Who put Bella in the Wych Elm?

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Modernes Graffiti am Whychbury Obelisken in der Nähe des Fundorts, 2006

„Who put Bella in the Wych Elm?“ („Wer hat Bella in die Bergulme gesteckt?“) ist der Name eines Graffitos und eines ungelösten Todesfalls in England aus den 1940er Jahren. Im Jahr 1943 entdeckten Jugendliche eine stark verweste Leiche in einem hohlen Baum im Großraum Manchester. Die skelettierte Leiche wurde als weiblich identifiziert, die im Sommer oder Herbst des Jahres 1941 zu Tode gekommen sein dürfte. Sowohl die Todesursache als auch die Umstände ihres Todes sind ungeklärt. Des Weiteren ist unbekannt, wo sich die sterblichen Überreste oder der Autopsiebericht heute befinden.

Der Fall gab Anlass zu mehreren Medienberichten, Theaterstücken, Filmen sowie einem Musical und einer Oper.

Am 18. April 1943 suchten vier Jugendliche aus der Gegend nach Vogelnestern im Wald von Hagley, der Teil des Hagley estate ist und Lord Cobham gehörte.[1] Die Namen der Jugendlichen waren Robert Hart, Thomas Willetts, Bob Farmer und Fred Payne. In der Nähe von Whychbury Hill kamen sie an einer hohlen Bergulme vorbei.[2][3] Da sie dachten, dies sei ein geeigneter Platz für Vogelnester, kletterte Farmer auf den Baum, um nachzusehen. Als er den Baum erklomm, schaute er in den hohlen Baumstrunk und entdeckte dort einen Schädel. Zuerst dachte er, es sei der Schädel eines Tieres. Als er auch menschliches Haar und Zähne erblickte, wurde ihm klar, dass es sich um den Schädel eines Menschen handelte. Da sich die Kinder unerlaubterweise auf dem Anwesen befanden, legte Farmer den Schädel zurück. Die vier Kinder kehrten nach Hause zurück, ohne ihren Fund jemandem mitzuteilen.[4] Zu Hause hatte der älteste der vier, Willetts, Gewissensbisse. Er erzählte seinen Eltern, was die vier erlebt und gefunden hatten.

Der Schädel von „Whych Elm Bella“, nach dem Auffinden im Jahr 1943

Die Polizei untersuchte den Baumstrunk und fand ein fast vollständiges Skelett, mit einem Schuh, einem goldenen Ehering, und Teile von Kleidern. Der Schädel hatte einige Büschel Haar und ein fast vollständiges Gebiss, in dem ein paar Zähne fehlten.[5] Nach weiteren Untersuchungen wurden Überreste einer Hand in einiger Entfernung zum Baum gefunden.[4]

Forensische Untersuchungen des Pathologen James Webster vom Home Office in Birmingham[6] ergaben, dass es sich um die Leiche einer Frau handelte, die mindestens 18 Monate tot war; der Sterbezeitpunkt wurde auf Oktober 1941 oder früher datiert. Webster fand auch Taft im Mund der Frau, an dem sie möglicherweise erstickt war. Nachdem der Baumstrunk vermessen worden war, stellte er fest, dass sie kurz nach dem Tod dort abgelegt worden war, da sie nach Ausprägung der Totenstarre dort nicht mehr hineingepasst hätte.[4]

Anhand der bei der Leiche gefundenen Gegenstände konnte die Polizei rekonstruieren, wie die Person zu Lebzeiten ausgesehen hatte. Aufgrund des Krieges gab es jedoch zu viele Vermisstenanzeigen, und ein Abgleich mit allen Vermisstenanzeigen unterblieb. Die Polizei glich die Details mit Vermisstenfällen aus der umliegenden Gegend ab, fand jedoch keine Treffer.[7] Sie kontaktierten auch Zahnärzte aus der Gegend, um einen Abgleich des Zahnprofils zu erreichen.[7]

21. Jahrhundert

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Die West Mercia Police schloss im Jahr 2014 eine Überprüfung des Falls ab.[6]

