Richard Wall

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Richard Wall (2019)

Richard Wall (* 7. Dezember 1953 in Engerwitzdorf) ist ein österreichischer Schriftsteller, bildender Künstler und Übersetzer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der in Engerwitzdorf und bei Langschlag im Waldviertel lebende Autor arbeitet literarisch vor allem in den Bereichen Lyrik, Essay und Prosa, als bildender Künstler vorwiegend im Grenzbereich zwischen Text und Bild, Mischtechnik und Collage.

Richard Wall studierte an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz Kunsterziehung und Malerei. Seit 1981 werden seine Werke in Ausstellungen präsentiert. Er veröffentlicht seine Bilder und Texte seit 1980 in Anthologien, Kultur- und Literaturzeitschriften und ist Mitglied der Grazer Autorenversammlung, der IG-Autoren und des Literaturkreises Podium. Wall gehört neben Peter Assmann, Ferdinand Götz und Paul Jaeg der Künstlergruppe Sinnenbrand an.[1]

1990 bis 2008 organisierte Wall die „Tage irischer Literatur/The Road West“ im Stifterhaus Linz. Für die Grazer Autorenvereinigung arbeitete er als Organisator und Moderator der Reihe „Literatur aus Tschechien“ in Zusammenarbeit mit dem Stifterhaus Linz. 2002 nahm er am Festival „Poezie bez hranic“ in Olmütz und 2007 am Jan-Smrek-Festival in Bratislava teil.

Richard Wall ist Mitglied der Grazer AutorInnenversammlung und der IG Autorinnen Autoren. 2019 wurde er als ordentliches Mitglied der Klasse der Künste und Kunstwissenschaften in die Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste berufen.[2]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1989 erschien im Verlag Bibliothek der Provinz ein Reisejournal über Irland Blackthorn / Mit der Sichel das Korn. mit Gedichten von Moya Cannon und Francis Harvey. 1992 folgten im gleichen Verlag unter dem Titel Sommerlich Dorf. Vom schöneren Leben auf dem Lande das fotografisches und literarisches Werk, 1995 der Gedichtband Schwellenlicht Schattenbahn. 1996 folgten Reiseskizzen und Essays von ihm unter dem Titel Steine, Spuren, Labyrinthe. 1997 kam im Ritter Verlag die HerzAsphaltMörderGrubenRhapsodie heraus, eine rhythmische Prosa in drei Kapiteln, die kritisch, auch sprachkritisch, das Landleben und die Zeitumstände reflektiert. 1999 wurde das Foto-Essay Wittgenstein in Irland veröffentlicht, ein Werk, in dem sich Wall mit den Arbeitsaufenthalten Wittgensteins in Irland auseinandersetzt und den Einfluss der Landschaft auf das Denken beschreibt[3]. 2000 erschien im Grasl Verlag der Gedichtband Stein- und Neonschrift. Das in Struktur und Charakter an das gleichnamige Kartenspiel angelehnte Siebzehn und Vier erschien 2003. Den Gedichten sind jeweils lyrische Ausrisse diverser Poeten vorangestellt, Sätze etwa von Fernando Pessoa, Hans Eichhorn oder Waltraud Seidlhofer. 2004 erschien Richard Walls mit Collagen bebilderter Lyrikband namens Anonyme Inventuren. Ab dem Gedichtband Am Rande konzentrieren sich seine Texte auf die Veränderungen auf dem Lande, auf die Pseudourbanisierung der Dörfer, vor allem des Mühl- und Waldviertels. Unterwegs sein und Bewegung beschreibt Wall in seinem Werk Kleines Gepäck[4]. Seine Kindheit in Oberösterreich beschreibt Richard Wall in Feld, Wiese, Apfel, Stadel, Stall, Sau, Pferd, Kuh, Ofen, Brot oder Holz[5]. Mit dem Thema Land beschäftigt sich Wall auch in dem Band Das Jahr der Ratte[6], einem Tagebuch über das Jahr 2020, das er 2021 herausgab[7]. Anlässlich seines 70. Geburtstages veröffentlichte er im Dezember 2023 sein Buch In Bewegung[8][9].

