Sally von Kügelgen (Tagebuchschreiberin)

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Sally von Kügelgen (* 1835?; † 28. Dezember 1868jul. / 9. Januar 1869greg.) war eine deutschbaltische Tagebuchautorin.

Die Erzieherin Sally von Kügelgen wurde vor allem bekannt durch ihre Tagebuchaufzeichnungen. Sie spiegeln exemplarisch das Leben der Frau in der gehobenen Gesellschaft der baltischen Provinz Mitte des 19. Jahrhunderts wider.

Die Tagebuchaufzeichnungen erschienen erst ein halbes Jahrhundert später im Druck unter dem Titel Stilles Tagebuch eines baltischen Fräuleins 1855/1856. Herausgeberin des Bandes im Propyläen Verlag war 1936 ihre Enkelin, die Schriftstellerin Oda Schaefer (1900–1988), die auch das Vorwort beisteuerte. In der Ausgabe abgedruckt waren sechs Aquarelle, die Sally von Kügelgen gemalt hatte.

Die baltische Gutstochter Sally von Kügelgen sah „die Zukunft der Frau wie der alten Jungfer gleichermaßen ‚öde und dürr‘, wenn ihnen verwehrt blieb, ihr Leben selbst zu gestalten.“[1]

„Typisch für die erzwungene Langeweile von jüngeren Frauen war Sally von Kügelgen, die es als Mädchen und Jugendliche haßte, einfach nur geduldig auf die Zukunft und einen prospektiven Ehemann zu warten. Sie kritisierte die unproduktive Alternative von Religion und Handarbeit, die ihr als Haustochter nur blieb, im inhaltslosen ‚Abhaspeln der Zeit‘ in den fünfziger Jahren auf dem elterlichen Landgut im Baltikum.“[2]

Sally von Kügelgen war verheiratet mit dem deutschbaltischen Pastor Hugo Emil Kraus (1826–1908), der aus Kurland stammte. Ihr Sohn ist der Publizist und Schriftsteller Eberhard Kraus (1857–1918), ihre Enkelin die Schriftstellerin Oda Schaefer (1900–1988).[3]

Sie war die (Groß-)Nichte der Maler Karl von Kügelgen (1772–1832), Gerhard von Kügelgen (1772–1820) und Wilhelm von Kügelgen (1802–1867).

  • Carola L. Gottzmann, Petra Hörner: Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St. Petersburgs vom Mittelalter bis zur Gegenwart; Band 2: H–M. De Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-019338-1, S. 789.
  • Eintrag bei EEVA (Digitale Textsammlung älterer Literatur Estlands)

Einzelnachweise

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  1. Bärbel Kuhn: Familienstand ledig. Ehelose Frauen und Männer im Bürgertum (1850–1914. (L’homme. Schriften; Bd. 5). Böhlau, Köln 2002, ISBN 3-412-12999-2, S. 62 (zugl. Dissertation, Universität Saarbrücken 1999).
  2. Martina Kessel: „Der Ehrgeiz setzte mir heute wieder zu...“ Geduld und Ungeduld im 19. Jahrhundert. In: Manfred Hettling, Stefan-Ludwig Hoffmann (Hrsg.): Der bürgerliche Wertehimmel. Innenansichten des 19. Jahrhunderts. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-01385-X, S. 136.
  3. daten.digitale-sammlungen.de