Wikipedia:Archiv/Veranstaltungen/Siggen 2008/Siggener Kreis/Empfehlungen
Die folgenden Empfehlungen sind das Ergebnis von Diskussionen auf der Tagung Siggener Zeit über kollaborative Medien in den Geisteswissenschaften. Am Ende der Tagung wurde versucht, aus den Diskussionen Empfehlungen an die Nutzergemeinschaft der diskutierten Wikiprojekte und an die Wikimedia Foundation zu destillieren und einer breiteren Öffentlichkeit zur Diskussion zu stellen. Alle Interessenten sind eingeladen, auf der Diskussionsseite Stellung zu nehmen.
Empfehlungen
Sprachversionen
Wikipedia dient ausdrücklich nicht der Theoriefindung sondern soll bekanntes Wissen abbilden. Die Schaffung und Etablierung von Sprachformen, die nach gängiger linguistischer Fachmeinung keine eigenständigen, tatsächlich verwendeten (Standard-)Sprachen sind, sollte deshalb nicht zu den Aufgaben von Wikipedia gehören. Kritisch zu betrachten sind daher:
- Wikiprojekte, die mehrere unterschiedliche Dialekt- oder Sprachformen nebeneinander in sich vereinen oder einen künstlichen "Hochdialekt" schaffen, der so von niemandem gesprochen wird.
- Ideologisch motivierte Aufteilungen oder Zusammenfassungen, die eher Wunschvorstellungen als linguistischen Realitäten entsprechen
- Wikipedias in ausgestorbenen Sprachen oder Kunstsprachen, die nur von wenigen Zweitsprachlern verwendet werden (z.B. Volapük, Ido).
- zu 1.
- Das Zusammenfassen verschiedener (Teil-)Dialekte zu einem künstlichen "Hochdialekt" (z.T. in der Bairischen Wikipedia angestrebt) schafft letztendlich eine Wikiversion in einer Sprache, die von niemandem gesprochen wird. Wikiversionen, in denen Artikel in verschiedenen Dialekten stehen (z.B. in der Alemannischen Wikipedia), eventuell sogar verschiedene Varietäten innerhalb eines einzigen Artikels verwendet werden, sind für Sprecher der jeweils anderen Varianten nur bedingt verstehbar und nützlich. Wenngleich ein Austausch möglich und sinnvoll ist, bietet es sich bei hinreichend großer Benutzerbasis an, diese Versionen aufzuteilen.
- zu 2.
- Eine Wikiversion sollte grundsätzlich von einer (interessierten) Sprechergemeinschaft getragen, editiert und genutzt werden und nicht den Interessen von Einzelpersonen oder Splittergruppen nachkommen, die durch die Einrichtung der Sprachversion ein politisches oder gesellschaftliches Faktum schaffen wolle, dessen Anspruch über das Wikiprojekt hinaus geht. Ein fiktives Beispiel für eine unsinnige Wikiversion wäre das Einrichten einer parallelen Wikipedia in alter deutscher Rechtschreibung. Gleiches gilt aber auch für die in Frage zu stellende Sinnhaftigkeit anderer Aufteilungen wie z.B. die zwei orthographischen Versionen von Weißrussisch oder die Aufrechterhaltung der Serbokroatischen Wikipedia parallel zu den Wikipedias in Bosnisch, Kroatisch und Serbisch.
- zu 3.
- Zur Sprachdokumentation können statt Wikipedia außerdem eher Textsammlungen bei Wikisource und Wörterbücher bei Wiktionary sinnvoll sein. Zum Sprachlernen eignen sich Projekte bei Wikibooks oder Wikiversity besser. Eine Kooperation von Wikimedia mit den fachlichen Institutionen zur Sprachdokumentation (DoBeS, HRELP, PARADISEC, FEL, GbS, LELA etc.) ist angeraten. Insbesondere hinsichtlich der Archivierung und Verfügbarmachung von Sprachdaten und Textkorpora bedohter Sprachen gibt es hier viele Möglichkeiten fruchtbaren Erfahrungsaustausches.