„Der reflektierende Augenmensch Wall wird so zu einem Bewahrer der Bilder der bäuerlichen Welt, ähnlich wie ein anderer lyrischer Bewahrer, der Sachse Wulf Kirsten.“ Klaus Gasseleder im Freibord, Wien

„Das ist das Schöne an Walls Kunst, dass er behutsam und frei wie Kramer den Blick auf das Abseitige richtet, auf Verrichtungen, Empfindungen, Gegenstände, sie aus der Isolation herausbricht, ihnen die Bedeutung zurückgibt, der sie verlustig gegangen sind.“ Erich Hackl, Spectrum Die Presse.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stipendien und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Romstipendium des Bundeskanzleramtes (2001)
  • Projektstipendium des Bundeskanzleramtes für Rom. Ein Palimpsest (2002)
  • Stipendium des Büros für kulturelle Auslandsbeziehungen des Landes OÖ in Paliano /Latium (2004)
  • Stipendiat in der Villa Stonborough-Wittgenstein-Gmunden (2004)
  • Buchpreis des Bundeskanzleramtes für Rom. Ein Palimpsest (2006)
  • Stipendium mit Atelieraufenthalt im Egon Schiele Art Centrum in Český Krumlov (2007)[15]
  • „Buchprämie 2009“ des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur für den Gedichtband Unter Orions Lidern
  • Artist in Residence, Heinrich Böll-Cottage, Achill, Irland (2014)
  • Projektstipendium des Bundeskanzleramtes 2016/17[16]
  • Einladung zum XI. Internationalen Lyrikfestival „Meridian“ in Czernowitz, Ukraine (2020)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helmuth Schönauer: Byx – die geheimen Akten der Büchereistelle. Folge 1: Richard Wall. In: Bildungs-Fächer, Innsbruck 1999.
  • Markus Vorauer (Herausgeber): Den Kreis gezogen auf dem Echo der Wellen. Erinnerungen und Hommagen zum 70er von Richard Wall, Erhard Löcker Verlag, Wien 2023, ISBN 978-3-99098-165-8

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Richard Wall – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sinnenbrand (Memento vom 3. November 2014 im Webarchiv archive.today), abgerufen am 16. Mai 2016
  2. Eintrag über Richard Wall auf Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste, abgerufen am 10. August 2022
  3. George Steiner: With Wittgenstein at the end of the world. In: theguardian.com. 28. Januar 2001, abgerufen am 4. Juni 2024 (englisch).
  4. Erich Hackl: Der Sinn unserer Sinne. In: diepresse.at. 9. Dezember 2013, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  5. Literatur in „Premiere“: Kindheit im Aisttal. In: orf.at. 4. Dezember 2019, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  6. Das Jahr der Ratte. In: morawa.at. Abgerufen am 4. Juni 2024 (im Artikel eine Kurzbeschreibung Richard Walls).
  7. Christian Schacherreiter: Literarische Botschaften aus der Randzone. In: nachrichten.at. 9. November 2021, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  8. Alexandra Millner: Gehen gegen den Wind: Richard Wall zum 70. Geburtstag. In: derstandard.at. 5. Dezember 2023, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  9. Christian Schacherreiter: Richard Wall: Subtile Zwischenräume in Wort und Bild. In: nachrichten.at. 5. Dezember 2023, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  10. Alexander Widner: Mit billigem Anzug im Regen stehen. In: diepresse.at. 6. März 2015, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  11. Richard Wall über Land und Landschaft. In: oe1.orf.at. 28. Dezember 2019, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  12. Unterwegs im Westen. In: oe1.orf.at. 3. Dezember 2020, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  13. Fishing for a lost word. In: diepresse.at. 20. Februar 2021, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  14. Spektrum Lyrik. Richard Wall. In: diepresse.com. 5. Januar 2024, abgerufen am 4. Juni 2024.
  15. Künstler. In: esac.cz. Abgerufen am 11. September 2021 (Liste der Stipendiaten im Egon Schiele Art Centrum).
  16. Bundeskanzleramt, Sektion für Kunst und Kultur (Hrsg.): Kunst- und Kulturbericht 2016. Wien 2017, S. 395 (bda.gv.at [PDF; 8,1 MB]).