Schmalblättriger Weiß-Täubling

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schmalblättriger Weiß-Täubling

Schmalblättriger Weiß-Täubling (Russula chloroides)

Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung: Täublingsartige (Russulales)
Familie: Täublingsverwandte (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Schmalblättriger Weiß-Täubling
Wissenschaftlicher Name
Russula chloroides
Krombh.

Der Schmalblättrige Weiß-Täubling (Russula chloroides)[1] ist ein Blätterpilz aus der Familie der Täublingsverwandten (Russulaceae). Der große bis mittelgroße Täubling hat einen weißlichen, später oft bräunlich-ocker verfärbten und trichterförmig vertieften Hut. Die schmalen, herablaufenden Lamellen enden oft in einer bläulichen, ringförmigen Zone am Stielansatz. Sie sind, wie auch das Sporenpulver, weißlich bis cremefarben. Der Täubling riecht unauffällig und schmeckt mehr oder weniger mild. Die Fruchtkörper des Mykorrhizapilzes erscheinen einzeln bis gesellig von Juli bis Oktober überwiegend in Laubwäldern. Der weit verbreitete, aber nicht häufige Täubling stellt kaum Ansprüche an den Boden und kann mit verschiedenen Laub- und Nadelbäumen vergesellschaftet sein. Er ist essbar, aber minderwertig.

Makroskopische Merkmale

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schmalblättrige Weiß-Täubling sieht dem Gemeinen Weiß-Täubling (R. delica) sehr ähnlich, ist jedoch mit einem Hutdurchmesser von 4,5–13 cm kleiner, stärker trichterförmig und glatter. Die Hutoberfläche ist jung weiß, glatt, matt und samtig bereift. Später kann sie verkahlen und stellenweise oder ganz cremegelb bis bräunlichockerfarben sein. Bei feuchter Witterung ist die Hutoberseite schmierig bis dünnschleimig und glänzend. Die Huthaut lässt sich nur wenig abziehen.

Die jung weißlichen, später blass cremefarbenen Lamellen stehen enger und sind schmaler als beim Gemeinen Weiß-Täubling. Der Schmalblättrige Weiß-Täubling hat etwa 8–16 Lamellen pro Zentimeter in 1 cm Abstand vom Hutrand. Die Lamellen sind recht dünn und nur drei bis vier, selten bis zu acht Millimeter hoch. Außerdem sind sie etwas biegsam. Neben zahlreichen Zwischenlamellen findet man auch einige gegabelte Lamellen. Die Lamellen haben manchmal einen mehr oder weniger stark ausgeprägten bläulich-grünlichen Schimmer und/oder eine bläuliche, ringförmige Zone am Stielansatz. Die Schneiden können im Alter bräunen und verfärben sich beim Trocknen oft blaugrün. Das Sporenpulver ist annähernd weiß bis blass cremefarben gefärbt (Ib-IIa nach Romagnesi).

Der zylindrische Stiel misst 2,5–60 (9) × 10–20 (3,6) cm. Das Stielinnere ist voll bis gekammert-hohl, die Oberfläche fein längsaderig und jung weiß und bereift. Im Alter kann der Stiel stellenweise bräunen.

Das Fleisch ist sehr fest, weiß und mild, kann aber manchmal langsam scharf werden. Der Geruch ist uncharakteristisch und unauffällig. Er kann obstartig oder eher unangenehm sein. Das Hutfleisch reagiert mit Eisensulfat orangerosa, mit Guajak blaugrün und mit Phenol weinbaun.[2]

Mikroskopische Merkmale

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die kugeligen bis breit ellipsoiden Sporen messen 7,9–10,7 × 7,0–9,1 µm. Der Q-Wert (Quotient aus Sporenlänge und -breite) ist 1,1–1,2. Das Sporenornament besteht aus isoliert stehenden, groben bis zu 1,8 µm hohen Warzen, die stellenweise miteinander zu einem lückenhaften Netz verbunden sind.

Die viersporigen, keuligen Basidien sind 50–75 µm lang und 11–15 µm breit. Die zahlreichen Hymenialzystiden färben sich mit Sulfobenzaldehyd grauschwarz an. Die Cheilozystiden sind spindelig bis keulig und an der Spitze mehrheitlich abgerundet. Sie messen 40–110 × 6–12 µm, während die ähnlichen, aber etwas größeren Pleurozystiden 60–105 × 8–13 µm messen.