- Für bedrohte Sprachen ist die Einrichtung einer dezidierten Wikipedia (und anderer Wikiprojekte) ein klares Signal der Anerkennung und Wertschätzung. Sofern die Sprechergemeinschaft Zugang zum Internet hat und eine eigene Sprachversion wünscht, kann eine "eigene" Wikipedia zum Spracherhalt und zur Dokumentation der Sprache beitragen und zumindest in kleinem Maße Sprachwechsel eindämmen, da die betreffende Sprache hier Prestigegewinn durch einen konkret sichtbaren Nutzen hat und ein Wiki zugleich einen Kommunikationsanlass und eine Kommunikationsplattform auch für verstreute Sprechergemeinschaften bietet. Derartige Wikiprojekte sind jedoch nur sinnvoll, wenn die Inhalte vorrangig von Muttersprachlern erstellt oder korrigiert werden, so dass einerseits authentische Texte anstatt künstlicher Neuschöpfungen geschaffen werden und andererseits auch das Wissen der jeweiligen Sprechergemeinschaft in ihnen reflektiert wird. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Inhalte ausschließlich aus künstlichen Neuschaffungen durch Nicht-Muttersprachler bestehen, die wenig mit der tatsächlichen Sprache zu tun haben. Diese Gefahr besteht vor allem bei Wikipedias in bereits ausgestorbenen Sprachen (z.B. Altkirchenslawisch, Latein). Solche Wikipedias laufen darüber hinaus mangels einsprachigen Sprechern bzw. Muttersprachlern auch dem Sinn zuwider, das in ihnen gesammelte Wissen einem Personenkreis zugänglich zu machen, der sonst keinen Zugang zu diesem Wissen hätte. Für andere Wikiprojekte (Wikiquote, Wikisource, Wikibooks(?)) gilt dies nicht in gleichem Maße – sie können durchaus auch in Versionen für ausgestorbene Sprachen nützlich sein.
- Generelle Empfehlung
- Die Erstellung, Zusammenfassung, Aufsplittung und Einstellung von Wikiprojekt-Sprachversionen sollte (durch das Language Subcommittee bzw. die Foundation) stets sowohl mit den betroffenen Sprechergemeinschaften und Interessensgruppen als auch mit fachkundigen Linguisten abgestimmt werden.
Autorenschaft
Obwohl Informationen zur Autorenschaft prinzipiell in der Versionsgeschichte einer Seite enthalten sind, lässt sich unter MediaWiki bislang nur sehr schwer herausfinden, wer maßgeblich als Autor oder Bearbeiter verantwortlich ist. Für die Nutzung von Wikimedia-Projekten von und für Wissenschaftler ist in den meisten Fällen eine namentliche Kennzeichnung notwendig. Zum einen sind Wissenschaftler auf die Nennung ihres Namens als Autoren angewiesen und zum anderen trägt die namentliche Kennzeichnung und Verantwortung von Beiträgen zur Reputation der entsprechenden Projekte bei. Die Möglichkeiten reichen von Auswertungen der Versionsgeschichte, wie sie beispielsweise in den Projekten WikiGenes,[1], WikiTrust[2] und HistoryFlow[3] vorgeführt werden, bis zur expliziten Nennung einzelner Autoren und Bearbeiter bei Projekten wie Wikibooks, Wikisource und Wikimedia Commons, wo die Verantwortlichkeit für Inhalte deutlicher Personen zugeschrieben werden kann.
Qualitätssicherung
Im Laufe der Jahre hat sich in den Wikimedia-Projekten mit ihrem beständigen Wachstum ein komplexes System von Verfahren zur Qualitätssicherung entwickelt. Die verschiedenen Maßnahmen sind durch Selbstorganisation entstanden und von Außen nur schwer zu durchschauen. In der Wikipedia gibt es beispielsweise folgende, teilweise miteinander verschränkte Mittel:
- MediaWiki-Funktionen wie Versionsgeschichte, Diff-Anzeige, Rollback und Revert, Sichtungsstatus, Logbücher etc.
- Diskussionsseiten und Verfahren des „offenen Peer Review“, die zu Auszeichnungen bezüglich des Qualitätsstatus führen können ("Lesenswert", "Exzellent", "Informativ" etc.)
