Vlny

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Film
Titel Vlny
Produktionsland Tschechien, Slowakei
Originalsprache Tschechisch
Erscheinungsjahr 2024
Länge 131 Minuten
Stab
Regie Jiří Mádl
Drehbuch Jiří Mádl
Produktion Wanda Adamík Hrycová,
Vlasta Kristl,
Monika Kristlová
Musik Simon Goff
Kamera Martin Žiaran
Schnitt Filip Malásek
Besetzung

Vlny (internationaler englischsprachiger Titel Waves, beides für „Wellen“) ist ein Filmdrama und ein Politthriller von Jiří Mádl. Im Zentrum des Films stehen zwei Brüder, gespielt von Vojtěch Vodochodský und Ondřej Stupka. Der Film ist eine tschechisch-slowakische Koproduktion, spielt im Vorfeld und während des Prager Frühlings und erzählt die Geschichte einer Gruppe von Journalisten, die trotz staatlicher Zensur und Schikanen durch die Geheimpolizei versuchen, die Bevölkerung mit unabhängigen Nachrichten zu versorgen. Vlny feierte Anfang Juli 2024 beim Internationalen Filmfestival Karlovy Vary seine Premiere und soll Mitte August 2024 in die tschechischen Kinos kommen.

Damit sein 17-jähriger Bruder Pavel weiter zur Schule gehen kann, arbeitet sein älterer Bruder Tomáš und übernimmt auch ansonsten die Verantwortung für ihn. Ihre Eltern sind beide gestorben. Eher zufällig bekommt Tomáš einen Job als Techniker beim Tschechoslowakischen Rundfunk, wo er für eine Gruppe von Journalisten arbeitet, die sich der Integrität verschrieben haben und sich der Zensur der Kommunistischen Partei widersetzen. Zu diesen Männern und Frauen gehören Milan Weiner, Jiří Dienstbier, Věra Šťovíčková, Jan Petránek und Luboš Dobrovský.

Tomáš ist bei seiner neuen Arbeit von Menschen umgeben, die Dinge wissen, von denen er keine Ahnung hatte, die viele Sprachen sprechen und die sich bei der journalistischen Arbeit ganz auf die Wahrheit fokussieren.[1][2][3]

Luboš Dobrovský war Jour­na­list des Tsche­cho­slo­wa­ki­schen Rundfunks

In Vlny werden mehrere Mitglieder der Redaktion „Internationales Leben“, dem Auslandsbüro des Tschechoslowakischen Rundfunks, während der Zeit des Prager Frühlings porträtiert. Der im Januar 2011 verstorbene Jiří Dienstbier, der im Jahr 1989 der erste Außenminister der Tschechoslowakei der postkommunistischen Ära wurde, gehörte zu dieser Gruppe, ebenso die Radiojournalistin Věra Šťovíčková und der im Januar 2020 verstorbene Luboš Dobrovský, ein Klassenkamerad von Dienstbier, der später Verteidigungsminister wurde.[2]

Ihr Kollege Milan Weiner war bereits 1969 an den Folgen eines Gehirntumors verstorben. Wie Dobrovský war auch Weiner Jude und lehnte die staatliche Zensur im Radio entschieden ab. Er forderte zudem, dass ihre internationale Nachrichtenredaktion mindestens einmal am Tag um 21:45 Uhr ihre eigenen unzensierten und kommentierten Nachrichten präsentieren könne, die sie von der Agentur Reuters erhielten.[4] In den frühen Morgenstunden des 21. August 1968 hatte Radio Prag schließlich sein laufendes Programm unterbrochen. Die Sprecherin verlas mit erregter Stimme die Eilmeldung, dass kurz vor Mitternacht Truppen des Warschauer Paktes die Staatsgrenze der Tschechoslowakei überschritten haben. Der Sendebetrieb wurde bis fünf Tage nach dem Einmarsch aufrechterhalten.[5]

Karel Hoffmann, ein Politiker der Kommunistischen Partei KSČ, der unter anderem zwischen 1967 und 1968 Minister für Kultur und Information und hiernach Minister für Post und Telekommunikation war, soll zusammen mit 39 anderen führenden Persönlichkeiten den sogenannten „Einladungsbrief“ unterzeichnet haben, in dem diese den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes zur Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968 erbeten haben.

Regie, Drehbuch und Filmmusik

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Regisseur Jiří Mádl

Regie führte der Tscheche Jiří Mádl, der auch das Drehbuch schrieb.[1] Er ist der Bruder des Spezialeffektekünstlers Jan Mádl. Im Jahr 2011 absolvierte er einen Kurs im Drehbuchschreiben an der New York Film Academy. Zwischenzeitlich schrieb der als Schauspieler bekannte Mádl auch Drehbücher für das Theater, für Fernsehserien und für mehrere Filme von Milos Smídmajer. In seinem Spielfilmdebüt Ab ans Meer! von 2014 ging es um einen Jungen, dessen großer Wunsch es ist, ein Filmemacher wie Miloš Forman zu werden. In seiner zweiten Regiearbeit Na strese von 2019 spielte Alois Švehlík einen einsamen Professor im Ruhestand, der gegenüber allen und jedem verbittert ist.[6] Für beide Filme hatte Mádl beim Český lev sowohl für die Regie als auch seine Drehbücher Nominierungen erhalten. Vlny ist sein dritter Spielfilm.