Die Hutdeckschicht besteht aus zylindrischen, meist verzweigten und septierten, 3–5 µm breiten Haaren. Dazwischen findet man zylindrische, an der Spitze meist eingeschnürte sowie teilweise septierte, 3–6 µm breite Pileozystiden, die in Sulfobenzaldehyd einen grauschwarzen Inhalt haben.[2]

Wie oben beschrieben, ist der Gemeine Weiß-Täubling (Russula delica) sehr ähnlich. Er wächst an vergleichbaren, allerdings meist etwas feuchteren Standorten. Er hat einen größeren und kräftigeren Fruchtkörper, einen verhältnismäßig kürzeren, gedrungeneren Stiel sowie weiter auseinander stehende, breitere Lamellen (beim Gemeinen Weißtäubling (R. delica) 3–10 Lamellen pro cm in 1 cm Abstand vom Hutrand, statt 8–16, die 4,5–14 mm, statt 3,5–7 mm breit sind). Außerdem sind seine Sporen etwas größer und die Warzen sind stärker netzartig miteinander verbunden.[2]

Sehr ähnlich können auch die großen, weißhütigen Milchlinge aus der Albati-Gruppe sein, besonders wenn die Fruchtkörper sehr trocken sind und man den Milchfluss nicht mehr feststellen kann.

Der Schmalblättrige Weiß-Täubling ist gegenüber dem Gemeinen Weiß-Täubling (R. delica) eher in schattigen Lagen innerhalb des Waldes, in bodensauren Beständen wie Hainsimsen-Buchenwälder (auch mit Fichten und Tannen), Eichen-Hainbuchen- oder Fichtenwäldern verbreitet. Er besiedelt dabei saure Sand- und Kristallböden, aber auch saure Substrate.[3]

Der Schmalblättrige Weiß-Täubling ist ein Mykorrhiza-Pilz, der mit Laub- und Nadelbäumen in Symbiose lebt. Dies sind vor allem die Rotbuche und die Gemeine Fichte.[3] Die Fruchtkörper erscheinen zwischen Juli und Oktober.

Europäische Länder mit Fundnachweisen des Schmalblättrigen Weiß-Täublings.[4][5][6][7][8][9][10][11][12][13][14][15]
Legende:
  • Länder mit Fundmeldungen
  • Länder ohne Nachweise
  • keine Daten
  • außereuropäische Länder
  • Der Schmalblättrige Weiß-Täubling ist in Europa verbreitet und vor allem in Mitteleuropa häufig. Aufgrund der geringen Bodenansprüche wird vermutet, dass er lokal häufiger vorkommt als der Gemeine Weiß-Täubling (R. delica). Der Täubling wurde auch in Japan nachgewiesen.

    Das wissenschaftliche Epitheton leitet sich von den altgriechischen Wörtern χλοανός (grünlich)[16] und εἶδός (Ansehen, Gestalt)[17] ab und weist auf die blassgrünlich schimmernden Lamellen hin.

    Der Schmalblättrige Weiß-Täubling ist essbar, aber nicht besonders schmackhaft. Er wird in Nordamerika regelmäßig vom parasitischen Schlauchpilz Hypomyces lactifluorum befallen, was seinen Speisewert als Lobster Mushroom wesentlich steigert.

    • Edmund Michael, Bruno Hennig, Hanns Kreisel: Handbuch für Pilzfreunde. Fünfter Band: Blätterpilze – Milchlinge und Täublinge. 2. Auflage. Fischer, Stuttgart 1983, ISBN 3-437-30350-3.
    • Russula chloroides. In: Mycobank (Fungal Nomenclature and Species Databank). International Mycological Association, abgerufen am 7. Februar 2014.
    • Henri Romagnesi: Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord. essai sur la valeur taxinomique et spécifique des caractères morphologiques et microchimiques des spores et des revêtements. Bordas, Paris 1967, S. 226 (französisch, online [abgerufen am 7. Februar 2014]).
    • Russula chloroides. In: Partial Russula species database des CBS-KNAW Fungal Biodiversity Centre. Abgerufen am 7. Februar 2014 (englisch, Sporenzeichnung und tabellarische Auflistung der makro- und mikroskopischen Merkmale (basierend auf H. Romagnesis "Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord")).
    • Alfred Einhellinger: Die Gattung Russula in Bayern. In: Bibliotheca Mycologica. 3. Auflage. Band 112. Berlin / Stuttgart 1994, ISBN 978-3-443-59013-0, S. 48.

