Sérgio Mendes

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Sérgio Mendes, 1971
Sérgio Mendes, 2016

Sérgio Santos Mendes (* 11. Februar 1941 in Niterói, Brasilien; † 5. September 2024 in Los Angeles, Vereinigte Staaten[1]) war ein brasilianischer Pianist, Komponist und Arrangeur, der u. a. mit drei Grammys ausgezeichnet wurde.[2] Er gehörte zu den erfolgreichsten Musikern seines Landes und verhalf als einer der Pioniere des Bossa Nova dieser Musikrichtung zu weltweitem Ruhm.[3] Mendes’ bekannteste Aufnahme, das von Jorge Ben komponierte Stück Mas, que nada, machte ihn 1966 international bekannt.[4] Im Laufe seiner über 50-jährigen Karriere veröffentlichte er mehr als 35 Musikalben.[5][6]

Sérgio Mendes erhielt am Konservatorium in Niterói eine Ausbildung als klassischer Pianist, interessierte sich jedoch schon früh für Jazz. Anfang der 1960er Jahre wurde er der Leiter des „Sexteto Bossa Rio“, dem Paulo Moura am Saxophon, Pedro Paulo an der Trompete, Durval Ferreira an der Gitarre, Octávio Bailly am Kontrabass und Dom Um Romão am Schlagzeug angehörten. Sein Debütalbum, mit ausschließlich Instrumentalstücken, Dance moderno, brachte er 1961 in Brasilien bei Philips heraus. Mit ihm zusammen spielten darauf Bebeto Castilho (Saxophon, Flöte, Kontrabass), Durval Ferreira (Gitarre) sowie Edson Maciel (Posaune).

Mendes trat 1963 auf Jazz-Festivals in Frankreich und Italien auf, war 1964 auf Tournee in Japan und ließ sich anschließend in Los Angeles nieder, als in seinem Heimatland die Militärdiktatur begann. In einem Interview erklärte er später:

„I immediately liked it. […] I liked it because of the climate. It was so much less stressful than New York; it was relaxed. It had more to do with me. […] Things happen really spontaneously here. All of that has to do with Hollywood, with the music industry, and the wonderful place that is Los Angeles.“

„Es hat mir sofort gefallen. […] Ich mochte es wegen des Klimas. Es war so viel weniger stressig als New York, es war entspannt. Es hatte mehr mit mir zu tun. […] Die Dinge passieren hier wirklich spontan. All das hat mit Hollywood zu tun, mit der Musikindustrie und dem wunderbaren Ort Los Angeles.“[7]

In den USA gründete er das Ensemble „Sérgio Mendes & Brasil ’66“ und unterschrieb einen Vertrag bei Herb Alperts Plattenfirma A&M Records. Als Sängerin verpflichtete Mendes unter anderem Alperts spätere Ehefrau Lani Hall. Im Jahr 1966 arrangierte er die Komposition Mas, que nada von Jorge Ben neu und nahm sie mit seinem Ensemble für eine Schallplatte auf. Es wurde einer seiner größten Erfolge. Ähnlich erfolgreich wurden die Coverversionen von Burt Bacharachs The Look of Love und The Fool on the Hill von den Beatles, die er 1968 aufnahm.

Sérgio Mendes tauschte 1971 die Mitglieder seines Ensembles aus und nannte es „Sérgio Mendes & Brasil ’77“. Er wechselte 1973 für die LP Love Music von A&M zur Plattenfirma Bell Records. Für eine weitere LP bei diesem Plattenlabel, Vintage ’74, nahm er drei Songs von Stevie Wonder auf. Nach mehreren weniger erfolgreichen Jahren erlebte Mendes 1983 – ohne „Brasil ’77“ – mit der poppigen Ballade Never Gonna Let You Go (gesungen von Joe Pizzulo und Leeza Miller) ein Comeback in den USA (der Song erreichte Platz 4 der Musik-Charts). Für die dazugehörige LP, Sergio Mendes, unterschrieb er erneut einen Vertrag mit A&M. Mendes wurde 1992 erstmals mit dem Grammy ausgezeichnet, sein Werk Brasileiro erhielt die Ehrung als „Best World Music Album“.[8]

Mendes spielte mit vielen bekannten Jazzmusikern zusammen. Seine Musik erreichte in Brasilien, den USA, Europa und Japan große Popularität. Einer seiner Songs, So Many Stars (von ihm komponiert, mit einem Text von Alan & Marilyn Bergman), wurde von vielen Interpreten der internationalen Jazzszene interpretiert. Er zählt heute zu den Jazzstandards.

