St. Jürgen (Märkisch Linden)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Wohnplätze St. Jürgen und Charlottenhof der Gemeinde Märkisch Linden, und der Wohnplatz Buchenhaus (Bütower Baum), Gemeinde Temnitzquell auf dem Urmesstischblatt 3042 Neuruppin von 1825

St. Jürgen ist ein Wohnplatz im Ortsteil Darritz-Wahlendorf der Gemeinde Märkisch Linden im Landkreis Ostprignitz-Ruppin (Brandenburg). Der Wohnplatz wurde um/vor 1756 von Georg (Jürgen) Christoph von Wahlen-Jürgass auf der wüsten Feldmark Lindow neu angelegt.

St. Jürgen liegt elf Kilometer nordwestlich von Neuruppin, etwa 200 Meter vom Ostufer des Katerbower Sees entfernt, auf einer Landzunge, die in die Niederung des Katerbower Sees hinein ragt. Während der Seespiegel des Katerbower Sees etwa bei 49 m ü. NHN liegt, befindet sich St. Jürgen auf etwa 52 m ü. NHN.

St. Jürgen liegt auf der Feldmark des mittelalterlichen Dorfes Lindow, das nach 1490 wüst gefallen war. Die Dorfstelle lag aber an anderer Stelle als der heutige Wohnplatz am Südufer des Katebower Sees. Das Dorf gehörte zumindest wohl zum Teil, die spätere wüste Feldmark ganz dem Kloster Lindow in Lindow (Mark) (um 1530). Das untergegangene Dorf ist in der Liste der Bodendenkmale unter der Nr. 100124 (Siedlung slawisches Mittelalter, Siedlung deutsches Mittelalter) verzeichnet.[1] Der heutige Ort wird 1753 erstmals als St. Gürgen erwähnt.[2]

Schon 1752 gab es das Projekt, die wüste Feldmark Lindow mit einem Vorwerk, zwei Kossäten und drei Tagelöhnerhäusern wieder aufzubauen. die neue Siedlung sollte Klosterfelde heißen. 1753 erhielt Georg (Jürgen) Christoph von Wahlen-Jürgass in Ganzer die wüste Feldmark Lindow erbzinsweise vom Kloster Lindow bzw. Stift Lindow. Die wüste Feldmark hatte 1756 eine Größe von 1402 Morgen 99 Quadratruten Äcker und Wiesen (ein Morgen zu 180 QR). Die Feldmark war im eigentlichen Sinne nicht wüst, sondern wurde von den benachbarten Dörfern Darritz, Katebow und Wahlendorf mitgenutzt. Georg Christoph von Wahlen-Jürgass errichtete bald darauf ein Vorwerk, das er nach seinem Rufnamen Jürgen bzw. nach dem Nachnamen Jürgass, der ebenfalls von Jürgen/Jurgen abgeleitet ist, nannte. 1767 hatte St. Jürgen zwei Feuerstellen und 15 Bewohner, 1787 waren es 21 Einwohner.[3]

Nach Friedrich Wilhelm Bratring standen in St. Jürgen drei Wohnhäuser in den drei Familien, insgesamt 15 Personen wohnten. Die Aussaat betrug 5 Wispel 8 Scheffel Roggen, 12 Scheffel Gerste, 6 Wispel Hafer, 7 Scheffel Erbsen, 12 Scheffel Kartoffeln und 9 Scheffel Buchweizen. Auf dem Hof wurden 4 Pferde, 27 Stück Rindvieh, 358 Schafe und 20 Schweine gehalten.[4]

