Ramin Yektaparast

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Ramin Yektaparast (genannt Ramin Y.; geboren am 1. März 1988 in Mönchengladbach; gestorben im April 2024 im Iran) war ein Deutsch-Iraner und ehemaliger Präsident der Kölner Bandidos,[1] später des Charters „MG City“ der Rockergruppierung Hells Angels in Mönchengladbach.[2] Er wurde international wegen schweren Straftaten gesucht und hielt sich seit 2021 im Iran auf.[3]

Beginn der Rockerkarriere

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Mit Beginn der Volljährigkeit startete Ramin Y. zunächst im Nachtleben als Türsteher und führte sonstige Tätigkeiten im Sicherheitsdienst aus. Kurze Zeit später schloss er sich der „Arabischen Brüderschaft“, unter Führung von Ahmed und Brahim Z., an, die großen Einfluss in der Rotlicht- und Türsteherszene haben.[4] Ramin Y. war von Juli 2009 bis November 2010 Geschäftsführer eines Bordells in Leverkusen[5] und begann seine Rockerkarriere bei den Bandidos.

Er war zunächst Prospect und geriet dadurch in den Fokus der Ermittlungsbehörden.[6] 2011 galt Ramin Y. Medienberichten zufolge als Präsident der Leverkusener Bandidos[7] und gründete deren angeblich größtes Chapter mit sechs „Sergeant at Arms“.[7] Dieses nannte er „Bandidos Westgate“.[8] Dass dieses Chapter keinen festen Sitz hatte und sie so in ganz Nordrhein-Westfalen agieren konnten, steigerte die Gefährlichkeit seiner Mitglieder, weil es die Ermittlungen der Polizei erheblich erschwerte.[7]

Nach mehreren Auseinandersetzungen mit den verfeindeten Hells Angels in Mönchengladbach Anfang des Jahres 2012 gerieten Ramin Y. und seine Clubbrüder unter Tatverdacht, mehrere Mitglieder der Hells Angels angegriffen und lebensgefährlich verletzt zu haben.[6][8][9]

Wechsel zu den Hells Angels

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Ende des Jahres 2012 lief Ramin Y. zusammen mit seinem gesamten Chapter „Bandidos Westgate“, das zu diesem Zeitpunkt aus 30 Vollmitgliedern und 70 Unterstützern bestand, in die Reihen der Hells Angels in Krefeld über[10] und entfachte damit den Rockerkrieg am Niederrhein.[11] Im „Club 81“, der damalige Vereinssitz in Krefeld, fand eine offizielle Begrüßung für die neuen Clubbrüder statt, in der Ramin Y. als Anführer der Überläufer erklärte: „Wir, die Ex-Member des Bandidos MC, haben uns entschieden, unsere Farben abzulegen, da wir unsere Vorstellung von Bruderschaft in der sogenannten Bandidos Nation nicht finden konnten.“[8] Aus den „Bandidos Westgate“ wurden die „Hells Angels West Central“.[12]

Bei den Hells Angels baute sich Ramin Y. schnell auf und gründete in Oberhausen seinen eigenen Charter mit dem Namen „Hellgate“.[13] Dieser Charter wirkte sehr konfliktverstärkend und soll laut Medienberichten mehrere Anschläge auf „Satudarahs“ und „Bandidos“ verübt haben.[14]

Ramin Y. verließ seinen von ihm gegründeten Charter „Hellgate“ und gründete im Juni 2014 ein neues Charter in Mönchengladbach, das den Namen „MG City 2014“ trägt.[2]

Im Februar 2014 geriet Ramin Y. in Verdacht, einen Clubbruder Kai M., der als Spitzel galt, ermordet zu haben. Dieser Mordverdacht stützte sich u. a. auf ein sogenanntes „Filthy-Few“-Tattoo („Die wenigen Dreckigen“), das er sich kurz nach dem Verschwinden von Kai M. habe stechen lassen und das ein Hells Angel angeblich nur tragen darf, wenn er getötet hat. Polizei und SEK stürmten und durchsuchten am 28. Juli 2016 seine Wohnung und nahmen ihn vorübergehend fest.[15] Er wurde außerdem verdächtigt, einen im November 2022 verübten Brandanschlag auf die Bochumer Synagoge und einen ähnlichen Anschlag in Essen geplant und beauftragt zu haben. Er soll für die iranische Revolutionsgarde (kurz: IRGC) tätig gewesen sein. Außerdem wurde ihm vorgeworfen, ein Operativteam mit komplexem Netzwerk in Europa anzuführen. Ramin Y. war seit 2021 flüchtig und soll sich seither im Iran aufgehalten haben.[16][17]

Einzelnachweise

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  1. Mehmet Ata, Oliver Meyer: Migranten-Rocker greifen nach der Macht. In: express.de. express, Köln, vom 20. Mai 2014.
  2. a b Gabi Peters: Ausfahrt mit geflügeltem Totenkopf. In: RP Online vom 11. Juli 2015.
  3. n-tv NACHRICHTEN: Deutscher Ex-Boss der Hells Angels im Iran getötet. In: n-tv.de. Abgerufen am 30. April 2024.
  4. Axel Splicker: Krieg der Rocker. In: Focus online vom 17. September 2012.
  5. Auszug Handelsregister (Memento vom 13. Juli 2015 im Internet Archive)
  6. a b Bandido-Rocker wechselte zu den „Hells Angels“. In: Bild vom 29. November 2012.
  7. a b c Mehmet Ata, Oliver Meyer: Übernehmen sie die Macht im Rheinland? In: express.de vom 20. Mai 2014.
  8. a b c Mehmet Ata: Des Rockers Vorstellung von Bruderschaft. In: FAZ vom 25. Dezember 2012.
  9. Mehmet Ata: Hells Angels und Bandidos: Des Rockers Vorstellung von Bruderschaft. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 25. Dezember 2012, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 23. September 2016]).
  10. Holger Dumke: Krefelder Hells Angels feiern Rocker-Überläufer von Bandidos. In: WAZ vom 2. Dezember 2012.
  11. Der Rockerkrieg ist zurück. In: Der Tagesspiegel vom 25. Februar 2013.
  12. Mirko Braunheim: Krefeld neue Zentrale der Hells Angels. In: Westdeutsche Zeitung vom 30. November 2012.
  13. Rocker festgenommen. In: lokalkompass.de vom 15. November 2013.
  14. Messerattacken und andere unschöne Dinge auf Deutschlands Straßen. NRW – organisierte Kriminalität durch arabisch-türkisch-persische Rockerbanden. (Memento vom 7. Juli 2013 im Internet Archive) Blogbeitrag vom 5. März 2013.
  15. Gabi Peters: SEK-Einsatz bei Gladbacher Hells Angels. RP Online, 29. Juli 2016.
  16. Andreas Gruhn: Rocker-Boss aus Mönchengladbach: Wird Hells Angel Ramin Y. zur Staatsaffäre? In: Rheinische Post. 22. Dezember 2023, abgerufen am 15. Januar 2024.
  17. Reiner Burger, Düsseldorf: Ermittler verdächtigen Iran als Drahtzieher von Synagogen-Angriffen in NRW. In: FAZ.NET. 1. Dezember 2022, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 15. Januar 2024]).