    Einzelnachweise

    [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    1. Synonyme von Russula chloroides. In: Index Fungorum / speciesfungorum.org. Abgerufen am 6. Juni 2012.
    2. a b c Josef Breitenbach, Fred Kränzlin (Hrsg.): Pilze der Schweiz. Beitrag zur Kenntnis der Pilzflora der Schweiz. Band 6: Russulaceae. Milchlinge, Täublinge. Mykologia, Luzern 2005, ISBN 3-85604-060-9, S. 148.
    3. a b German Josef Krieglsteiner (Hrsg.), Andreas Gminder, Wulfard Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 2: Ständerpilze: Leisten-, Keulen-, Korallen- und Stoppelpilze, Bauchpilze, Röhrlings- und Täublingsartige. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0.
    4. Belgian List 2012 - Russula chloroides. Abgerufen am 7. Juni 2012 (Täubling selten, Non evaluated).
    5. Cvetomir M. Denchev & Boris Assyov: Checklist of the larger basidiomycetes in Bulgaria. In: Mycotaxon. Band 111, 2010, ISSN 0093-4666, S. 279–282 (online [PDF; 592 kB; abgerufen am 31. August 2011]).
    6. Z. Tkalcec & A. Mešic: Preliminary checklist of Agaricales from Croatia V:. Families Crepidotaceae, Russulaceae and Strophariaceae. In: Mycotaxon. Band 88, 2003, ISSN 0093-4666, S. 291 (online [abgerufen am 31. August 2011]).
    7. Pertti Salo, Tuomo Niemelä, Ulla Nummela-Salo: SY769 Suomen helttasienten ja tattien ekologia, levinneisyys ja uhanalaisuus. (Finnische Lamellen- und Röhrenpilze: Ökologie, Verbreitung und Bedrohungsstatus ). Hrsg.: Esteri Ohenoja. 2005, ISBN 952-11-1997-7 (finnisch, ymparisto.fi [PDF]).
    8. Weltweite Verbreitung von Russula chloroides. In: GBIF Portal / data.gbif.org. Abgerufen am 18. August 2011.
    9. Elias Polemis et al.: Mycodiversity studies in selected ecosystems of Greece: 5. (PDF; 330 kB) Basidiomycetes associated with woods dominated by Castanea sativa (Nafpactia Mts., central Greece). In: Mycotaxon 115 / mycotaxon.com. 2008, S. 16 ff, abgerufen am 22. August 2011.
    10. Petkovski S.: National Catalogue (Check List) of Species of the Republic of Macedonia. Skopje 2009.
    11. Grid map of Russula chloroides. In: NBN Gateway / data.nbn.org.uk. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. September 2012 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/data.nbn.org.uk (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
    12. NMV Verspreidingsatlas | Russula chloroides. In: verspreidingsatlas.nl. Abgerufen am 6. Mai 2012.
    13. Russula chloroides. In: pilzoek.de. Abgerufen am 18. August 2011.
    14. Mushrooms and Fungi of Poland Index: R. In: grzyby.pl. Archiviert vom Original am 14. September 2011; abgerufen am 22. August 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.grzyby.pl
    15. Verbreitungsatlas der Pilze der Schweiz. In: wsl.ch. Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Oktober 2012; abgerufen am 10. September 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wsl.ch
    16. Wilhelm Pape: χλοανός. Handwörterbuch der griechischen Sprache. Band 1. Braunschweig 1914, Sp. 1359 (online).
    17. Wilhelm Pape: eidos. Handwörterbuch der griechischen Sprache. Band 1. Braunschweig 1914, Sp. 724 (online).
    Commons: Schmalblättriger Weiß-Täubling (Russula chloroides) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
    • Russula chloroides. In: Russulales News. Bart Buyck, abgerufen am 7. Februar 2014 (englisch, lateinische Originaldiagnose).
    • Russula chloroides. In: Funghi in Italia / funghiitaliani.it. Abgerufen am 7. Februar 2014 (italienisch, Fotos vom Schmalblättrigen Weiß-Täubling).