Robert von Halász

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Robert von Halász (* 24. Juli 1905 in Höxter; † 28. November 2004[1]) war ein deutscher Bauingenieur und bedeutender Pionier des Leichtbeton- und Fertigelementebaus. Sein 1966 veröffentlichtes Werk Industrialisierung der Bautechnik ist ein Standardwerk des Betonbaus.

Halász wuchs in Colmar auf und zog nach Ende des Ersten Weltkriegs, als das Elsass wieder französisch wurde, mit seiner Familie (sein Vater war Beamter) nach Berlin. Nach dem Abitur studierte er dort bis 1930 an der TH Charlottenburg Bauingenieurwesen. Anschließend übernahm er die Geschäftsführung der Formsand- und Braunkohlegruben Petersburg und von 1936 bis 1942 Chefkonstrukteur und Leiter des Technischen Büros der Firma A. Plattner KG in Berlin. Ab 1937 unterrichtete er daneben an der Ingenieurschule Berlin und war Referent der Reichsstelle für Baustatik.[2]

Aufgrund seiner Erfahrung mit vorgefertigten Bauteilen im Holzbau wurde ihm 1939 von der Geschäftsführung der Zweigniederlassung Rüdersdorf der Preussag angeboten, in einem noch zu errichtenden Werk zur seriellen Massenfertigung von typisierten Stahl- und Leichtbetonkonstruktionselementen für Industriehallen, Baracken, Fliegerschutzräume und Brücken tätig zu sein. Nach einer Studienreise 1939 in die USA wurde er dann 1940 als Chefingenieur und Leiter des Werks eingesetzt, dem zeitgenössisch größten seiner Art.[2]

Im Rahmen seiner Tätigkeit in Rüdersdorf war Halász mitverantwortlich für den Einsatz einer zunehmenden Anzahl von Zwangsarbeitern unter "unmenschlichen Arbeits-, Versorgungs- und Lebensbedingungen" im Werk. Bei ihrem Höchststand im Dezember 1944 waren von den rund 3.800 Beschäftigten im Werk rund 2.300 Zwangsarbeiter, mehrheitlich Zivilisten, KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene sowie eine größere Gruppe von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus Russland und der Ukraine. Als das Werk nach kurzer Umwidmung zu einem Flüchtlingslager im Oktober 1945 durch die sowjetische Militäradministration wieder eröffnet wurde, wurde Halász als Technischer Leiter eingesetzt. Als das Werk 1948 dann enteignet wurde, verließ Halász die DDR und ging in den Westen.[2]

Bereits seit 1946 hielt er einen Lehrauftrag an der TU Berlin und bekleidete ab 1948 dort die Professor für Baukonstruktion, in der er seine Vorstellungen vom industrialisierten Bauen ausarbeitete, die vor dem Hintergrund der Problematik mangelnden Wohnraums auf großen Zuspruch stießen und sich im Zuge des Fertigteil-Betonbaus im Wohnungsbau der Nachkriegszeit rasch verbreiteten. 1966 veröffentlichte Halász sein Hauptwerk, Industrialisierung der Bautechnik. Bauen und Bauten mit Stahlbetonfertigteilen. Das Buch wurde unmittelbar mit seiner Veröffentlichung zum Standardwerk der Betonbautechnik und wurde auch ins Italienische übersetzt. Unter den rund 300 Abbildungen befanden sich auch Bilder der Produktion im Werk Rüdersdorf, die Zwangsarbeiterinnen weitgehend ungeschützt bei der Arbeit an den Platten zeigten.[2]

1973 wurde Halász an der TU Berlin emeritiert.[2] Von 1954 bis 1985 war er Schriftleiter der Zeitschrift Bautechnik.[1] 1980 erhielt er das Bundesverdienstkreuz und 1982 wurde er Ehrendoktor der Universität Dortmund. 2004 starb er im Alter von 100 Jahren.[2]

  • Industrialisierung der Bautechnik. Bauen und Bauten mit Stahlbetonfertigteilen. Werner Verlag 1966
  • Klaus Stiglat (Hrsg.): Bauingenieure und ihr Werk. Ernst und Sohn, 2004
  • Jürgen Bauer, Claus Scheer, Erich Cziesielski (Hrsg.): Beiträge zur Bautechnik. Robert von Halász zum 75. Geburtstag gewidmet. Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin.
  • Michael Wobring, Johannes Laufer: Fotografien aus der Pionierzeit des Spezialbetonbaus als Lehrbuchillustration und Bilddokument der Zwangsarbeit im Preussag-Betonwerk Rüdersdorf bei Berlin. In: Technikgeschichte, Band 77, 2010, Heft 1, S. 3–18 (zur Biografie von Robert v. Halász S. 9ff.).

Einzelnachweise

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  1. a b Robert von Halász. structurae.de; abgerufen am 4. Oktober 2018
  2. a b c d e f Michael Wobring, Johannes Laufer: Fotografien aus der Pionierzeit des Spezialbetonbaus als Lehrbuchillustration und Bilddokument der Zwangsarbeit im Preussag-Betonwerk Rüdersdorf bei Berlin. In: Technikgeschichte. Band 77, Nr. 1, 2010, S. 3–18, doi:10.5771/0040-117X-2010-1-3 (nomos-elibrary.de [abgerufen am 31. Juli 2024]).