Eine Episode der Fernsehsendung Nazi Murder Mysteries griff den Fall im Jahr 2018 auf.[8] Diese Sendung strahlte auch eine Gesichtsrekonstruktion aus, welche die Universität von Liverpool anhand von Fotos des Schädels angefertigt hatte.[9] Andrew Sparke hatte sie für eines seiner Bücher zum Fall in Auftrag gegeben.[9]

Im Mai 2023 sandte die BBC im Zusammenhang mit einem BBC Podcast zum Fall The Body in the Tree[6] eine Anfrage an verschiedene Museen, um die sterblichen Überreste zu finden, die eine DNA-Analyse ermöglichen könnten.[6] Bis in die späten 1960er Jahre oder die frühen 1970er befanden sich diese im „Black Museum“ des Tally-Ho! Trainingszentrums der Birmingham City Police.[6] Seitdem ist unbekannt, wo sich die sterblichen Überreste oder der Autopsiebericht befinden.[4]

Erklärungsversuche

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The Lyttelton Arms, Hagley

Im August 2014 schlug Steve Punt anlässlich einer Sendung in Radio 4 der BBC zwei mögliche Varianten einer Erklärung des Falles vor. Ein mögliches Mordopfer wurde der Polizei von einer Sexarbeiterin im Jahr 1944 genannt. Sie gab zu Protokoll, dass eine andere Sexarbeiterin mit dem Namen Bella, die an der Hagley Road gearbeitet hatte, seit etwa drei Jahren verschwunden sei.[4] Die Person, die das Graffito anbrachte, kannte wahrscheinlich diese Frau („Bella“ oder „Lubella“).[5]

Eine weitere Möglichkeit ergibt sich durch eine Aussage von Una Mossop, die sie im Jahr 1953 zu Protokoll gab: Ihr Ex-Mann, Jack Mossop, hätte Familienmitgliedern gestanden, dass er die Leiche mit einem Niederländer namens van Ralf im Baum versteckt habe. Mossop und van Ralf hätten sich im Pub the Lyttelton Arms in Hagley auf einen Drink getroffen. Mossop gab an, die Frau hätte zu viel getrunken, und sei auf der Fahrt ohnmächtig geworden. Die Männer hätten sie in einem Baum im Wald versteckt, in der Annahme, sie würde am nächsten Morgen aufwachen und ihren Fehler einsehen.[4] Jack Mossop wurde in eine psychiatrische Klinik in Stafford eingeliefert, weil er wiederholt Träume von einer Frau gehabt habe, die ihn aus einem Baum anstarrte. Er starb in der Klinik vor dem Fund der Leiche.[4] Diese Aussagen sind wahrscheinlich nicht korrekt oder vollständig; Uma Mossop machte sie erst mehr als zehn Jahre nach dem Tod von Jack Mossop.[4]

Ein weiterer, jedoch entkräfteter Erklärungsversuch entstammt einer Akte zu Josef Jakobs, die vom MI5 freigegeben wurde. Jakobs war die letzte Person, die im Tower of London am 15. August 1941 hingerichtet wurde. Er war ein Agent der Abwehr und gelangte als Fallschirmspringer im Jahr 1941 nach Cambridgeshire. Bei der Landung brach er sich jedoch den Knöchel und wurde kurz darauf vom Home Guard festgenommen. Ein beschlagnahmtes Foto zeigte seine wahrscheinliche Liebhaberin, eine deutsche Cabaretsängerin und Schauspielerin namens Clara Bauerle.[2] Bei der Einvernahme sagte Jakobs, sie werde als Spionin ausgebildet und würde nach England geschickt, sollte er mit ihr in Kontakt treten. Es gibt jedoch keine Hinweise, dass Bauerle nach England geschickt wurde.[10] Mehrere Zeugen sagten aus, Bauerle sei etwa 180 cm groß gewesen; „Bella“ war jedoch nur etwa 150 cm groß.[10] Im September 2016 stellte sich heraus, dass Clara Bauerle am 16. Dezember 1942 in Berlin starb.[11]

