Rutzendorf (Sachsen bei Ansbach)
Rutzendorf Gemeinde Sachsen bei Ansbach
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Koordinaten: | 49° 17′ N, 10° 40′ O |
Höhe: | 395 m ü. NHN |
Einwohner: | 70 (25. Mai 1987)[1] |
Postleitzahl: | 91623 |
Vorwahl: | 09827 |
Rutzendorf (fränkisch: Rutsndorf[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Sachsen bei Ansbach im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).[3] Rutzendorf liegt in der Gemarkung Volkersdorf.[4]
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nördlich des Dorfes fließt die Fränkische Rezat, südlich der Schwarzleitengraben, ein rechter Zufluss der Fränkischen Rezat. Westlich liegt die Flur Wolfsstall, 0,5 km südwestlich die Seeholzäcker, 0,5 km südöstlich befindet sich der Grüttenberg (444 m ü. NHN). Gemeindeverbindungsstraßen verlaufen nach Büchenmühle (1 km westlich), die Staatsstraße 2223 kreuzend nach Sachsen (0,8 km nördlich) und am Stritthof vorbei zu einer Gemeindeverbindungsstraße (2,5 km südlich) zwischen Steinhof (0,2 km nördlich) und Oberrammersdorf (0,6 km südlich).[5]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort wurde im Würzburger Lehenbuch von 1303 als „Ruzzendorf“ erstmals urkundlich erwähnt. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist der Personenname Ruzzo. Eine Person dieses Namens ist als Gründer der Siedlung anzunehmen.[2] Gottfried von Heideck erhielt im selben Jahr die Vogteiherrschaft über den Ort als bischöfliches Lehen, Gottfried von Feldbrecht erhielt zwei Güter als bischöfliches Lehen. Das Gumbertusstift hatte im Ort ebenfalls Ansprüche, wie aus einer Urkunde um 1400 hervorgeht, in der der Hofbesitzer Hans Walder verpflichtet war jährlich vier Metzen Korn an das Stift zu liefern.[6] 1406 verkaufte Friedrich von Heideck seine Besitzungen, zu der auch Rutzendorf zählte, an die Reichsstadt Nürnberg.[7]
Im Salbuch des nürnbergischen Pflegamtes Lichtenau von 1515 wurden für Rutzendorf mit Mühle 10 Untertansfamilien angegeben, die alle der Reichsstadt Nürnberg unterstanden.[8] 1539 erwarb das brandenburg-ansbachische Hofkastenamt Ansbach ein Gut von Wolf Wurm zu Gunzenhausen.[9]
Infolge des Dreißigjährigen Krieges verödete der gesamte Ort.[10]
Im 16-Punkte-Bericht des Oberamtes Ansbach von 1684 wurden für Rutzendorf mit Mühle wieder 12 Mannschaften verzeichnet. Grundherren waren das Hofkastenamt Ansbach (1 Anwesen) und das Pflegamt Lichtenau (11 Anwesen). Das Hochgericht übte das Pflegamt Lichtenau aus.[11]
Laut der Amtsbeschreibung des Pflegamtes Lichtenau aus dem Jahr 1748 zählte der Ort zur Hauptmannschaft Sachsen. Es gab weiterhin 12 Untertansfamilien, von denen 11 nürnbergisch waren.[12]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Rutzendorf 13 Anwesen und ein Ochsen- und ein Kuh-Hirtenhaus, beides kommunale Gebäude. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das Pflegamt Lichtenau aus. Grundherren waren das Pflegamt Lichtenau (2 Höfe, 4 Halbhöfe, 2 Güter, 1 Gütlein, 1 Mühle, 1 Tafernwirtschaft, 1 Leerhaus) und das Hofkastenamt Ansbach (1 Gut).[13]
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Rutzendorf dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Sachsen und der 1810 gegründeten Ruralgemeinde Sachsen zugeordnet.[14] Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurde Rutzendorf in die neu gebildete Ruralgemeinde Volkersdorf umgemeindet. Am 1. April 1971 erfolgte im Zuge der Gebietsreform die Eingemeindung nach Sachsen.[15]
Baudenkmäler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Haus Nr. 8: Wohnstallhaus eines Bauernhofes, eingeschossiges Gebäude mit Steildach, einseitig mit Schopfwalm, Sandsteinquaderbau, um 1800; anschließend ehemaliges Austragshaus, zweigeschossiger Satteldachbau, zweite Hälfte 19. Jahrhundert; Scheune, eingeschossiger Satteldachbau, Sandsteinquader, 19. Jahrhundert; Keller, in anstehendes Gelände gebaut, massiv, 19. Jahrhundert
- Rezatbrücke, wohl 17./18. Jahrhundert, nördlich der Ortschaft. Sandsteinquaderbau mit zwei gemauerten Bögen.
