Satz über die Summe zweier Quadrate

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ganze Zahlen bis 100, die man als Summe zweier Quadrate darstellen kann; sie sind die Quadrate der Abstände von ganzzahligen Gitterpunkten; Quadratzahlen werden rot dargestellt, Zahlen mit (bis auf Drehung und Spiegelung) nicht-eindeutigen Darstellungen sind fett gedruckt

Der Satz über die Summe zweier Quadrate ist ein mathematischer Satz der Zahlentheorie. Er handelt von der Primzahlzerlegung einer beliebigen ganzen Zahl und darauf, ob sie als Summe zweier Quadrate geschrieben werden kann, sodass mit gilt.[1]

Eine positive ganze Zahl kann als Summe zweier Quadrate dargestellt werden genau dann, wenn ihre Primfaktorzerlegung keinen Faktor enthält, wobei die Primzahl ist und eine ungerade Zahl ist.

Schreibt man eine Zahl als Summe zweier Quadrate, so ist es zulässig, dass eines der Quadrate Null ist oder dass beide Summanden gleich sind. Damit sind auch Quadratzahlen und doppelte Quadratzahlen in dieser Zahlenmenge enthalten. Dieser Satz ist eine Ergänzung bzw. Verallgemeinerung des Zwei-Quadrate-Satzes von Fermat (der besagt, wann eine Primzahl als Summe zweier Quadrate geschrieben werden kann), indem er diesen Quadrate-Satz durch zusammengesetzte Zahlen erweitert.

Eine Zahl kann mehrere Darstellungen als Summe zweier Quadrate haben. Die Anzahl dieser Summen gibt die Quadratsummen-Funktion an. Zum Beispiel hat jedes Pythagoreische Tripel für auch eine zweite Darstellung .

  • Die Primfaktorisierung der Zahl . Von den Primfaktoren dieser Zahl, also , und , ist lediglich (die Primzahlen und sind somit „unproblematisch“, weil sie beide sind). Da aber als Exponenten die gerade Zahl hat, also nicht ungerade ist, erfüllt die Zahl die vom Satz geforderten Voraussetzungen und somit hat mindestens eine Darstellung als Summe zweier Quadrate, im Speziellen die folgende: .
  • Es ist . Es ist sowohl als auch . „Problematisch“ ist, dass und zusätzlich seine Hochzahl eine ungerade Zahl ist. Somit kann nicht als Summe zweier Quadrate dargestellt werden.
  • Es ist . Weil zwar , aber die Hochzahl eine gerade Zahl ist, kann man als Summe zweier Quadrate darstellen. Tatsächlich gibt es nur die (triviale) Darstellung .
  • Es ist das Doppelte einer Quadratzahl. In diesem Fall gibt es nur die (mehr oder weniger triviale) Darstellung .
  • Es ist ebenfalls das Doppelte einer Quadratzahl. Es ist sowohl als auch . Somit erhält man die (eigentlich ziemlich triviale) Darstellung , es gibt aber auch die Darstellung .
  • Die Primzahl . Wegen diesem Satz und wegen dem Zwei-Quadrate-Satz hat sie somit eine Darstellung als Summe zweier Quadratzahlen, nämlich .
  • Die Primzahl . Wegen diesem Satz und wegen dem Zwei-Quadrate-Satz hat sie somit keine Darstellung als Summe zweier Quadratzahlen.
  • Es ist . Es ist sowohl und als auch , somit hat diese Zahl eine Darstellung als Summe zweier Quadrate. Leider gibt der Satz nicht an, welche Quadratzahlen dafür in Frage kommen. Wie man zur (zumindest einer) Darstellung dieser Zahl kommt, wird weiter unten gezeigt.
  • Die folgenden Zahlen kann man als Summe zweier Quadrate darstellen:
0, 1, 2, 4, 5, 8, 9, 10, 13, 16, 17, 18, 20, 25, 26, 29, 32, … (Folge A001481 in OEIS)

Diejenigen Zahlen, die man als Summe zweier Quadrate darstellen kann, werden nun als Arbeitsdefinition im Folgenden darstellbare Zahlen genannt. Es gilt:

