Rudolf Braas

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Rudolf Heinrich Braas (* 23. Oktober 1902 in Donsbach; † 29. Juni 1974) war ein Maschinenbauingenieur, Unternehmer und Erfinder, dessen Name (häufig kurz: Rudolf H. Braas) insbesondere mit der industriellen Fertigung von Betondachsteinen, dem nach ihm benannten Unternehmen (heute Braas GmbH) und der sog. Frankfurter Pfanne sowie verschiedenen anderen Dachbaustoffen verbunden ist.

Leben und unternehmerischer Werdegang

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Von 1920 bis 1923 studierte Braas Maschinenbau an der Ingenieurschule in Mannheim.[1] Braas zog 1931 nach Köppern in die Villa an der Lochmühle. Er übernahm die Betriebsleitung der Taunus-Quarzitwerke (TQW). 1941 zog er nach Kärnten (Österreich) und übernahm dort als Unternehmer einen Hartsteinbetrieb. Der Betrieb stellte u. a. Zuschlagstoffe für den Autobahnbau her. In Österreich lernte Braas die bis dato in Deutschland und Österreich übliche manuelle Herstellung von Betondachsteinen mit Handschlagtischen kennen. 1945 entwickelte Braas eine Putzmaschine für gebrauchte Mauerziegel sowie eine erste Dachsteinmaschine mit zwei nebeneinander laufenden Bändern. 1946 zog Braas mit Frau und fünf Kindern erneut nach Köppern und lebte in der Gaststätte "Zur Eisenbahn" in einer Dachmansarde. 1946/47 erschloss Braas nördlich von Köppern im Rodheimer Wald einen Quarzit-Steinbruch "Waldbahn" und konkurrierte u. a. mit seinem früheren Arbeitgeber TQW.[2]

Zu seinem Einfluss auf die industrielle Herstellung von Betondachsteinen siehe

Brass war bereits frühzeitig von der Robustheit und Frostbeständigkeit der Cement-Dachpfannen im Alpenraum beeindruckt.[3] Er meldete am 2. Oktober 1948 ein Patent an, mit dem er sich eine Maschine schützen ließ, um die manuelle Dachstein-Herstellung abzulösen und erstmals in Deutschland Betondachsteine industriell herzustellen.[4] Die Dachsteinmaschine wurde zunächst am Bahnübergang Lochmühle betrieben, bevor sie 1948 nach Köppern in den Quellenweg verlegt wurde, um die "Köpperner Dachplatte" herzustellen.[5]

Zur Geschichte des von ihm gegründeten Unternehmens siehe

Bereits im Jahr 1950 besichtigte Braas – der zu dieser Zeit kein Wort englisch sprach – englische Dachsteinwerke und brachte beeindruckt von dem dortigen Entwicklungsstand Ideen zur Optimierung seiner Dachsteinproduktion mit. In Bad Homburg vor der Höhe initiierte Braas einen Arbeitskreis Betondachsteine.[6] 1954 stellte er die Köpperner Produktion seiner Baustoff-Werk Braas GmbH ein und gründete im Verbund der Familien Braas und Dressel sowie der britischen Redland das Gemeinschaftsunternehmen Braas GmbH & Co. in Heusenstamm, in dem er die Produktion mit der Frankfurter Pfanne fortsetzte.[7] Mit der Frankfurter Pfanne schuf Braas einen der ersten Markenbaustoffe.[8] 1955 zog Braas nach Bad Homburg vor der Höhe. 1997 veräußerten die Familien Braas und Dressel ihre Anteile.[9] Heute wird das von Braas gegründete Unternehmen unter dem Namen Braas GmbH weitergeführt.

Braas meldete als Erfinder seit dem Zweiten Weltkrieg bis kurz vor seinem Tode eine Reihe von Patenten an, die ihm teilweise erst posthum zugesprochen wurden, darunter u. a.

