Sergius Sax

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Sergius Sax-Oldenbourg, nach 1939 auch Serge Saxe, (* 18. November 1901[1] in Kiew, Russisches Kaiserreich, heute Ukraine; † 12. Juli 1967 in Fort Worth, Texas, Vereinigte Staaten[2]) war ein an deutschsprachigen Bühnen tätiger Schauspieler, Theaterleiter, Conferencier, Regisseur, Dramaturg, Sänger, Rezitator und Hörspielsprecher. Nach seiner Auswanderung arbeitete er in den USA überwiegend als Komponist.

Leben und Wirken

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Nach der Tochter Colette (1899–1972) war Sergius das zweite Kind aus der Ehe zwischen Julius Spoliansky (1870–vor 1919) und Rachel Maria geb. Sachs (1876–1943)[3]. Nach dem Tod des Vaters nahm Sergius zunächst den Mädchennamen seiner Mutter an.[4] Die Mutter heiratete 1908 in München den Buchhändler und Verleger Alexander Otto Hermann Oldenbourg (1881–1952)[5]. Die Ehe wurde 1936 geschieden.[6]

Wann genau der im zaristischen Russland geborene Sax, der seine Studienjahre in Wien[7] verbracht hatte, in Deutschland eintraf, ist nicht bekannt. Das erste Festspielengagement des Stiefsohns des Verlegers Oldenbourg[8] führte in der Spielzeit 1925/26 an das Staatstheater Kassel. In der Folgesaison 1926/27 kam er einer Verpflichtung an die Vereinigten Städtischen Theater Düsseldorf nach. Auch hier blieb er nur eine Spielzeit. In den folgenden drei Jahren, von 1927 bis 1930, gehörte Sergius Sax den Vereinigten Stadttheater Kölns an und wurde dort ab 1928 auch als Dramaturg eingesetzt. Einen besonderen Erfolg feierte er im selben Jahr am Kölner Schauspielhaus mit seiner Darstellung des jungen Preußenkönigs in Ernst Lissauers Historiendrama Yorck[9]. Zu dieser Zeit übernahm Sax überdies erstmals Rollen in Hörspielen der WERAG (einem Vorläufer des WDR). 1930 traf er in Berlin ein und wurde an das dortige Deutsche Künstlertheater geholt. In der Spielzeit 1931/32 wirkte er als Schauspieler am Lessingtheater. Zeitgleich trat er 1931 mit drei Nebenrollen – als Kronprinz Ludwig in Elisabeth von Österreich, als höfischer Diener in Der Kongreß tanzt und als Kurdirektor in Mein Freund, der Millionär – auch vor die Filmkamera. In der letzten Theatersaison der Weimarer Republik (1932/33) wirkte Sergius Sax als Regisseur und Schauspieler am Schiffbauerdamm-Theater.

Von den Nationalsozialisten als „nichtarisch“ eingestuft, musste Sax einige Monate nach deren Machtantritt 1933 das Land verlassen. In der Schweiz reüssierte er mit seiner Inszenierung von Henrik Ibsens Stück John Gabriel Borkmann, das er kurz danach, noch im Frühjahr 1933, mit Paul Wegener auch in Deutschland (Erfurt, Hamburg, Bremen, Düsseldorf) inszenieren durfte[10]. Seine Wiener Inszenierung im Raimund-Theater fand wohlwollende Aufnahme bei der Kritik. Dort hieß es: „Die Regie Sergius Sax’ ist mit viel Geschick und Verständnis darum bemüht, die selbstherrlichen Figuren des tragisch-trostlosen Spiels plastisch gegeneinander abzustimmen und ihnen Wirkungsraum zu schaffen.“[11] Ebenfalls in der österreichischen Hauptstadt fand er Beschäftigung als Hörspielsprecher (so beispielsweise unter der Regie von Karlheinz Martin in Kabale und Liebe[12]), Darsteller (etwa 1933 in dem Lustspiel Die Liebesschaukel[13]), Sänger und Conferencier/Sprecher, etwa bei einem Felix-Salten-Abend im Januar 1934[14].

In der Spielzeit 1934/35 wirkte er als Schauspieler und Regisseur am Stadttheater von Luzern (Schweiz) und nahm dort auch an Rundfunkveranstaltungen wie einem „Österreichischen Abend“ teil[15]. Anschließend kehrte Sergius Sax nach Österreich zurück, wo er bis kurz vor dem „Anschluss“ im März 1938 erneut als Vorleser[16] oder Conferencier, etwa bei Liederabenden im Rundfunk[17], eingesetzt wurde. Angesichts dieser in nicht einmal anderthalb Jahrzehnten dargebotenen, beeindruckenden Aktivitätenvielfalt nannte ihn die Presse zuletzt einen „merkwürdigen Alleskönner“.[18] Noch im selben Jahr 1938 setzte er sich nach Paris ab. Im September 1939 gelang dem jüdischen Künstler die Flucht von Italien in die Vereinigten Staaten. Von Theater- oder Filmaktivitäten hatte er sich bereits zu diesem Zeitpunkt getrennt. Bei seiner Einbürgerung bezeichnete er sich nur noch als Schriftsteller und Komponist.[19] Er änderte seinen Namen in Serge Saxe und baute sich eine erfolgreiche musikalische Karriere auf. Besonders unterstützte er die Aufführung von Opern in englischer Sprache. Drei Jahre lang war er Präsident der Fort Worth Opera Association. Er starb 1967 in einem Krankenhaus an seinem texanischen Wohnort Fort Worth.[20][2]

