Transite kleiner Welten

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Begründung: Erfüllt die Relevanzkriterien für literarische Einzelwerke nicht. --Elfabso (Diskussion) 11:04, 25. Mai 2024 (CEST)


Transite kleiner Welten ist der Debütroman des Schweizer Schriftstellers Demian Cornu. Er erschien 2022 im Kommode Verlag, Zürich.

Unter dieser Überschrift wird nahezu ausschließlich eine Interpretation des Romans vorgenommen, aber außer Nennung einiger vorkommender Orte nichts über dessen Handlung mitgeteilt.

Der Roman erzählt die Geschichten von sieben Protagonisten. Durch Schicksalsschläge und mittels Verknüpfung mehrerer Erzählstränge kreuzen und trennen sich deren Wege. So beleuchten unterschiedlich sozialisierte Menschen einer globalisierten Welt zeitlose Themen wie Liebe, Verlust, Sehnsucht, Verzweiflung, Mut oder Enttäuschung. Damit stellt Transite kleiner Welten auf subtile Weise die Notwendigkeit eines kulturspezifischen Verständnisses für die Beschäftigung mit dem Wesen des Menschen in Frage und versucht, beim Leser ein globales Ich-Gefühl zu wecken.

Ob in der Sozialwohnung im Berner Arbeiterviertel, auf dem Schlauchboot im Mittelmeer oder im improvisierten Zelt im kenianischen Flüchtlingslager – die Protagonisten des Romans halten dem Leser auf höchst individuelle Weise den Spiegel vor und ziehen ihn in ihre eigenen Denk- und Fühlweisen hinein. Ob im Slum auf dem Kairoer Friedhof, im Kellerloch im kriegsversehrten Libyen oder in der idyllischen Stille auf einer portugiesischen Insel – Transite kleiner Welten fordert und fördert Empathie.

Kritisch unbequem zeigt der Roman die nackte, schmutzige und bisweilen brutale Realität, mit welcher der Leser unweigerlich konfrontiert wird. Mittels in die Handlung eingeflochtener politischer, gesellschaftlicher und psychologischer Themen macht Transite kleiner Welten unmissverständlich und dennoch mit einer Prise Humor und Ironie auf soziale Missstände, Ungerechtigkeiten, überholte Bräuche und irreführende Klischees aufmerksam.

  • Nicola Simoni: Er wuchs als Einzelkind in Bern auf. Mit seiner hinterfragenden Art überforderte er seine Eltern schon früh. Nach dem Tod seiner Mutter brach er das Gymnasium ab und zog von zuhause aus. Seither führt er ein unstetes Leben und setzt sich lieber mit der Welt als mit sich selbst auseinander. Seine beste Freundin fordert ihn immer wieder auf, etwas Sinnvolles aus seinem Leben zu machen. Während eines Arbeitseinsatzes in Äthiopien lässt er sich allmählich auf eine grundlegende Veränderung ein. Allerdings bezahlt er dafür einen hohen Preis.
  • Yordanos Weldeyohannes: Sie ist die Tochter eritreischer, in die Schweiz geflüchteter Intellektueller und seit ihrer Kindheit mit Nicola befreundet. Von ihren Eltern lernte sie früh, Respekt und Anerkennung über Leistung zu verdienen. Nach dem Zerwürfnis mit ihnen verfolgt sie beharrlich ihre Ziele, studiert Soziologie und hält sich mit einem Job in einem Café über Wasser. Dank ihrer ersten festen Partnerin gelingt es ihr besser, zu ihrer sexuellen Orientierung zu stehen. Eine Ahnung, die sie bereits als Kind hatte, wird immer realer. Ein Treffen mit ihrem Vater verändert nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihrer liebsten Menschen.
  • Luigi Simoni: Nicolas Vater Luigi war ein einfacher Arbeiter und loyaler Mensch, seine Familie sein Ein und Alles. Seit dem Tod seiner Frau lebt er zurückgezogen, verfällt in eine tiefe Depression und wird zum Sozialfall. Auch die Beziehung zwischen ihm und seinem Sohn eskaliert. Seine Nachbarin erweckt ihn jedoch zu neuem Leben, und Luigi macht eine einzigartige Entwicklung durch. Für eine Frau, die stärker mit ihm verbunden ist, als er annehmen konnte, wird er zu einer wichtigen Stütze. Ob ihm dadurch auch eine Versöhnung mit seinem Sohn gelingt?
  • Fadumo Maalin: Die bescheidene Somalierin führt seit zwanzig Jahren ein angepasstes Leben in der Schweiz. Im Spagat zwischen Entwurzelung und Integration im Exil fühlt sie sich nirgends mehr richtig zuhause. Sie stellt sich in den Dienst ihrer Mitmenschen und verdrängt bewusst ihre eigene Vergangenheit. Zwischen ihr und ihrem Nachbarn Luigi entwickelt sich über die Jahre eine Freundschaft. Als sie beschließt, ihre in der Heimat zurückgelassene Tochter zu suchen, lebt er auf. Ihre vermeintliche Souveränität fällt jedoch bald wie ein Kartenhaus zusammen.
  • Raxma Suleyman Adan: Sie flüchtet mit ihrer Großmutter aus Somalia ins benachbarte Kenia. Ihre Mutter kennt sie nicht, ihr Vater ist im Kampf gegen die islamistische Miliz Al-Shabaab ums Leben gekommen. Nachdem ihre Großmutter sie im Flüchtlingslager verheiraten will, geht Raxma ihren eigenen Weg. Mit ihrem Bedürfnis nach Geborgenheit und ihrem mangelnden Vertrauen in das Leben tritt sie eine herausfordernde Reise an und wird dabei immer nüchterner und unerschrockener. Über Ägypten und Libyen gelangt sie nach Tunesien, wo sie womöglich auf den Mann ihres Lebens trifft. Doch dann kommt alles anders, als sie es sich vorgestellt hätte.
  • Tedros Kibreab: Der junge, gebrochene Eritreer begegnet der Welt mit Zynismus und unterstützt seine Mitmenschen seit jeher auf empathische Weise. In Kairo trifft er auf Raxma und gewinnt ihr Vertrauen. Aus den anfänglich vielversprechenden Plänen wird eine Reise durch die Hölle. Als ihre gemeinsame Zeit bereits abgelaufen ist, versucht er erstmals in seinem Leben, seinen eigenen Bedürfnissen nachzukommen.
  • Lea Ott: Lea ist eine Kämpferin. In Bern arbeitet sie als Rechtsvertreterin im Asylverfahren. Aufgrund schmerzhafter Kindheitserfahrungen hat sie einen Hass gegen Männer entwickelt und setzt sich mit großem Elan für feministische Anliegen ein. Hinter dem Rücken ihrer Freundin Yordanos entsteht ein sehr enges Verhältnis zu Nicolas Vater Luigi. Lea wird in eine größere Geschichte hineingezogen, aus der sie sich nicht mehr losreißen kann und will.
  • Flucht, Migration, Asyl
  • Zwangsheirat, FGM, Prostitution
  • Depression, Verdrängung, Missbrauch
  • Entwicklungszusammenarbeit
  • Krieg, Arabischer Frühling
  • Leben, Tod, Familie, Freundschaft, Liebe, Geburt
  • Hoffnung, Zuversicht
  • Schweiz
  • Kenia
  • Ägypten
  • Äthiopien
  • Libyen
  • Tunesien
  • Algerien
  • Portugal
  • Eritrea, Italien, Somalia, Sudan, USA (in Erzählungen)

