Vila Bela da Santíssima Trindade

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Município de Vila Bela da Santíssima Trindade
Vila Bela da Santíssima Trindade

Ruine der Igreja Matriz im Zentrum von Vila Bela
Vila Bela da Santíssima Trindade (Brasilien)
Vila Bela da Santíssima Trindade (Brasilien)
Koordinaten 15° 0′ S, 59° 57′ WKoordinaten: 15° 0′ S, 59° 57′ W
Lage von Vila Bela im Bundesstaat Mato Grosso
Gründung 19. März 1752
Basisdaten
Staat Brasilien
Bundesstaat Mato Grosso
Região intermediária Cáceres (ab 2017)
Região imediata Pontes e Lacerda-Comodoro (ab 2017)
Höhe 198 m
Gewässer Rio Guaporé
Klima tropisch, Aw[1]
Fläche 13.420,4 km²
Einwohner 14.493 (2010[2])
Dichte 1,1 Ew./km²
Schätzung 16.271 (1. Juli 2020[3])
Gemeindecode IBGE: 5105507
Postleitzahl 78245-000
Telefonvorwahl (+55) 65
Zeitzone UTC−4
Website Präfektur (brasilianisches Portugiesisch)
Politik
Stadtpräfekt Wagner Vicente da Silveira[4] (2017–2020)
Partei Grüne Partei (PV)
Kultur
Stadtfest 19. März (Gründungstag)
Wirtschaft
BIP 384.835 Tsd. R$
25.195 R$ pro Kopf
(2015)
HDI 0,645 (2010)

Vila Bela da Santíssima Trindade, amtlich Município de Vila Bela da Santíssima Trindade, ist eine am Oberlauf des Rio Guaporé gelegene Stadt mit zum 1. Juli 2020 geschätzten 16.271 Einwohnern[3] im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso. Sie war von 1752 bis 1820 die erste Hauptstadt Mato Grossos. Das mit rund 13.631 km² große Gemeindegebiet bildet im Westen eine Grenze zu Bolivien, die Bevölkerungsdichte beträgt 1,1 Personen pro km².

Die Stadt ist stark afrikanisch geprägt, da ihre Einwohner mehrheitlich Nachfahren afrikanischer Sklaven sind, die im 18. und 19. Jahrhundert zur Arbeit in den Goldminen hierher verschleppt wurden. Dies zeigt sich auch in dem jährlich stattfindenden Festa do Congo (Festança Vila Bela), zu dessen Höhepunkt der Dança do Congo und der Chorado gehört, der vor der Kulisse der Ruinen der Igreja Matriz aufgeführt wird.[5][6] Neben dem Festival und der Kirchenruine gehören zu den touristischen Attraktionen Ausflüge in den Urwald entlang des Rio Guaporé und zum nahegelegenen Parque Estadual da Serra de Ricardo Franco, in dem sich die Cascata dos Namorados (dt. Valentinskaskade) befindet. Des Weiteren existiert ein Museum zur Stadtgeschichte. Es besteht eine circa siebenstündige Busverbindung nach Cuiabá, deren Busse täglich verkehren.[5]

Stadtplan des historischen Vila Bela (1798)

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts führten Goldfunde im heutigen Mato Grosso dazu, dass Portugiesen, insbesondere Bandeirantes, verstärkt in diese bisher weitgehend unerforschte im Grenzgebiet zum spanischen Kolonialreich liegende Region vordrangen. 1737 wurde dabei der Rio Guaporé entdeckt und 1742–1743 fuhren Entdecker vom Oberlauf des Rio Guaporé über den Río Mamoré und Rio Madeira bis zum Amazonas in Pará hinab. Die Verbindung zur Atlantikküste über das Flusssystem des Amazonas bildete schnell einen wichtigen Verkehrs- und Handelsweg, so konnte man die Reise von Vila Bela nach Belém in weniger als zwei Monaten bewerkstelligen,[7] während man für den Landweg von São Paulo nach Vila Bela fünf bis sieben Monate benötigte.[7] Um das Grenzgebiet gegen Spanien abzusichern richtete Portugal 1748 das Kapitanat Mato Grosso ein und gründete 1752 Vila Bela da Santíssima Trindade als dessen Hauptstadt. Zusätzlich wurden Garnisonen entlang des Rio Guaporé errichtet und 1776–1783 die Festung Forte Príncipe da Beira erbaut. Vertraglich wurde der Grenzverlauf im Vertrag von Madrid (1750) geregelt, durch ihn wurde der Rio Guaporé unterhalb von Vila Bela zum Grenzfluss. Die Portugiesen zwangen zunächst lokale Indianer in der Landwirtschaft und in den Goldminen am Oberlauf des Rio Guaporé zu arbeiten, da die Indianer jedoch unter den Bedingungen der Zwangsarbeit oft schnell verstarben oder sich ihr einfach durch Rückzug in den Urwald entzogen, wurden schon bald afrikanische Sklaven nach Vila Bela gebracht, um die Indianer als Arbeitskräfte zu ersetzen.[8][9]

