Süchbaatariin Talbai

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Süchbaatar-Platz (Dschingis-Platz), Ulaanbaatar.

Süchbaatariin Talbai, der „Süchbaatar-Platz“ (ᠰᠦᠬᠡᠪᠠᠭᠠᠲᠤᠷ ᠤᠨ
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, mongolisch Сүхбаатарын талбай, en.: 'Sükhbaatar Square') ist der zentrale Platz in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar. Der Platz wurde nach dem Revolutionshelden Damdiny Süchbaatar benannt, kurz nach dessen Tod 1923. Der Platz wurde 2013 in Dschingisiin talbai (mongolisch Чингисийн талбай) umbenannt zu Ehren von Dschingis Khan[1] und 2016 wieder zurückbenannt.[2] Auf der Mitte des Platzes steht eine Reiterstatue von Damdiny Süchbaatar, während ein großes Kolonnaden-Monument Dschingis Khan ehrt, sowie Ögedei Khan und Kublai Khan. Dieses Denkmal dominiert die Nordseite des Platzes vor dem Saaral Ordon (Regierungspalast, Засгийн газрын ордон, Zasgiin gazryn ordon).[3]

Gemälde aus dem 19. Jahrhundert mit dem Zuun Khuree-Kloster, auf dem Platz des heutigen Süchbaatar-Platz
Gemälde aus dem 19. Jh. mit dem Zuun Khuree-Kloster, auf dem Platz des heutigen Süchbaatar-Platz.

Der zentrale Platz ist gesäumt von bedeutenden Gebäuden. Der Regierungspalast (Засгийн газрын ордон, erbaut 1951 an der Stelle des früheren Nationaltheaters „Green Domed Theater“) nimmt die Nordseite des Platzes ein.[4] Davor steht ein großes Kolonnadendenkmal für Dschingis Khan, Ögedei Khan und Kublai Khan, welches 2006 pünktlich zum 800. Jahrestag der Krönung Dschingis Khans fertiggestellt wurde.[3] Bis zu seinem Abriss im Jahr 2005 befand sich das Süchbaatar-Mausoleum, die ehemalige Grabstätte von Damdiny Süchbaatar und von Chorloogiin Tschoibalsan, direkt vor dem Regierungspalast.[5] An der Westseite des Platzes befindet sich das Hauptquartier der Ulaanbaatar Bank, das Verwaltungsgebäude der Stadt Ulaanbaatar, welches von den Einheimischen wegen seiner dunklen Fassade oft als „Todesstern“ bezeichnet wird,[6] sowie das Hauptquartier der Golomt Bank, das Gebäude der Mongolian Stock Exchange (Монголын Хөрөнгийн Бирж/Mongolyn Khöröngiin Birj) (früher: Eldev-Ochir Cinema 1946–1948), das Gebäude der Mongolian Telecommunications und das Zentrale Postamt. Die Ostseite des Platzes wird vom Zentralen Kulturpalast (Mongolian Theatre Museum, Монголын Театрын Музей) und dem Staatsballett- und Opernhaus flankiert, welche zwischen 1946 und 1948 erbaut wurden, sowie von den Central Towers, einem 2008 fertiggestellten Wolkenkratzer aus Glas und Metall. Gleich östlich des Regierungspalastes, an der nordöstlichen Ecke des Platzes befindet sich das ehemalige Gebäude der Staatsdruckerei, ein weißes zweistöckiges Gebäude, welches in den 1920er Jahren vom deutschen Architekten Kavel Maher entworfen wurde[7] und 2018 als Einkaufszentrum Galleria Ulaanbaatar wiedereröffnet wurde.[8] Im Süden befindet sich das alte Lenin-Club-Gebäude (von 1929), direkt neben dem modernen segelförmigen Wolkenkratzer Blue Sky Tower.[9] Neben dem zentral gelegenen Sükhbaatar-Denkmal zieren mehrere weitere Statuen den Rand des Platzes, darunter eine des ehemaligen Präsidenten Dschamsrangiin Sambuu an der nordwestlichen Ecke und eine weitere für den ermordeten Revolutionsführer Sandschaasürengiin Dsorig an der Kreuzung an der südwestlichen Ecke (vor dem Hauptpostamt).[10]

Der Gelbe Palast als Kulisse für die Zeremonie zur Abschaffung der mongolischen Autonomie 1920
Regierungspalast mit dem Süchbaatar-Mausoleum im Vordergrund. 1954–2005.

