Rita Myers

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Rita Myers (* 1947 in Hammonton) ist eine amerikanische Künstlerin und gehört zu den Pionierinnen der Videoinstallationskunst.[1][2]

Rita Myers besuchte die St. Joseph’s High School in Hammonton. Im Jahre 1965 war die damals 17-jährige Schülerin mit ihrem Essay „The Fire of our Founding Fathers Revitalized“ eine Finalistin beim Wettbewerb „The New Jersey American Legion Oratorical Contest“.[3]

1969 erwarb Rita Myers einen Bachelor-Abschluss am Douglass College der Rutgers University. 1974 schloss sie ihr Studium am Hunter College mit einem Master ab.[1]

Zwischen 1975 und 2005 unterrichtete Myers als Kunstpädagogin an zahlreichen Institutionen, zum Beispiel an der Carnegie Mellon University, am Douglass College, am Massachusetts Institute of Technology, an der University of Hartford sowie an der Cooper Union.[1][2]

Seit Ende der 1960er Jahre arbeitet Rita Myers als offen homosexuelle Künstlerin in New York. 2003 zog sie mit ihrer Lebensgefährtin Bonnie Strahs nach Philadelphia. Rita Myers lernte Bonnie Strahs im Jahre 2000 kennen und heiratete sie 2014, als die gleichgeschlechtliche Ehe in Pennsylvania legalisiert wurde.[2][4]

Seit 1975 erzeugt Rita Myers eine Reihe großformatiger Multimedia-Installationen aus einer Verbindung von Video, Text, Ton sowie skulpturalen und natürlichen Formen und schafft damit theatralische, metaphorische Räume. Während in den frühen Werken der 70er-Jahre Minimalismus und Performance dominieren, bezieht Rita Myers in ihren späteren Werken Magie, Physik, Alchemie sowie die Psychologie von Carl Gustav Jung in ihre Kunst ein, um in einem symbolischen Umfeld und in kontemplativen Orten Natur und Technologie bzw. Landschaft und Architektur gegenüber zu stellen. Die Künstlerin beschwört mit ihrer Kunst das Mythologische und Spirituelle sowie die unbewussten Welten zwischen dem Realen und dem Imaginären herauf. Sie integriert archetypische Objekte mit ikonischer Bildsprache. Die alten Archetypen dienen dabei als Basis für aktuelle Bilder in der realen Welt.[1][2]

Stipendien und Preise

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Shelley Rice sieht Rita Myers als eine Künstlerin, die es versteht auszudrücken, was Nancy Holt als „The Big Vision“ bezeichnet.[8]

