Servir et disparaître

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

«Servir et disparaître» – «dienen und [dann] verschwinden» – ist ein Schweizer Motto, das anlässlich der Rücktritte angesehener Führungspersonen und in ihren Nachrufen häufig zitiert wird.

Es bringt ein politisches Ethos zum Ausdruck, nach dem, wer führt, persönliche Interessen hinter den Dienst an der Sache und an der Öffentlichkeit zurückstellt. Dazu gehört namentlich, dass Führungspersonen sich am Ende ihrer Laufbahn aus dem öffentlichen Leben zurückziehen und ihren Nachfolgerinnen und Nachfolgern keine öffentlichen Ratschläge erteilen.

Die Losung stammt aus dem «Alten Bern»[1][2][3] – der 1798 untergegangenen Stadt und Republik Bern, deren aristokratische Herrscher sich einer besonders zurückhaltenden und sparsamen Verwaltung rühmten. Sie erinnert an die Überlieferung vom römischen Diktator Cincinnatus, der seine Macht abgab, um sich erneut dem Ackerbau zu widmen.[4][5]

Weniger als Ausdruck von Bürgertugend, sondern als einengend interpretierte der Historiker Hans von Greyerz das Motto 1953 in einer Rede zum Jubiläum des Staates Bern:

«Mit der Parole Servir et disparaître läßt sich freilich eine hochgestimmte und leidensbereite Jugend staatstreu machen. Aber es läßt sich damit auch das kritische Denken mundtot machen. Es treten Lagen ein, in denen höchstes Dienen am Gemeinwesen nicht schweigendes Sicheinfügen sein kann, sondern mutiges Einstehen für das Eine Notwendige. Dem Leitwort Servir et disparaître muß die andere Parole, ein Schultheißenmotto, die Waage halten: Sein, nicht scheinen!»[6]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Peter Forster: Im Krieg bestehen. In: Schweizer Soldat. Band 94, Nr. 10, 2019 (e-periodica.ch [abgerufen am 24. Juni 2024]).
  2. Kantone = Cantons = Cantoni. In: Zivilschutz = Protection civile = Protezione civile. Band 41, Nr. 9, 1994, S. 7 (e-periodica.ch [abgerufen am 24. Juni 2024]).
  3. Roland Beck: Update zur Generalstabsgeschichte. In: Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift. ASMZ: Sicherheit Schweiz. Band 171, Nr. 4, 2005, ISSN 0002-5925, S. 41, doi:10.5169/seals-69800 (e-periodica.ch [abgerufen am 24. Juni 2024]).
  4. Christina Neuhaus: Ruth Dreifuss und andere Alt-Bundesräte: Sollen sie sich politisch einmischen? In: Neue Zürcher Zeitung. 2. Mai 2024, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 24. Juni 2024]).
  5. Lino Guzzella: Unsere Besten: Plädoyer für eine meritokratische Elite. In: Schweizer Monat, die Autorenzeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur. Band 96, Nr. 1033, 2016, ISSN 0036-7400, S. 32, doi:10.5169/seals-736252 (e-periodica.ch [abgerufen am 24. Juni 2024]).
  6. Zitiert nach der Ansprache seines Schülers Urs Altermatt an von Greyerz’ Trauerfeier 1970. In: Eva Schürch, Fitz Häusler, Jakob Aellig: Vier Berner Historiker. In: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde. Band 32, 1970, ISSN 0005-9420, S. 128, doi:10.5169/seals-245240 (e-periodica.ch [abgerufen am 24. Juni 2024]).