SWERF

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Abkürzung SWERF ist eine Fremdbezeichnung und steht für englisch Sex Worker Exclusionary Radical Feminism („Sexarbeiter ausschließender radikaler Feminismus“). Sie bezieht sich auf eine feministisch begründete Diskriminierung von Sexarbeitern (englisch sex workers).[1] Mit dem Begriff SWERF wird eine Position oder Person bezeichnet, die Sexarbeit als grundsätzlich ausbeuterisch und unterdrückend sieht und deshalb Sexarbeitende angeblich aus ihren feministischen Forderungen ausschließt. Bei SWERF handelt es sich somit nicht um eine wertneutrale, sondern um eine kritisierende Bezeichnung, die von sexarbeits-inklusiven feministischen Positionen wie z. B. dem Sex-positiven Feminismus ausgeht.[2]

Hintergründe und Zusammenhang mit TERF

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ablehnung von Sexarbeit aus feministischer Perspektive gibt es schon lange,[3] als SWERF wurde diese Position aber erst in Anlehnung an den 2008 geprägten Begriff TERF („trans-exclusionary radical feminism“) bezeichnet.[4] Der genaue Ursprung des Begriffs SWERF ist nicht eindeutig dokumentiert, da er in feministischen Diskursen vor allem in digitalen Räumen entstanden ist.

Die Ähnlichkeit der Akronyme SWERF und TERF, soll eine inhaltliche Nähe der beiden Positionen suggerieren. Dies wird mit der Wahrnehmung begründet, dass Personen, die Trans-Menschen aus ihren feministischen Bestrebungen ausschließen, sich auch häufig gegen Sexarbeit aussprechen.[5]

Das Hauptargument der SWERF-Position ist die Vorstellung, dass Sexarbeit aufgrund der monetären Transaktion zwischen der Kundschaft und denjenigen, die die Dienstleistung erbringen, nicht einvernehmlich sein kann.[4] Stattdessen wird Sexarbeit hier als genereller Ausdruck männlicher Herrschaft über Frauen und ihre Körper gesehen. Des Weiteren liegt der SWERF-Ideologie das Argument zugrunde, dass weibliche Sexarbeiterinnen, insbesondere in der Prostitutions- und Pornografieindustrie, regelmäßig Opfer von sexueller Objektivierung, Ausbeutung und Gewalt werden.[1] Das selbsterklärte Ziel ist es Frauen aus der Sexarbeit und damit der männlichen Dominanz zu befreien.[6]

Kritiker der SWERF-Position bemängeln zunächst, dass von SWERF-Vertretern nicht immer berücksichtigt wird, dass nicht nur cis-Frauen Sexarbeit anbieten und nicht nur cis-Männer Sexarbeit in Anspruch nehmen. Stattdessen berücksichtigt SWERF nur die Konstellation einer weiblichen Sexarbeiterin und eines männlichen Kunden.[7] Zudem lehnen SWERF-Anhänger die Bezeichnung „Sexarbeit“, die von in der Sexarbeit Tätigen und deren Vertretern selbst verwendet wird, oft ab, um an dem negativ konnotierten Begriff „Prostitution“ festzuhalten.[8]

Die SWERF-Position folgt einer abolitionistischen Herangehensweise an Sexarbeit[3] und spricht sich für die Kriminalisierung von Sexarbeit aus. Laut sexarbeits-inklusiven feministischen Positionen würde dies die Situation von Sexarbeitenden verschlechtern und nicht zu einer Veränderung von patriarchalen Machtdynamiken führen.[7]

Der Hauptkritikpunkt an der SWERF-Position liegt schließlich darin, dass die Autonomie der Sexarbeitenden und ihre Kompetenz, freiwillige Entscheidungen zu treffen, missachtet bzw. geleugnet wird. Dies wird als Versuch gewertet, Kontrolle über die Körper von Sexarbeitenden auszuüben.[1] Deshalb fordert die Gegenseite der SWERF-Position eine sichere, ethische Regulierung und Entstigmatisierung der Sexarbeit sowie einen kontinuierlichen, sexpositiven Diskurs in feministischen Kreisen. Dabei soll ein erhöhter Fokus auf Bedürfnisse und Perspektiven der Sexarbeitenden selbst gesetzt werden.[9]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Audrey Miano: Feminism 101: What Is A SWERF? 15. Juli 2017, abgerufen am 22. Juni 2023.
  2. USA TODAY: A feminist glossary because we didn't all major in gender studies. Abgerufen am 5. Juli 2023.
  3. a b Sabine Grenz, Heike Mauer, Nicola Behrmann, Martin Lücke, Romana Sammern: Vorwort. Prostitution und Sexarbeit. In: GENDER, (1) 2022, S. 7.
  4. a b Nic Cloyd: “Anti-Pornography Feminism, KinkTok, and Consent: What We Can Learn from The Sex Wars and Leather/Sadomasochistic History”. In: Honors Theses, University of Nebraska-Lincoln. 400. 2022
  5. Inga Hofmann: Was bedeutet Terf? In: Der Tagesspiegel. 21. Januar 2022, abgerufen am 22. Januar 2022.
  6. Alice Schwarzer (Hrsg.): APPELL GEGEN PROSTITUTION. AN DIE BUNDESKANZLERIN UND DEN BUNDESTAG. Abgerufen am 5. Juli 2023.
  7. a b Lilian Beneker: Extrempositionen: Prostitution vs. Sexarbeit. In: klitcologne.de. 8. Juli 2020, abgerufen am 1. Juni 2023.
  8. Carolin Küppers: Sexarbeit. 20. November 2016, abgerufen am 8. August 2024.
  9. Hengameh Yaghoobifarah: Was ist denn SWERF und TERF? Nicht überall, wo Feminismus draufsteht, ist auch Feminismus drin. In: missy-magazine.de. 1. Dezember 2016, abgerufen am 1. Juni 2023.