The Citizen of the World
The Citizen of the World (Der Weltbürger) bzw. mit vollständigem Titel: The citizen of the world, or letters from a Chinese philosopher residing in London to his friends in the east (Der Weltbürger oder Briefe eines in London weilenden chinesischen Philosophen an seine Freunde im Osten) von dem irischen Schriftsteller und Arzt Oliver Goldsmith (1728–1774) ist eine Sammlung fiktiver Briefe, die zunächst in Newberys Public Ledger 1760–1761 veröffentlicht worden sind und 1762 unter dem genannten Titel erschienen. Oliver Goldsmith verbindet in diesen 119 Briefen eine Reihe seiner besten Essays und Sittenschilderungen durch eine Rahmenhandlung zu einem geschlossenen, einheitlichen literarischen Werk, indem er sie als Briefe und Tagebuchaufzeichnungen eines in London residierenden chinesischen Gelehrten ausgibt, der während seines Aufenthaltes in der Stadt mit wacher Aufmerksamkeit und kritischem Witz die Zustände im England seiner Zeit beobachtet und überdenkt. Goldsmith nutzt diese fiktive Außenseiterperspektive, um ironisch und manchmal moralisch die britische Gesellschaft und ihre Konventionen zu kommentieren.
Der chinesische Philosoph namens Lien Chi Altangi aus "Honan in China" (Brief 1) ist ein Gelehrter, der die englische Sprache durch seinen Kontakt zu einem Kaufmann und anderen Engländern in Canton gelernt hat, doch ihre Umgangsformen und Sitten sind ihm ganz fremd ("entirely a stranger to their manners and customs").
In Brief 88[1] beispielsweise berichtet der Chinese seinem (ebenfalls fiktiven) Freund Fum Hoam, dem "ersten Präsidenten der Zeremonial-Akademie in Peking, China", von seinen Plänen, eine Akademie zu gründen, um die Engländerinnen – deren Unterweisung angesichts der vielen Sprachlehrer, Musiklehrer, Friseure und Erzieherinnen vollständig in der Hand von Ausländern läge – in der Kunst, mit Ehemännern klarzukommen ("the art of managing husbands") und ihr Lächeln unter Kontrolle zu halten ("the art of managing their smiles") unterrichten zu lassen. Er habe den Plan aber nicht weiter verfolgt, denn Heirat sei derzeit so sehr außer Mode ("out of fashion"), dass eine Lady sowieso jeden Mann bekommen könne. Indessen rät er dem „schönen Geschlecht“, sich möglichst schnell Ehemänner zu ergattern ("to get husbands as fast as they can").
Das Werk wurde von den früher erschienenen Persischen Briefen Montesquieus inspiriert. Kurz zuvor war auch A Letter from Xo Ho, a Chinese Philosopher at London, to his Friend Lien Chi at Peking (1757)[2] von Horace Walpole erschienen.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- London: Printed for J. Parsons 1794 (Parsons's Select British Classics, v. 22) (Digitalisat I, II)
- The Citizen of the World, The Bee. Everyman’s Library No. 902. Published by J. M. Dent & Sons, London, 1962
deutsche Übersetzungen:
- Der Weltbürger oder Briefe eines chinesischen Philosophen aus London an einen Freund im Orient. Übersetzt von J. K. Wetzel, Leipzig 1781 (2 Bände) (Digitalisat ?)
- Der Weltbürger oder Briefe eines in London weilenden chinesischen Philosophen an seine Freunde im Fernen Osten. Aus dem Englischen übersetzt von Helmut T. Heinrich. Mit einem Nachwort von Friedemann Berger. Leipzig, Kiepenheuer, 1977