Mádl verwendete für Vlny auch historisches Filmmaterial und kombinierte dieses mit für den Film gedrehten Szenen.[2] Die Idee für diesen Ansatz hatte er sich von Peter Jacksons nachbearbeiteten Dokumentarfilm They Shall Not Grow Old über den Ersten Weltkrieg abgeschaut.[3] Seit seiner Kindheit ist der Regisseur vom Radio fasziniert. Vlny ist eine Hommage an die Arbeit der Redakteure. Mádl stützte sich bei dem Film auf die Erinnerungen von Zeitzeugen, darunter den Journalisten Jan Petránek und insbesondere Věra Štovíčková, von der er Dinge erfahren hatte, die sich nicht in Lehrbüchern finden.[2] Beide waren Ende der 1960er Jahre in der Redaktion „Internationales Leben“ tätig, für die damals auch Karel Jezdínský, Dobrovský und Dienstbier arbeiteten.[4]

Die Filmmusik komponierte der Brite Simon Goff. Der Grammy-Preisträger arbeitete in der Vergangenheit mit der Isländerin Hildur Guðnadóttir zusammen und war zuvor für Filme wie Joker und We Have Never Been Modern und Fernsehserien wie Chernobyl tätig.[7]

Besetzung, Kostüme und Dreharbeiten

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Vojtěch Kotek spielt den Journalisten Jiří Dienstbier

Vojtěch Vodochodský und Ondřej Stupka spielen die Brüder Tomáš und Pavel Havlík.[1] Vodochodský war von 2016 bis 2018 in mehr als 50 Folgen der Fernsehserie Ohnivý kure zu sehen, spielte in Párty Hárder: Summer Massacre von Martin Pohl in einer Nebenrolle und war im gleichen Jahr in der Filmbiografie Arvéd von Vojtech Masek in seiner ersten Hauptrolle zu sehen. Mádl beschreibt Tomás als eine Mischung aus drei Menschen, über die er gelesen oder die er getroffen hatte und die Techniker waren. Tomás sollte ein durchschnittlicher Tschechoslowake sein, mit dem sich die Zuschauer identifizieren können.[3] Stupka debütiert in dem Film als Schauspieler. Vojtěch Kotek und Martin Hofmann spielen die Journalisten Jiří Dienstbier und Luboš Dobrovský, Táňa Pauhofová ihre Kollegin Věra Štovíčková und Theo Jacques den Prager Musiker Waldemar Matuška.[2] Stanislav Majer spielt Milan Weiner, den Chefredakteur der Redaktion von „Internationales Leben“.[8] Außerdem finden sich Marika Šoposká als die Sekretärin Jarunka, Igor Bareš, Matyáš Řezníček und Jan Nedbal auf der Besetzungsliste.[2] Letzterer war in dem ebenfalls in der kommunistisch regierten Tschechoslowakei spielenden Film Bratři in der Rolle von einem der Brüder Mašín zu sehen.

Kostümbildnerin Katarína Štrbová Bieliková war zuvor für Filme wie Alma und Oskar von Dieter Berner, Charlatan von Agnieszka Holland und Tancuj, Matyldo von Petr Slavík tätig und wurde für ihre Arbeit vielfach ausgezeichnet.[7]

Kameramann Martin Žiaran war zuletzt für Herec und den Märchenfilm Krakonos Geheimnis tätig.

Marketing und Veröffentlichung

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Der erste Trailer für Vlny wurde Ende Juni 2024 vorgestellt.[9] Die Premiere des Films fand am 1. Juli 2024 beim Internationalen Filmfestival Karlovy Vary statt.[10] Der Kinostart in Tschechien ist am 15. August 2024 geplant.[2]

Internationales Filmfestival Karlovy Vary 2024

Einzelnachweise

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  1. a b c Martin Kudláč: Review: 'Waves'. In: cineuropa.org, 3. Juli 2024.
  2. a b c d e f g Dojetí v Thermalu: Vlny okouzlily diváky, na premiéře se tleskalo dlouhé minuty. In: totalfilm.cz, 2. Juli 2024. (Tschechisch)
  3. a b c Georg Szalai: How Peter Jackson Inspired the Style of 'Waves' and Why Its Czech Director Compares It to a Christmas Tree. In: The Hollywood Reporter, 6. Juli 2024.
  4. a b Karel Hvížďala: Pár věcí se podařilo: Rozhovor s politikem a novinářem Lubošem Dobrovským. In: holocaust.cz, 23. August 2011. (Tschechisch)
  5. Lars-Broder Keil: Ulbrichts Panzer fanden nicht den Weg nach Prag. In: welt.de, 23. Oktober 2011.
  6. Recenze: Jak málo stačí k velké radosti, předvádí Jiří Mádl Na střeše. In: idnes.cz, 4. Februar 2019. (Tschechisch)
  7. a b Kamil Fila: Temný Mádl povstal: Srpen 1968 je ve Vlnách hollywoodským akčňákem. In: seznamzpravy.cz, 2. Juli 2024. (Tschechisch)
  8. https://www.novinky.cz/clanek/kultura-mff-kv-stanislav-majer-jsem-snilek-to-milan-weiner-nebyl-40477929
  9. Trailer for Karlovy Vary entry 'Waves'. In: cineuropa.org, 25. Juni 2024.
  10. Vlny. In: kviff.com. Abgerufen am 7. Juli 2024. (Tschechisch)
  11. Anne Thompson: Karlovy Vary 2024: Award Winners, Breakouts, Oscar Contenders. In: indiewire.com, 6. Juli 2024.