St. Stephanus (Hainhofen)

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Pfarrkirche St. Stephanus, Ansicht von Osten
Langhaus

Die römisch-katholische Pfarrkirche[1] St. Stephanus in Hainhofen, einem Stadtteil von Neusäß im Landkreis Augsburg im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben, wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts gebaut. Von der Vorgängerkirche, einer ehemaligen Chorturmkirche, sind spätgotische Fresken aus dem 14. Jahrhundert erhalten.[2]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die dem heiligen Stephanus geweihte Kirche liegt auf einer kleinen Anhöhe über dem Ort, inmitten des Friedhofes.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort Hainhofen wurde 1276 erstmals urkundlich erwähnt. Er gehörte zum Hochstift Augsburg und wurde von dessen Bischöfen Augsburger Patrizierfamilien wie den Portnern, den Langenmantel, den Fuggern oder den Freiherren von Rehlingen zu Lehen gegeben. Wie der Ort war auch das Patronatsrecht ein bischöfliches Lehen. 1348 belehnte der Bischof von Augsburg Heinrich, Elisabeth Portner und ihre Kinder damit. Mitte des 19. Jahrhunderts verfügte über das Kirchenpatronat der Gutsbesitzer Freiherr von Rehlingen.[3]

Von der ursprünglichen Chorturmkirche des 14. Jahrhunderts ist nur noch der untere Teil des Turmes erhalten. Um 1500 erfolgte die Erhöhung und Einwölbung des alten Chorraumes mit einem Sterngewölbe, dessen Schlussstein das Wappen des Orts- und Patronatsherrn Hans Walter und seiner Gemahlin Magdalena Langenmantel trägt (beider Grabstein befindet sich im Kreuzgang zu St. Anna, Augsburg). Der Turmaufbau wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts umgestaltet. 1718 wurde ein neues Langhaus errichtet und ein Jahr später ein neuer Chor. Baumeister war der Maurermeister Johann Holzapfel aus Bobingen. Mit der Stuckierung wurde Matthias Lotter aus Augsburg betraut, die (nicht mehr vorhandenen) Deckenfresken schuf Hans Georg Kuen aus Diedorf. Am 21. September 1723 fand die Weihe der neuen Kirche durch den Weihbischof Johann Jakob von Mayr statt. 1850/60 wurden die Fresken des Langhauses übermalt und 1910, als die Kirche um ein Joch nach Westen verlängert wurde, wiederum durch neue Deckenbilder von Otto Hämmerle aus München ersetzt. 1898 entdeckte man die spätgotischen Fresken im unteren Geschoss des Turmes, das heute als Sakristei genutzt wird.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Eingang zur Kirche befindet sich auf der Nordseite. Das Langhaus ist einschiffig und erstreckt sich über drei Joche. Den westlichen Abschluss bildet eine Doppelempore, die auf vier Säulen mit verzierten Kapitellen aufliegt und die Orgel trägt. Im Osten mündet das Langhaus in den eingezogenen, halbrund geschlossenen Chor, an den sich der ehemalige Chorturm anschließt. Das untere Geschoss des Turmes ist mit einem Spitzbogenfenster durchbrochen, die Schallöffnungen der oberen Etage sind als Zwillingsfenster gestaltet.

Stuckdekor und Deckenbilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deckengemälde im Langhaus mit der Darstellung der Heilung eines Kranken durch den heiligen Stephanus
Deckengemälde im Chor mit der Darstellung der Steinigung des heiligen Stephanus, seitlich emblematische Darstellungen

Der Stuckdekor stammt von 1719 und wurde von Matthias Lotter ausgeführt. In dem 1910 im Westen angefügten Langhausjoch wurde er ergänzt. Häufige Motive sind Ranken, Schilfstängel, Rispen und sichelförmige Blätter. Über dem Hochaltar wird eine Vorhangdraperie aus Stuck von Putten gehalten. Die Stichkappen sind mit Ovalmedaillons versehen, die von Blattwerk umrahmt sind und stuckierte Embleme mit Inschriften enthalten. Unter der Darstellung einer Sonnenblume stehen die Worte „Sursum corda“ (erhebet die Herzen) und unter einem Schilfkolben „Constanter“ (standhaft).

Die Ovalmedaillons im Langhaus sind mit Stuckreliefs von Heiligenbüsten gestaltet. Dargestellt sind der heilige Stephanus, die heilige Barbara mit ihren Attributen Turm und Kelch, die heilige Katharina von Alexandrien mit dem Rad und der heilige Laurentius mit einem Rost.