Im Februar 2006 erschien Mendes’ Album Timeless. Die erste daraus ausgekoppelte Single, eine Neuauflage von Mas, que nada mit der Hip-Hop-Gruppe Black Eyed Peas, wurde ein internationaler Hitparadenerfolg. Das gesamte Album wurde von Will.i.am von „Black Eyed Peas“ produziert, der dafür viele der alten Hits von Sérgio Mendes neu arrangierte und einige neue Lieder schrieb (in der Schweiz wurde das Album unter dem Titel Sérgio Mendes feat. Black Eyed Peas veröffentlicht). Weitere Songs auf diesem Album sind u. a. in Zusammenarbeit mit den Musikern Stevie Wonder, Erykah Badu, John Legend und Justin Timberlake entstanden. In Deutschland schaffte es das Album an die Spitze der Jazzcharts.[9] Mendes erhielt für Timeless eine Grammy-Nominierung und setzte sein Comeback mit den Alben Encanto (2008) und Bom Tempo (2010) fort.

Sérgio Mendes heiratete 1970 die brasilianische Sängerin Gracinha Leporace (* 1949), die seit 1969 zu seinem Ensemble gehörte. Ein Jahr zuvor hatte sie ihr einziges Soloalbum veröffentlicht, das ihren Namen als Titel hat. Seither ist sie auf vielen Alben von Mendes zu hören.

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[10][11]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  UK  US
1966 Sergio Mendes & Brasil ’66 US7
Gold
Gold

(126 Wo.)US
1967 Equinox US24
Gold
Gold

(46 Wo.)US
Erstveröffentlichung: April 1967
1968 Sergio Mendes’ Favorite Things US197
(4 Wo.)US
Look Around US5
Gold
Gold

(51 Wo.)US
Erstveröffentlichung: Februar 1968
The Fool on the Hill US3
Gold
Gold

(30 Wo.)US
1969 Crystal Illusions US33
(17 Wo.)US
Ye-Me-Le US71
(16 Wo.)US
1970 Greatest Hits US101
(20 Wo.)US
1971 Stillness US130
(9 Wo.)US
Pais Tropical US166
(6 Wo.)US
1972 Primal Roots US164
(5 Wo.)US
auch als Raízes
1973 Love Music US116
(15 Wo.)US
1974 Vintage 74 US176
(5 Wo.)US
1977 Sergio Mendes and The New Brasil ’77 US81
(12 Wo.)US
1983 Sérgio Mendes US27
(37 Wo.)US
1984 Confetti US70
(22 Wo.)US
2006 Timeless DE51
(12 Wo.)DE
AT21
(15 Wo.)AT
CH31
(18 Wo.)CH
UK15
Gold
Gold

(9 Wo.)UK
US44
(10 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 10. März 2006
mit The Black Eyed Peas, Stevie Wonder, Erykah Badu u. a.; BR: PlatinPlatin
2008 Encanto DE68
(2 Wo.)DE
US60
(8 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 4. April 2008
mit will.i.am, Juanes, Till Brönner u. a.
2009 The Best of UK49
(1 Wo.)UK

