Tomboy
Als Tomboys (im Deutschen etwa „wildes, lebhaftes Mädchen“, Wildfang[1]) werden im Englischen Mädchen und Frauen bezeichnet, die sich nicht entsprechend der von der Gesellschaft vorgegebenen Geschlechterrollen verhalten.[2]
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tom, eine umgangssprachliche Abkürzung für Thomas, wird seit spätestens 1377 im englischsprachigen Raum auch als eine Art allgemeiner Spitzname für den gemeinen Mann verwendet.[3] So bezeichnet Tom Thumb („Tom Daumen“) ab 1579 einen kleinwüchsigen Mann,[3] und ab etwa 1755–1765[4] bezeichnet es – meist als Adjektiv oder Kompositum verwendet – das Männchen bestimmter Tierarten wie etwa tom turkey („männlicher Truthahn“) oder tomcat („Kater“).[5]
Tomboy „Tom-/Mann-Junge“ taucht erstmals 1533 in der Bedeutung „rauher, ungestümer Junge“ auf; seit 1579 ist die Bedeutung „dreiste oder schamlose Frau“ belegt und seit 1592 schließlich die Bedeutung „Mädchen, welches wie ein lebhafter Junge agiert“.[6] In dieser Bedeutung wird es auch von William Shakespeare verwendet.[7] Eine andere englische Bezeichnung ist hoyden.
Verwendung im deutschen Sprachraum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im deutschen Sprachraum wird es inklusive der dahinterstehenden Ideen vor allem durch die Gender Studies importiert, manchmal dabei als Kompositum verwendet, wie etwa in Tomboy-Verhalten oder Tomboy-Mädchen, und auch in der Sexualmedizin als Schlagwort für geschlechtsatypisches Verhalten junger Mädchen benutzt.[8][9]
Tomboys in der Kunst
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verschiedene Bücher, Filme oder Serien präsentieren den Typus des Tomboys. Einen archetypischen Tomboy hat Louisa May Alcott mit ihrer Figur Jo in dem Roman Little Women von 1868/69 geschaffen. Zu den Tomboys in der Kunst zählen u. a.
- Georgina „George“ Kirrin aus Enid Blytons Fünf Freunde
- Peppermint Patty von den Peanuts
- Ronja Räubertochter
- Die rote Zora
- Haruka Ten’ō aus Sailor Moon
- Akane Tendo aus Ranma 1/2
- Merida aus Merida – Legende der Highlands
Thomas Meineckes Roman Tomboy setzt sich mit dem Phänomen auseinander und versucht, Gender-Theorie mit Unterhaltungsliteratur zu vereinen. 2011 erschien der französische Spielfilm Tomboy von Céline Sciamma.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ruth M. Pettis: Tomboys. (PDF) In: An Encyclopedia of Gay, Lesbian, Bisexual, Transgender, and Queer Culture (glbtq). Archiviert vom am 1. Juli 2017; abgerufen am 10. Dezember 2017.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ weitere nicht zwingende Bedeutungsverschiebung auf Mädchen im 20. Jahrhundert, wurde bereits 2005 gelegentlich als veraltet angesehen. Barbara Nolte: Die Reifeprüfung. In: Der Tagesspiegel. 9. Januar 2005, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 10. Dezember 2017.
- ↑ Marianne Koos, Daniela Mondini: Tomboys. Que(e)re Männlichkeitsentwürfe. (PDF) In: Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur. FKW, S. 3, abgerufen am 10. August 2018.
- ↑ a b tom. In: Douglas Harper: Online Etymology Dictionary. 2001. Abgerufen am 24. Oktober 2008.
- ↑ tom. In: Dictionary.com Unabridged (v 1.1). Random House: abgerufen am 24. Oktober 2008.
- ↑ tom. In: Webster’s Revised Unabridged Dictionary. MICRA; abgerufen am 24. Oktober 2008 über Dictionary.com
- ↑ tomboy. In: Douglas Harper: Online Etymology Dictionary. 2001, abgerufen am 24. Oktober 2008.
- ↑ William Shakespeare, John Britton, Samuel Johnson, Charles Whittingham: The Dramatic Works of William Shakspeare. Carpenter and Son, 1814, Glossary
- ↑ Alfred Wolf, Judith Esser Mittag: Kinder- und Jugendgynäkologie: Atlas und Leitfaden für die Praxis. Schattauer Verlag, 2002, ISBN 3-7945-2125-0, S. 173: „Das psychische Geschlecht“
- ↑ Klaus M. Beier, Hartmut A. G. Bosinski, Kurt Loewit: Sexualmedizin: Grundlagen und Praxis. Elsevier GmbH Deutschland, 2005, ISBN 3-437-22850-1, S. 420: „Adrenogenitales Syndrom“