Siedlung Ziegelklinge
Die Siedlung Ziegelklinge im Stuttgarter Stadtbezirk Süd ist eine Wohnsiedlung im Bauhausstil beziehungsweise im Stil der Neuen Sachlichkeit respektive des Neuen Bauens. Sie liegt am Rand des Stadtteils Südheim und ist nach der Weißenhofsiedlung, der Wallmersiedlung und der Inselsiedlung die vierte Bauhaussiedlung in Stuttgart und steht heute gleichfalls als Kulturdenkmal in Sachgesamtheit unter Denkmalschutz.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Siedlung Ziegelklinge, benannt nach dem benachbarten Bachlauf Ziegelklinge, wurde in den Jahren 1927 und 1928 vom Hochbauamt der Stadt Stuttgart nach den Plänen des ortsansässigen Architekten Albert Schieber (1875–1946) errichtet und 1929 endgültig fertiggestellt. Ursprünglich handelte es sich um eine Lungenheilstätte für Tuberkulosekranke, im Volksmund spöttisch Hustenberg oder Hustenburg genannt, weil die am Rande des Rotwildparks und in der Frischluftschneise des Nesenbachtals gelegene Gegend in den 1920er Jahren für ihre gute Luft geschätzt wurde.
Weil das Konzept nicht aufging, wurden die Gebäude später zu einem Ledigenwohnheim umgewandelt, mittlerweile stehen sie allen Bevölkerungsschichten offen. Heute gehört die Siedlung der Wohnungsbaugenossenschaft Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH, kurz SWSG, welche sie in den Jahren 2016 bis 2018 gemäß den Anforderungen der Denkmalbehörde der Stadt Stuttgart – dem historischen Originalzustand entsprechend – umfangreich sanierte.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Einzelnen besteht die Siedlung Ziegelklinge aus fünf dreigeschossigen Flachdach-Gebäuderiegeln in Zeilenbauweise, die aus jeweils vier bis sechs Einzelgebäuden bestehen und durch weitläufige Gemeinschaftsgrünflächen voneinander abgetrennt sind. Zuzüglich existiert ein Spielplatz. Die parallele Ausrichtung der Häuserzeilen gewährleistet im Zusammenspiel mit der ausgeprägten Südhanglage an der sogenannten Heslacher Wand allen Wohnungen einen optimalen Zugang zu Licht, Luft und Sonne und galt seinerzeit als besonders modern. Im obersten Stockwerk der jeweils 100 Quadratmeter großen Wohnungen befand sich je eine als Krankenzimmer ausgelegte Loggia, auf der die Patienten Luft und Sonne tanken sollten. Die anderen beiden Geschosse dienten ursprünglich den Angehörigen, das heißt die Kranken sollten in der Nähe ihrer Familien untergebracht werden.
Die zusammen 26 Reihenhäuser, zuzüglich einem freistehenden und etwas niedrigeren Nebengebäude, verteilen sich dabei wie folgt auf zwei Straßen:
- Sperlingstraße 18 (Nebengebäude)
- Sperlingstraße 20, 22, 24 und 26
- Sperlingstraße 28, 30, 32 und 34
- Sperlingstraße 36, 38, 40, 42, 44 und 46
- Sandweg 2, 4, 6, 8, 10 und 12
- Sandweg 14, 16, 18, 20, 22 und 24
Die Siedlung Ziegelklinge entspricht jedoch noch nicht in allen Details den Grundsätzen des Neuen Bauens. So sind zwar die Aufteilungen und Proportionen, die Balkone im Obergeschoss oder auch die Gestaltung von Details wie Geländern vollständig in diesem Stil gehalten, Im Gegenzug wurden aber noch Sprossenfenster mit Fensterläden verbaut.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Inken Gaukel, Angelika Reiff: Die Krankensiedlung Ziegelklinge in Stuttgart. Eine Innovation der 1920er Jahre für Tuberkulosekranke und ihre Familien. Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Jahr 2020, Heft 3, S. 138–145 (PDF; 14 MB)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nina Ayerle: Siedlung Ziegelklinge – Ein Drittel der Häuser steht leer, In: Stuttgarter Zeitung vom 12. November 2014, online auf stuttgarter-zeitung.de, abgerufen am 8. Juli 2018
- Die „Hustenburg“ in Heslach wird saniert – Mieter wollen in ihren Häusern bleiben, In: Stuttgarter Zeitung vom 28. November 2014, online auf stuttgarter-zeitung.de, abgerufen am 8. Juli 2018
- Nina Ayerle: Ziegelklinge in Heslach – Bisherige Mieter erhalten Sonderkonditionen, In: Stuttgarter Zeitung vom 12. März 2015, online auf stuttgarter-zeitung.de, abgerufen am 8. Juli 2018
- Kathrin Wesely: Bauhaus-Architektur in Stuttgart-Süd – Schicker Wohnraum, der bezahlbar ist, In: Stuttgarter Nachrichten vom 11. Januar 2018, online auf stuttgarter-nachrichten.de, abgerufen am 8. Juli 2018
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Liste der Kulturdenkmale / Unbewegliche Bau- und Kunstdenkmale, online auf stuttgart-stadtgeschichte.net, abgerufen am 8. Juli 2018
Koordinaten: 48° 45′ 26,8″ N, 9° 8′ 30,3″ O