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Weitere Alben

  • Dance moderno, 1961, LP/CD
  • Quiet Nights, 1963, LP
  • Você ainda não ouviu nada – Sérgio Mendes & Bossa Rio, 1963, LP/CD
  • The Swinger from Rio, 1964, LP/CD
  • Bossa Nova York – The Sérgio Mendes Trio, 1964, LP/CD
  • Cannonball’s Bossa Nova mit Cannonball Adderley und Bossa Rio, 1964, LP/CD
  • In Person at El Matador – Sérgio Mendes & Brasil ’65, 1964, LP/CD
  • Brasil ’65Wanda de Sah feat. The Sérgio Mendes Trio, 1965, LP/CD
  • The Great Arrival, 1966, LP/CD
  • The Beat of Brazil, 1967, LP/CD
  • Live at Expo’ 70 – Sérgio Mendes & Brasil ’66, 1970, LP/CD
  • In Concert – Sérgio Mendes & Brasil ’77, 1973, LP
  • Sérgio Mendes, 1975, LP/CD
  • Homecooking – Sérgio Mendes & Brasil ’77, 1976, LP/CD
  • Brasil ’88, 1978, LP/CD
  • Pelé – (Filmmusik), 1978, LP/CD
  • Magic Lady, 1979, LP/CD
  • Horizonte aberto, 1979, LP/CD
  • Brasil ’86, 1986, LP/CD
  • Arara, 1989, LP/CD
  • Brasileiro, 1992, CD (Auszeichnung: Grammy Award Best World Music Album)
  • Oceano, 1996, CD
  • Bom Tempo, 2010, CD, Concord Records CRE 31575
  • Celebration: A Musical Journey, 2011, CD
  • Magic, 2014, CD
  • In the Key of Joy, 2020, CD (auch als 2-CD Deluxe Edition)
Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[10][11]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  UK  US
1966 Mas Que Nada
Sergio Mendes & Brasil ’66
UK97
(1 Wo.)UK
US47
(8 Wo.)US
Charteinstieg UK: 1989
BR: GoldGold
Constant Rain (Chove Chuva)
Equinox
US71
(6 Wo.)US
1967 For Me
Equinox
US98
(2 Wo.)US
Night and Day
Equinox
US82
(5 Wo.)US
1968 The Look of Love
US4
(14 Wo.)US
The Fool on the Hill
The Fool on the Hill
US6
(12 Wo.)US
Erstveröffentlichung: August 1968
Scarborough Fair
The Fool on the Hill
US16
(9 Wo.)US
1969 Pretty World
Live At Expo ’70
US62
(6 Wo.)US
(Sittin’ On) The Dock of the Bay
Live At Expo ’70
US66
(5 Wo.)US
Wichita Lineman
Ye-Me-Le
US95
(2 Wo.)US
1983 Never Gonna Let You Go
Sérgio Mendes
UK45
(5 Wo.)UK
US4
(23 Wo.)US
Rainbow’s End
Sérgio Mendes
US52
(8 Wo.)US
1984 Olympia
Confetti
US58
(7 Wo.)US
Alibis
Confetti
US29
(19 Wo.)US
2006 Mas Que Nada
Timeless
DE9
(17 Wo.)DE
AT8
(22 Wo.)AT
CH4
(30 Wo.)CH
UK6
Silber
Silber

(10 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 21. Juni 2006
feat. The Black Eyed Peas

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Commons: Sérgio Mendes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Daniel Kreps: Sérgio Mendes, Brazilian Bossa Nova Legend, Dead at 83. In: Rolling Stone. 6. September 2024, abgerufen am 6. September 2024 (englisch).
  2. dpa: Musik: Rios Sound für die Welt: Jazzlegende Sérgio Mendes gestorben. In: Die Zeit. 6. September 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 4. Oktober 2024]).
  3. Johannes Waechter: Sergio Mendes im Interview: »Das ganze Land hat getrauert«. In: Süddeutsche Zeitung Magazin. 11. Mai 2010, abgerufen am 7. September 2024.
  4. Ich habe einen Traum: Der Lieder-Maler | Leben | Zeit Online. 15. Juli 2010, archiviert vom Original am 15. Juli 2010; abgerufen am 5. März 2024.
  5. Judy Cantor-Navas: Sergio Mendes Documentary, New Album In the Works: Exclusive. In: billboard pro. 4. März 2017, abgerufen am 3. Juli 2021 (englisch).
  6. Biography. In: Sergio Mendes. Abgerufen am 3. Juli 2021 (amerikanisches Englisch).
  7. Sérgio Mendes, Brazilian band leader who helped popularize bossa nova, dies at 83. In: Los Angeles Times. 6. September 2024, abgerufen am 7. September 2024 (amerikanisches Englisch).
  8. Sergio Mendes Songs, Albums, Reviews, Bio & More. Abgerufen am 5. März 2024 (englisch).
  9. Sergio Mendes erste Nummer Eins der TOP 30 Jazz-Charts. gfk-entertainment.com, 8. August 2006, abgerufen am 12. Mai 2020.
  10. a b Chartquellen: DE AT CH UK
  11. a b Auszeichnungen für Musikverkäufe: UK US BR