Robert Lienhard, von seinen Freunden vielfach nur Pur genannt[1], war einer der bedeutendsten Winterthurer Künstler der neueren Zeit. Volks- und Mittelschule besuchte er in Winterthur, wo er sich im Gymnasium unter anderem durch den Einfluss seines Französischlehrer Paul Fink für die Kunst begeisterte und die Schule in der dritten Klasse vorzeitig verliess. Es sollte später auf Finks Grabplatte gestalteten.
Erste Kunststunden besuchte Robert Lienhard beim Winterthurer Maler Alfred Kolb, bevor er von 1936 bis 1940 an der Accademia di Belle Arti di Brera in Mailand studierte. 1940 kehrte er aufgrund des Zweiten Weltkriegs[2] zurück nach Winterthur. Von 1940 bis 1943 teilte er sich ein Atelier mit Hans Ulrich Saas in Winterthur.
Ab 1943 hatte er, unterstützt von Werner Ganzoni[1], sein Atelier auf dem Fabrikareal der Schleife. 1947 heiratete Lienhard die aus Basel stammende Eva, geborene Moeschlin (geb. 23. August 1895; † 28. September 1995).[4]
Die ersten Grossplastiken im öffentlichen Raum Sirenen entstanden 1951 bis 1954 für die Parkanlage Platzspitz in Zürich[5]. Fragen monumentaler figürlicher Darstellung, die diese Skulptur aufwarf, und eine Ägyptenreise 1956 bestärkten ihn in der Abkehr von der figürlichen Darstellung. 1956/67 bezog er ein von Balthasar Reinhart Gartenhaus beim Bäumli am Lindberg. Von den frühen 60er-Jahren an realisierte er zahlreiche Kunst-am-Bau-Projekte in Zusammenarbeit mit Architekten oder bei Wettbewerben.
1962 bezog er das Atelierhaus Casa Ciodina in Astano im Tessin, in der Nähe der Giesserei im Mendrisio, wo er ab 1948 giessen liess. 1964 war er an der Expo in Lausanne mit einer grossen Holzfigur[3] präsent. 1965 trat er der Basler Künstlergruppe Kreis 48 bei.
1972 kaufte Robert Lienhard die Trotte in Alten bei Andelfingen und baute sie in einen Ausstellungsraum um.[6][7][8][9]
Lienhard schuf Skulpturen aus Bronze, Aluminium, Chromstahl, Stein und Holz. Sein Schaffen lässt sich in zwei Hauptperioden einteilen. Anfangs widmete er sich naturalistischen Darstellung von Lebewesen, eine Schaffungsphase die bis etwa 1947/48 dauerte.[9] Ab den 1950er-Jahren widmete er sich vermehrt expressionistischen Formen. Es entstanden unter anderen freistehende Grossplastiken mit kubischen Formen, ab Mitte der 1960er-Jahre auch von der Natur inspirierte Rundformen. Ab 1985 entwickelte er ein Spätwerk aus vermehrt geometrischen Plastiken der konkreten Kunst und widmete sich vermehrt auch Zeichnungen und Aquarellen. Er wird als ein Vertreter der gemässigten Modernen angesehen.[6]
↑ abAlbert Gerster: Der Plastiker Robert Lienhard. In: Das Werk - Architektur und Kunst. Band40, Nr.1, 1953, S.31–36 (e-periodica.ch [abgerufen am 25. März 2022]).