Studentenproteste in Bangladesch 2024

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Bangla Blockade

Die Studentenproteste in Bangladesch 2024 begannen am 7. Juli 2024 mit einer sogenannten Bangla-Blockade, einer national organisierten Verkehrsblockade, besonders in den Großstädten Dhaka, Chittagong, Kumilla, Jessore, Rangpur und Rajshahi. Mehrere Menschen wurden getötet, Hunderte verletzt.[1] Laut Angaben der Nachrichtenagentur Agence France-Presse ist die Zahl der Todesopfer bis zum Abend des 18. Juli 2024 auf 32 gestiegen.[2]

Die unmittelbaren Auseinandersetzungen richten sich gegen Angehörige der Bangladesh Chhatra League (BCL), d. h. Anhänger der regierenden Awami-Liga, die von Studenten ohne diese Parteizugehörigkeit mit Ziegelsteinen und Stöcken angegriffen werden. Die gegen die Gewalt und die Sperrung der zahlreichen Straßen eingesetzte Polizei wirkte nicht deeskalierend.[1]

In der Auseinandersetzung geht es um eine Quotenregelung, der zufolge knapp ein Drittel der staatlichen Stellen für sogenannte „Kriegshelden“ und deren Angehörige freizuhalten sind. Staatliche Stellen sind äußerst beliebt, weil sie finanziell unabhängig machen und meist unkündbar sind.[1] Auf jährlich 3000 zu besetzende Stellen kommen 400.000 Bewerbungen.[3] Die hohe Quote für Personen, die sich um die Unabhängigkeit des Landes 1971 verdient gemacht haben, oder deren Nachkommen wird zunehmend als ungerecht empfunden. Hinzu kommen weitere Quoten für Frauen und für Personen aus unterentwickelten Regionen (je 10 %), ethnische Minderheiten (5 %) und Behinderte (1 %), sodass nur 44 % frei verfügbar sind.[3] Der Meinung von Kritikern nach profitieren Familienangehörige der Regierungsparteien in ungerechtfertigter Weise von diesem System.[1]

Schon 2018 und zuvor 2013 gab es ähnliche Proteste, die endeten, nachdem die Regierung die entsprechenden Gesetze ausgesetzt hatte. Der Oberste Gerichtshof des Landes hatte am 5. Juni diese Gesetze jedoch für rechtmäßig erklärt, was die Proteste wieder neu entfachte. Premierministerin Hasina Wajed heizte die Stimmung weiter deutlich an, indem sie die Protestler als „Verräter“ (bengalisch রাজাকার, razakars) bezeichnete. Die Studenten haben versichert, ihre Proteste fortzusetzen, bis ihre Forderungen erfüllt seien.[3]

Nachdem ein Gericht das 2018 suspendierte Gesetz im Juni wieder in Kraft gesetzt hatte, hob das Oberste Gericht dieses erneut auf. Doch dies reicht den Studenten nicht. „Wir werden nicht in die Hörsäle zurückkehren, bis unsere Forderung erfüllt ist“, äußert Protestführer Rasel Ahmed gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Ein anderer Demonstrant sagt der BBC: „Meine Forderung ist nicht, das System abzuschaffen. Meine Forderung ist eine Quotenreform.“[4]

Am 17. Juli wurde die Website von BCL gehackt und mit einem Slogan versehen, der zur Mäßigung aufrief.[5] Das Internet war zeitweise gestört, Soziale Medien wurden von der Regierung gesperrt, „um die Sicherheit für die Bevölkerung sicherzustellen“, betonte der Minister für Telekommunikation, Zunaid Ahmed Palak.[6]

Commons: Studentenproteste in Bangladesch 2024 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Akbar Hossain, Anbarasan Ethirajan: Deadly unrest over job quotas grips Bangladesh, BBC online, 16. Juli 2024.
  2. Erneut Tote bei Protesten in Dhaka. Deutschlandfunk, 18. Juli 2024.
  3. a b c Anagha Jayakumar: Why are students protesting in Bangladesh? The Indian Express, 18. Juli 2024
  4. Annabelle Liang: Anger over jobs reserved for war heroes’ children. BBC online, 11. Juli 2024
  5. Bangladesh Chhatra League website hacked amid nationwide unrest. The Financial Express, 18. Juli 2024.
  6. Daryna Antoniuk: https://therecord.media/bangladesh-mobile-internet-social-media-outages-student-protests. The Record, 18. Juli 2024