Ráj (Karviná)

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Ráj

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Ráj (Karviná) (Tschechien)
Ráj (Karviná) (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Moravskoslezský kraj
Bezirk: Karviná
Gemeinde: Karviná
Geographische Lage: 49° 51′ N, 18° 34′ OKoordinaten: 49° 50′ 53″ N, 18° 34′ 11″ O
Einwohner: 16.088 (2011)
Postleitzahl: 734 01

Ráj (deutsch Roj, polnisch Raj) ist ein Ortsteil der Stadt Karviná im Okres Karviná in Tschechien. Ráj liegt im Ostrauer Becken, südöstlich des Stadtzentrums von Fryštát, am rechten Ufer der Olsa, auf dem alten Weg von Freistadt nach Teschen.

Im Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis (Zehntregister des Bistums Breslau) wurde Frienstad in Ray erwähnt,[1][2][3] also die neue vom Deutschen gegründete freie Stadt auf dem Grund der älteren slawischen Siedlung entstand, deren Name ein Paradies, im Sinne schön gelegener, fruchtbarer Ort, bezeichnete. Die Änderung in der örtlichen Aussprache in den Teschener Mundarten von Raj auf Roj tauchte erst im 16. Jahrhundert (1573: Roy) auf und wurde im deutschen amtlichen Namen behalten.[4] Nach Walter Kuhn, einem eifrigen Forscher des Deutschtums im Teschener Schlesien, soll es ein Teil der Freistädter deutschen Sprachinsel im Mittelalter gewesen sein, die acht Dörfer umfasste,[5] weil noch im Jahr 1571 11 der 18 Bauern in diesem Waldhufendorf deutschnamig waren.[6] Anderer Meinung ist Idzi Panic, nach dem das Dorf immer polnischsprachig war.[7]

Schloss

Seit 1327 bestand das Herzogtum Teschen als Lehensherrschaft des Königreichs Böhmen, seit 1526 gehörte es zur Habsburgermonarchie. 1563 bis 1570 wurde ein Renaissanceschloss im Dorf gebaut. Im Jahre 1573 entstand die Freie Standesherrschaft von Freistadt, der das Dorf unterstand. Nach dem Tod des ersten Besitzers, Wenzel Zikan von Slupska, wurde die Herrschaft in Ray/Roj mit Darkau und Lonkau ausgegliedert, und wurde danach oft in verschiedenen Händen erworben. In der Beschreibung Teschener Schlesiens von Reginald Kneifl im Jahr 1804 (meistens Stand aus dem Jahr 1799) war Roy, ein Dorf und eine freie Minder-Standesherrschaft mit dem Sitz im örtlichen Schloss im Besitz vom herrn Georg Freyherrn von Bees und Kronstein, Landmarschalle und Rathe des herzoglichen Landrechtes zu Teschen, im Teschner Kreis. Das Dorf hatte 43 Häuser mit 290 schlesisch-polnischen Einwohnern, die der Pfarrei von Freistadt gehörten.[8]

Kapelle

Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften bildete Roj ab 1850 eine Gemeinde in Österreichisch-Schlesien, Bezirk Teschen und ab 1868 im Bezirk Freistadt. Derweil nahm die ethnographische Gruppe der schlesischen Lachen (Untergruppe der Schlesier) deutliche Gestalt an, wohnhaft in Roj, traditionell Teschener Mundarten sprechend.

1899 wurde das Schloss vom Heinrich Larisch von Moennich abgekauft.

1918, nach dem Zusammenbruch der k.u.k. Monarchie, wurde das Gebiet von Teschen strittig. Am 5. November laut dem Vergleich zwischen polnischen und tschechischen Nationalräten wurde Darków ein Teil Polens. Die tschechoslowakische Regierung erkannte den Vergleich nicht an. Nach dem Polnisch-Tschechoslowakischen Grenzkrieg, einer nicht verwirklichten Volksabstimmung, sowie der Entscheidung des Botschafterrats der Siegermächte am 28. Juli 1920 wurde der Ort unter dem Namen Ráj ein Teil der Tschechoslowakei und des Bezirks Karviná.

