Vorderfußballen) des Fußes eingesunken erscheint. Dadurch bedingt kann es zum Abkippen der Ferse zum Fußaußenrand hin sowie auch zum Abkippen des Vorfußes zum Fußaußenrand hin kommen. Im Extremfall liegt die Fußfläche vollständig auf dem Boden auf.[1] Eine weniger ausgeprägte Form des erworbenen Plattfußes ist der Senkfuß, bei dem das Längsgewölbe nur bei Belastung des Fußes zum Boden hin durchdrückt.[2]
Häufig sind Beschwerden am inneren Fußrand in der Gegend des Kahnbeins und zur Fußsohle hin vorhanden. Mitunter werden Schmerzen in den Waden, in den Knien, den Oberschenkeln, in der Hüfte und im Kreuz beklagt. Beim ausgebildeten Plattfuß sind meist keine Schmerzen mehr vorhanden.[2]
Angeborener Plattfuß
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der angeborene Plattfuß (lat. pes planus congenitus, auch: kongenitaler Plattfuß, Talus verticalis, veraltet: Schaukelfuß, Tintenlöscherfuß) ist eher selten und tritt in rund 50 Prozent aller Fälle in Kombination mit weiteren Fehlbildungen auf. Die Fußsohle erscheint nach außen gerundet (konvex), die Fußwurzelknochen sind zur Fußsohle hin verschoben, die Achillessehne ist verkürzt, der Vorfuß erscheint abgespreizt (Vorfuß-Abduktion) und dorsal-extendiert. Im Röntgenbild ist bei einem angeborenen Plattfuß ein steil gestelltes Sprungbein (Talus verticalis) zu sehen.[3] Neben einer schrittweisen Gipsredression bereits im Babyalter ist oftmals auch eine operative Therapie und eine spätere Versorgung mit orthopädischen Einlagen oder orthopädischen Schuhen notwendig.
Erworbener Plattfuß
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der erworbene Plattfuß entsteht in den meisten Fällen durch eine verminderte Funktion des Musculus tibialis posterior, der im Kinder- und Jugendalter zu schwach sein kann oder im Alter oft Verschleißerscheinungen aufweist, die bis zur Sehnenscheidenentzündung, Sehnenansatzreizung (Enthesiopathie) und Riss der Sehne führen können.
Ursächlich können mangelndes Training (dauerhaftes Sitzen, beständiges Tragen von Schuhen), Überlastung des Fußes beispielsweise durch Übergewicht oder langanhaltendes Stehen, Bindegewebsschwäche, Fersenbeinbruch (posttraumatischer Plattfuß) sowie Krankheiten wie beispielsweise Kinderlähmung, Rachitis sowie neurologische und rheumatische Erkrankungen sein. Im Röntgenbild befindet sich das Sprungbein in Normalstellung.
Bei Hemiplegikern kann es nach anfänglicher Spitzfußstellung unter Körpergewichtsbelastung auch zu einer Knick-Senkfuß-Deformität (sog. „spastischer Plattfuß“) kommen.
Der so genannte „kontrakte Plattfuß“ wird zumeist durch eine Verbindung zwischen Fersen- und Kahnbein, seltener eine zwischen den anderen Rück- und Mittelfußknochen verursacht.[4]
Behandlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei Kindern und Jugendlichen versucht man zunächst ohne orthopädische Hilfsmittel auszukommen. Es empfehlen sich Fußgymnastik, Barfußlaufen und passende Schuhe mit weicher Sohle.
Auch bei Erwachsenen ist eine krankengymnastische Kräftigung der Unterschenkel- und Fußmuskulatur wichtig. Des Weiteren werden Einlagen sowie in schweren Fällen orthopädische Schuhe verordnet. In einigen Fällen kann auch eine Operation angezeigt sein.[5][6]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gerhard Fleischner: Podologische Orthopädie. Verlag Neuer Merkur, 2003, ISBN 978-3-929360-89-9, S. 77– (google.com).
- ↑ a b Klaus Buckup: Kinderorthopädie. Georg Thieme Verlag, 2001, ISBN 978-3-13-697602-9, S. 185 (google.com).
- ↑ Orthopädie für Pädiater. ( vom 5. Juli 2010 im Internet Archive) (PDF)
- ↑ Operative Korrektur des kindlichen Knick-Plattfußes. ( vom 26. Juni 2010 im Internet Archive)
- ↑ Renate Wolansky: Krankheitsbilder in der Podologie: Anatomie, bildgebende Diagnostik, Therapie. Georg Thieme Verlag, 2006, ISBN 978-3-8304-5348-2, S. 37– (google.com).
- ↑ Medical Tribune, 39. Jg., Nr. 3 ( vom 5. Juli 2010 im Internet Archive) (PDF; 154 kB) 16. Januar 2004, S. 10