Science Based Targets initiative

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Die Science Based Targets initiative (SBTi) ist eine gemeinsame Initiative von CDP, dem United Nations Global Compact, dem World Resources Institute (WRI) und dem World Wide Fund for Nature (WWF).[1] Das globale Team besteht aus Mitarbeitern dieser Organisationen. Seit 2015 haben sich über 1.000 Unternehmen der Initiative angeschlossen, um ein wissenschaftlich fundiertes Klimaziel festzulegen.[2]

Die Science Based Targets initiative wurde 2015 gegründet um Unternehmen dabei zu Unterstützen, ihre Ziele zur Reduktion von Emissionen nach dem Übereinkommen von Paris auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse festzulegen.[3] Die Initiative wird von dem Bezos Earth Fund, der IKEA Foundation, der Laudes Foundation, Bloomberg Philanthropies, Climate Arc – Rockefeller Philanthropy Advisors und der Moore Foundation finanziert.[4] Im Oktober 2021 entwickelte SBTi den weltweit ersten Netto-Null-Standard, der den Rahmen für Unternehmen bereitstellt, um wissenschaftlich fundierte Netto-Null-Ziele festzulegen und den globalen Temperaturanstieg über das vorindustrielle Niveau auf 1,5 °C zu begrenzen.[5][6] Als bewährte Vorgehensweise für Unternehmen sieht die SBTi die Einführung von Übergangsplänen für die Emissionen der Bereiche 1, 2 und 3 vor, die Festlegung kurzfristiger Meilensteine, die Gewährleistung einer wirksamen Unternehmensführung auf Vorstandsebene und die Verknüpfung der Vergütung der Führungskräfte mit den festgelegten Meilensteinen des Unternehmens.[7]

Branchenspezifische Leitlinien

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SBTi hat für unterschiedliche Branchen spezifische Methoden, Rahmenbedingungen und Anforderungen entwickelt. Stand Juni 2024 gibt es Leitlinien für folgende Branchen:[8]

Im April 2024 veröffentlichte der Aufsichtsrat der SBTi eine Erklärung, in der er seine Absicht darlegte, die Verwendung von Umweltzertifikaten (Environmental Attribute Certificates, EACs) zur Minderung der Emissionsreduktionsziele des Bereichs 3 zuzulassen.[9] Die SBTi hatte die Verwendung von EACs bisher nicht zugelassen, da es schwierig war, ihre Auswirkungen nachzuverfolgen, zu messen und zu validieren.[10]

Standardisierungsorganisationen, die weder einem Konsensmodell noch den WTO-Prinzipien für die Entwicklung internationaler Standards folgen, sind anfällig für Lobbyarbeit von Konzernen, insbesondere dann, wenn sie auf deren Finanzierung angewiesen sind.[11] Einer der Geldgeber der SBTi, der Bezos Earth Fund, übte Einfluss auf die Vorstandsmitglieder der SBTi aus, um sie dazu zu bewegen, ihre Haltung zum Thema CO2-Kompensation zu lockern.[12] Die Erklärung führte zu einem Antwortschreiben, das von verschiedenen Teams innerhalb der SBTi unterzeichnet wurde, und zu Medienspekulationen über die Änderung der Politik.[13] Das Gegenargument lautete, dass CO2-Kompensationen mit dem Pariser Abkommen unvereinbar seien.[14]

Der im September 2022 eingeführte Leitfaden der SBTi für Land- und Forstwirtschaft[15] ermöglicht es Unternehmen, das Erreichen ihrer Emissionsreduktionsziele durch „Insetting“ zu vereinfachen[16] und bricht damit mit der lange vertretenen Position der SBTi, dass Emissionsreduktionsziele nur durch Emissionsreduktionen erreicht werden sollten.[17] Insetting ist ein geschäftsorientiertes Konzept und kein in internationalen Normen und Richtlinien wie dem Umweltvokabular der ISO 14050 und den Netto-Null-Richtlinien der IWA 42 definierter Begriff.[18][19]

  • Eva van Hilten: Why corporates join the Science Based Targets initiative. In: Delft University of Technology (Hrsg.): Engineering and Policy Analysis. 9. August 2022, OCLC 1358880776 (englisch, tudelft.nl [abgerufen am 16. Juni 2024]).

Einzelnachweise

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  1. Partners. SBTi, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  2. 330+ target-setting firms reduce emissions by a quarter in five years. WWF, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  3. Set Science-Based Emission Reduction Targets. UN, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  4. Partners. SBTi, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  5. SBTi Launches World-First Net-Zero Corporate Standard. WWF, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  6. For corporate net-zero targets, focus on the big picture. Stockholm Environment Institute, 5. November 2021, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  7. Science Based Targets for Financial Institutions. REAL Sustainability Centre, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  8. Standards and guidance. SBTi, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  9. Statement from the SBTi Board of Trustees on use of environmental attribute certificates, including but not limited to voluntary carbon markets, for abatement purposes limited to scope 3. SBTi, 9. April 2024, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  10. Revealed: more than 90% of rainforest carbon offsets by biggest certifier are worthless, analysis shows. The Guardian, 18. Januar 2023, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  11. Principles for the Development of International Standards, Guides and Recommendations. WTO, 2000, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  12. Science Based Targets Initiative board undermines integrity of its corporate climate standard. IATP, 16. April 2024, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  13. Read the leaked protest letter from SBTi staff angry over new carbon offset policy. GreenBiz, 11. April 2024, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  14. Carbon offsets are incompatible with the Paris Agreement. In: One Earth. Band 6, Nr. 9, 15. September 2023, S. 1085–1088, doi:10.1016/j.oneear.2023.08.014 (englisch).
  15. Forest, Land and Agriculture (FLAG). SBTi, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  16. SBTi Forest, Land and Agriculture (FLAG) project FAQs. SBTi, 26. Juni 2020, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  17. Corporate Climate Responsibility Monitor 2023. NewClimate Institute, 13. Februar 2023, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  18. Net Zero Guidelines. ISO, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).
  19. ISO Net Zero Guidelines (IWA 42). bsigroup.com, abgerufen am 16. Juni 2024 (englisch).