St. Crispinus und Crispinianus (Lisdorf)

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Die katholische Pfarrkirche St. Crispinus und Crispinianus in Lisdorf
Blick ins Innere der Kirche
Blick zur Orgelempore

Die Kirche St. Crispinus und Crispinianus ist eine barocke katholische Pfarrkirche in Lisdorf, einem Stadtteil der saarländischen Kreisstadt Saarlouis. Kirchenpatrone sind die frühchristlichen Märtyrer Crispinus und Crispinianus. Patroziniumstag ist der 25. Oktober.

In der Denkmalliste des Saarlandes ist die Kirche als Einzeldenkmal aufgeführt[1]. Die Kirche ist dem Bistum Trier zugeordnet.

Geschichte und Architektur

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Im Jahr 570 soll der Frankenkönig Sigibert I. Reliquien der Märtyrer Crispinus und Crispinianus nach Lisdorf gebracht haben. Für das Jahr 900 wird die Existenz der Lisdorfer Pfarrkirche sicher angenommen.[2]

Im 18. Jahrhundert entstand die heutige Kirche. Im Jahr 1717 erfolgte der Bau der Tumes, im Jahr 1764 wurde nach Plänen des Architekten Heinrich Eckhardt (Wadgassen) der Bau des Kirchenschiffes als kleiner, barocker Saal mit vier Fensterachsen errichtet. Im Inneren sind die Fensternischen bis auf den Boden gezogen. Bauherr war Michael Stein (Lisdorf), Abt des benachbarten Prämonstratenser-Klosters Wadgassen.

In den Jahren 1928–1929 kam es durch die Architekten Ludwig Becker und Anton Falkowski (Mainz) zu einer wesentlichen neobarocken Erweiterung der Kirche, indem ein ausladendes Querschiff mit je drei Fensterachsen und Dreiecksgiebeln, ein Chorjoch, zwei Nebenchöre und ein leicht eingezogener Chorraum angebaut wurden. Über der Vierung erhob sich ein verschieferter Dachreiterturm mit welscher Haube. Darüber hinaus wurden Bauzier, korinthisierende Pilaster und an der Decke der Vierung ein Stuck-Strahlenglanz mit Engelsköpfen und einer Heilig-Geist-Taube angebracht. Die Nebenchöre haben Korbbogenöffnungen zum Querschiff und zum Chorraum.

Im Jahr 1960 stürzte der Chorraum ein, der im gleichen Jahr mit veränderten Fenstergewänden und Öffnungen wiederaufgebaut wurde. Die Dreiecksgiebel des Querhauses wurden abgetragen und durch ein Walmdach ersetzt. Im Jahr 1971 erfolgte eine verändernde Renovierung des Westturmes, bei dem der verschieferte Turmaufsatz modifiziert wurde. Der Glockenstuhl wurde vergrößert, die vorher rundbogigen Schallöffnungen wurden hochrechteckig verändert und die offene Laterne des Turmes wurde aufgegeben.

Ab dem Jahr 1976 wurde das Gotteshaus umfassend restauriert. Dabei wurden Umbaumaßnahmen vorgenommen, die die Kirchendecke betrafen. Das Holzgewölbe wurde durch eine barockisierende Flachdecke mit seitlicher Voutung und Kehlgesims ersetzt. Darüber hinaus wurde die baufällige Orgelempore abgerissen und eine neue Empore auf Marmorsäulen unter Verwendung der früheren Kommunionbank als Emporenbrüstung errichtet.[3] Für die Planung der Restaurierungs- und Umbauarbeiten war der Architekt Tibor Kugelmann (Saarbrücken)[4] verantwortlich. Die Ausführung der Arbeiten übernahm die Firma Fuchs (Würzburg). Im Jahr 2010 erfolgte eine Innenrestaurierung, bei der Feuchtigkeitseinträge in der Decke beseitigt wurden.[5][6]

Im Inneren der Kirche befinden sich spätbarocke Altäre und eine ebenfalls spätbarocke Kanzel der Werkstatt Guldner oder des Bildhauers Graner. Von dem Bildhauer Graner stammen möglicherweise auch die spätbarocken Figuren auf den Altären. Von den Architekten Ludwig Becker und Anton Falkowski (Mainz) stammt der 12 m × 9 m große Stuck-Strahlenkranz mit Engelsköpfchen und vollplastischer Heilig-Geist-Taube in der Deckenkonstruktion der Vierung, der in den Jahren 1928–29 angefertigt wurde. Das barockisierende Orgel-Prospekt wurde 1987 von der Firma Mrziglod (Tholey) angefertigt. Weitere Ausstattungsgegenstände sind die Kirchenbänke von 1764 bis 1766 und der spätbarocke Relief-Kreuzweg[6].