- Kennzeichnungen von Artikeln durch Bewertungsbausteine oder "Gesichtete Versionen"
- Prozesse zum Qualitätsmanagement wie Löschanträge (LA), Schnelllöschanträge (SLA), Qualitätssicherung (QS), Review und ihre Revisionsinstanzen
- Soziale Initiativen und Gruppen innerhalb der Projekte wie Fachportale, Redaktionen, Schreibwettbewerb, Auskunft, Chat etc.
- Aktivitäten des Vereins und der Foundation sowie Bereitstellung von Werkzeugen durch Dritte
Um diese Prozesse in der Öffentlichkeit stärker transparent und damit die Qualitätssicherung sichtbar zu machen, soll Informationsmaterial (z.B. gedruckte Broschüren) erstellt werden, das sprachlich und visuell die Wege der Inhalte durch die Stationen des Qualitätsmanagements und das ausgeklügelte System der „checks and balances“ durch Revisions- und Kontrollinstanzen darstellt.
Wissenschaftliches Publizieren
Wissenschaftliches Publizieren umschließt Aspekte, die Wikipedia als online-Enzyklopädie in der Tradition wissenschaftlicher Lexika und Handbücher berechtigt ausschließt: Es ist
- öffentlich kontrovers,
- auf identifizierbare, mit Verantwortung ausgestattete, persönlich vertretene Positionen hin zitierbar
- im Moment der Publikation bereits historisch, mit der Publikation fixiert der Debatte ausgesetzt
Die Dissertation, der Artikel in der sukzessive erscheinenden Zeitschrift, der Beitrag im Band, der einer Konferenz folgt, sind privilegierte Medien wissenschaftlichen Publizierens aus diesen Gründen. Sie fordern die Thesenbildung ein. Sie setzen eine Diskussion voraus und generieren Beiträge, die mit Namen und Jahr zitierbar werden. Von der prominenten wissenschaftlichen Publikation gehen Konsequenzen für die weitere Forschung aus. Das Spannende an der wissenschaftlichen Publikation ist dabei gerade, dass Wissen eingefroren wird. Dem Forscher, der Forscherin, bleibt allenfalls im Verlauf der Diskussion noch die Chance, in einer Anschlußpublikation Positionen zu klären.
Seminararbeiten, die aus Wikipedia schöpfen, haben aus den genannten Gründen zumeist gerade nicht den Mangel, daß da aus Wikipedia Irrtümer referiert würden. Das Problem ist vielmehr das Referat von Allgemeinwissen an sich als unwissenschaftliche Übung. Gesucht wird in den Wissenschaften das Nachdenken über das aktuelle Wissen, ein Nachdenken, das Konsequenzen für die weitere Forschung hat.
Der Integration von Wissenschaftlern in Wikipedia setzt das Grenzen der Textsorte: Wikipedia bleibt so unzitierbar wie Lexika und Handbücher bei allem wissenschaftlichen Standard, den sie anstreben kann.
Es ist darum durchaus sinnvoll, die Grundsätze "no original research" und "keine Theorienbildung" innerhalb der online-Enzyklopädie zu wahren, innerhalb der Online-Enzyklopädie allenfalls klarer die Konkurrenz mit Fachlexika zu wagen. Die Frage ist, ob Wikipedia Autoren zudem noch weiteren Raum bieten kann, den die kontroverseren, Thesen und Positionen einfordernden wissenschaftlichen Publikationsformen bieten.
Die Empfehlungen hierfür könnten lauten:
- Tools zu entwickeln, die es erlauben, Wissenschaftliche BeiträgerInnen in Wikipedia Artikeln bei Bedarf identifizierbar zu machen. Die aktuellen Diskussionsseiten und Versionsgeschichten erlauben es allenfalls der Community, Autoren auszumachen. Rang bemißt sich bislang allein innerhalb der Community, konsequenterweise an Benutzeraccounts gebunden. Wissenschaftliche Autoren, werden in die Artikelarbeit vermehrt einsteigen, sobald es geschehen kann, dass Kollegen im Nachhinein ihre Arbeit an einem Artikel bewerten können. Wir benötigen hier Tools, die auf Anfrage des Lesers sichtbar machen, welche Accounts einen Artikel im Kern schrieben.
