Vereinigung der Pioniere von Jugoslawien

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Abzeichen und Motto

Die Vereinigung der Pioniere von Jugoslawien (serbokroatisch Савез пионира Југославије Savez pionira Jugoslavije, slowenisch Zveza pionirjev Jugoslavije (ZPJ), mazedonisch Сојуз на пионери на Југославија) beziehungsweise kurz Tito-Pioniere (serbokroatisch Titovi Pioniri), war die politische Massenorganisation für Kinder in der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien, die der politischen Indoktrination diente. Die Vereinigung wurde am 27. Dezember 1942 gegründet, als Untergliederung des Vereinigten Bundes der antifaschistischen Jugend Jugoslawiens (Ujedinjeni savez antifašističke omladine Jugoslavije) und war später Teil der Vereinigung der Sozialistischen Jugend Jugoslawiens. Obwohl die Mitgliedschaft freiwillig war, gehörten ihr praktisch fast alle Kinder im Alter von 7 bis 14 Jahren obligatorisch an. Das Motto der Vereinigung war: „Für die Heimat – mit TITO – Vorwärts!“

In der Stadt Bihać, die zuvor durch die faschistischen Ustascha besetzt war, fand zwischen dem 27. und 29. Dezember 1942 der Erste Kongress der antifaschistischen Jugend Jugoslawiens statt. Im Zuge dieses Kongresses wurde der Vereinigte Bund der antifaschistischen Jugend Jugoslawiens gegründet, mit der Vereinigung der Pioniere als Untergliederung. Dieser vereinigte verschiedene antifaschistische Jugendverbände, um die Beteiligung der Jugendverbände an den Kämpfen im Zuge des Partisanenkrieges zu koordinieren.[1][2] Mit Kriegsende waren 40.000 der 800.000 Partisanen unter 15 Jahre alt.[3]

Äußeres Erscheinungsbild

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Pioniere während des Besuchs von Haile Selassi in Postojna 1959

Die Tito-Pioniere waren vor allem an den roten Halstüchern und der sogenannten Titovka oder Partisanenkappe zu erkennen. Diese wurde von den Pionieren in blau oder weiß getragen, mit einem roten Stern (Partizanska zvijezda) an der Vorderseite. Oft wurden dazu blaue Hosen beziehungsweise Röcke und weiße Strümpfe getragen. Die Kleidung variierte allerdings. Meistens wurde normale Straßenkleidung getragen, welcher die Halstücher und die Titovka hinzugefügt wurden. Je nach Anlass traten die Pioniere auch in regionalen Trachten auf. Der Gruß der Pioniere war, im Rückgriff auf die Traditionen der Partisanen, der militärische Gruß beziehungsweise die sogenannte Partisanenfaust, also die rechte geballte Faust an der Schläfe.

Aufnahme neuer Pioniere in Slowenien 1961

Die Aufnahme neuer Pioniere fand üblicherweise in der Schule statt, im Rahmen einer Zeremonie zu den Feierlichkeiten zum Tag der Republik (Dan Republike / Дан Републике) am 29. und 30. November. Hier legten die Kinder der ersten Klassen eines Jahrganges feierlich den Pioniereid ab und erhielten das rote Halstuch, die Titovka, das Abzeichen des Verbandes der Pioniere sowie das Mitgliedsbuch.[4] Die Mitgliedschaft war freiwillig, es wurden aber nahezu alle Kinder eines Jahrganges obligatorisch zu Pionieren.[5] Die Eidesformel konnte in den verschiedenen Regionen und Schulen geringfügig abweichen:

„Heute wurde ich zu einem Pionier,
Ich gebe mein Pionierehrenwort:
Dass ich fleißig lernen und arbeiten werde,
Eltern und Ältere ehren werde
Und ein guter Genosse sein werde;
Dass ich unsere selbstverwaltete Heimat lieben werde,
Die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien,
Welche sich entwickelt in Brüderlichkeit und Einheit
Und nach den Ideen für die er kämpfte, Tito;
Und dass ich alle Menschen der Welt wertschätze,
Die Freiheit und Frieden anstreben!“

Pioniereid

Serbokroatisch Slowenisch Mazedonisch
Danas, kada postajem pionir Danes, ko postajam pionir Денес, кога станувам пионер
Dajem časnu pionirsku riječ: Dajem častno pionirsko besedo: Давам чесен пионерски збор:
Da ću marljivo učiti i raditi Da se bom marljivo in vztrajno učil Дека вредно ќе учам и работам
Počastit će roditelje i starije Bo spoštoval starše in starejše Kе ги почитува родители и постарите
I biti dobar drug; In da bom dober tovariš; И ќе бидам добар другар;
Da ću voljeti našu samoupravnu domovinu Da bom ljubil našo samoupravno domovino Дека ќе ја сакам нашата самоуправна татковина
Socijalističku Federativnu Republiku Jugoslaviju Socialistično federativno republiko Jugoslavijo Социјалистичка Федеративна Република Југославија
Da ću razvijati bratstvo i jedinstvo Da bom razvijal bratstvo in enotnost Дека ќе го развивам братството и единството
I ideje za koje se borio Tito; Ter ideje, za katere se je boril Tito; И идеите за кои се бореше Тито
Da ću cijeniti sve ljude svijeta Da bom cenil vse ljudi sveta Дека ќе ги почитувам сите луѓе на светот
koji žele slobodu i mir! ki želijo svobodo in mir! кои сакаат слобода и мир!

Die Pioniere waren Schüler der ersten sieben Klassenstufen und wurden aufgeteilt in zwei Gruppen, wobei die erste die Kinder vom 6. bis zum 11. Lebensjahr umfasste und die zweite die Kinder vom 11. bis zum 14. Lebensjahr.[6] Die Grundorganisationen (međuodredski) trugen oft Namen von herausragenden Persönlichkeiten, wie Partisanen, verdienten Veteranen und Kommunisten. Jede Grundorganisation hatte einen eigenen Wimpel, eine Trommel, eine Trompete und ein Siegel.

