Siedlung von Drense
Siedlung von Drense | ||
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Staat | Deutschland | |
Ort | Drense, markante Kuppe, 1,5 km östlich von Drense | |
Entstehungszeit | Kupfersteinzeit | |
Erhaltungszustand | Reste einer weilerartigen Siedlung der Trichterbecherkultur | |
Bauweise | Pfostenlöcher und Siedlungsgruben | |
Geographische Lage | 53° 19′ N, 14° 0′ O | |
Höhenlage | 82,6 m ü. NN | |
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Die jungsteinzeitliche Siedlung von Drense (auch neolithische Siedlung Drense 32) der Trichterbecherkultur (TBK) wurde während der Bauarbeiten zur neuen Bundesautobahn 20 bei Drense, einem Ortsteil der Gemeinde Grünow (Amt Gramzow im Landkreis Uckermark) im Nordosten von Brandenburg entdeckt.[1]
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die kleine Siedlung der Trichterbecherkultur liegt 1,5 km entfernt im Osten von Drense auf einem etwa 100 m langgestreckten Hügel (Kuppe). Der Hügel ist mit 82,6 m Höhe einer der höchsten Punkte in der nördlichen Uckermark. Anscheinend war diese Lage von den Erbauern absichtlich gewählt worden, da sie nach allen Seiten hin den Blick aufs weite Land gewährte. Aus diesem Grund wurde der Hügel – so vermitteln es die Ausgrabungsergebnisse – während der Bronzezeit wohl erneut besiedelt. Für die Erhaltung der Fundstelle erwies sich die exponierte Lage als ungünstig, viel archäologische Substanz ging durch Erosion verloren.[2]
Jungsteinzeitliche Siedlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die jungsteinzeitlichen Siedlung der Trichterbecherkultur[3] ist anhand der erhaltenen Reste der Siedlungsgruben nachweisbar. Neben den Siedlungsgruben sind zudem Pfostenlöcher und Abfallgruben dokumentiert. Die Siedlung konnte größtenteils freigelegt und erfasst werden. Mit Sicherheit wurde festgestellt, dass die Siedlung unbefestigt war. Die Anordnung der Pfosten- und Siedlungsgruben ließ zudem darauf schließen, dass sich die Siedlung aus lediglich drei bis vier Gebäudekomplexen ('Höfe') zusammensetzte, die vorwiegend am südlichen Hang der Kuppe erbaut waren. Die Funde aus den Gruben ergaben, dass die Bewohner der kleinen Siedlung Ackerbau betrieben. In neuzeitlicher Terminologie ließe sich die Siedlungsform mit Weiler angeben.[4]
Kultstätte und Bestattungsplatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hervorzuheben ist ein Befund, der zur Trichterbecherkultur bisher unbekannt war. Im oberen Bereich an der Siedlung am Südhang des Hügels wurden Spuren eines Wasserlaufs entdeckt, die ein breites Band aus dunkelgrauem sandigem Sediment aufwiesen. Dieses Band ließ sich, den Südhang hinunter breiter werdend, bis zum Rand des Ausgrabungsbereichs der Siedlung freilegen.
Für den Quellbereich des Wasserlaufs – angezeigt durch eine ovale Form sowie sehr dunkle Bodenverfärbung (Sediment) – sind etliche Steine belegt, die entweder den Wasserlauf regulierten oder der Auskleidung einer vermutlich hölzernen Quelleinfassung zugehörten.
Der südliche Abfluss der Quelle wurde von zwei ovalen, einander gegenüberliegenden Gruben flankiert. In der östlichen Grube fanden sich Reste einer jungsteinzeitlichen Bestattung – ein Nord-Süd-orientierter Hocker mit dem Kopf im Norden. Die beigegebenen Gefäße der Bestattung weisen charakteristisch das trichterförmige Oberteil der Gefäße der Trichterbecherkultur auf. Gefäßscherben ähnlicher Art wurden auch in den Gruben der jungsteinzeitlichen Siedlung entdeckt.