Orgel von Hugo Mayer 1987

Die als Pfarrkirche genutzte Wallerfanger Augustinerklosterkirche wurde im Jahr 1843 durch Carl Philipp Stumm (* 17. August 1783; † 23. November 1845) und Franz Heinrich Stumm (* 8. August 1788; † 26. Januar 1859), Vertreter der vierten Generation der renommierten Hunsrücker Orgelbauerfamilie Stumm, zum Preis von 760 Talern mit einer Orgel ausgestattet. Der Auftrag war bereits am 13. Dezember 1840 erteilt worden. Vor dem Abriss der gotischen Klosterkirche wurde die Orgel im Jahr 1861 für 450 Taler zur Ausstattung der Lisdorfer Kirche St. Crispinus und Crispinianus verkauft. Der Orgelbauer Johann Schlaad (* 11. November 1822 in Kestert, † 16. November 1892 in Waldlaubersheim) aus Waldlaubersheim besorgte die Übertragung. In Lisdorf wurde die Wallerfanger Stumm-Orgel durch die Orgelbaumanufaktur Dalstein & Haepfer auf 15/II vergrößert. Im Jahr 1943 verkaufte man das Instrument nach Piesbach zur Ausstattung der Kirche St. Johannes der Täufer.[7]

Die aktuelle Orgel der Lisdorfer Kirche wurde im Jahr 1987 von der Firma Hugo Mayer Orgelbau (Heusweiler) erbaut. Das Instrument verfügt über 44 Register, verteilt auf 3 Manuale und Pedal, sowie eine mechanische Registertraktur und Setzeranlage mit USB-Memory-Stick. Das Orgelgehäuse besteht aus massivem Eichenholz und ist marmoriert. Der eingebaute Spielschrank ist in Rio-Palisander (Dalbergia nigra) gearbeitet[8][9].

I Rückpositiv C–g3

1. Holzgedackt 8′
2. Quintade 8′
3. Principal 4′
4. Traversflöte 4′
5. Doublette 2′
6. Sesquialter 2 f.
7. Larigot 113
8. Scharff 4 f. 1′
9. Cromorne 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3

10. Bourdon 16′
11. Principal 8′
12. Holzflöte 8′
13. Gemshorn 8′
14. Octave 4′
15. Quinte 223
16. Rohrflöte 4′
17. Principal 2′
18. Mixtur 5 f. 113
19. Cornet 5 f. ab g°
20. Bombarde 16′
21. Trompete 8′
III Schwellwerk C–g3

22. Offenflöte 8′
23. Salicional 8′
24. Vox coelestis 8′
25. Principal 4′
26. Blockflöte 4′
27. Waldflöte 2′
28. Nazard 223
29. Terz 135
30. Acuta 4 f. 2′
31. Fagott 16′
32. Trompette harm. 8′
33. Haubois 8′
34. Clairon 4′
Tremulant
Carillon
Rossignol
Pedal C–f1

35. Principalbaß 16′
36. Subbaß 16′
37. Quintbaß 1023
38. Principalflöte 8′
39. Pommer 8′
40. Choralbaß 4′
41. Hintersatz 4f. 2′
42. Posaune 16′
43. Trompete 8′
44. Kopftrompete 4′
  • Koppeln: I/II, III/II, III/I, I/P, II/P, III/P
  • Setzeranlage: 9306 Kombinationen (99 Ebenen à 64 Kombinationen)

Im Jahr 1953 goss die Saarlouiser Glockengießerei in Saarlouis-Fraulautern, die von Karl (III) Otto von der Glockengießerei Otto in Bremen-Hemelingen und dem Saarländer Alois Riewer 1953 gegründet worden war, für die Lisdorfer Pfarrkirche vier Bronzeglocken mit den Schlagtönen: c′ – es′ – f′ – as′. Die Glocken haben folgende Durchmesser: 1578 mm, 1327 mm, 1182 mm, 994 mm und wiegen: 2360 kg, 1450 kg, 1040 kg, 630 kg.[10][11]