Im Jahr 1945 schlug Margaret Murray, eine Anthropologin und Archäologin, eine weitere Theorie vor: Es habe sich um Hexerei gehandelt, da das Abtrennen einer Hand mit dem Ritual der Totenhand konsistent sei. Das Opfer sei von Roma im Rahmen eines okkulten Rituals getötet worden.[7] Diese Ideen führten zu ein paar Artikeln in Lokalzeitungen. Mit dem Fall betraute Personen verglichen den Fall mit jenem von Charles Walton; Walton war in einem Ritualmord im nahegelegenen Lower Quinton umgekommen.[2]

Im Jahr 1953 tauchte eine weitere Theorie auf: Bei der Toten handle es sich in Wahrheit um die Niederländerin Clarabella Dronkers, die von deutschen Spionen (einem britischen Offizier, einem Niederländer und einem Schauspieler) getötet worden sei, „weil sie zu viel wusste“.[2][7] Die zugänglichen Aufzeichnungen und Beweismittel stützen diese Theorie jedoch nicht.

Im Jahr 1944 gab es verschiedene Graffiti an der Upper Dean Street in Birmingham, die in Zusammenhang mit der Tat zu stehen scheinen. Eines davon war Who put Bella down the wych elm – Hagley Wood.[12] Das gab den Ermittlern weitere Hinweise, denen sie nachgehen konnten. Andere Graffitis in der gleichen Schrift wurden ebenfalls gefunden. Seit den 1970er Jahren erscheint ein Graffito sporadisch auf dem Obelisken von Hagley, nahe der Fundstelle der Toten. Es ist geringfügig anders und lautet: Who put Bella in the Witch Elm?[1][3]

  • Simon Holt: Who put Bella in the Wych-elm?. 2002, Kammeroper für Sopran, Bariton, Violine, Klavier und Kammerensemble

Einzelnachweise

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  1. a b BBC staff: Murder mystery returns to haunt village In: BBC News, 12. August 1999. Abgerufen am 30. Juli 2010 (englisch). 
  2. a b c d Allison Vale: Is this the Bella in the wych elm? Unravelling the mystery of the skull found in a tree trunk. In: The Independent. 22. März 2013, abgerufen am 27. Februar 2014 (englisch).
  3. a b Richard Askwith: Mystery. Murder. And half a century of suspense In: The Independent, 18. August 1999. Abgerufen am 30. Juli 2010 (englisch). 
  4. a b c d e f g h Who Put Bella in the Wych Elm?, Series 7, Punt PI – BBC Radio 4. In: BBC. Abgerufen am 16. Januar 2018 (englisch).
  5. a b Nathan Jolly: Does graffiti hold the answer to this 73-year-old murder mystery? In: NewsComAu, 23. Oktober 2016. Abgerufen am 17. Januar 2018 (englisch). 
  6. a b c d e BBC investigator asks museums for help tracing remains of murder victim. In: museumsassociation.org. 2. Mai 2021, abgerufen am 2. Mai 2023 (englisch).
  7. a b c d Who put Bella down the Wych Elm? In: Strange Remains, 24. April 2015. Abgerufen am 17. Januar 2018 (amerikanisches Englisch). 
  8. Nazi Murder Mystery. yesterday.uktv.co.uk, archiviert vom Original am 7. Dezember 2018; abgerufen am 6. Dezember 2018 (englisch).
  9. a b Bev Holder: Image of Hagley Wood murder victim Bella revealed for first time In: Stourbridge News, 26. Februar 2018. Abgerufen am 6. Dezember 2018 (englisch). 
  10. a b Giselle K. Jakobs: Clara Bauerle Declassified. In: Josef Jakobs 1898–1941. 22. Dezember 2017, abgerufen am 19. Januar 2018 (englisch).
  11. Giselle K. Jakobs: Clara Bauerle Finally Laid to Rest. In: Josef Jakobs 1898-194. 27. September 2016, abgerufen am 19. Januar 2018 (englisch).
  12. Joyce M. Coley: Bella: An Unsolved Murder. History into Print, Studley, Warwickshire 2007, S. 9 (englisch).