- Prekäre große, kollektiv verfasste Artikel – wie etwa Mittelalter – in den Wissenschaften neu auszuschreiben. Ein Problem sind diese Artikel, da sie als zusammengestückelte verteidigt werden, und nicht innerhalb des Wikipedia-Alltagsgeschäftes einfach neugeschrieben werden können. Sie müßten neuaufgesetzt werden. Auch hier müßte sichergestellt werden, daß zumindest fachintern nachvollziehbar wird, auf welcher fachlichen Grundlage – von welchen Autoren – dieser Artikel im Kern verfaßt wurde. Fachautoren werden unter derselben Bedingung damit leben können, daß innerhalb der flexiblen Online-Enzyklopädie ihr Artikel bearbeitbar und veränderbar wird.
- Eine neue redaktionelle Richtlinie zu verfassen, die die momentan divergierenden Ansprüche von Wikipedia vereint, sowohl allgemeines Lexikon zu sein, wie Ressource wissenschaftlichen Anspruchs. Die Lösung könnte hier in einer Artikelrichtlinie liegen, die einen allgemeinverständlichen Part – etwa farblich – von weiteren Ausführungen abgrenzt, die gezielt auf fachlich versierte Leser zugeschnitten sind.
- Der Aufbau einer zusätzlichen, der Enzyklopädie angeschlossenen Publikationsplattform, die anstrebt, was Wikipedia als Enzyklopädie vermeidet: Publikationen mit Autorschaft, Thesenbildung, wissenschaftlicher Kontroverse und historisch finiten – im Moment der Veröffentlichung eingefrorenen – Positionen, auf die sich die Fachdebatte im selben Moment beziehen kann.
Ein praktischer Vorschlag wäre an dieser Stelle die Gründung eines wissenschaftlichen Journals, das von Wikipedia verlegt und mit der online Enzyklopädie im elektronischen Publikationsgang verbunden wird. Denkbar wäre (da Wikipedia von wechselnden aktiven Gruppen lebt), dass dieses Journal in Nummern zu wechselnden wissenschaftlichen Themen herausgegeben wird, die jeweils von zwei HerausgeberInnen aus dem Wissenschaftsbetrieb betreut würden. Die Beiträger der einzelnen Ausgaben würden konventionell von den Herausgebern über einen Call for Papers, eine Konferenz oder persönliche Kontakte gesammelt. Wikipedia böte die Publikation im Druck (etwa über ein Print on Demand Vertriebssystem, das gezielt Fachbibliotheken anspräche), sowie die fixierte Online-Version der jeweiligen Publikation. Anders als andere Web-basierte Jounale würde das der Wikipedia Beiträge mit dem Online-Lexikon konsequent verlinken.
Der Gewinn für die Online-Enzyklopädie wäre die stabile Trennung von unkontroversem Wissensangebot und wissenschaftlichem Diskurs sowie die Andockung an das wissenschaftliche Publikationswesen. Verbindungen von Wikibooks (als Printort) und Wikiversity (als betreuende Institution) wären denkbar. Für Wikipedia das affilliierte Journal wäre jedoch sicherlich die direkte Partnerschaft der große Rennomeegewinn.
Für Wikiversity und Wikibooks wird unter dem Aspekt wissenschaftlichen Publizierens grundsätzlich zu überlegen sein, ob Strukturen des Wissenschaftsbetriebs beiden Medien zugemutet werden sollen. Es könnte sinnvoll sein, beide Plattformen – so wie Wikipedia – gerade nicht den im Wissenschaftsbetrieb Verantwortungen setzenden Strukturen zu unterwerfen. Sie bieten im selben Moment Freiräume für das unkomplizierte Publizieren von Unterrichtsmaterialien. Als Orte der Fachdiskussion bieten sie sich, da sie keine Zitierbarkeit im Wissenschaftsbetrieb anstreben, keine stabilen Texte schaffen, keine redaktionelle Verantwortung aufbauen, die in der wissenschaftlichen Debatte Beiträge verantworten muß, im Moment nur bedingt an. Man wird überlegen müssen, ob nicht die klarere Aufgabenteilung eben darum von Interesse ist.