  • Rita Myers/Betsy Siersma: Rita Myers: Phantom Cities, University Gallery, University of Massachusetts at Amherst, Amherst, 1990[28]
  1. Indem die Künstlerin ihre “bessere” Körperhälfte in einer Fotografie spiegelt, kreiert Rita Myers den vermeintlich perfekten weiblichen Körper und zugleich ein irritierendes Bild.
  2. In diesem Kunstwerk spielt Myers mit Raum und Zeit und nutzt die Kamera und den physischen Raum, um diese Themen auf interaktive Weise zu erkunden. So wählt sie zufällige Personen auf den Straßen von New York aus, um ihren Tag und ihre Bewegung durch die Großstadt durch Fotos zu verfolgen und zu dokumentieren, wobei sie mit der Grenze zwischen Alltagsleben und Kunst spielt.
  3. In dieser frühen Videokunst destabilisiert die Künstlerin ihren eigenen Körper wirkungsvoll und stellt ihn anschließend wieder her. Dabei nutzt Myers ihren Körper, um die Spannung zwischen dem imaginären Raum und dem tatsächlichen Raum, den sie bewohnt, zu erforschen. Zunächst lehnt sich Rita Myers an einen Holzpfosten, um die Relation zum Kamerarahmen auszuloten, der sich allmählich im Uhrzeigersinn bewegt und den Raum seitwärts dreht. Myers passt daraufhin ihre Position an und balanciert sich dann mit immer größer werdenden Schwierigkeiten gegen die Säule und die am Boden befestigten Holzklötze aus. Zwischen jeder Änderung des Kamerawinkels kehrt Myers zu ihrer natürlichen Haltung zurück, um sich neu zu formieren, bevor sie sich der nächsten Herausforderung stellt. Die Aktion unterstreicht so den Kontrast zwischen der Realität und der Sicht der Kamera. Die Künstlerin versucht, aufrecht zu stehen und dem Blick der Kamera zu entsprechen und zeigt so, wie Menschen ihre Bilder anpassen und versuchen, bestimmte Darstellungen ihrer selbst in Medien wie Videos, Fotografien oder Sozialen Netzwerken zu kreieren. Laut Kanitra Fletcher könnte das Werk als „foreshadowing the complex landscape of tweets, filters, and status updates that people now navigate in daily life“ angesehen werden.
  4. Dieses Werk untersucht den Rahmen einer Kameraaufnahme. Zunächst öffnet sich die Kamera mit einem großen Rahmen, der problemlos die vollständige Aufnahme von Myers ermöglicht. Mit fortschreitender Zeit zoomt die Kamera jedoch heran und verengt den Rahmen, während die Künstlerin ihren Körper so anpasst, zusammendrückt und verformt, dass er vollständig in den immer kleiner werdenden Rahmen des immer stärker werdenden Kamerazooms passt. Dabei wird die Kamera als dominierende Kraft betrachtet, die Rita Myers dazu bringt, auf die Bewegungen des Kameraobjektivs zu reagieren und zu schrumpfen.
  5. Das Werk erkundet die Grenze zwischen der Technologie in der Echtzeit und menschlichen Handlungen. Die Künstlerin versucht, dem Überwachungsradius im geschlossenen Kreislauf zu entkommen, indem sie aus seinem Blickfeld springt. Während das Bild immer größer wird, springt sie ständig, um dem Blickwinkel der Kamera auszuweichen.
  6. Hier wird ein gewöhnlicher Raum nachgebildet, dem dennoch ein Geheimnis anhaftet, als er als Schauplatz eines nicht näher bezeichneten Verbrechens bezeichnet wird.
  7. Das Werk zeigt zwei Schauspielerinnen, die die komplexen emotionalen Knoten untersuchen, die der menschlichen Identität und Beziehungen zugrunde liegen. Bei diesem Werk handelt es sich um eine metaphorische Landschaft, die von Fernsehmonitoren erzeugt wird. Das blaue Licht der Bildschirme durchflutet zwei kongruente Räume der Galerie und weckt durch die Farbe verschiedene Assoziationen, wie zum Beispiel “the aroused blue of sexuality...the blue of cold and dying...the transitional blues of the body passing into a state of bliss.”
  8. Das Werk beginnt mit einem Raum, in dem sich nichts anderes als drei Leuchtstofflampen befinden, die auf Bodenhöhe an den Wänden angebracht sind, um somit den ganzen Raum mit rotem Licht zu erhellen. Dieser Raum fungiert im Wesentlichen als Wartezimmer, als Pufferzone zwischen der realen Welt und der Fantasielandschaft, die das Publikum im nächsten Raum erwartet. Im Hauptraum wird eine Landschaft aus zerbrochenem schwarzem Glas gezeigt, dessen unregelmäßige Oberfläche mit geschwungenen Wegen beschriftet ist, die sich um und durch den Raum schlängeln. Am äußeren Rand der Installation hängen drei in schwarzen Kästen untergebrachte Videomonitore sowie mehrere in unregelmäßigen Abständen im Raum platzierte Aluminiumplatten von der Decke. Die einzige direkte Beleuchtung stammt von einigen blauen Strahlern auf dem Boden. Indirektes Licht schimmert in wechselnden Mustern und Farben als Reflexion vom Außenraum und den Videomonitoren über das zerstoßene Glas