  • eine Maschine zur Herstellung von Betondachsteinen (veröffentlicht am 2. April 1951)[10],
  • ein Deckenträger als Bewehrung von Montagedecken (15. Januar 1953 mit Franz Pfeffer)[11],
  • eine hohle Förderlastentragplatte für die Gabel von Gabelstaplern (25. November 1954 mit Franz Pfeffer)[12],
  • Träger, insbesondere für Stahlbeton-Füllkörperdecken (14. Mai 1958 mit Franz Pfeffer)[13],
  • Baukörper zur Verwendung als Wandplatte (31. Juli 1963)[14],
  • einen Dachstein mit Überlappungsfalz (15. Oktober 1966)[15],
  • einen Betondachstein, bei dem an der Unterseite sowohl Aufhängenasen als auch eine Fußrippe und parallel dazu Querrippen vorhanden sind (31. Mai 1967)[16],
  • ein doppelwandiges Muffenrohr, mit Außenrohr aus dünnem Kunststoff und Kernrohr aus Beton (31. August 1967)[17],
  • einen Betondachstein (wie 1967), bei dem Stützrippen zwischen Fuß- und Querrippe sowie zwischen den Querrippen angeordnet sind (15. Juli 1968)[18],
  • ein Verfahren zur Erleichterung des Stapelns von auf einem Stetigförderer ankommenden gleichen Einzelstücken und Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens (31. März 1970)[19],
  • eine Vorrichtung zum kontinuierlichen Fördern von Formkörpern (9. April 1970)[20],
  • ein Verfahren zum Abdichten der Fugen zwischen Dacheindeckungsplatten (26. August 1971)[21],
  • einen Betondachstein mit einer unterseitigen Fußrippe sowie mit zwei parallel zu dieser verlaufenden unterseitigen Querrippen, die in der Eindeckung auf dem kopfseitigen Rand des überdeckten Betondachsteins aufliegen (26. August 1971)[22],
  • eine Unterform für Strangpressen (6. April 1972)[23],
  • Distanzausgleichplättchen für Verkleidungsplatten (25. Mai 1972)[24],
  • ein Verfahren zur Herstellung von dünnwandigen Profilteilen aus Beton oder ähnlichem Material in Strangpressen, wobei das Material lose auf Unterformen geschüttet und durch Pressdruck verdichtet wird (5. Juli 1973)[25],
  • eine Aufsteckkonstruktion zur Befestigung von vorgehängten Fassadenplatten (4. Juli 1974)[26],
  • ein Verfahren zur Herstellung von dünnwandigen Profilteilen aus Beton oder ähnlichem Material, das lose auf kontinuierlich schnell vorwärtsbewegte Unterformen gebracht und durch Pressdruck verdichtet wird, dadurch gekennzeichnet, dass die sich im Material und zwischen diesem und der Unterform ansammelnde Luft während des Verdichtungsvorgangs durch Öffnungen in der Unterform nach außen abgeführt wird (28. November 1974)[27],
  • eine mit Warmluft beheizbare Dachrinne (2. Januar 1975)[28].

Politisches Engagement

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Braas engagierte sich seit den Nachkriegsjahren politisch als Mitglied der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDP) einer Vorläuferorganisation der heutigen Freien Demokratischen Partei (FDP). Er wollte damit "seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung bei der Errichtung einer demokratischen Verfassung der Bundesrepublik Deutschland gerecht werden", so später einmal seine Tochter Hansi Dressel.[29]

Persönlichkeit und Ehrungen

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"Erfolg ist keine Angelegenheit des Glücks, sondern setzt Leistung voraus. Er ist das Ergebnis steter, zielbewusster Arbeit!" war ein Grundsatz des Unternehmers und Teil der Philosophie seiner Unternehmungen.[30]

Eigenschaften wie Entschlossenheit, Sachverstand, Organisationstalent werden Braas ebenso zugesprochen, wie Mut zum Aufbruch. Er galt als findig und zupackend, war sich nicht zu schade, um selbst in Produktion und Auslieferung mitzuhelfen und wird auch als rücksichtsvoll gegenüber seinen Mitarbeitern gekennzeichnet.[31]

Braas wurde im Jahr 1971 zum Ehrenbürger der Stadt Heusenstamm ernannt.[32] In Heusenstamm (Hessen), im brandenburgischen Hoppegarten (Müncheberg) sowie im Industriegebiet von Friedrichsdorf-Köppern erinnern nach ihm benannte Straßen an das dortige Wirken des Unternehmers.[33] In Rinteln (Niedersachsen), im Borkener Ortsteil Gombeth sowie in Mainburg (Bayern) existieren Braasstraßen, in Reinbek (Schleswig-Holstein) ein nach ihm benannter Braasweg. In Oberursel ist der Rudolf H. Braas Sozialfonds Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach dem Unternehmer benannt.

Braas war verheiratet mit Ella Braas (* 1906; † 6. Dezember 2002 in Bad Homburg vor der Höhe), die als Beraterin ihres Mannes die Gründung des Unternehmens Braas im Jahre 1953 maßgeblich mitgestaltete.[34] Tochter von Rudolf Braas ist die Hamburger Unternehmerin Helly Bruhn-Braas (* 30. Januar 1943 in Seeboden/Österreich; † 13. Dezember 2011 in Wien; u. a. von 2003 bis 2008 Präsidentin des Hamburger Arbeitgeberverbandes für Groß- und Außenhandel (AGA)).[35]

