Svetlana Lavochkina

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Schriftstellerin Svetlana Lavochkina 2019
Svetlana Lavochkina (2019)

Svetlana Lavochkina (ukrainisch Світлана Лавочкіна, russisch Светлана Лавочкина; geboren 1973 in Saporischschja, Ukrainische SSR) ist eine jüdische ukrainische[1] Schriftstellerin und Literaturübersetzerin. Sie lebt in Leipzig. Die Sprache ihres literarischen Schaffens ist Englisch. In Deutschland wurde sie mit der Übersetzung ihres Debütromans unter dem Titel Puschkins Erben bekannt.

Svetlana Lavochkina wuchs als einziges Kind ihrer Eltern in der Großstadt Saporischschja in der Südostukraine auf. Ihre Mutter war Klavierlehrerin, der Vater Ingenieur und Fotograf. Sie selbst studierte an einer pädagogischen Fachhochschule Sprachen. Mit 26 Jahren wurde sie schwanger und übersiedelte mit ihrem Mann als jüdische Kontingentflüchtlinge nach Deutschland. Sie konnten wählen, ob sie in Dresden, Chemnitz oder Leipzig leben wollen.[2]

In Deutschland musste sie sich nach eigenen Worten eine „neue Identität“ erarbeiten. Die meisten Juden in der Ukraine hatten sich nach der zweiten Säuberungswelle unter Stalin, die sich hauptsächlich gegen Juden richtete, seit den 1960er Jahren dem sowjetischen Lebensstil angepasst. Auch Svetlana Lavochkinas Eltern waren nicht besonders religiös, doch an Feiertagen wie Pessach oder dem Jüdischen Neujahrsfest habe es die traditionellen Speisen gegeben. Als Kind erfuhr sie erst von ihrer Großmutter, dass sie Juden sind.[2] Auf Betreiben der Großmutter besuchte sie eine englische Sprachschule, zu dieser Zeit ungewöhnlich für ein sowjetisches Kind, so dass Englisch ihre zweite Sprache wurde und eine Distanz schuf zu ihrer Umgebung.[1] Antisemitismus habe sie in ihrer Kindheit nicht direkt gespürt. Sie versteht sich heute als Weltbürgerin und ist stolz auf ihre jüdische Herkunft. Svetlana Lavochkina gehört der jüdischen Gemeinde Leipzig an. Ihren beiden Söhnen vermittelt sie, was es bedeutet, jüdisch zu sein.[2]

Neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin und Übersetzerin arbeitet Lavochkina als Englischlehrerin an der Waldorfschule Leipzig und schreibt für die englischsprachige internationale Literaturzeitschrift LeipGlo.[3][4]

Svetlana Lavochkina übersetzte ukrainische und russische Lyrik ins Englische, u. a. Ossip Mandelstam[5][6][7], Wassyl Holoborodko, Dmytro Kremin, Mykola Baschan, Lyuba Yakimchuk. Sie schrieb Kurzgeschichten und Gedichte, die in britischen und amerikanischen Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht wurden. Der Erfolg als Schriftstellerin begann mit ihrer Novelle Dam Duchess.[8] Das unveröffentlichte Manuskript reichte sie bei einem Literaturwettbewerb der Pariser Buchhandlung Shakespeare and Company ein und gewann 2013 den zweiten Preis. Die Novelle ist Teil ihres Debütromans Zap. Der Titel kommt von der englischen Schreibweise von Saporischschja, zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ein verschlafener Ort am Dnepr, wo der russische Dichter Alexander Puschkin beim Baden im Fluss einen wertvollen Ring verloren haben soll.

Schauplatz des Romans, der in deutscher Übersetzung von Diana Feuerbach unter dem Titel Puschkins Erben erschien, ist Saporoschje in den 1970er Jahren. Lavochkina schildert das Zusammenleben von russischen, ukrainischen, jüdischen, Kosaken- und Roma-Familien als „einträchtig zwar, aber mit allerlei verbalen Katzbalgereien“ voller deftiger Zoten, im Zentrum des Geschehens die jüdischen Familien Winter, Knoblauch und Katz. Lavochkina spüre der von Tristesse und Spießigkeit geprägten Stimmung während der Breschnew-Ära nach und ziehe sie „durch den Kakao“, schrieb die Rezensentin der FAZ Christiane Pöhlmann. Antisemitismus, Frauenverachtung, das große Schweigen über die Stalin-Zeit und die Herabsetzung der Provinz fange Lavochkina in einem „farbenreichen Bild“ ein. Unter der unterhaltsamen Oberfläche erzähle der Roman ernsthaft von geplatzten Träumen und Lebensentwürfen.[9]

Vom Ukrainischen ins Englische:

Übersetzungen in Anthologien

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  • The White Chalk of Days. The Contemporary Ukrainian Literature Series Anthology, herausgegeben von Mark Andryczyk. Academic Studies Press (=Reihe Ukrainian Studies), Boston 2017, ISBN 978-1-61811-662-8, S. 320–343.
  • Words for War. New Poems from Ukraine, herausgegeben von Oksana Maksymchuk und Max Rosochinsky. Academic Studies Press, Boston 2017, ISBN 978-1-61811-666-6, S. 19–24, 155, 160.
  • Quiet Spiders of the Hidden Soul: Mykola (Nik) Bazhan’s Early Experimental Poetry (Ukrainian Studies), herausgegeben von Oksana Rosenblum und Lev Fridman. Academic Studies Press, Boston 2020, ISBN 978-1-64469-394-0, S. 2–10, 32, 34, 122–132.

Einzelnachweise

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  1. a b Katy Dycus: Svetlana Lavochkina. At Home in a Second Language. Veröffentlicht auf der Website der Buchhandlung „The wild Detectives“, Dallas 19. September 2018
  2. a b c Porträt der jüdischen Schriftstellerin Svetlana Lavochkina. „Weißt du, ich bin Jüdin“. MDR Kultur, 16. Oktober 2020 (abgerufen am 13. August 2021)
  3. Svetlana Lavochkina. Fairlight Books, abgerufen am 17. März 2022.
  4. Martina Lisa: »Ich muss immer etwas tun, weinen bringt jetzt nichts« – Autorin Svetlana Lavochkina über den Krieg in ihrer Heimat und ihren neuen Roman. Kreuzer Leipzig, 5. März 2022.
  5. Svetlana Lavochkina: Impressionism, in: AGNI (USA), Juli 2016
  6. Svetlana Lavochkina: Untitled, in: AGNI (USA), Juli 2016
  7. Svetlana Lavochkina: Moscow Drizzle, in: AGNI (USA), Juli 2016
  8. Svetlana Lavochkina: Dam Duchess, a Novella, in: Eclectica Magazine (USA), Oktober/November 2017
  9. Christiane Pöhlmann: Ein Taucheranzug gegen die Welt. Svetlana Lavochkina zieht in ihrem Roman „Puschkins Erben“ die Breschnew-Zeit durch den Kakao. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. Februar 2020