und die Metallplatten. Ansonsten ist der Raum dunkel und wirkt geheimnisvoll. Auf den Monitoren sowie über vier Lautsprecher sieht und hört man einen Mann, eine Frau und ein Kind, die in einem 35-minütigem Drama Leben und Tod, Schöpfung und Zerstörung sowie Geburt und Wiedergeburt thematisieren. Die akustische Erzählung entwickelt sich linear mit einem einleitenden Monolog und drei von Myers so genannten “Liedern”, von denen jedes eine Montage aus Prosa, Poesie und rhythmischer Begleitung war, die auf separaten und manchmal überlappenden Bändern aufgenommen waren. Gleichzeitig sind auf der visuellen Ebene auf den drei Monitoren metaphorische Bilder und rituelle Handlungen in nicht-linearen, an Träume erinnernden Sequenzen zu sehen: „a landscape of fiction, a world out of time, a world which has escaped the constraints of physical law.“ Rita Myers versucht hier das Unbeschreibliche zu erkunden, indem sie den Bereich des Mythos einbezog und eine Umgebung schuf, die als Metapher für mystische und transzendentale Bewusstseinszustände diente. Während des gesamten ersten Liedes projizieren die Videomonitore Bilder einer grasbewachsenen Sanddüne – ein leeres, unberührtes Gelände, auf das plötzlich ein Mann und eine Frau treten. Diese scheinen zunächst klein, aber beginnen im Laufe des Songs die Landschaft visuell zu dominieren. Das zweite Lied handelt von der Erschaffung der Erde und wird von Videoaufnahmen begleitet, auf denen vorwiegend zwei Erwachsene dargestellt sind, die von einem beschützenden Kind beaufsichtigt werden. Die Erwachsenen bauen auf einer Insel aus zerstoßenem schwarzem Glas eine Modellstadt aus Spielzeug und Bauklötzen. Währenddessen tauchen immer wieder Bilder eines Skeletts auf den Videomonitoren auf, die die monolithischen Bauwerken in der Spielzeugstadt nicht wie Wolkenkratzer, sondern eher wie Grabsteine erscheinen lassen. Im dritten Lied, dem „song of a slow ending“, dominiert in den Videobändern das Skelettbild. Die Erwachsenen bedecken und entblößen rituell den „Körper“ mit einem grünen Tuch, während sie seine knöcherne Form rot anmalen. In der Spielzeugstadt wirkt das Skelett wie ein winziger Teil eines viel größeren Universums.
  9. Das Werk evoziert einen übernatürlichen Ort, der aus vier mit Weinreben bewachsenen Videomonitoren besteht, die in den Boden „gepflanzt“ sind und über dem ein Obelisk schwingt. Wie in früheren Werken liegt auch hier die Erfahrung zwischen dem Realen und dem Imaginären und es werden Analogien zu Mythen, Symbolen und Ritualen erzeugt.
  10. Hier handelt es sich um eine Bildcollage, die von einem rhythmischen Soundtrack untermalt wird und die antike, kosmologische und mythische Symbole sowie Archetypen in technologische Artefakte übersetzt. Eine strenge Struktur aus gotischem Bogenstahl, Metall und Drahtgeflecht umrahmt zwei verzerrte Stühle. Schlitze aus natürlichem Licht sorgen für eine eingeschränkte Beleuchtung. Die Aufmerksamkeit wird auf einen von der Decke hängenden Videomonitor gerichtet, auf dem ein sich drehendes Gyroskop rotierenden Ansichten einer Wüstenlandschaft gegenübergestellt ist. Dieses Setting wird durch die starren schematischen Zeichnungen nur vage angedeutet.
  11. Man betritt die raumgroße Installation durch ein angelehntes Metalltor. Landschaftsbilder von Wüsten-, Berg- und Waldansichten – Nahaufnahmen von Blättern, Unkraut, trockenem, rissigem Boden und der Silhouette kahler Baumstämme vor Himmel - werden auf sechs Videomonitoren abgespielt, die auf Vulkangestein auf beiden Seiten des Raumes angeordnet sind. Am anderen Ende des Raumes befinden sich drei „Schlösser“ aus Aluminiumgeflecht. In der Mitte des Raumes stehen drei tote Bäume über einem Wasserbecken, dem Herzstück des Kunstwerks. Laut Rita Myers das Kunstwerk „the mythic desire for ultimate renewal and regeneration“ ausdrücken.
  12. Auf drei Videomonitoren, die in einem Kreis aus scharfkantigen schwarzen Steinplatten aufgestellt sind, erscheinen Bilder von Zerstörung (Feuer, verkohlte Äste) und Erneuerung (rauschendes Wasser, grüne Blätter). Gegenüber hängen drei weitere parallele Bildschirme von lebenden Birken. Das Werk stellt den gegenseitigen Austausch von Katastrophe und Erneuerung, von Verfall und Harmonie dar. Es spiegelt die „destructive force, its inevitability, and its ultimate symbiosis with deeper cycles of being, as the inextricable link between decay and regeneration“ wider. Die Installation bietet eine fünfminütige Meditation über den Kreislauf des Lebens.