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert befand sich auf dem Gelände des heutigen Regierungspalastes und öffentlichen Platzes größtenteils ein Tempel-Kloster-Palast-Komplex (Gelber Palast, шар ордон), der als offizielle Residenz des spirituellen Führers der Mongolei diente, des Jebtsundamba Khutukhtu.[5] Der Tempel und seine Umgebung wurden „Zuun Khuree“ („Ostkloster“) genannt, um ihn vom Gandantegchinlen-Kloster und seinen umliegenden Siedlungen im Westen zu unterscheiden. Etwas südlich des Tempelkomplexes befand sich ein Freigelände, das auf allen Seiten von grob behauenen Holzzäunen und Gebetsmühlen umgeben war. Dahinter befanden sich Tempel, Residenzen des Adels und des Klerus sowie die Märkte von Baruun Damnuurchin. Am südlichen Ende des Platzes stand ein roter Kaiserbogen mit grün gekachelten Dachvorsprüngen aus dem Jahr 1883.[6] Oft wurden dort in Anwesenheit von Adligen und Geistlichen mongolischer Ringkampf und Cham-Tänze aufgeführt. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Gelände zu einer Mülldeponie für den Müll der wachsenden Stadt. Manchmal sah man den Bogd Khan in seiner königlichen Prozession am Rand des Geländes entlanglaufen.[7]

Der Tempelkomplex wurde nach der Mongolischen Revolution von 1921 zerstört. 1923 wurde der zentrale Platz zu Ehren des mongolischen Revolutionshelden Damdiny Süchbaatar benannt, nachdem er im selben Jahr verstorben war. Die Zeitung „Izvestiya Ulanbator khoto“ berichtete am 15. Juli 1925, dass „im Einklang mit der mongolischen Tradition der vierte Jahrestag der Volksrevolution mit Kundgebungen auf dem D. Sükhbaatar gewidmeten Platz gefeiert wurde“.[11] Die heutige Statue von Süchbaatar auf seinem Pferd wurde 1946 vom Bildhauer Sonomyn Choimbol (1907–1970) geschaffen und befindet sich an der Stelle, an der Süchbaatars Pferd angeblich während einer Kundgebung am 8. Juli 1921 zur Feier des Sieges der Revolution von 1921 urinierte. Das urinierende Pferd von Sükhbaatar wurde als gutes Omen gewertet und ein Mann namens „Knochenschädel“ Gavaa vergrub an Ort und Stelle ein Zeichen. Im Jahr 1946 ließ Chorloogiin Tschoibalsan den Platz pflastern und die Markierung ausgraben und wählte die Stelle als Standort für die Süchbaatar-Statue.

National Theater

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1926 wurde auf den Ruinen der Tempelanlage das Nationaltheater, auch bekannt als „Theater mit grüner Kuppel“, errichtet. Dort wurden mongolische Opern und Dramen aufgeführt, darunter Werke des berühmten mongolischen Dramatikers Daschdordschiin Natsagdordsch.[7] Das Theater war auch Austragungsort von Parteitagen und während der Großen Säuberungen von 1937 bis 1939 Schauplatz von Schauprozessen, bei denen zahlreiche Opfer zum Tode verurteilt wurden.[7]

Regierungspalast und Süchbaatar-Mausoleum

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Statue von Damdiny Süchbaatar mit dem Regierungspalast im Hintergrund.

Nachdem das Theater 1949 durch einen Brand zerstört wurde, ordnete der Chorloogiin Tschoibalsan 1951 den Bau des Regierungspalastes an seiner Stelle an. Im Jahr 1954 wurde ein Mausoleum für den Nationalhelden der Mongolei, Damdiny Süchbaatar, errichtet, auch um den Personenkult um einen der Gründerväter der Mongolei aufrechtzuerhalten. Es war dem Lenin-Mausoleum in Moskau nachempfunden und befand sich auf der Nordseite des Platzes direkt vor dem Regierungspalast.[5] Damdiny Süchbaatars Überreste wurden im Juli 1954 vom Altan-Ölgii Nationalfriedhof (Altan Ulgii, Алтан-Өлгий) exhumiert und ins Mausoleum transferiert und kurz darauf ebenfalls die Überreste von Choibalsan, welcher 1952 verstorben war.

Dmitri Medwedew in der Mongolei, August 2009.

Während der sozialistischen Zeit der Mongolei war der Sükhbaatar-Platz bis 1989 Schauplatz jährlicher Zivil-, Jugend- und Militärparaden, wobei Partei- und Regierungsführer jedes Jahr am 1. Mai, 11. Juli und 7. November auf dem Mausoleum von Sükhbaatar standen, um den Paraden beizuwohnen.[3] Auch für wichtige Besucher wurden große Paraden abgehalten, beispielsweise als der sowjetische Führer Leonid Breschnew 1966 zu einem offiziellen Besuch in die Mongolei kam.[3] Der Platz war der Mittelpunkt der Demokratischen Revolution von 1990, wo es zu massiven Demonstrationen und Hungerstreiks kam.[12] Der Sükhbaatar-Platz war auch Schauplatz der gewalttätigen Ausschreitungen am 1. Juli 2008, bei denen fünf Menschen erschossen und viele weitere verletzt wurden, als sie gegen die Ergebnisse der Parlamentswahlen protestierten. Mit der Abkehr von der sozialistischen Ideologie nach der Demokratischen Revolution und der allgemeinen Entwicklung der Stadt infolge des Wirtschaftswachstums der Mongolei erlebte der Süchbaatar-Platz dramatische Veränderungen. Am dramatischsten war die Entfernung des Süchbaatar-Mausoleums im Jahr 2005 und der Bau des Kolonnadendenkmals für Dschingis Khan als Ersatz. Zwischen 2005 und 2008 wurden an den Rändern des Platzes zwei markante Wolkenkratzer errichtet, zunächst die Central Towers und dann der Blue Sky Tower.

