Robert Schulz (Bürgermeister)

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Robert Franz Albert Schulz (* 28. September 1900 in Prenzlau; † 29. Mai 1969, ebenda) war ein deutscher Politiker der KPD und SED. Er war sowohl in der Weimarer Republik als auch in der Sowjetischen Besatzungszone Stadtverordneter in seiner Geburtsstadt Prenzlau sowie mehrmalig ihr Bürgermeister.

Robert Schulz war Kind des Schuhmachers Wilhelm Schulz und seine Frau Anna, geborene Kutzbach. Sein Vater verstarb am 23. Februar 1904 im Alter von 34 Jahren. Seine Mutter heiratete am 27. Dezember 1919 erneut und wurde am 18. April 1928 durch Urteil des Landgerichts Prenzlau aus dieser Ehe geschieden.

Schulz lernte Modelltischler und wurde 1926 Mitglied der KPD sowie zwei Jahre später Leiter ihres Parteiunterbezirks in Prenzlau. Er organisierte die Proletarische Hundertschaften sowie den Rotfrontkämpferbund (RFB) in diesem Unterbezirk. Schulz wurde 1930 wegen des Vorwurfs des Landfriedensbruchs zu neun Monaten Haft verurteilt. Von 1928 bis 1933 war er gewählter Stadtverordneter der KPD in Prenzlau. Schulz nahm als Redner für die KPD an Versammlungen des politischen Gegners teil. Er sprach zum Beispiel gegen den Der Stürmer-Verleger Julius Streicher[1] von der NSDAP als auch gegen Otto Strasser auf einer Versammlung der Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalsozialisten (KGRNS).[2] In den Tagen der Machtübergabe an die Nationalsozialisten Ende Januar 1933 soll es nach Zeitzeugenberichten in Prenzlau zu Zusammenstößen und Straßenschlachten mit Polizei sowie SA und dem "verbotene(n) RFB unter Führung des Untergauleiters Robert Schulz" gegeben haben.[3] Im Februar 1933 nahm Schulz als „Ersatzkader“ der Bezirksleitung Brandenburg an der Illegalen Tagung der KPD im Sporthaus Ziegenhals teil.[4] Ersatzkader wurden tätig, wenn Mitglieder der Bezirksleitung verhaftet wurden.[5] Schulz wurde am 19. März 1933 bei einer Razzia verhaftet, im Gerichtsgefängnis Prenzlau inhaftiert und von der SA verhört. Er wurde im KZ Esterwegen festgehalten und aus diesem am 1. September 1934 entlassen. Im Juli 1944 wurde Schulz erneut festgenommen und für mehrere Wochen ins KZ Sachsenhausen deportiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Schulz neben Georg Dreke zu einem der drei Vorsitzenden der SED-Kreisleitung im Kreis Prenzlau. Er wurde von der sowjetischen Kommandantur von Februar bis April 1946 zum Bürgermeister von Prenzlau ernannt. Schulz war in der Gemeinde maßgeblich an der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED beteiligt. Im September 1946 wurde er für die SED zum Stadtverordneten gewählt. Auf Vorschlag des Antifaschistisch-Demokratischen Blocks Mark Brandenburg innerhalb der Stadtverordnetenversammlung wird Schulz vom 29. November 1946 bis 1. März 1950 erneut Bürgermeister von Prenzlau ernannt. Anfang 1947 dokumentiert der Blockausschuss Vorwürfe gegen Schulz, dass er Mitglieder der CDU bei der Verteilung von Saatgut unter Druck gesetzt habe, damit diese zur SED übertreten.[6] Später wird ihm vorgeworfen im Zusammenhang mit illegalen Viehschlachtungen zu stehen und wird daher im März 1950 verhaftet sowie als Bürgermeister ersetzt. Nach seiner Amtszeit wurde Schulz Offizier der Deutschen Volkspolizei. Er verstarb am 29. Mai 1969 in Prenzlau.

Gedenkanlage Die Unbeugsamen auf dem Neuen Friedhof in Neubrandenburg
  • Nennung von Robert Schulz auf den Tafeln der am 8. September 1972 eingeweihten Gedenkanlage Die Unbeugsamen als Ehrenmal Für die Kämpfer gegen Reaktion und Faschismus.[7]
  • Am 6. Oktober 1972 erfolgte die Benennung eines Neubauviertels in Prenzlau als Robert-Schulz-Ring.

Einzelnachweise

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  1. Günter Schmeer: Bewährung im Kampf. Zur Geschichte des antifaschistischen Widerstandkampfes unter Führung der KPD im Gebiet des heutigen Bezirks Neubrandenburg (1933–1945), Neubrandenburg, 1978, S. 13.
  2. Knut Hirschfeld: Ein brandenburgischer Kreis auf dem Weg in die braune Diktatur. Anfänge und Aufstieg der NSDAP in der nördlichen Uckermark 1926/27 bis 1933 und Prenzlaus linke Nazis, Prenzlau, 2017, S. 160.
  3. Günter Schmeer: Bewährung im Kampf. Zur Geschichte des antifaschistischen Widerstandkampfes unter Führung der KPD im Gebiet des heutigen Bezirks Neubrandenburg (1933–1945), Neubrandenburg, 1978, S. 12.
  4. Werner Bethge (Hrsg.): „Entfaltung jeder Form des Massenwiderstands“. Die Bedeutung der illegalen Funktionärstagung der Kommunistischen Partei Deutschlands am 7. Februar 1933 in Ziegenhals im Widerstreit der Meinungen, GNN Verlag, Schkeuditz, 2001, S. 141.
  5. Günter Schmeer: Bewährung im Kampf. Zur Geschichte des antifaschistischen Widerstandkampfes unter Führung der KPD im Gebiet des heutigen Bezirks Neubrandenburg (1933–1945), Neubrandenburg, 1978, S. 12.
  6. Friedrich Beck: Protokolle des Landesblockausschusses der antifaschistisch-demokratischen Parteien Brandenburgs 1945–1950, Berliner Wissenschafts-Verlag, 1994, S. 72.
  7. Bezirkskommission zur Erforschung der örtlichen Arbeiterbewegung (Hrsg.): Denkmal der Unbeugsamen. Biographien der am Ehrenmal Neubrandenburg gewürdigten Genossen, Neubrandenburg, 1977, S. 21f.