Sax hatte 1926 die US-Amerikanerin Frances Berenice (* 1899) in Düsseldorf geheiratet. Die Ehe wurde später geschieden. Aus dieser Verbindung stammte sein Sohn John Peter (* 1926).[19] 1950 heiratete er in Danbury, Connecticut, Gladys Westbrook (1893–1983).[21] Die Grabstätten der Eheleute befinden sich auf dem Greenwood Memorial and Park Mausoleum in Fort Worth.[22][23]

Hörspiele in Deutschland

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Filmografie (komplett)

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  • Trapp, Frithjof; Mittenzwei, Werner; Rischbieter, Henning; Schneider, Hansjörg: Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933–1945 / Biographisches Lexikon der Theaterkünstler. Band 2, S. 822. München 1999

Einzelnachweise

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  1. Anmerkung: Als Geburtsjahr wird 1901 übernommen, wie es Sax selbst in vorliegenden Dokumenten wie Einbürgerungsantrag oder Militärerfassung eidesstattlich erklärt hat. Nach seinem Tod taucht in der Sterbeurkunde und später auf dem Grabstein 1900 als Geburtsjahr auf. Einige Zeitungen schreiben im Nachruf gar, er sei mit 67 Jahren verstorben, was aber selbst bei 1900 als Geburtsjahr nicht stimmen kann. Der Social Security Death Index (SSDI) nennt wiederum 1901.
  2. a b Sterbeurkunde vom 20. Juli 1967. In: ancestry.de (kostenpflichtig). Abgerufen am 29. Mai 2024 (englisch).
  3. Rachel Maria Oldenbourg in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 30. Mai 2024 (englisch).
  4. Kriegsranglisten und -stammrollen des Königreichs Bayern, 1. Weltkrieg 1914-1918. Band 22308, 1919 (ancestry.de – kostenpflichtig).
  5. Alexander Oldenbourg in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 30. Mai 2024 (englisch).
  6. Johannes Hohlfeld: Das Geschlecht Oldenburg zur Oldenburg und die Münchener Verlegerfamilie Oldenbourg. R. Oldenbourg, München 1940, S. Stammtafel 1a Nr. 19 (google.de – eingeschränkte Vorschau).
  7. Uraufführung „Homer in Cuernavaca“ von Serge Saxe auf degruyter.com
  8. „Das Theater der Söhne“. In: Wiener Allgemeine Zeitung, 12. April 1928, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/waz
  9. Sergius Sax in „Yorck“
  10. John Gabriel Borkmann auf IbsenStage
  11. John Gabriel Borkmann. In: Die Stunde, 24. Mai 1933, S. 9 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/std
  12. Programmänderung im Radio Wien. In: Salzburger Wacht. Sozialdemokratisches Organ für Salzburg / Salzburger Wacht. Organ für das gesamte werktätige Volk im Kronlande/Lande Salzburg, 9. November 1933, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sbw
  13. Programmankündiger. In: Kleine Volks-Zeitung, 22. Juli 1933, S. 16 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/kvz
  14. „Salten-Abend in der Volkshochschule“. In: Der Tag / Der Wiener Tag, 13. Jänner 1934, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tag
  15. Programmvorschau. In: Der Tag / Der Wiener Tag, 9. Februar 1935, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tag
  16. Neue Schweizer Dichtung. In: Kleine Volks-Zeitung, 29. April 1937, S. 13 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/kvz
  17. Programmvorschau „Lieder von Heimat und Liebe“. In: Neues Wiener Journal, 7. Februar 1938, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwj
  18. Rubrik Musik: „Kipnis“. In: Die Stunde, 10. Februar 1938, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/std
  19. a b Einbürgerungsregister, New York, USA. In: ancestry.de (kostenpflichtig). 12. Januar 1940, abgerufen am 29. Mai 2024 (englisch).
  20. Nachruf. In: Corpus Christi Times. Texas 13. Juli 1967, S. 42 (englisch, newspapers.com – kostenpflichtig).
  21. Serge Saxes in Fort Worth. In: Fort Worth Star Telegramm. Fort Worth, Texas 27. Dezember 1950, S. 4 (englisch, newspapers.com – kostenpflichtig).
  22. Serge Saxe in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 30. Mai 2024 (englisch).
  23. Gladys Saxe in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 30. Mai 2024 (englisch).