Umbenennungs-Kontroverse

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Am 15. Juli 2013 stimmte der Stadtrat von Ulaanbaatar, der damals von der Demokratischen Partei kontrolliert wurde, dafür, den Namen des Platzes in Dschingis-Khan-Platz zu ändern, zu Ehren von Dschingis Khan, dessen Statue von ihrem Kolonnadenportikus auf der Nordseite des Platzes aus den Platz überblickt. Die Namensänderung war ein politisches Manöver der Demokraten, mit dem Ziel, den zentralen Versammlungsort der Stadt nicht nur vom vorherigen sozialistischen Regime, sondern auch von der oppositionellen Mongolischen Volkspartei (MPP) zu trennen, die das Erbe dieser Ära repräsentierte – darunter Damdiny Süchbaatar als Gründer der MPP.[5] Bald nach dem Wahlsieg der MPP im Juni 2016 wurde der Name des Platzes als Süchbaatar-Platz schnell wiederhergestellt.[3]

Auch heute noch ist der Platz Schauplatz großer staatlicher Zeremonien einschließlich Paraden zu Ehren des Tages der mongolischen Staatsflagge, oder des Internationalen Tages der Friedenstruppen der Vereinten Nationen.[13], sowie kultureller Veranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen. Staatsoberhäupter, die zu Besuch sind, erweisen in der Regel vor der Statue von Süchbaatar ihre Ehrerbietung.

Einzelnachweise

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  1. English News. MN: Sukhbaatar Square to be renamed after Chinggis Khaan. Archiviert vom Original am 5. Juli 2015; abgerufen am 16. Januar 2015 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/english.news.mn
  2. Chinggis Square to become Sukhbaatar Square in Mongolia. In: THEAsiaN. Abgerufen am 19. August 2019 (englisch).
  3. a b c d e Alan J. K. Sanders: Historical Dictionary of Mongolia. Rowman & Littlefield 2017-08-25: S. Liii. google books ISBN 978-1-5381-0227-5
  4. Alan J. K. Sanders: Historical Dictionary of Mongolia. Rowman & Littlefield 2017-08-25: S. 775. google books ISBN 978-1-5381-0227-5
  5. a b c d Alexander C. Diener, Joshua Hagen: The City as Power: Urban Space, Place, and National Identity. Rowman & Littlefield 2018-09-18 S. 60. (google books) ISBN 978-1-5381-1827-6
  6. a b M. A. Aldrich: Ulaanbaatar beyond Water and Grass: A Guide to the Capital of Mongolia. Hong Kong University Press 2018-03-02 S. 109 (google books) ISBN 978-988-8208-67-8
  7. a b c d M. A. Aldrich: Ulaanbaatar beyond Water and Grass: A Guide to the Capital of Mongolia. Hong Kong University Press 2018-03-02: S. 101. (google books) ISBN 978-988-8208-67-8
  8. 'Galleria Ulaanbaatar' to open this summer - News.MN. In: News.MN - The source of news. 12. Juni 2018, abgerufen am 20. August 2019 (englisch).
  9. The Report: Mongolia 2014. Oxford Business Group 2014-05-23: S. 142. (google books) IUSBN 9781910068045
  10. Michael Kohn: Dateline Mongolia: An American Journalist in Nomad’s Land. RDR Books 2006: S. 111. (google books) ISBN 978-1-57143-155-4
  11. „in line with Mongolian tradition, the fourth anniversary of the People's Revolution was celebrated with rallies at the square dedicated to D.Sükhbaatar.“
  12. Morris Rossabi: Modern Mongolia: From Khans to Commissars to Capitalists. University of California Press 2005-04-25 S. 24. google books ISBN 978-0-520-93862-5
  13. ЦЭРГИЙН ЁСЛОЛЫН ЖАГСААЛААР АЛХАЖ, ЁСЛОЛЫН БУУДЛАГА ХИЙЛЭЭ. (Tsergiin Joslolyn Dschagsaalaar Alchadsch, Joslolyn Buudlaga Chiilee) gsmaf.gov.mn.
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Koordinaten: 47° 55′ 8″ N, 106° 55′ 3″ O