Tornow (Adelsgeschlecht)
Tornow, auch Tornau oder Tornauw, ist der Name eines neumärkischen und mecklenburgischen, später baltischen Adelsgeschlechts. Zweige der baltischen Linie bestehen bis in die Gegenwart fort.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erstmals urkundlich erscheint das Geschlecht 1217 mit Erwinus de Tornowe.[1] Die zweite Familienlinie bedient sich der Schreibweise von Turno. Seit 1360 war die Familie im Besitz von Strantz und Quiram bei Deutsch-Krone. Im Jahr 1466 ist Zacharias von Tornow, erbgesessen auf Wittenhagen, urkundlich erwähnt, als er dies zusammen mit Lichtenberg und Teschendorf an Busso von Dören verkauft. Eine herkunftsmäßige Verbindung zum gleichnamigen Ort Tornow ist denkbar. Später erwarben die von Tornow Wittenhagen zurück, das bis 1796 der Stammsitz der Familie blieb. Auch bei der Übertragung der mecklenburgischen Frauenklöster auf die Ritterschaft 1572 ist das Geschlecht erwähnt.
1554 ist es in der Altmark und später auch in der Neumark, in Pommern, Polen (unter dem Namen Tornowski) und in Kurland (unter dem Namen Tornauw) ansässig, wo es 1639 mit Otto von Tornauw am 17. März 1639 in die Kurländische Ritterschaft (Nr. 93, heute Nr. 176) aufgenommen wurde. Christoph Felix von Tornow auf Friedrichstorf und Claustorf und Friedrich Ernst von Tornow auf Wittenhagen gehörten 1755 zu den Unterzeichnern des mecklenburgischen Landesgrundgesetzlichen Erbvergleichs.[2] Im 19. Jahrhundert starb das Geschlecht in Deutschland aus, blühte aber noch im Baltikum und in Russland. Am 17. Januar 1855 erging die russische Anerkennung der Berechtigung zur Führung des Baronstitels für die Vettern Nicolaus von Tornauw (* 1811; † 1882) und Friedrich von Tornauw (* 1810; † 1890). Durch Senatsukas vom 3. April 1862 wurde das Gesamtgeschlecht im Baronstand legitimiert (Nr. 2823).
Die von Tornu haben lange Besitz im Kreis Posen, eine große Herrschaft und mehrere Nebengüter[3] und verheiraten sich auch mit dem polnischen Adel.
Im Einschreibebuch des Klosters Dobbertin befinden sich drei Eintragungen von Töchtern der Familie von Tornow aus Wittenhagen von 1747–1787 zur Aufnahme in das dortige adelige Damenstift.
Es besteht keine Stammverwandtschaft des Geschlechts zum 1654 in Regensburg in den Reichsadelsstand erhobenen brandenburgischen Staatsmann Johann Tornow (1610–1662) auf Schönwalde im neumärkischen Kreis Oststernberg.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wappen zeigt in rotem Schild drei (2,1) mit der runden Schneide nach oben gekehrte silberne Handmesser (Schuster-Kneife), jedes oben von einem silbernen Stern begleitet. Auf dem gekrönten Helm drei Rautensträuche natürlicher Farbe. Die Helmdecken sind silber und rot.
Ein mit der Ordensdekoration (Damenschleife und Ordenskreuz) umgebenes Wappenschild der am 28. Januar 1855 im Kloster Dobbertin als Nr. 638 verstorbenen Konventualin Catharina Friederica Wilhelmina von Tornow befindet sich auf der Nonnenempore in der Klosterkirche.[4]
Angehörige
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ferdinand Otto Karl von Tornauw (* 1785; † 1850), kaiserlich-russischer Offizier, zuletzt Generalmajor
- Jenny von Tornau (* 1800; † 25. März 1830), seit 1815 verheiratet mit Hans Karl von Diebitsch-Sabalkanski
- Fjodor Fjodorowitsch Tornau (* 1810; † 1890), kaiserlich-russischer Offizier, zuletzt Generalleutnant
- Nicolaus von Tornauw (* 1811; † 1882), kaiserlich-russischer Verwaltungsjurist
- Hippolyt von Turno (* 1828; † 1897), Großgrundbesitzer, Reichstagsabgeordneter
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon Band 9, Friedrich Voigt, Leipzig 1870, S. 246.
- Gustav von Lehsten: Der Adel Mecklenburgs seit dem landesgrundgesetzlichen Erbvergleich (1755). J. G. Tiedemann, Rostock 1864, S. 270
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A. (Uradel). 38. Jahrgang. 1942. Justus Perthes, Gotha September 1938, S. 550–553.
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon, Band XIV, Band 131 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, Christoph Franke, Klaus Freiherr von Andrian-Werburg, et al., C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2003, ISSN 0435-2408, S. 489.
- Genealogisches Handbuch der Baltischen Ritterschaften (Neue Folge), Hamburg 2011, Band 1, S. 337–366.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis, B, I 7.
- ↑ Gesetzsammlung für die Mecklenburg-Schwerinischen Lande. I/3, Wismar und Ludwigslust: Hinstorff 1868, S. 200, S. 233.
- ↑ Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Selbstverlag, Berlin 1857, S. 313.
- ↑ Einschreibebuch Nr. 326. Louisa Theresia Ludovica von Tornow a. d. Hause Wittenhagen, eingeschrieben 18. April 1747; Nr. 638. Catharina Friederica Wilhelmina von Tornow, des Erb-Herrn Ernst Otto Felix von Tornow auf Wittenhagen Frl. Tochter, * 17. April 1784, eingeschrieben am 9. März 1786, ab 1837 im Kloster Dobbertin (lt. Mecklenburgischer Staatskalender), † 28. Januar 1855 in Dobbertin; Nr. 644. Charlotta Sophia von Tornow, des Erb-Herrn Ernst Otto Felix von Tornow auf Wittenhagen Frl. Tochter, eingeschrieben 1. Februar 1787, † 3. November 1787.