Die heutigen Deckenbilder stammen von Otto Hämmerle aus München. Sie sind dem Schutzpatron der Kirche gewidmet und stellen im Chor die Steinigung des heiligen Stephanus dar, im Langhaus Predigt und Heilung eines Kranken durch den Heiligen. Die Bilder der zwölf Apostel in den Medaillons der Stichkappen stammen vermutlich noch von 1850/60.

Spätgotische Fresken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der heutigen Sakristei im Erdgeschoss des Turmes, dem Chor der gotischen Vorgängerkirche, ist ein Freskenzyklus aus dem späten 14. Jahrhundert erhalten. Vermutlich wurden die Szenen, in denen die Leidensgeschichte Christi und Heilige dargestellt werden, bereits um 1500 übermalt. An der Nordseite ist Christus am Ölberg dargestellt, über ihm die Hand Gottes, im Hintergrund die schlafenden Jünger und ein stilisierter Baum. Weitere Szenen sind: Gefangennahme Jesu mit Judaskuss und Petrus, der Malchus ein Ohr abschlägt, Christus vor Herodes Antipas, Geißelung und Dornenkrönung. An der Südseite werden dargestellt: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen, Jesus wird ans Kreuz genagelt, Maria und Johannes unter dem Kreuz, Kreuzabnahme und Auferstehung Christi. An der Ostseite sind Heilige dargestellt wie der heilige Ulrich, der einen Fisch in der Hand hält, und die heilige Afra, die Patrone des Bistums Augsburg.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Altäre, die Kanzel und das Chorgestühl wurden wie die Kommunionbank um 1720 im Stil des Spätbarock geschaffen.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Doppelempore mit Steinmeyer-Orgel

Die Orgel aus dem Jahr 1878 von der Orgelbaufirma G. F. Steinmeyer & Co. wurde von Robert Knöpfler, der die Orgelbauwerkstatt von Rudolf Kubak in Augsburg weiterführt, restauriert und am 13. Dezember 2009 eingeweiht.[4]

Epitaphien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Kirche sind frühklassizistische Epitaphien der Familie Rehlingen aus dem späten 18. Jahrhundert erhalten.

Geläut[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kirchturm verfügt über drei historische Glocken:[5][6]

Nr. Gussjahr Gießer, Gussort Durchmesser

(cm)

Höhe

(cm)

Schlagton Inschrift
1 1583 Peter Wagner,

Augsburg

100 80 as' IN HONOREM SANCTAE VIRGINIS MARIAE FACTA EST HAEC CAMPANA EXPENSIS ANTONII FUGGERI

(ZU EHREN DER HEILIGEN JUNGFRAU MARIA WURDE DIESE GLOCKE AUF KOSTEN VON ANTONII FUGGER ANGEFERTIGT)

Peter Wagner in Augsburg MDLXXXIII

2 1600 Wolfgang Neidhardt, Augsburg 80 67 b' Aus dem Feuer bin ich geflossen,

Wolfgang Neidhardt in Augspurg gos mich 1600

3 1689 Wolfgang Neidhardt,

Augsburg

67,5 52 c''0 Wolfgang Neidhardt in Augsburg gos mich 1689

mortua et renata sum (ich starb und wurde wiedergeboren)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Dehio (bearbeitet von Bruno Bushart und Georg Paula): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Kunstdenkmäler Bayern III: Schwaben. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1989, ISBN 3-422-03008-5, S. 408.
  • Martin Kluger: St. Stephan Hainhofen. context verlag Augsburg, Augsburg 2012, ISBN 978-3-939645-46-7. [nicht ausgewertet]
  • Informationsblatt der Pfarrei St. Stephanus Hainhofen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Stephanus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hainhofen: St. Stephanus. Bistum Augsburg
  2. Denkmalliste für Neusäß (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Denkmalnummer D-7-72-184-2.
  3. Anton von Steichele: Archiv für die Geschichte des Bistums Augsburg. B. Schmid, 1858, S. 355.
  4. Steinmeyer-Klang ist wieder zu hören. Artikel in der Augsburger Allgemeinen am 9. Dezember 2009
  5. Anton von Steichele: Archiv für die Geschichte des Bistums Augsburg. B. Schmid, 1858, S. 356–357.
  6. arnoldusglocke: Hainhofen (A) St. Stefan, Gl. 1 und Vollgeläut. In: youtube.com. 11. Juni 2021, abgerufen am 28. Mai 2024.

Koordinaten: 48° 23′ 13,8″ N, 10° 47′ 45,5″ O