In der Pionierarbeit gab es zwei entscheidende Säulen: die Pionierarbeit in der Schule und die Pionierarbeit in der Freizeit. Bei der Organisation der Freizeitaktivitäten standen Pionierhäuser, Pionierclubs sowie Zeltlager zur Verfügung und es wurde mit anderen Organisationen zusammengearbeitet, wie der Feuerwehr, dem Roten Kreuz, der Miliz, den Pfadfindern sowie Sportorganisationen. Koordiniert wurde die Pionierarbeit von sogenannten Pionierleitern, die in der Regel Grundschulpädagogen waren und eine spezielle Zusatzqualifikation hatten.[7]

Pioniere wählen ihre Vertretung in Slowenien 1957

Die Grundorganisationen waren im Klassenverband organisiert, denen die Pionierorganisation der Schule übergeordnet war. Ein entscheidendes Erziehungsziel im sozialistischen Jugoslawien war die Erziehung zur Selbstverwaltung. So wählten die Kinder einer Grundorganisation ihre Kader selbst, mit Unterstützung des Klassenlehrers. Außerdem wählten die Pioniere auf der Schulebene Vertreter in den Schulausschuss, der wie eine Art Schülervertretung fungierte. Die Kinder sollten auf diese Weise lernen, wie sie Leben und Arbeit in der Gesellschaft aktiv mitgestalten können und dabei zusammenarbeiten mit anderen Kindern, Jugendlichen, Lehrern und anderen Erwachsenen.[8]

Des Weiteren gab es im überregionalen Bereich Pioniertheater, Jugendherbergen, Pionierstädte und die Pioniereisenbahn in Zagreb. Außerdem wurden überregionale Veranstaltungen durchgeführt, wie Pionierlager, Festivals, Olympiaden und Solidaritätsaktionen.

Zeitungen / Zeitschriften

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  • Zeitschrift Pionir
  • Idliko Erdei: „The Happy Child“ as an Icon of Socialist Transformation: Yugoslawia's Pioneer Organization. In: John R. Lampe, Mark Mazower (Hrsg.): Ideologies and National Identities. The Case of Twentieth Century South Eastern Europe. Central European Univ. Press, Budapest/ New York 2004, ISBN 963-9241-72-5, S. 154–179.
  • Mladen Kušec: POZDRAV DOMOVINI. [Gruß der Heimat] Školska knjiga, Zagreb 1986.
  • Mihajlo Ogrizović: Dječja grupa „Budućnost“: preteča Saveza pionira Jugoslavije [Die Kindergruppe „Zukunft“: Vorläufer der Vereinigung der Pioniere Jugoslawiens.] Radničke novine, Zagreb 1989, ISBN 86-7057-075-0.
  • Emil Paravina: Kako da pioniri proslave Titov rođendan. [Wie Pioniere Titos Geburtstag feiern.] Savjeta Saveza pionira Narodne Republike Hrvatske, Zagreb 1951.
  • Emil Paravina: Ja sam pionir – slikovnica za učenike prvih razreda osnovne škole. 12. izd. [Ich bin Pionier – Bilderbuch für Schüler der ersten Klasse] Republički savjet za unapređivanje rada Saveza pionira, Zagreb 1982.
  • Emil Paravina: Naša organizacija: Savez pionira Jugoslavije – program, upute, pitanja, zadaci, odgovori. [Unsere Organisation: Die Vereinigung der Pioniere Jugoslawiens – Programm, Fragen, Aufgaben, Antworten.] Savez društava „Naša djeca“ SR Hrvatske, Zagreb 1987.
  1. Kasim Suljević (Hrsg.): Lijepo stoji partizanska bluza. [Die gutaussehende Partisanenbluse.] Ausschuss für den Bau des Denkmals der Heimat des ersten Kongresses der USAOJ-a, Bihać 1976, S. 31.
  2. Ljubinka Bogetić, Dragoljub Đurović: Hronologija revolucionarne borbe SKJ 1919–1979. [Chronologie des revolutionären Kampfes des BKJ. 1919–1979] Pres-kliping, Beograd 1980.
  3. Idliko Erdei: „The Happy Child“ as an Icon of Socialist Transformation: Yugoslawia's Pioneer Organization. In: John R. Lampe, Mark Mazower (Hrsg.): Idiologigies and National Identities. The Case of Twentieth-Century South Eastern Europe. S. 154–179, hier 159f.
  4. Kasim Suljević (Hrsg.): Lijepo stoji partizanska bluza. [Die gutaussehende Partisanenbluse.] Ausschuss für den Bau des Denkmals der Heimat des ersten Kongresses der USAOJ-a, Bihać 1976, S. 30.
  5. Josip Malić: Razrednik u osnovnoj školi. [Klassenlehrer in einer Grundschule.] Schulbuchverlag, Zagreb 1973, S. 44 ff.
  6. Juraj Bukša (Hrsg.): Svijet oko nas : enciklopedija za djecu i omladinu. [Die Welt um uns herum: Enzyklopädie für Kinder und Jugendliche.] Schulbuchverlag, Zagreb 1987, S. 153 f.
  7. Josip Malić: Razrednik u osnovnoj školi. [Klassenlehrer in einer Grundschule.] Schulbuchverlag, Zagreb 1973, S. 44 ff.
  8. Josip Malić: Razrednik u osnovnoj školi. [Klassenlehrer in einer Grundschule.] Zagreb: Schulbuchverlag, Zagreb 1973, S. 44 ff.