  13. Hier handelt es sich um eine große Dreikanal-Videoinstallation, die die Konvergenz von historischer (oder linearer) Zeit und mythologischer (oder zyklischer) Zeit erforscht. Dabei werden Bilder von Stätten der Maya-Zivilisation aus Mexiko und Guatemala und aus dem heutigen New York in eine Umgebung platziert, die den Lebenszyklus von Zivilisationen zeigt und interkulturelle Phänomene thematisiert.
  14. In dieser Installation liegt ein nackter Mann mit dem Rücken auf einem großen Bett, von dem drei große Bäume mit mehreren Monitoren sprießen. An dem Mann und den ihn umgebenden kleinen Wald sind Herz- und Biofeedback-Sensoren befestigt, die je nach körperlicher Aktivität entweder Bilder eines Elektrokardiogramms oder Porträts von Myers Familie erzeugen. Inspiriert wurde das Werk durch Christoforo Simone dei Crocefissis Gemälde “Der Traum der Jungfrau” (ca. 1350) sowie den Tod von Myers Vater, der 1993 nach einer langen schweren Krankheit starb. Laut Rita Myers ist das Kunstwerk „a meditation on the dying, dreaming body... [It] attempts to locate the human body as a site for the expression of destabilized and reconstituted meanings.”
  15. Die Ausstellung zeigt Videoarbeiten von 6 Künstlerinnen und Künstlern, die die amerikanische Tradition der Landschaftskunst fortsetzen und Bilder der Natur in elektronische Bild- und Tonfusionen verwandeln.
  16. Die Installation wird im Anschluss an die Ausstellung eine zweijährige USA-weite Tournee starten.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Kanitra Fletcher: Rita Myers. In: Landmarks. Abgerufen am 6. April 2024.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o Rita Myers. In: ELECTRONICS ARTS INTERMIX. Abgerufen am 6. April 2024.
  3. Rita Myers of St. Joseph High School. In: The News, Paterson (New Jersey). 15. März 1965, abgerufen am 6. April 2024.
  4. a b c d e Rita Myers Papers. Abgerufen am 28. Mai 2024.
  5. Ocean Trench, 1970. In: Rutgers University Libraries. Abgerufen am 28. Mai 2024.
  6. a b Feministische Avantgarde der 1970er-Jahre aus der Sammlung Verbund Wien. In: Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe. Abgerufen am 29. Mai 2024.
  7. Rita Myers, Body Halves, 1971. Abgerufen am 15. April 2024.
  8. a b c d e Shelley Rice: Rita Myers – The Kitchen. In: Artforum. 1981, abgerufen am 8. April 2024.
  9. Rita Myers: In the Planet of the Eye. In: MoMA. Abgerufen am 29. Mai 2024.
  10. a b An exhibition on ground-breaking feminist art is coming to London (and it's going to be an absolute must-see). In: Marie Claire. 20. Juli 2016, abgerufen am 6. April 2024.
  11. Rita Myers: In the Planet of the Eye. In: MoMA. Abgerufen am 28. Mai 2024.
  12. a b Cathy Curtis: ART REVIEW : Slow Pace Helps One Savor Fullerton Exhibit : Photography: Video grabs the spotlight at “Continuum and the Moment,” a celebration of the camera’s 150th anniversary. In: Los Angeles Times. 7. Dezember 1989, abgerufen am 6. April 2024.
  13. a b ‘The Electronic Grove’: Video Art Takes the Viewer Into the Picture. In: Los Angeles Times. 10. Juni 1988, abgerufen am 6. April 2024.
  14. a b Cathy Curtis: ART REVIEW: ‘American Landscape Video’ – Exhibit Breaks New Ground. In: Los Angeles Times. 8. November 1989, abgerufen am 6. April 2024.
  15. a b Rita Myers: Phantom Cities. In: University of Massachusetts Amherst. Abgerufen am 6. April 2024.
  16. The Pleasure Machine: Recent American Video -- Milwaukee Art Museum, 1991. In: Rutgers University Libraries. Abgerufen am 28. Mai 2024.
  17. London, Barbara/Zippay, Lorraine: A Chronology of Video Activity in the United States: 1965–1980. In: Artforum. Abgerufen am 28. Mai 2024.
  18. Whitney Biennial. Abgerufen am 8. April 2024.
  19. Video and Ritual. In: MoMA. Abgerufen am 27. Mai 2024.
  20. Helen A. Harrison: ART; THE WORKINGS OF THE ARTIST'S MIND. In: The New York Times. 23. September 1984, abgerufen am 6. April 2024.
  21. American Landscape Video: The Electronic Groove. Abgerufen am 27. Mai 2024.
  22. Shauna Snow: Artists Turn Landscape Art Into Video. In: Los Angeles Times. 15. Oktober 1989, abgerufen am 6. April 2024.
  23. In the Drowning Pool (1989). In: Getty. Abgerufen am 27. Mai 2024.
  24. American Landscape Video. Abgerufen am 28. Mai 2024.
  25. Rita Myers/Betsy Siersma: Rita Myers: Phantom Cities. Hrsg.: University Gallery, University of Massachusetts at Amherst. Amherst 1990.
  26. Resurrection Body. In: Associação Cultural Videobrasil. Abgerufen am 28. Mai 2024.
  27. THE FEMINIST AVANT-GARDE OF THE 1970S - Works from the SAMMLUNG VERBUND, Vienna. Abgerufen am 29. Mai 2024.
  28. Rita Myers/Betsy Siersma: Rita Myers: Phantom Cities. In: University Gallery, University of Massachusetts at Amherst, Amherst, 1990. Abgerufen am 15. April 2024.