  • Manfred Boßmann: Festbuch zum 25. Jahrestag der Lisdorfer Orgelweihe, Saarlouis 2012.
  • Manfred Boßmann: Lisdorf, eine Pfarrei – im Wandel der Zeit, in: Lisdorfer Heimatblatt 16/17, Saarlouis-Lisdorf 2014, S. 4–7.
  • H. Brunner, Caspary H., Reitzenstein, A. v., Stich F.: Rheinland-Pfalz / Saarland, Kunstdenkmäler und Museen, Reclams Kunstführer Deutschland, Bd. 6, 8. Auflage, Stuttgart 1990, S. 394.
  • Das katholische Saarland, Heimat und Kirche, Hrsg.: L. Sudbrack und A. Jakob, Band II/III, Saarbrücken 1954, S. 14f.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Rheinland-Pfalz / Saarland, bearbeitet von Hans Caspary u. a., 2. Auflage, München/Berlin 1984, S. 566.
  • Festschrift zum Pfarrfest 1983 der katholischen Kirchengemeinde Saarlouis-Lisdorf, o.O,o.J, (1983).
  • Festschrift zum Pfarrfest 1986 der katholischen Kirchengemeinde Saarlouis-Lisdorf, Saarlouis-Lisdorf, o.J, (1986).
  • Festschrift anläßlich der Orgelweihe in der katholischen Pfarrkirche St. Crispinus und Crispinianus Saarlouis-Lisdorf am 23. Oktober 1987, hrsg. von der kath. Kirchengemeinde Saarlouis-Lisdorf, Saarlouis-Lisdorf, o.J, (1987).
  • Heiner Groß: Chronik der Geistlichen in der Pfarrei Crispinus und Crispinianus Lisdorf seit dem Jahr 1760, in: Lisdorfer Heimatblatt 16/17, Saarlouis-Lisdorf 2014, S. 10–18.
  • Johann Anton Joseph Hansen: Bemerkungen über die Pfarrgemeinde Lisdorf, in: Treviris 3, Jahrgang (1836), Nr. 16–18, 28, 32, 38–39.
  • Johann Anton Josef Hansen 1801 – 1875: Lisdorfer Pfarrer von 1832 – 1836, in: Lisdorfer Heimatblatt 16/17, Saarlouis-Lisdorf 2014, S. 45.
  • Gerald Knoll: Die Geschichte zur Entstehung der Lisdorfer Kirche, in: Lisdorfer Heimatblatt 16/17, Saarlouis-Lisdorf 2014, S. 8–9.
  • Kristine Marschall: Sakralbauwerke des Klassizismus und des Historismus im Saarland, (Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde im Saarland, Bd. 40), Saarbrücken 2002, S. 275 und S. 511–512.
Commons: St. Crispinus und Crispinianus (Lisdorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Denkmalliste des Saarlandes, Teildenkmalliste Mittelstadt Saarlouis (PDF; 166 kB), abgerufen am 24. Oktober 2012
  2. heimatforschung.rodena.de (PDF; 99 kB)
  3. Kristine Marschall: Sakralbauwerke des Klassizismus und des Historismus im Saarland, (Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde im Saarland, Bd. 40), Saarbrücken 2002, S. 275 und S. 511–512.
  4. Zur Person vgl. Kugelmann Tibor in der Datenbank Saarland Biografien.
  5. siehe Vergleichsfotos des Kircheninneren auf: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 8. Februar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.klingende-kirche.de, abgerufen am 1. Juli 2015.
  6. a b Informationen zur Pfarrkirche St. Crispinus und Crispinianus Auf: www.kunstlexikonsaar.de, abgerufen am 24. Oktober 2012
  7. Bernhard H. Bonkhoff: Historische Orgeln im Saarland, Regensburg 2015, S. 114.
  8. Manfred Boßmann: Festbuch zum 25. Jahrestag der Lisdorfer Orgelweihe, Saarlouis 2012.
  9. Saarlouis-Lisdorf, St. Crispinus und Crispinianus, Disposition Auf: www.orgelbau-mayer.de (Memento vom 11. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
  10. Gerhard Reinhold: Otto-Glocken – Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, hier insbes. S. 62, 97 bis 95, 566.
  11. Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, hier insges. S. 81, 105 bis 112, 517, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).

Koordinaten: 49° 18′ 6,4″ N, 6° 45′ 45,7″ O