1938 wurde Karviná an Polen angeschlossen und kam im Jahre darauf nach der Besetzung Polens zum Deutschen Reich. Während der deutschen Besatzung wurden Karwin, Bad Darkau, Freistadt, Roy und Altstadt im Landkreis Teschen 1944 zur Stadt Karwin-Freistadt vereinigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Ráj zunächst wieder eigenständig, bis es 1948 erneut nach Karviná und Fryštát eingemeindet wurde.

Nach dem Jahr 1963 entstanden die Plattenbausiedlungen Karviná-Ráj und Mizerov und die Einwohnerzahl explodierte. Letztlich wurde das Městský stadion Karviná in Raj eröffnet.

Einwohnerentwicklung

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Jahr 1869[9] 1880[10] 1890[10] 1900[10] 1910[10][11] 1921[9] 1930[9] 1950[9] 1961[9] 1970[9] 1980[9] 1991[9] 2001[9]
Einwohnern 622 766[p 1] 865[p 2] 838[p 3] 1053[p 4] 1276 1486 1685 1347 19717 21231 18817 17142
  1. Darunter: 721 (94,4 %) polnischsprachig, 40 (5,2 %) deutschsprachig, 3 (0,4 %) tschechischsprachig;
  2. Darunter: 809 (95,4 %) polnischsprachig, 38 (4,5 %) deutschsprachig, 1 (0,1 %) tschechischsprachig;
  3. Darunter: 810 (98,4 %) polnischsprachig, 11 (1,3 %) deutschsprachig, 3 (0,3 %) tschechischsprachig;
  4. Darunter: 1003 (97,3 %) polnischsprachig, 23 (2,2 %) deutschsprachig, 5 (0,5 %) tschechischsprachig; 1039 (98,7 %) römisch-katholisch, 14 (1,3 %) evangelisch;
Commons: Ráj – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Idzi Panic: Śląsk Cieszyński w średniowieczu (do 1528). Starostwo Powiatowe w Cieszynie, Cieszyn 2010, ISBN 978-83-926929-3-5, S. 297–299 (polnisch).
  2. Wilhelm Schulte: Codex Diplomaticus Silesiae T.14 Liber Fundationis Episcopatus Vratislaviensis. Breslau 1889, ISBN 83-926929-3-4, S. 110–112 (poznan.pl).
  3. Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis. Abgerufen am 24. August 2014 (Latein).
  4. Robert Mrózek: Nazwy miejscowe dawnego Śląska Cieszyńskiego. Uniwersytet Śląski w Katowicach, 1984, ISSN 0208-6336, S. 149 (polnisch).
  5. Grzegorz Chromik: Mittelalterliche deutsche Sprachinseln in Oberschlesien, Kleinpolen und Rotreußen. Kraków 2019, S. 64. (ruj.uj.edu.pl)
  6. Grzegorz Chromik: Geschichte des deutsch-slawischen Sprachkontaktes im Teschener Schlesien. Universitätsbibliothek Regensburg, Regensburg 2018, ISBN 978-3-88246-398-9, S. 297 (uni-regensburg.de).
  7. Idzi Panic: Język mieszkańców Śląska Cieszyńskiego od średniowiecza do połowy XIX wieku/Die Sprache der Einwohner vom Teschener Schlesien vom Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts/Jazyk obyvatel Těšínského Slezska od středověku do poloviny XIX. století. Cieszyn 2016, ISBN 978-83-8820431-9, S. 94.
  8. Reginald Kneifl: Topographie des kaiserl. königl. Antheils von Schlesien. 2. Teil, 1. Band: Beschaffenheit und Verfassung, insbesondere des Herzogtums Teschen, Fürstentums Bielitz und der freien Minder-Standesherrschaften Friedeck, Freystadt, Deutschleuten, Roy, Reichenwaldau und Oderberg. Joseph Georg Traßler, Brünn 1804, S. 304 (books.google.de)
  9. a b c d e f g h i Historický lexikon obcí České republiky - 1869-2015. (PDF) Český statistický úřad, 18. Dezember 2015, abgerufen am 5. Februar 2016 (tschechisch).
  10. a b c d Kazimierz Piątkowski: Stosunki narodowościowe w Księstwie Cieszyńskiem. Macierz Szkolna Księstwa Cieszyńskiego, Cieszyn 1918, S. 265, 283 (polnisch, opole.pl).
  11. Ludwig Patryn (Hrsg.): Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in Schlesien. Troppau 1912. (sbc.org.pl)