- zwei Fraischsteine wohl aus dem frühen 18. Jahrhundert der ehemals nürnbergischen Pflegschaft Lichtenau südwestlich des Ortes; hohe Sandsteine mit satteldachartigem Abschluss und Nürnberger Wappenrelief, ein Stein am Seevasen, der andere im Lindachfeld
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 |
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Einwohner | 96 * | 92 | 101 | 95 | 85 | 80 * | 81 * | 119 * | 89 * | 70 * | 56 * |
Häuser[16] | 20 * | 15 | 19 | 19 * | 14 * | 12 * | 13 * | 15 * | |||
Quelle | [17] | [18] | [19] | [20] | [21] | [22] | [23] | [24] | [25] | [26] | [1] |
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Alban (Sachsen bei Ansbach) gepfarrt.[13] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession waren ursprünglich nach Unsere Liebe Frau (Heilsbronn) gepfarrt,[25] heute ist die Pfarrei St. Johannes (Lichtenau) zuständig.[25][27]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Kaspar Bundschuh: Rutzendorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 4: Ni–R. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753101, Sp. 694 (Digitalisat).
- Hermann Dallhammer: Sachsen b. Ansbach: eine Chronik. Ansbach 1999, ISBN 3-00-005060-4, S. 94–98.
- Elisabeth Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach. Inaugural-Dissertation. Erlangen 1955, DNB 480570132, OCLC 872378821, S. 163.
- Günter P. Fehring: Stadt und Landkreis Ansbach (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 2). Deutscher Kunstverlag, München 1958, DNB 451224701, S. 137.
- Georg Paul Hönn: Ruzendorff. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 527 (Digitalisat).
- Manfred Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 35). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2009, ISBN 978-3-7696-6856-8.
- Georg Rusam: Geschichte der Pfarrei Sachsen und der zugehörigen Orte. C. Brügel & Sohn, Ansbach 1940, DNB 575937491, OCLC 72078529, S. 24 f., 313–315, 353–358 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rutzendorf in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 19. November 2021.
- Rutzendorf in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 15. September 2019.
- Rutzendorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 331 (Digitalisat).
- ↑ a b E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 163.
- ↑ Gemeinde Sachsen b.Ansbach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 14. Juli 2023.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen - Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 1. Oktober 2024.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 14. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ G. Rusam: Geschichte der Pfarrei Sachsen und der zugehörigen Orte, S. 25.
- ↑ H. Dallhammer: Sachsen b. Ansbach: eine Chronik, S. 95.
- ↑ M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 744.
- ↑ M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 697. Nach G. Rusam: Geschichte der Pfarrei Sachsen und der zugehörigen Orte, S. 25, soll dieser Kauf 1506 erfolgt sein.
- ↑ G. Rusam: Geschichte der Pfarrei Sachsen und der zugehörigen Orte, S. 118.
- ↑ Staatsarchiv Nürnberg, Ansbacher Salbuch 128, 3026. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 697.
- ↑ M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 747.
- ↑ a b M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 905 f.
- ↑ Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Heilsbronn 1810. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 963.
- ↑ M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 1013.
- ↑ Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 79 (Digitalisat).
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 153 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1044, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1210, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1096 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1161 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1198 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1031 (Digitalisat).
- ↑ a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 758 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 171 (Digitalisat).
- ↑ Pfarrverband Heilsbronn. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 14. März 2023.