Sachem

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Statue von Daniel Nimham, letzter Sachem der Wappinger

Sachem (Narragansett sachim)[1] bezeichnet bei den algonkinsprachigen Indigenen Neuenglands den Anführer einer Dorfgemeinschaft oder auch „Häuptling“, wie ihn jede größere indianische Siedlung der Region hatte. Ins Englische und später auch ins Deutsche übernommen, wurde die Bezeichnung zudem auf die Irokesen übertragen, obwohl sie in deren Sprachen nicht üblich ist. Bei den nördlicheren Algonkin-Stämmen der Atlantikküste wurde diese Funktion als Sagamore bezeichnet.

Wortstamm in den Algonkin-Sprachen

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Laut John Smith, der Neuengland 1614 bereiste, nannten die Massachusett ihre „Könige“ in der Massachusett-Sprache sachem, während die Penobscot im heutigen Maine den Ausdruck sagamos verwendeten (daher englisch sagamore).[2][3]

Innerhalb der Algonkin-Sprachen gibt es für den Ausdruck folgende Wortgleichungen:

Zweig Sprache Wort
Ost-Algonkin-Sprachen Ur-Ost-Algonkin *sākimāw
Unami-Lenape sakima (älter: sakimaw)[4]
Narragansett sâchim (daraus engl. sachem)[5]
Ost-Abnaki sakəma (daraus engl. sagamore)[5]
Malecite-Passamaquoddy sakom[6]
West-Abnaki sôgmô[7]
Zentral-Algonkin-Sprachen Ur-Zentral-Algonkin *hākimāw
Anishinaabe ogimaa[8]
Algonkin ogimà[9]
Ottawa gimaa[10]
Potawatomi wgema
Nordost-Cree uchimaa[11]
Südost-Cree uchimaa[12]
Naskapi iiyuuchimaaw[13]

Sachem als Friedensvorsteher bei den Irokesen

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Friedrich Engels unterschied in seiner Abhandlung über die „Irokesische Gens“ zwischen dem Sachem (Friedensvorsteher) und Häuptling (Kriegsanführer). Er wurde von Frauen und Männern aus derselben Gens gewählt, wobei die Familienzugehörigkeit der mütterlichen Linie folgte. Der Sachem hatte lediglich moralische Autorität und keine Zwangsmittel. Im Rat des Irokesenbundes saßen insgesamt 50 Sachems aus den einzelnen Stämmen zusammen.[14]

Bekannte Beispiele für Sachems sind Massasoit, sein Sohn Metacomet und Mahomet Weyonomon vom Stamme der Mohegan, der 1735 nach London reiste, um bei König Georg II. eine gerechtere Behandlung seines Volkes zu beantragen, da ihre Länder von englischen Siedlern überrannt würden. Weitere Sachems sind Madockawando, Uncas und Wyandanch.

Die Brotherhood of North American Indians und die Society of St. Tammany in New York City nannten ihre Vorsitzenden Great Sachem.

Einzelnachweise

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  1. Roger Williams: A Key into the Language of America: or, An help to the Language of the Natives in that part of America, called New-England, etc. Gregory Dexter, London 1643. Of the Family businesses, p. 34. Túckiu Sáchim? Where is the Sachim?.
  2. Webster's New Collegiate Dictionary. G. & C. Merriam Co, Springfield, Massachusetts 1973, ISBN 0-87779-308-5, S. 1018.
  3. Life & Times: Squaw Sachem" (Memento des Originals vom 10. Oktober 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hawthorneinsalem.org, Hawthorne in Salem, The Daily Times Chronicle, Winchester Edition (MA), Dezember 1999.
  4. sakima. In: Lenape Talking Dictionary. Archiviert vom Original am 28. Juli 2011; abgerufen am 19. Februar 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.talk-lenape.org
  5. a b Ives Goddard: Eastern Algonquian languages. In: Bruce G. Trigger (Hrsg.): Northeast, William C. Sturtevant (Hrsg.): Handbook of North American Indians, Band 15. Smithsonian Institution, Washington DC 1978, S. 75.
  6. David A. Francis Sr. et al.: Maliseet - Passamaquoddy Dictionary. Mi'kmaq - Maliseet Institute.
  7. Joseph Laurent (1884): New familiar Abenakis and English dialogues the first ever published on the grammatical system.
  8. John Nichols, Earl Nyholm: A Concise Dictionary of Minnesota Ojibwe. : University of Minnesota Press, Minneapolis 1995.
  9. Ernest Mcgregor: Algonkin Lexicon. Kitigan Zibi Education Council, Maniwaki (Québec) 1994.
  10. Richard A. Rhodes: Eastern Ojibwa-Chippewa-Ottawa Dictionary. Mouton de Gruyter, Berlin 1985.
  11. Luci Bobbish-Salt et al.: Northern EastCree Dictionary. Cree School Board, 2004–2006.
  12. Ella Neeposh et al.: Southern EastCree Dictionary. Cree School Board, 2004–2007.
  13. Marguerite MacKenzie, Bill Jancewicz: Naskapi lexicon (Memento des Originals vom 27. Mai 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.collectionscanada.gc.ca. Naskapi Development Corp., Kawawachikamach (Québec) 1994.
  14. Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. In: Karl Marx, Friedrich Engels - Werke. Dietz Verlag, Berlin (Hauptstadt der DDR). Band 21, 5. Auflage 1975, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1962. S. 85–97. Online: Marx/Engels-Werke.