Usines Maltzoff

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Aktien der Société par Actions Usines Maltzoff, 1911

Die Usines Maltzoff (russisch Мальцовские Заводы, Malzowskije Sawody, deutsch Malzowsche Werke) wurden am 11. August 1894 als Aktiengesellschaft gegründet, um die Malzower Handels- und Industriegesellschaft zu übernehmen. Die Aktiengesellschaft betrieb unter anderem Kristall- und Glasfabriken, Eisenguss-, Waggon-, Flaschen- und Holzsägewerke bei Brjansk sowie Eisenschmelz-, Guss- und Emaillier- und Holzsägewerke bei Schisdra im Gouvernement Kaluga.[1]

Die nach Akim Malzow benannte Kristallglasfabrik in Gus-Chrustalny
Altersheim der Fabrik von Juri Stepanowitsch Netschajew-Malzow (1834–1913) in Gus-Chrustalny

Der Kaufmann Akim Wassiljewitsch Malzow († 1785, russisch Аким Васильевич Мальцов))[Anm. 1] gründete 1756 eine Glasfabrik.[2][3] Daraus entwickelte sich unter Iwan Sergejewitsch Malzow, Sergei Akimowitsch Malzow, Juri Stepanowitsch Netschajew-Malzow und ihren Verwandten eine Unternehmensgruppe, die Glaswaren, Gusseisen, Eisen, Eisenbahnwagen, Keramikwaren Leinen und Zucker herstellte.[4][5][6] Die ersten in Russland hergestellten Eisenbahnschienen, Lokomotiven und Schiffsschrauben, gläserne Isolatoren für Stromleitungen und für die private Telegraphie in Russland wurden von Malzow hergestellt.[7]

Von 1870 bis 1881 wurden in den Vereinigten Malzowschen Werken in Ljudinowo insgesamt 373 Dampflokomotiven gebaut.[8][9] Um 1881 lieferte das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der französischen Firma Decauville in der russischen Fabrik vorgefertigte schmalspurige Gleisjoche und Loren für die Baustellenbahn beim Bau der Transkaspischen Eisenbahn, die schließlich beim Bau der Decauville-Pferdebahn am Naphthaberg wiederverwendet wurden.[10][11]

Russische 750-mm-Lok der Malzow-Werke für die Festung Kowno (jetzt Kaunas, Litauen), Baujahr 1899

20. Jahrhundert

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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die technischen Möglichkeiten der Produktverarbeitung stark erweitert. Kristallglas war in der Inneneinrichtung weit verbreitet. Die Farbpalette der Produkte ist vielfältiger geworden. Die kontinuierlichen, fließenden, kompliziert geschwungenen Linien in Verbindung mit floralen Kompositionen verliehen den Gegenständen Raffinesse und Raffinement. Die Herstellung von farbigem Glas diente eher der Aufrechterhaltung des Ansehens der Fabrik und des Herstellers als der Gewinnerzielung, denn die Produktion war in der Regel unrentabel.

Die Bemalung von Milch- und Opakglas mit Emaille- und Silikatfarben sowie die Tiefätzung von Verbundglas war weit verbreitet. Einzigartig sind Verbundvasen und Flaschen nach dem Vorbild der Produkte des berühmten französischen Künstlers Emile Galle mit blau-violett und goldbraune gemalten Landschaften.[12]

Oktoberrevolution

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Nach der Oktoberrevolution von 1917 wurde die Glasfabrikation vorübergehend eingestellt. Erst 1923, nach dem Besuch von Michail Kalinin in Gus-Chrustalny und der Bereitstellung von Sondermitteln, konnte die Produktion wieder aufgenommen werden.

Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Haushaltsglas in den 1930er Jahren entwickelte sich eine mechanisierte Produktion verschiedener Arten von Haushaltsglas und einer ganzen Reihe von technischen Glaswaren. Die Fabrik produzierte in Massenproduktion facettierte Teegläser und geformte Haushaltsgläser.[12]

Verstaatlichung

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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Fabriken verstaatlicht. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion ziviler Erzeugnisse auf ein Minimum reduziert, um die Versorgung an der Front zu gewährleisten. Die Fabriken produzierten medizinische Ampullen, Glaskolben, Thermoskannen, Flakons und Beleuchtungsglas. In den der Nachkriegszeit begann das Werk mit der Massenproduktion von preiswertem Pressgeschirr (Gläser, Untertassen, Zuckerdosen, Butterdosen) und Glasknöpfen. Anfang der 1950er Jahre begann das Werk mit der Herstellung von Bleikristall. Neue Öfen und automatisierte Linien, moderne Technologien für die Herstellung von farbigem Kristallglas und Roboter für den Kristallglasschliff kamen auf. Das Produktionsvolumen wuchs, der Export wurde ausgebaut. Die Produkte gewannen staatliche Auszeichnungen und Medaillen auf internationalen Ausstellungen.[13]

  1. Schreibweise auch: Maltzoff, Maltsov, Maltsew, Malzew, Maltsev, Maljzew, Mal'tsev.

Einzelnachweise

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  1. Société par Actions Usines Maltzoff.
  2. The Crystal Factory of Gus - Khrustalny (Memento vom 9. Juli 2006 im Internet Archive).
  3. Основан завод был в 1756 году купцом А.В. Мальцовым (Memento vom 1. August 2008 im Internet Archive; russisch)
  4. Gus-Chrustalny: Мальцовы (abgerufen am 11. August 2024).
  5. Елена Григорьевна Жадько: МАЛЬЦОВЫ Некоронованные короли русского хрустал (Memento vom 27. Februar 2021 im Internet Archive; russisch).
  6. Мальцовы – титаны русской промышленности (Memento vom 5. März 2018 im Internet Archive; russisch).
  7. Endlich gefunden: Glaswerke Fedorowskij, Sudogda, Gt. Wladimir, Russland, um 1900 (PDF, 866 kB). In: Pressglas-Korrespondenz, 2008-1, S. 351.
  8. Albert Gieseler: Vereinigte Malzow'sche Werke.
  9. Albert Gieseler: Sergey-Iwanowitsch-Malzower Maschinenfabrik und Eisengießerei.
  10. L'expédition Russe contre les Tekkes en 1880-1881 … Chemin de fer trans-caspien. In: Revue militaire de l'étranger, 20, 1881, N° 534, S. 149 (vergleiche Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A11508634~SZ%3D161~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D, MDZ).
  11. George Nathaniel Curzon: Russia in Central Asia in 1889 and the Anglo-Russian question. Orders to Decauville and Maltseff for the supply of small locomotives and wagons, and of 66 miles of light movable narrow-gauge rails (vergleiche Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A11630728~SZ%3D72~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D, MDZ).
  12. a b Revival of the Gusevsky crystal tradition.
  13. Гусевской хрустальный завод им. А. Мальцова.