1801 lebten drei Einlieger in zwei Feuerstellen in St. Jürgen, insgesamt 19 Personen.[5] 1817 wohnten elf Personen in St. Jürgen.[6] 1840 ist nur ein Wohnhaus mit 12 Einwohnern dokumentiert. Es gehörte anteilig dem Stift Lindow und dem Erbhofmeister der Kurmark Graf von Schönermark.[7] 1860 galt St. Jürgen als Vorwerk des Gutes Charlottenhof.[8] Damals standen in St. Jürgen drei Wohngebäude und fünf Wirtschaftsgebäude. Insgesamt wohnten 12 Personen in St. Jürgen. 1858 war die Zahl der Bewohner auf 25 Einwohner angestiegen. 1855 gehört St. Jürgen zum Fideikommiss des Grafen Hans Karl Albert von Königsmarck auf Netzeband und Plaue.1855/63 gehörte Charlottenhof zum Hausfideikommiss des Grafen Hans Karl Albrecht von Königsmarck auf Plaue,[9][10] ebenso 1885.[11] Das Vorwerk in St. Jürgen war zusammen mit dem Rittergut Stöffin und dem Gut in Wahlendorf an Heinrich Knoop verpachtet.[11] 1896 und 1903 waren die Güter Wahlendorf und St. Jürgen an I. Knoop verpachtet; Stöffin war getrennt verpachtet.[12][13] 1907 hatte Max Wittstock neben Stöffin auch Wahlendorf und St. Jürgen übernommen. Die beiden Güter Wahlendorf und St. Jürgen hatten zusammen eine Größe von 822 ha. Auf den beiden Vorwerken standen zusammen 36 Pferde, 181 Stück Rindvieh, 225 Schafe und 160 Schweine.[14] 1914 und 1923 war Max Wittstock war nur noch Pächter von Stöffin I und II. Wahlendorf und St. Jürgen hatten mit I. v. d. Oelsnitz einen neuen Pächter bekommen.[15][16] St. Jürgen hatte 1925 elf Einwohner.

Im Ort ist ein Forstbetrieb ansässig.

  • Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil II Ruppin. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1972, S. 27–29. 327 S.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Denkmalliste des Landes Brandenburg: Landkreis Ostprignitz-Ruppin (PDF). Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum
  2. Elżbieta Foster: Brandenburgisches Namenbuch Teil II Die Ortsnamen des Landes Ruppin. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, S. 59; 258 S.
  3. Johann Ernst Fabri: Verbesserungen und Nachträge in Ansehung der Graffschaft Ruppin. Zur Büschingschen Topographie der Mark Brandenburg. Raspesche Buchhandlung, Nürnberg 1797, S. 271–311, hier S. 308 (Magazin für die Geographie, Staatenkunde und Geschichte, 3); Textarchiv – Internet Archive.
  4. Friedrich Wilhelm August Bratring: Die Graffschaft Ruppin in historischer, statischer und geographischer Hinsicht. Gottfried Hayn, Berlin 1799, S. 558–559; Textarchiv – Internet Archive.
  5. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Zweiter Band. Die Mittelmark und Ukermark enthaltend. Maurer, Berlin 1805, S. 52; VIII, 583 S., Textarchiv – Internet Archive.
  6. Charlottenthal. In: Ortschafts=Verzeichniß des Regierungs=Bezirks Potsdam nach der neuesten Kreiseintheilung vom Jahre 1817, mit Bemerkung des Kreises, zu welchem der Ort früher gehörte, der Qualität, Seelenzahl, Confession, kirchlichen Verhältnisse, Besitzer und Addreß-Oerter nebst alphabethischem Register. Georg Decker, Berlin 1817 (ohne Paginierung), VIII. Der Ruppinsche Kreis, Nr. 158; Textarchiv – Internet Archive.
  7. August von Sellentin: Charlottenthal. VIII. Der Ruppinsche Kreis, Nr. 30. In: Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Potsdam und der Stadt Berlin. Verlag der Gander’schen Buchhandlung, Berlin 1841, S. 140 (zlb.de).
  8. Charlottenthal. In: Richard Boeckh: Ortschafts-Statistik des Regierungs-Bezirks Potsdam mit der Stadt Berlin. Verlag von Dietrich Reimer, Berlin 1861, S. 206; 276 S.
  9. Historisch-heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuch der gräflichen Häuser. Julius Perthes, Gotha 1855, S. 444; Textarchiv – Internet Archive.
  10. Adolf Frantz: General-Register der Herrschaften, Ritter- und anderer Güter der Preussischen Monarchie mit Angaben über Areal, Ertrag, Grundsteuer, Besitzer, Kauf- und Taxpreise. Verlag der Gsellius’schen Buchhandlung, Berlin 1863; 117 S.
  11. a b Paul Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Mit Angabe sämmtlicher Güter, ihrer Qualität, ihrer Grösse (in Culturart); ihres Grundsteuerreinertrages; ihrer Besitzer, Pächter, Administratoren etc.; der Industriezweige; Poststationen; Züchtungen specieller Viehraçen, Verwerthung des Viehbestandes etc. I. Das Königreich Preussen.I. Lieferung: Provinz Brandenburg. 2. verbesserte Auflage. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1885, S. 262–263; 340 S.
  12. Paul Ellerholz, Ernst Kirstein, Traugott Müller, W. Gerland und Georg Volger: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Mit Angabe sämmtlicher Güter, ihrer Qualität, ihrer Grösse und Culturart; ihres Grundsteuerreinertrages; ihrer Besitzer, Pächter, Administratoren etc.; der Industriezweige; Post-, Telegraphen- und Eisenbahn-Stationen; Züchtungen spezieller Viehrassen; Verwerthung des Viehbestandes etc. I. Das Königreich Preussen. I. Lieferung: Provinz Brandenburg. 3. verbesserte Auflage. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1896, S. 250–251; 310 S.
  13. Ernst Kirstein (Bearbeiter): Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Mit Angabe sämmtlicher Güter, ihrer Qualität, ihrer Grösse und Culturart; ihres Grundsteuerreinertrages; ihrer Besitzer, Pächter, Administratoren etc.; der Industriezweige; Post-, Telegraphen- und Eisenbahn-Stationen; Züchtungen spezieller Viehrassen; Verwerthung des Viehbestandes etc. I. Das Königreich Preussen. I. Lieferung Provinz Brandenburg. 4. verbesserte Auflage. Nicolaische Verlags-Buchhandlung, Berlin 1903, S. 248–249; LXX + 321 S., + 4 S.
  14. Paul Niekammer (Hrsg.): Güter-Adressbuch der Provinz Brandenburg. Verzeichnis sämtlicher Güter mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, des Viehbestandes, aller industriellen Anlagen und der Fernsprechanschlüsse, Angabe der Besitz, Pächter und Verwalter, der Post-, Telegraphen- und Eisenbahnstationen und deren Entfernung vom Gute, der evangelischen und katholischen Kirchspiele, der Standesamtsbezirke, der Stadt- bzw. Amtsbezirke, der Kammer-, Land- und Amtsgerichte, der Landwehrbezirke sowie einem alphabetischen Orts- und Personenregister und einem Handbuch der Königlichen Behörden der Provinz. Paul Niekammer, Leipzig / Stettin 1907, S. 80–81; 271 S.
  15. Ernst Seyfert (Hrsg.): Güter-Adreßbuch für die Provinz Brandenburg. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrags, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, des Viehbestandes, aller industriellen Anlagen und der Fernsprechanschlüsse, Angabe der Besitz, Pächter und Verwalter, der Post-, Telegraphen- und Eisenbahnstationen und deren Entfernung vom Gute, der evangelischen und katholischen Kirchspiele, der Standesamtsbezirke, der Stadt- und Amtsbezirke, der Oberlandes-, Land- und Amtsgerichte, einem alphabetischen Orts- und Personenregister, dem Handbuch der Königlichen Behörden sowie einer Karte der Provinz Brandenburg im Maßstabe 1:1000000. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 130–131; XLV, 433 S.
  16. Oskar Köhler (Bearb.), Kurt Schleising (Einleitung): Niekammer’s landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch der Provinz Brandenburg: Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und grösseren Bauernhöfe der Provinz von ca. 30 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, des Viehbestandes, aller industriellen Anlagen und der Fernsprechanschlüsse, Angabe der Besitz, Pächter und Verwalter, der Post-, Telegraphen- und Eisenbahnstationen und deren Entfernung vom Gute, der evangelischen und katholischen Kirchspiele, der Standesamtsbezirke, der Stadt- und Amtsbezirke, der Oberlandes-, Land- und Amtsgerichte, einem alphabetischen Orts- und Personenregister, dem Handbuch der Königlichen Behörden und einer Landkarte im Maßstabe 1:175.0000. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1923, S. 76–77; I-XXXII, 343 S.

Koordinaten: 52° 59′ N, 12° 40′ O