Einzelnachweise

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  1. Oyonnax und Mannheim: Zentren der Kunststoffentwicklung in Geschichte und Gegenwart, Christel Hess, 1999, S. 29.
  2. Die Erfolgsgeschichte von Rudolf H. Braas in: Friedrichsdorfer Schriften 8, Joachim Hoffmann, 2008, 119–121.
  3. Pionier Braas. DDH Das Dachdeckerhandwerk Online, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  4. Patent DE000000803468B: Maschine zur Herstellung von Betondachsteinen vom 2. Oktober 1948, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 15. Juli 2012.
  5. Die Erfolgsgeschichte von Rudolf H. Braas in: Friedrichsdorfer Schriften 8, Joachim Hoffmann, 2008, 119–121.
  6. Die Erfolgsgeschichte von Rudolf H. Braas in: Friedrichsdorfer Schriften 8, Joachim Hoffmann, 2008, 122–123.
  7. Die Erfolgsgeschichte von Rudolf H. Braas in: Friedrichsdorfer Schriften 8, Joachim Hoffmann, 2008, S. 126.
  8. Tesa, Tuc und Teddybär: das grosse Lexikon der rätselhaften Wörter, Hartwig Lödige, 2001, S. 59.
  9. Die Erfolgsgeschichte von Rudolf H. Braas in: Friedrichsdorfer Schriften 8, Joachim Hoffmann, 2008, S. 126.
  10. Patent DE000000803468B: Maschine zur Herstellung von Betondachsteinen vom 2. April 1951, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  11. Patent CH000000288096A: Deckenträger als Bewehrung von Montagedecken vom 15. Januar 1953, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  12. Patent DE000000920659B: Hohle Förderlastentragplatte für die Gabel von Gabelstaplern vom 25. November 1954, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  13. Patent DE000000969255B: Träger, insbesondere für Stahlbeton-Füllkörperdecken vom 14. Mai 1958, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  14. Patent CH000000370900A: Baukörper zur Verwendung als Wandplatte vom 31. Juli 1963, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  15. Patent CH000000422279A: Dachstein mit Überlappungsfalz vom 15. Oktober 1966, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  16. Patent CH000000436653A: Betondachstein, bei dem an der Unterseite sowohl Aufhängenasen als auch eine Fußrippe und parallel dazu Querrippen vorhanden sind vom 31. Mai 1967, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  17. Patent CH000000442895A: Doppelwandiges Muffenrohr, mit Außenrohr aus dünnem Kunststoff und Kernrohr aus Beton vom 31. August 1967, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  18. Patent CH000000459524A: Betondachstein, bei dem Stützrippen zwischen Fuß- und Querrippe sowie zwischen den Querrippen angeordnet sind vom 15. Juli 1968, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  19. Patent CH000000487787A: Verfahren zur Erleichterung des Stapelns von auf einem Stetigförderer ankommenden gleichen Einzelstücken und Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens vom 31. März 1970, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  20. Patent DE000001531827A: Vorrichtung zum kontinuierlichen Fördern von Formkörpern vom 9. April 1970, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  21. Patent DE000001759249B: Verfahren zum Abdichten der Fugen zwischen Dacheindeckungsplatten vom 26. August 1971, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  22. Patent DE000001609924B: Betondachstein mit einer unterseitigen Fußrippe sowie mit zwei parallel zu dieser verlaufenden unterseitigen Querrippen vom 26. August 1971, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  23. Patent DE000001683777A: Unterform für Strangpressen vom 6. April 1972, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  24. Patent DE000001659551B: Distanzausgleichplättchen für Verkleidungsplatten vom 25. Mai 1972, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  25. Patent DE000001709390A: Verfahren zur Herstellung von dünnwandigen Profilteilen aus Beton oder ähnlichem Material in Strangpressen vom 5. Juli 1973, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  26. Patent DE000002262890A: Aufsteckkonstruktion zur Befestigung von vorgehängten Fassadenplatten vom 4. Juli 1974, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  27. Patent DE000001709390B: Verfahren zur Herstellung von dünnwandigen Profilteilen aus Beton oder ähnlichem Material vom 28. November 1974, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  28. Patent DE000002330761A1: Beheizbare Dachrinne vom 2. Januar 1975, S. 1. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  29. Die Erfolgsgeschichte von Rudolf H. Braas in: Friedrichsdorfer Schriften 8, Joachim Hoffmann, 2008, S. 122–123.
  30. Fa. Braas GmbH Betondachsteine Heyrothsberge: Firmenphilosophie in Biederitz - Die Chronik vom 26. August 1998. (PDF; 7,5 MB) Dr. Richard Borns, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2011; abgerufen am 14. Oktober 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gemeinde-biederitz.eu
  31. Die Erfolgsgeschichte von Rudolf H. Braas in: Friedrichsdorfer Schriften 8, Joachim Hoffmann, 2008, S. 122, 126.
  32. Ehrenbezeichnungen & Ehrenbürger. Magistrat der Stadt Heusenstamm, abgerufen am 14. Oktober 2012.
  33. Die Erfolgsgeschichte von Rudolf H. Braas in: Friedrichsdorfer Schriften 8, Joachim Hoffmann, 2008, S. 119, 126.
  34. Lafarge Roofing: Ella Braas verstorben vom 13. Dezember 2002. baustoffmarkt-online.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Februar 2015; abgerufen am 14. Oktober 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.baustoffmarkt-online.de
  35. Helly Bruhn-Braas. Dr. Rita Bake (Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg), abgerufen am 14. Oktober 2012.