Das jungsteinzeitliche Grab der Trichterbechernordgruppe verweist auf eine kultische Funktion der Quellanlage.[5] Für die Träger der Trichternbecherkulturen galten Quellen augenscheinlich als heilige Orte.[6] Bestattungen an Quellen sollten möglicherweise eine Verbindung mit den Göttern des Wassers oder der Unterwelt herstellen.[7]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Blagoje Govedarica: Der Wächter der Quelle – Eine jungsteinzeitliche Siedlung mit Kultstätte in Drense Lkr. Uckermark. In: Hauke Jöhns, Friedrich Lüth (Hrsg.): Die Autobahn A20. Norddeutschlands längste Ausgrabung (= Archäologie in Mecklenburg Vorpommern 4). Schwerin 2006, ISBN 3-935770-11-1, S. 37–40. (Digitalisat)
- Johannes Müller, Martin Hinz: Siedlung, Grabenwerk, Großsteingrab. Studien zu Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt der Trichterbechergruppen im nördlichen Mitteleuropa (=Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung 2). Bonn 2012, ISBN 978-3-7749-3813-7 (Digitalisat).
- Annalena Bock: Tastrup LA 29 – ein trichterbecherzeitlicher Brunnenbefund. In: Annalena Bock, Moritz Mennenga: Wasser, Landschaft und Gesellschaft. Studien zum Ressourcenmanagement der Trichterbechergesellschaften. (=Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung 10). Bonn 2016l, ISBN 978-3-7749-4015-4, S. 9–116, hier insbesondere S. 82–84 (zu Quellen. der Trichterbecherkultur) und S. 80–82 (Trichterbecherzeitliche Brunnen.) (Digitalisat)
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Blagoje Govedarica: Der Wächter der Quelle – Eine jungsteinzeitliche Siedlung mit Kultstätte in Dense Lkr. Uckermark. In: Hauke Jöhns, Friedrich Lüth (Hrsg.): Die Autobahn A20. Norddeutschlands längste Ausgrabung. Schwerin 2006, ISBN 3-935770-11-1, S. 37–40. (Digitalisat).
- ↑ Blagoje Govedarica: Der Wächter der Quelle – Eine jungsteinzeitliche Siedlung mit Kultstätte in Dense Lkr. Uckermark. In exponierter Lage. In: Hauke Jöhns, Friedrich Lüth (Hrsg.): Die Autobahn A20 Norddeutschlands längste Ausgrabung. Schwerin 2006, ISBN 3-935770-11-1, S. 37–40. (Digitalisat).
- ↑ Vgl. Johannes Müller, Martin Hinz: Siedlung, Grabenwerk, Großsteingrab. Studien zu Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt der Trichterbechergruppen im nördlichen Mitteleuropa (=Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung 2). Bonn 2012, ISBN 978-3-7749-3813-7 (Digitalisat).
- ↑ Blagoje Govedarica: Der Wächter der Quelle – Eine jungsteinzeitliche Siedlung mit Kultstätte in Dense Lkr. Uckermark. Nur ein kleiner Weiler. In: Hauke Jöhns, Friedrich Lüth (Hrsg.): Die Autobahn A20 Norddeutschlands längste Ausgrabung. Schwerin 2006, ISBN 3-935770-11-1, S. 37–40. (Digitalisat).
- ↑ Annalena Bock: Tastrup LA 29 - ein trichterbecherzeitlicher Brunnenbefund. In: Annalena Bock, Moritz Mennenga: Wasser, Landschaft und Gesellschaft. Studien zum Ressourcenmanagement der best Trichterbechergesellschaften. (=Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung 10). Bonn 2016l, ISBN 978-3-7749-4015-4, S. 9–116, hier S. 80–81; im Abschnitt Trichterzeitliche Brunnen. (von S. 80–82) wird von einem Brunnen mit Bestattungsplatz als Kultstätte der Trichterbechernordgruppe berichtet. (Digitalisat)
- ↑ Annalena Bock: Tastrup LA 29 - ein trichterbecherzeitlicher Brunnenbefund. In: Annalena Bock, Moritz Mennenga: Wasser, Landschaft und Gesellschaft. Studien zum Ressourcenmanagement der best Trichterbechergesellschaften. (=Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung 10). Bonn 2016, ISBN 978-3-7749-4015-4, S. 9–116, hier S. 82–84 (zu Quellen. der Trichterbecherkultur) (Digitalisat)
- ↑ Blagoje Govedarica: Der Wächter der Quelle – Eine jungsteinzeitliche Siedlung mit Kultstätte in Dense Lkr. Uckermark. Der Tote an der Quelle. In: Hauke Jöhns, Friedrich Lüth (Hrsg.): Die Autobahn A20 Norddeutschlands längste Ausgrabung. Schwerin 2006, ISBN 3-935770-11-1, S. 37–40. (Digitalisat).