  • Die Menge der darstellbaren Zahlen entspricht der Menge aller Normen von Gaußschen Zahl mit .[2]
Graphische Darstellung des Abstandes von zwei Punkten und
  • Die Quadratwurzeln der darstellbaren Zahlen bilden die Menge aller Streckenlängen zwischen Punktpaaren im zweidimensionalen ganzzahligen Gitter.
Beweisidee:
Den Abstand zweier Punkte mit ganzzahligen Koordinaten und (also die Streckenlänge zwischen dem Punktpaar im zweidimensionalen ganzzahligen Gitter) berechnet man mittels des Satzes des Pythagoras:
Ist eine darstellbare Zahl, so ist somit die Quadratwurzel dieser darstellbaren Zahl (siehe Abstand).
  • Sei die Anzahl der darstellbaren Zahlen zwischen und . Dann gilt:[3]
für mit der Landau-Ramanujan-Konstante
  • Das Produkt zweier darstellbarer Zahlen ist eine darstellbare Zahl . Seine Darstellung kann aus Darstellungen seiner beiden Faktoren unter Verwendung der Brahmagupta-Identität abgeleitet werden:
Beispiel:
Sei und . Dann gilt:
Es gibt aber noch eine andere Darstellung, nämlich , die man mit dieser Formel nicht erhält.
  • Sei . Dann gilt:
Auch ist für darstellbar, nämlich
Beispiel:
Es ist . Wie etwas weiter oben gezeigt, erfüllt diese Zahl alle Voraussetzungen für (zumindest) eine Darstellung als Summe zweier Quadrate. Hebt man den quadratischen Anteil aus dieser Zahl heraus, erhält man:
Die Zahl . Aufgrund des obigen Satzes erhält man:
Es gibt aber noch (bis auf triviale Umformungen) 8 weitere Darstellungen von als Summe zweier Quadrate, die man mit dieser Variante nicht bekommt:

Jacobis Zwei-Quadrate-Satz

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jacobi hat im 19. Jahrhundert folgenden Satz entdeckt:

Sei die Anzahl der Darstellungen von als Summe zweier Quadrate. Sei weiters die Anzahl der Teiler von , die zu 1 modulo 4 kongruent sind. Sei außerdem die Anzahl der Teiler von , die zu 3 modulo 4 kongruent sind. Dann gilt:
, wobei mit der Betrag der Zahl zwischen den Betragsstrichen gemeint ist.
Mit anderen Worten:
Die Anzahl der Darstellungen von als Summe zweier Quadrate ist das Vierfache der Differenz zwischen der Anzahl der Teiler von n, die zu 1 modulo 4 kongruent sind und der Anzahl der Teiler von n, die zu 3 modulo 4 kongruent sind.

Hirschhorn gibt einen kurzen Beweis, der aus dem Jacobi-Tripelprodukt abgeleitet wurde.[4]

Beispiele
Beispiel 1:
Sei . Die Zahl hat die Teilermenge . Dabei sind die Zahlen der Menge zu 1 modulo 4 kongruent, es ist also . Die anderen Teiler sind zu 2 modulo 4 kongruent, kein Teiler ist zu 3 modulo 4 kongruent, es ist also . Somit ist , es gibt also insgesamt Darstellungen von als Summe zweier Quadrate:
... insgesamt 4 Varianten
... insgesamt 4 Varianten
... insgesamt 4 Varianten
Wie man erkennen kann, laufen alle 12 Varianten auf die beiden Darstellungen hinaus.
Beispiel 2:
Sei . Die Zahl hat die Teilermenge und besteht aus 9 Elementen. Dabei sind die Zahlen die Menge zu 1 modulo 4 kongruent, es ist also . Die anderen 4 Teiler sind zu 3 modulo 4 kongruent, es ist also . Somit ist , es gibt also insgesamt Darstellungen von als Summe zweier Quadrate:
... insgesamt 2 Varianten
... insgesamt 2 Varianten
Wie man erkennen kann, laufen alle 4 Varianten auf die Darstellung hinaus.
Beispiel 3:
Sei . Die Zahl hat die Teilermenge und besteht aus 18 Elementen. Dabei sind die Zahlen die Menge zu 1 modulo 4 kongruent, es ist also . Die anderen 8 Teiler sind zu 3 modulo 4 kongruent, es ist also . Somit ist , es gibt also insgesamt Darstellungen von als Summe zweier Quadrate:
... insgesamt 4 Varianten
... insgesamt 4 Varianten
Wie man erkennen kann, laufen alle 8 Varianten auf die Darstellung hinaus.

Section 18. Sums of Two Squares, East Tennessee State University, 2022 (PDF)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Underwood Dudley: Elementary Number Theory. W.H. Freeman and Company, 1969, S. 135–139 (wordpress.com [PDF] Sums of Two Squares).
  2. Folge A001481 in OEIS
  3. Örs Rebák: Generalization of a Ramanujan identity. The American Mathematical Monthly 127 (1), 2020, S. 1–4, abgerufen am 16. Juni 2024.
  4. Michael Hirschhorn: A simple proof of Jacobi's two-square theorem. The American Mathematical Monthly 92, 1985, S. 1–4, abgerufen am 16. Juni 2024.