Chronologisch erzählt folgt die Geschichte den sieben Protagonisten auf 410 Seiten.

Erzählperspektive

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Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven der sieben Hauptfiguren über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren (2010–2012).

«Wie die Verbindungen zwischen dem Personengeflecht immer enger werden, wie sich die Figuren nahezu schicksalhaft aufeinanderzubewegen und schliesslich in eine grosse, wenn auch disparate Familie münden, erinnert ein wenig an Lessings berühmtes Aufklärungsdrama Nathan der Weise, wo sich am Ende höchst symbolträchtig herausstellt, dass die unterschiedlichen Weltreligionen angehörenden Protagonisten allesamt blutsverwandt sind.»[1]

«Die märchenartigen Episoden von Lebensläufen, die sich von Bern bis in den Süden nach Kenia und Somalia zutragen, werden im Stil einer Berichterstattung oder in Form eines Tagebuches erzählt, das den Zeitraum von 2010 bis 2012 aus unterschiedlichen Figurenperspektiven wiedergibt. Teils sind es Geschichten von zerrissenen Familienkreisen, teils verarbeitet Cornu manche Eindrücke von Szenarien und Schwierigkeiten der heutigen Asylverfahren, die ihm während seiner neunjährigen Arbeit im Staatssekretariat für Migration in Bern widerfuhren.»[2]

«Cornu kann Dialoge schreiben, geschickt verbindet er die Handlungsfäden und schürzt den dramatischen Knoten effektvoll, wenn er von Fluchtrouten und Lagerleben erzählt, von Zuständen in Gefängnissen und dem Chaos in Libyen kurz vor dem Sturz Gaddafis. Gewisse Straffungen hingegen hätten dem Buch nicht geschadet, zuweilen bereitet der Autor sein Hintergrundwissen etwas gar detailverliebt aus.»[3]

«Es ist eine Art Roadnovel – ein Roman, der vorwärts treibt und aus Reisen und Fluchten besteht. Der Motor ist auf der einen Seite der Krieg, auf der anderen aber das Bedürfnis zu helfen.»[4]

Transite kleiner Welten. Kommode Verlag, Zürich 2022 (Originalausgabe), ISBN 978-3-905574-92-0.

Transite kleiner Welten. Kommode Verlag, Zürich 2022 (eBook), ISBN 978-3-905574-10-4.

Einzelnachweise

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  1. Neuer Berner Roman – Flüchtlinge sind sie alle irgendwie. 20. September 2022, abgerufen am 24. Mai 2024.
  2. Cornu, Demian: Transite kleiner Welten. Abgerufen am 24. Mai 2024.
  3. Neuer Berner Roman – Flüchtlinge sind sie alle irgendwie. 20. September 2022, abgerufen am 24. Mai 2024.
  4. Cornu, Demian: Transite kleiner Welten. Abgerufen am 24. Mai 2024.