1771 wurde die heute nur noch als Ruine erhalten gebliebene Igreja Matriz (spezieller portugiesischer Kirchentyp) erbaut und 1782 besaß Vila Bela rund 7000 Einwohner.[10] Die Einwohnerzahl stieg bis in die 1820er Jahre auf etwa 13.600 an und zeichnete sich durch einen hohen Anteil afrikanischer Sklaven aus (ca. 2000 Weiße, 4300 Indianer, 7300 Schwarze).[11] Der Naturforscher Johann Natterer besuchte die Stadt zu dieser Zeit, als er während seiner Forschungsreise durch Mato Grosso den Rio Guaporé hinab fuhr. Im Laufe des 19. Jahrhunderts setzte dann der Niedergang Vila Belas ein, infolgedessen nahm auch seine Bevölkerung stark ab.

1820 verlor Vila Bela den Hauptstadtstatus an Cuiabá. Zudem sahen sich Vila Bela und andere Niederlassungen am Oberlauf des Rio Guaporé über weite Strecken des 19. Jahrhunderts verstärkt Angriffen der Cabixi, einer Untergruppe der Paresi-Indianer, ausgesetzt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts betrug die Bevölkerung schließlich weniger als 1000 Einwohner, die fast alle ehemalige Sklaven oder deren Nachfahren waren. 1908 besuchte der Forschungsreisende und Ethnologe Percy Fawcett Vila Bela im Rahmen seiner Expedition zum Rio Verde, einem Nebenfluss des Rio Guaporé.[8][5]

Commons: Vila Bela da Santíssima Trindade – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Clima: Vila Bela da Santíssima Trindade: Climograma, Temperatura e Tabela climática Vila Bela da Santíssima Trindade. In: climate-data.org. pt.climate-data.org, abgerufen am 27. März 2018.
  2. IBGE: Vila Bela da Santíssima Trindade – Panorama. v4.3.8.18.9. Abgerufen am 6. Oktober 2018 (brasilianisches Portugiesisch).
  3. a b IBGE: Estimativas da população residente no Brasil e unidades da federação com data de referência em 1° de julho de 2020. (PDF; 2,6 MB) In: ibge.gov.br. 2020, abgerufen am 14. September 2020 (brasilianisches Portugiesisch).
  4. Wagner 43 (Prefeito). In: com.br. Eleições 2016, abgerufen am 6. Oktober 2018 (brasilianisches Portugiesisch).
  5. a b c Mato Grosso: The Lost World auf der Webseite des Independent vom 9. September 2001 (abgerufen am 13. Oktober 2010)
  6. Festança reúne religiosidade e cultura em Vila Bela. In: globo.com. www.cultura.mt.gov.br, 19. März 2017, abgerufen am 27. März 2018 (brasilianisches Portugiesisch).
  7. a b Edward Julius Goodman: The Explorers of South America. University of Oklahoma Press 1992, ISBN 978-0-8061-2420-9, S. 113–114 (Auszug in der Google-Buchsuche)
  8. a b David Price: Pareci, Cabixi, Nambiquara. A case study in the western classification of native peoples. In: Journal de la Société des Américanistes. Band 69, 1983, S. 129–148, doi:10.3406/jsa.1983.2228 (Online-Kopie)
  9. Bernhard von Graeve: The Pacaa Nova: clash of cultures on the Brazilian frontier. University of Toronto press 1989, ISBN 0-921149-36-0, S, 17–19 (Auszug in der Google-Buchsuche)
  10. Leslie Bethell: Colonial Brazil. Cambridge University Press 1987, ISBN 0-521-34925-7, S. 250, 288 (Auszug in der Google-Buchsuche)
  11. David Brewster, Richard R. Yeo: The Edinburgh encyclopaedia, Band 8. 1830, Neuauflage Routledge 1999, ISBN 0-415-18026-0, S. 429, (Auszug in der Google-Buchsuche)