Expertenwikis
Neben den Wikis der Wikimedia-Foundation existieren zunehmend Spezial- und Experten-Wikis für Bereiche, die von den Wikimedia-Projekten nicht abgedeckt werden können und sollen. Die Zusammenarbeit mit diesen Wikis und Spezialprojekten sollte gefördert und besser koordiniert werden. Für den beidseitigen Austausch von Inhalten sind verschiedene Integrationsmöglichkeiten oder Föderationen denkbar:
- Einfache externe Links, die durch Templates systematisiert und von einem WikiProjekt gepflegt werden, wie bei Wikipedia:PND
- Transwiki-Importe von Fach- und Spezialwikis wie zum Beispiel Glottopedia, Publicartwiki oder auch WikiTravel
- Integration von Inhalten aus offenen Datensammlungen wie zum Beispiel OpenStreetMap oder OpenLibrary
Dabei wäre es in einigen Fällen hilfreich, Informationen die anderswo gepflegt werden, nicht nur einfach einzubinden, sondern es Benutzern zu erlauben, diese direkt zu bearbeiten. Als Grundlage dafür können eine Projektübergreifende Authentifizierung zum Beispiel mit Hilfe von OpenID und die Verwendung von Web-APIs im Hintergrund dienen. Dies böte sich insbesondere für Projekte an, die vornehmlich mit strukturierten Daten befassen, wie OpenStreetMap oder OpenLibrary.
Wikisource
Nach übereinstimmender Meinung der Teilnehmer des Treffen hat die deutschsprachige Wikisource ein hohes Qualitätsniveau und ist eines der Aushängeschilder der Wiki-Projekte. Dieses hohe Niveau wurde einerseits durch klare Richtlinien zur Transkription und Edition, andererseits durch die obligatorische Bereitstellung von Digitalisaten erreicht.
Zur Erreichung und Aufrechterhaltung dieses Niveaus ist die Mitarbeit wissenschaftlich geschulter Benutzer erforderlich, beispielsweise mit Kenntnis der Schrift, der Typografie, der Abkürzungen etc. im Bereich von Handschriften (Beispiel: das handschriftliche Mathematiklehrbuch Drei Register Arithmetischer ahnfeng zur Practic von Andreas Reinhard aus dem Jahr 1599) und Inkunabeln (Beispiel: das Narrenschiff).
Aus der Sicht der Wissenschaft bringen diese Editionen − wie die Kommentare gleichermaßen – für die WS ebenso wie für den Bearbeiter einen Mehrwert an Reputation mit sich, den die Versionsgeschichte allein nicht ausdrückt. Zu überlegen ist deshalb, in den Einleitungen zum Text (der akademischen Gepflogenheit entsprechend) auch die Editionshistorie mit der Hervorhebung der Leistung der jeweiligen Bearbeiter darzustellen.
Für durchaus zur Verfügung stehende Digitalisate, zum Beispiel frühzeitlicher oder mittel-/neulateinischer Texte (vgl. z. B. den Codex Hammurapi aus dem 18. Jh. v. Chr. oder den Brief einer Schülerin an ihre Lehrerin, vermutl. 10./11. Jh.), bieten die nationalsprachlichen Wikisource-Projekte bislang nur selten einen Ort. Die internationale Einrichtung eines Wikisource-Projektes zu sog. toten Sprachen könnte daher ausdrücklich gefördert werden, zumal die WS-Textsammlungen in der Regel an die Existenz einer Wikipedia in den Landessprachen geknüpft sind.
Wir empfehlen ein internationales Treffen von Vertretern der verschiedenen Wikisource-Projekte, um sich über qualitative Maßstäbe von Quellensammlungen auszutauschen und gemeinsam Ideen von Editionsmöglichkeiten zu entwickeln.
Fußnoten
- ↑ Robert Hoffmann: A wiki for the life sciences where authorship matters. In: Nature Genetics 40, p. 1047-1051 (published online at 27 August 2008 doi:10.1038/ng.f.217
- ↑ B.T. Adler, L. de Alfaro, I. Pye, V. Raman: Measuring Author Contributions to Wikipedia. In: Proceedings of WikiSym 2008
- ↑ Fernanda B. Viégas, Martin Wattenberg, Kushal Dave: Studying Cooperation and Conflict between Authors with history flow Visualizations. In: Proceedings of SIGCHI 2004, p. 575--582