Sattelholz

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Sattelholz unter einem Unterzug, getragen von einen Ständer und zwei geschweiften Kopfbändern (Kapelle Bonaforth, 17. Jahrhundert)

Ein Sattelholz (früher auch Schirrholz oder Trumholz[1], Trummholz[2]) ist im Bauwesen ein waagerechtes Holz zur Verbreiterung des Auflagers über einem Ständer und zur Unterstützung eines Unterzugs.[3]

Funktion und Konstruktion

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Durch die Anordnung eines Sattelholzes kann die freie Spannweite des Unterzugs wie durch Kopfbänder oder Streben verringert werden. Ein Sattelholz ist immer in Richtung des zu unterstützenden Balkens orientiert. In der Folge kann die Stützenentfernung vergrößert und dadurch freier Nutzraum gewonnen werden. Es können auch zwei oder drei Sattelhölzer übereinander liegen.[2][4]

Das Sattelholz hat auch die Aufgabe, das Hirnholz des Ständers vor dem Aufsplittern zu schützen.[3] In der Regel ist das Sattelholz mit dem Unterzug verbolzt, verzahnt oder verdübelt, mit dem Ständer aber verzapft.[1] Das Sattelholz macht den Unterzug auch deswegen tragfähiger, weil das Zapfenloch für den Ständer im Unterzug entfällt.[5] Um das Sattelholz auf dem Ständerkopf gegen Abscheren zu sichern, kann es durch eine (in Süddeutschland und der Schweiz sogenannte) Gabelaufblattung des Ständers umfasst sein.[6]

Größere Sattelhölzer in repräsentativen Gebäuden boten früher häufig Gelegenheit zur Verzierung durch Profilierung, Schnitzwerk oder Bemalung.

Formal sind klassische Säulenkapitelle, z. B. das ionische Kapitell, mit dem Sattelholz verwandt.[3]

Einzelnachweise

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  1. a b Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 625: Sattelholz. (Digitalisat)
  2. a b Oscar Mothes: llustrirtes Bau-Lexikon, Band 4: Q bis Z. Leipzig 1884, S. 107: Sattelholz. (Digitalisat)
  3. a b c Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 20. Juli 2024), S. 402: Sattelholz.
  4. Theodor Böhm: Handbuch der Holzkonstruktionen des Zimmermanns mit besonderer Berücksichtigung des Hochbaues. Julius Springer, Berlin 1911, S. 141, mit Fig. 294.
  5. Theodor Krauth, Franz Sales Meyer: Die Bau- und Kunstzimmerei, mit besonderer Berücksichtigung der äusseren Form. Band 1: Text. E. A. Seemann, Leipzig 1893, S. 130. (Digitalisat)
  6. Thomas Eißing, Benno Furrer, Christian Kayser, Stefan King, Ulrich Klein, Ulrich Knapp, Burghard Lohrum, Tilmann Marstaller, Claudia Mohn, Heinz Pantli, Hans-Hermann Reck, Daniel Reicke: Vorindustrieller Holzbau. Terminologie und Systematik für Südwestdeutschland und die deutschsprachige Schweiz (= Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Bauforschung, Sonderband.) 2., überarbeitete Auflage. Universität Heidelberg / Universitätsbibliothek, Heidelberg 2023, ISBN 978-3-96929-223-5 (Digitalisat auf journals.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 20. Juli 2024), S. 90 (mit Abbildung), S. 93. – Die Konstruktion der sogenannten Gabelaufblattung wird ohne Fachbegriff auch andernorts beschrieben („mit zwei seitlichen Blättern“) und abgebildet, etwa bei Theodor Böhm: Handbuch der Holzkonstruktionen des Zimmermanns mit besonderer Berücksichtigung des Hochbaues. Julius Springer, Berlin 1911, S. 141 f.
  7. Abbildung bei Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7. Stuttgart / Leipzig 1909, S. 574: Sattelholz. (Digitalisat)
  8. Abbildung bei Oscar Mothes: llustrirtes Bau-Lexikon, Band 4: Q bis Z. Leipzig 1884, S. 107, Fig. 3078. (Digitalisat)
  9. Abbildung bei Theodor Krauth, Franz Sales Meyer: Die Bau- und Kunstzimmerei, mit besonderer Berücksichtigung der äusseren Form. Band 1: Text. E. A. Seemann, Leipzig 1893, S. 129, Fig. 103. (Digitalisat)